Dann beginnen wir erst mal mit etwas Technik und Wissen, bevor es weiter geht, ich versuche gern auf alle Fragen einzugehen. Wer tiefer einsteigen will, findet bei google und
http://www.panorama-community.de eigentlich alles, was es zu wissen gibt.
Hardware:
Benötigt wird eine
Kamera mit
möglichst weitwinkligem Objektiv. Ideal ist eine Spiegelreflexkamera mit Ultaweitwinkel oder Fisheye Objektiv. Ich habe dafür bei obigem Panorama eine EOS 600D mit einem Tokina 11-16 Objektiv verwendet. Da diese Ausrüstung letztens gestohlen (Mietwagen in der Kairbik aufgebrochen worden) gestohlen wurde, ist es nun ein Tokina 10-17mm Fisheye, mit welchem ich nur noch halb so viele Fotos benötige. Ferner, wie schon jemand angesprochen hat, wird ein
Nodalpunktadapter benötigt. Da die Panoramen aus mehreren Bildern zusammengesetzt werden, muss die Kamera mehrmals gedreht werden. Dabei ist entscheidend, dass exakt in der optischen Achse des Objektives gedreht wird, um räumliche Verschiebungen zu unterbinden, welche das Zusammensetzen der Bilder unmöglich machen würden. Hierfür verwende ich einen Nodal Ninja 3 Mark II. Die Kamera sitzt also nun auf dem zuvor richtig eingestellten (etwas tricky) Nodalpunktadapter. Dieses Gespann kommt dann schließlich auf ein
Stativ. Hier verwende ich im Fahrzeuginneren Reisestative, da man mit größeren Stativen Platzprobleme bekommt. Derzeit verwende ich ein Manfrotto 732CY.
Die Kosten kann sich jeder ergoogeln, hat man bereits eine Fotousrüstung und ein passenden Objektiv, braucht man nur noch einen Nodalpunktadapter.
Aufnahme:
Dann geht es los mit der Aufnahme. Im Autoinneren natürlich viel aufwendiger als ein Panorama im Freien. Das Kamera-Nodalpunktadapter-Stativgespann wird nach Wunsch im Fahrzezug plaziert. Bei mir normal einmal auf dem Fahrersitz, einmal auf der Rückbank. Beim Cadillac Escalade auch bequem auf dem Fußboden möglich

. Dann wird die Kamera entsprechend eingestellt. Manueller Fokus, manuelle Weißabgleich, manuelle Blende und Belichtungszeit. Dann wird mit dem fotografieren begonnen. Je nach Brennweite bestimmt sich die Anzahl der benötigten Bilder. Bei dem 11-16 Objektiv waren es 16 Fotos, bei dem 10-17 komme ich nun mit 8 Fotos aus. Nach jedem Foto wird also um eine gewisse Gradzahl weiter gedreht, sowie nach oben und unten geschwenkt. Im Auto bedeutet das natürlich jedes mal Tür auf/Tür zu und mit Funkauslöser oder Selbstauslöser auslösen. Ich nehme jedes Foto in 3 Belichtungszeiten auf, sodass am Ende ein HDR erstellt werden kann. Wenn alle Fotos im Kasten sind, kommt schließlich noch ein Foto vom Sitz, dort wo das Stativ stand, damt dieses später aus dem Bild verschwinden kann.
Software und Bearbeitung:
Daheim angekommen geht es dann weiter mit den Bildern. In der Hoffnung, dass man bei der Aufnahme keine Fehler gemacht hat (dafür werdet ihr leider auch noch Beispiele von mir sehen). Alle Bilder werden in ein Stitchingprogramm geworfen. Ich verwende das kostenpflichtige
Stitchingprogramm PtGUI. Es gibt aber auch kostenlose Alternative (z.B. Hugin). Damit werden die Bilder automatisch so ausgerichtet, verzerrt und verbogen, dass ein sogenanntes Kugelpanorama entsteht. Also ein Bild, das komplette 360° x 180° darstellt. Hier muss nun oft noch nachkorregiert werden, Fehler beseitigt werden, etc. PtGUI übernimmt bei mir auch die HDR Erstellung. PTGui ist auch gut darin, dass Bild vom Sitz (ohne Stativ) entsprechend halbwegs einzubinden. Da dies bei Panoramen im Auto jedoch (da der Sitz dreidimensional ist und man meist kein Foto aus 100% der richtigen Perspektive hat) viel schwerer als bei "Freiland" Panoramen. Hier ist meist noch nacharbeit in
Photoshop (oder anderem Programm) nötig um ein halbwegs sauberen Sitz ohne Stativ hin zu bekommen. Bei meinen Panoramen werdet ihr oft sehen, dass dieser Bereich auch nicht sonderlich ordentlich ist. Aber wer starrt schon genau nach unten auf den Sitz

. Hat man dann ein fertiges Kugelpanorama, sieht dieses aus wie die Vorschaubilder hier im Thread. Um es im Internet interaktiv präsentieren zu können, verwende ich noch die Software
krpano als Panoramaviewer. Damit erstelt man ein interaktives Flash oder HTML5 Panorama wie ihr sie hier seht. Krpano ist sehr mächtig und kann noch sehr viel mehr, eigentlich alles, was man sich im Panoramabereich vorstellen und wünschen kann. Auch hierfür gibt es kostenlose Alternativen.
Ich hoffe etwas Licht ins Dunkle geschafft zu haben und hoffe, nicht zu sehr verwirrt und abgeschreckt zu haben. Es klingt aufwendig und es natürlich auch in gewissem Maße. Jedoch ist die Panoramafotografie für mich zum tollsten Bereich der Fotografie geworden. Nicht nur in Autos. Es gibt für mich keine bessere Möglichkeit Erinnerungen zu digitaliseren. Im Urlaub an tollen Stränden, etc. Mit etwas Übung gelingen Panoramen (zumindest außerhalb des Autos) locker in einer Minute.
Weitere Fragen beantworte ich natürlich gerne und freue mich über Rückmeldung, ob ich jemanden animieren konnte, vielleicht selbst bald Kugelpanoramen zu erstellen.
Gruß,
Steve
EDIT:
Halten Stative auf Autositzen, oder hast du da spezielles Material angeschafft?
Gerne noch kurz hierzu, da die Frage auch oft von anderen Panoramafotografen an mich gestellt wird. Klar merkt man bei jeder Berührung, dass das Stativ wackelt und nicht stabil auf dem Sitz steht. Habe aber über die Zeit den Eindruck gewonnen, dass die Polster der Sitze ein "Gedächtnis" haben. So sehr das Stativ bisher beim drehen auch gewackelt hat, oder auch beim zuknallen der Türen, es scheint sich immer wieder in die richtige Position auszupendeln. Wichtig ist natürlich, dass es nicht verschoben wird, dann kann man von vorne anfangen.