Sixt, Daimler und ein wütender Tesla-Besitzer

Denn die Daimler-Ingenieure nahmen den Mietwagen auseinander. Der Unterboden, das Navigationssystem, der Innenraum und Teile der Karosserie wurden entfernt und vor der Abgabe bei Sixt wieder montiert. Daimler hatte einen Mietvertrag mit Sixt, in dem Vergleichsfahrten und Tests nicht untersagt waren. Der Haken: Ein Tesla Model X hat Sixt nicht in der Flotte.

Ein Model X hat Sixt nicht in der Flotte

Aber wenn ein Großkunde wie Daimler ruft, macht Sixt sich lang. Und besorgt Autos, die nur schwer zu bekommen sind – über dritte Vermieter. Wie in diesem Fall, dem auf Elektroautos spezialisierten Vermieter aus Oettingen in Bayern. Elektromotron lieferte ein Model X in der P100D-Ausführung samt frei geschaltetem „Ludicrous“-Modus, Teslas Topmodell.


Wie bei einer Automiete üblich, gab Daimler das Model X zur vereinbarten zurück., bezahlte die Mietkosten und alles war geregelt, oder? Nicht ganz. Denn Elektromotron stellte fest, dass sein Auto, durch Sixt vermittelt, von Daimler zu Testfahrten missbraucht und auseinandergebaut wurde. Dabei entstanden Schäden am Auto. Elektromotron stellte eine Rechnung zur Schadensbegleichung an Sixt – auch wie es üblich ist. Nun belief sich diese erste Forderung auf eine Gesamtsumme von mehr als 80.000 Euro.


Neben den Schäden wollte Elektromotron Nutzungsausfall und andere Schäden abrechnen. Und als besonderes Schmankerl: Ein NDA als Bestandteil der Rechnung sollte 20.000 Euro kosten. In einem Non Disclosure Agreement vereinbaren beide Seiten Stillschweigen gegenüber der Öffentlichkeit oder anderen, im Vertrag nicht festgehaltenen Parteien. Eine Verschwiegenheitserklärung ist in beiderseitigem Einverständnis normalerweise kostenfrei. Nun wollte Elektromotron dafür 20.000 Euro in Rechnung stellen.


Sixt zahlte diesen Teil der Rechnung nicht, Elektromotron ging an die Presse. Der lokale Vermieter stellte sich als Opfer dar, das von Daimler und Sixt geschröpft wurde. Und als Vermieter, der ein mehr als 100.000 Euro teures Autos nur noch mit Schrottwert zurück bekam. Die DEKRA bezifferte den am Auto entstandenen Schaden auf 15.700 Euro (exkl. MwSt.). Sixt zahlte diesen Ausgleich inklusive der Gutachterkosten. Weigerte sich aber, einen höheren Ausgleich zu zahlen – oder sich auf das unlautere NDA einzulassen.


Daraufhin wandte sich der private Vermieter an den Spiegel. Das Spiel in den Medien nahm seinen Lauf. Von einem Tesla Model X, das nur noch Schrott wert wäre, vom bösen Konzern gegen kleinen Vermieter war die Rede. Doch Elektromotron stellte am 5.12.2017 erneut eine Rechnung an Sixt – dieses Mal über 185.000 Euro und erneut mit einer Vereinbarung zum Stillschweigen über 20.000 Euro. Sixt zahlt auch dieses Mal nicht. Elektromotron wird hier kein Geschäft machen können.


Bild: Tesla