Testfahrt Mercedes-Benz C220 BlueTEC

So gehört sich das einfach in einem Auto, das inzwischen mit jeder Modellreihe zum Klassiker auf Deutschlands Straßen gereift ist. Aber ist diese Hürde erst einmal genommen, präsentiert sich uns der neue Mittelklasse-Edellaster schon vor dem offiziellen Marktstart von seiner besten Seite. Oder nicht? Finden wir es heraus in einem C220 BlueTEC T-Modell von Hertz. Neben Europcar hat nun auch Hertz den schönen Kombi in der Flotte.



Sein Auftritt: Glanzlicht im Einheitsgrau der Autowelt


Eine Sache muss man im Leben einfach mal gemacht haben. Einen Baum pflanzen, ein Haus bauen und etwas in den Händen halten, bevor alle anderen dran dürfen. Nein – es ist nicht das, woran ihr jetzt schon wieder denkt. Wir meinen vielmehr die Exklusivität ein Auto zu bewegen, das erst in ein paar Tagen das Licht der Händlerräume erblicken wird. Dementsprechend werden wir am besagten Testwochenende im C220 BlueTEC T-Modell von Hertz wohlwollend und neugierig beäugt. Die C-Klasse macht aus ihrer Abstammung keinen Hehl. Bis zur B-Säule gleicht sie der Limousine und damit dem Schlachtschiff S-Klasse, die derzeit die Benchmark in der Luxusklasse setzt. Diese Formensprache setzt sich am T-Modell wunderbar fort. Exakte Seitenlinien und organische Schwünge formen aus Blech ein ansehnliches Stück Automobil, das den zunächst praktischen Nutzen des hohen Dachs überm Kofferraum zur Nebensache degradiert. Die Heckleuchten ziehen Anleihen aus dem S-Klasse Coupé und mit ein bisschen Fantasie hören wir auch schon den Achten der aus dem künftigen C63 AMG unterm sportlichen Kombiheck hervorblubbern.



Sein Antritt: Ungehobelt und unverwüstlich mit einem Schuss Drehmoment-Bizeps


Aber hier haben wir es mit einer guten (Hubraum-)Hälfte davon zu tun. Es ist der bewährte 220 BlueTEC, der nach wie vor 125KW/170 PS und einen 400 NM Punch aus 2,15 Litern Hubraum holt. Laut Werksangabe geht es damit in 7.6 Sekunden vom Stopp-Schild auf Landstraßen-Tempo und nach unserem Lieblingsschild auf der Bahn auf bis zu 230 Spitze. Ausprobiert haben wir beides nicht. Denn dazu erzieht erstens der Respekt vorm Neuwagen-Geruch und zweitens der Wagen selbst. Sein Charakter ist trotz des athletischen Äußeren ein eher gediegener. Fährt man lässig und entspannt, fühlt sich das T-Modell am wohlsten. Die 7-Gang Automatik verschleift die Gangwechsel unmerklich und lässt den Vierzylinder niedertourig vor sich hinbrummeln. Sanft beschleunigen, sanft bremsen – dann merken die Passagiere im klavierlackigen Innenraum kaum etwas von der Fahrt. Bei forcierterer Gangart im Agility-Control Modus auf S und beim Versuch, per Schaltwippenzug die Gänge manuell zu sortieren, sträubt sich das Auto etwas. Die Lenkung hat eine optimale Servounterstützung und wirkt gut ausbalanciert. Audifahrer würden sich mehr Lenkkrafthilfe wünschen, BMW-Jünger mehr Direktheit. Alles in allem macht die neue Raumlenker-Hinterachse und die etwas straffere Auslegung ihren Dienst für den Alltag ordentlich.



Sein Abgang: Ein paar Macken muss ein Charakterkopf einfach haben


Das neue C-Klasse T-Modell sieht fantastisch aus und fährt sich eben, wie man es von einem Auto des Modelljahrgangs 2015 erwartet: Gut! Die Antriebseinheit war und ist eine grundsolide Kraftquelle ohne Allüren. Im Vergleich zum 20d im Dreier und zum 2.0TDI im A4 ist der 220CDI oder BlueTEC ein Charakterkopf. Beim Wechsel von Fahrstufe D in den Rückwärtsgang und umgedreht schüttelt sich das Auto kurz. Als wolle es sagen: „Jawohl, bin wach.“ Klang und Kraftentfaltung sind eher Flensburger Pils denn Becks Ice – herb und kehlig. Beim Infotainment ist auch im neuen Modell Luft nach oben. Die Grafiken von Mercedes sind zwar s-klassig animiert, stehen aber im krassen Gegensatz zu den bunten Icons im Garmin Map Pilot. Vom Klang einer Serienaudio-Anlage haben wir uns auch ein bisschen mehr Höhen und Tiefen versprochen. Aber es braucht ja noch Platz für die Burmester-Anlage. Wirklich gut haben uns die Sportsitze der Avantgarde-Ausstattung gefallen und die bombenfeste Verarbeitung. Da scheppert und knarzt nichts. Auch beim Haptik-Test schneiden die Oberflächen überdurchschnittlich gut ab. Hier haben die Innenausstatter ganze Arbeit geleistet. Wir fühlen uns wohl. Irgendwie haben wir schon wieder Lust drauf, noch eine gepflegte Runde zu drehen. Wo ist denn jetzt schon wieder dieser Schlüssel? Arrghh…



Mercedes-Benz C220 BlueTEC T-Modell.


– 170 PS (bei 3000 bis 4.200 rpm)

– 400 NM Drehmoment (bei 1400 – 2800 rpm)

– 7-Gang Automatik

– 7,6 sek von 0-100

– 229 km/h Spitze

– Avantgarde

– ILS mit LED Scheinwerfern

– Toter-Winkel-Warner

– Navigation Garmin Map Pilot

– Sportsitze teils elektrisch verstellbar

– Aluminium und Klavierlack innen



Unser Dank geht an Hertz und Mercedes-Benz für diese Kooperationsmöglichkeit, ein Auto schon vor dem Marktstart bewegen zu dürfen.


Bilder: Mietwagen-News/Mietwagen-Talk