Die Mietwagen-Landschaft 2021: Ein Ausblick

Alle sprechen sie von "Herausforderungen" - das Lieblingswort in den 2020er Pressemeldungen von Europcar und Sixt wird 2021 nicht verschwinden. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben in der Pandemie weiter ungewiss. Der Reiseverkehr wird auf Jahre nicht auf das gewohnte Niveau zurückkehren, Geschäftskunden zunehmend auf Auto-Abos, Langzeitmieten oder gar Leasing setzen. Kleinere Autovermietungen mit einer hoch spezialisierten Flotte (Sport-, Camping- oder Elektroflotte) könnten profitieren - wie auch Sixt, die als einziger großer Autovermieter schnell Produkte entwickelt, die vorhandene flotte bestmöglich zu nutzen (Abo,Langzeitmiete und Carsharing).

Die Maßnahmen der Vermieter im Überblick

  • Sixt sieht sich dank hoher Barreserven (ca. 800 Mio. Euro) und dem nach wie vor nicht abgerufenen KfW-Kredit (ca. 1,5 Mrd. Euro) gut gerüstet
  • Sixt reagiert schnell und flexibel mit Stationsschließungen (zuletzt u.a. Rheine) und Flottenkürzungen auf schwankende Nachfragen
  • Europcar scheint Buchbinder abzuwickeln und integriert die Marke komplett ins Buchungssystem
  • Finanzielle Umstrukturierungen bei Europcar sollen den Service nicht beeinträchtigen
  • Europcar-Stationen bleiben anders als bei Sixt geöffnet
  • Avis scheint seine Stadt-Stationen ebenfalls geöffnet zu lassen
  • Hertz strukturiert in den USA kräftig um, verkauft und modernisiert die Flotte, deutscher Markt nicht betroffen

Mietwagen: Die Gewinner der Corona-Krise

  • Sixt
  • Mietwagen-Preisvergleiche
  • Die Nachfrage nach Auto-Abos zieht kräftig an. Laut einer Umfrage des CAR-instituts (aka Ferdinand Dudenhöfer) können sich 53% der 1163 Befragten vorstellen, ihr nächstes Auto zu abonnieren. Häufigster Grund: Unerwartete Reparatur-Ausgaben trüben die Freude am eigenen Auto
  • Vermieter von Wohnwagen, Wohnmobilen und ähnlichen Reisemobilen (extrem hohe Auslastung laut ADAC)
  • hoch spezialisierte Vermieter für Sportwagen (Kunden so: "Hubraum statt Urlaub")
  • Markengebundene Vermieter mit garantierten Modellen (Porsche Drive, Audi ondemand
  • Kleinere aber persönliche Autovermieter mit hoher Servicekultur (Starcar, deisenroth & söhne, usw.)
  • Transporter-Vermietungen mit großen Flotten für Versanddienstleister (Sixt, Ford Fleet, Autohausketten, Robben & Wientjes, usw.)

Während einige Anbieter im Mietwagensektor schnell reagieren und praktisch von Woche zu Woche planen, wirken Hertz, Avis und Europcar gefährlich behäbig und zugeschnürt. Sie klammern sich steif ans Kerngeschäft statt dieses wie Sixt in verschiedene Produkte aufzusplitten - um mit einer angepassten Flotte und reduziertem Personal eine breitere Kundschaft anzusprechen. Wir dürften uns also nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen, wenn wir prognostizieren, dass Sixt weiter Marktanteile für sich gewinnt und Spezialvermietungen mit cleveren und persönlichen Ideen im Aufwind sein dürften.


Mietwagen fahren wird teurer

Die neu eingeführte CO2-Steuer wird die Kosten für Mietwagen genauso nach oben treiben wie die allgemeine Marktsituation. Zunächst werden die Flotten verkleinert. Sixt reagiert hier wie erwähnt extrem flexibel und passt erfahrungsgemäß mindestens stündlich die Preise auslastungsabhängig an. Alle anderen Vermieter dürften bei steigender Nachfrage ebenso nachziehen und die Preisgestaltung nach oben anpassen. Sonderaktionen wie den Sixt Flashsale oder saisonale Angebote wie den Hertz Springsale wird es weiterhin geben. Vermutlich werden die Rabatte nicht ganz so üppig ausfallen wie gewohnt.


An der Tankstelle merken wir die neue CO2-Steuer bereits deutlich. Dieselkraftstoff ist um ca. 20 Cent pro Liter teurer geworden. Benzin hat sich je nach Sorte zwischen 15 und 25 Cent pro Liter verteuert. Wer seine Kosten kilometergenau aufschlüsselt und die Ausgaben für Kraftstoff mit einfließen lässt, wird Ende 2021 mehr für seine Mietwagen bezahlt haben.

    Kommentare 2

    • Ist denn SIXT wirklich ein Gewinner? Hier in Hamburg haben immer noch diverse Sixt-Stationen geschlossen, während bei der Konkurrenz von Avis und Enterprise alle offen haben. Mag ja sein, dass Sixt besonders flexibel reagiert hat, aber sie hatten auch die höchste Stationsdichte in D und waren quasi überversorgt. Das fiel ihnen 2020 auf die Füße. Der Umsatz- und Gewinneinbruch für 2020 ist zudem heftig, Barreserven hin- oder her.

    • Ich möchte doch einige Punkte ergänzen:


      Sixt reagiert schnell und flexibel mit Stationsschließungen (zuletzt u.a. Rheine) und Flottenkürzungen auf schwankende Nachfrage

      - grundsätzlich richtig, aber z.B. in Rheine handelte es sich um einen Lizenznehmer der auch seine Niederlassung in Gronau und Ahaus geschlossen hat


      Hertz strukturiert in den USA kräftig um, verkauft und modernisiert die Flotte, deutscher Markt nicht betroffen

      - Ich denke der Deutsche Markt ist sehr wohl betroffen. Auch hier wurde etliche Filialen geschlossen, Mitarbeiter von jetzt auf gleich in Kurzarbeit geschickt oder direkt gekündigt und Öffnungszeiten drastisch runtergefahren.


      Transporter-Vermietungen mit großen Flotten für Versanddienstleister (Sixt, Ford Fleet, Autohausketten, Robben & Wientjes, usw.)

      - also diese Wagen führt eigentlich jeder Autovermieter. Buchbinder, Avis und Hertz waren bis dato sehr stark in dem Bereich. Es birgt aber ein hohes Risiko aufgrund von sehr hohen Schadensquoten und Zahlungsausfällen.