Hertz und andere Vermieter suchen händeringend Autos

Hertz hat es nicht leicht. Erst bekommen sie ihre Autos auf dem Gebrauchtwagenmarkt nicht los. Und nun, ein Jahr später, kommen sie nicht an Neuwagen, um die Flotte wieder dem Bedarf entsprechend aufzustocken. Die Halbleiterkrise schlägt voll auf dem Automarkt ein.

Massive Lieferschwierigkeiten der Autohersteller beeinträchtigt Autovermietungen

Auch Enterprise und Sixt haben nicht nur in den USA ihre Flotten drastisch reduziert. Ziel war es, den gigantischen Kostenapparat in den Griff zu bekommen. Von heute auf morgen waren Anfang März 2020 die Einnahmen weggebrochen. Im investitionsintensiven Geschäft der Autovermietungen ist das Ausbleiben von Einnahmen äußerst gefährlich und bringt Autovermietungen schnell an die Liquiditätsgrenze. Mitarbeiter wurden beurlaubt und Stellen massenweise gestrichen, Immobilien und Stationen verkauft.


Ein Jahr später - die Impfkampagnen laufen auf Hochtouren - öffnen sich die Märkte wieder. Menschen kehren an ihre Arbeitsplätze zurück, Flughäfen werden wieder frequentierter angesteuert. Und selbst die Reisebranche nimmt wieder Fahrt auf. Was in Deutschland erst verspätet eintritt, wird in den USA gerade zu einem massiven Problem: Unternehmen können den sprunghaft gestiegenen Bedarf der Kunden nicht decken - so auch die Automobilbranche, die unter der anhaltenden Halbleiterkrise leidet.


Diese hatte ebenso wie die meisten anderen Unternehmen eklatant Stellen und Produktionen pausiert und teilweise komplett stillgelegt. Nun hat diese schwerfällige Industrie Probleme, die Produktion dem Bedarf entsprechend wieder hochzufahren, weil Teile und Rohstoffe fehlen. Das Ergebnis: In den USA warten Autohändler und Autovermietungen teils wochenlang auf Neuwagen. Was in Europa Usus ist, gilt in den USA als Frevel. Hier zieht man am Nachmittag los um ein Auto zu kaufen und fährt es am frühen Abend aus dem Showroom.

Bis zu 320 Dollar pro Tag - für einen Ford Focus

Hertz, Enterprise und Alamo suchen aktuell händeringend nach Nachschub für ihre auf hold gestellten Fuhrparks. Die Mietwagen sind älter als im Schnitt vor der Pandemie in der Flotte, bekommen mehr Laufleistung und werden später ausgeflottet. Bestellungen für Neuwagen können durch die Hersteller bei weitem nicht vollständig bedient werden. Deshalb schauen sich die Vermieter auf dem Gebrauchtwagenmarkt um - das gab es vorher bei den großen Autovermietungen noch nie, wie Bloomberg schreibt. Doch auch bereits zugelassene Autos werden teurer. Die Gebrauchtwagenpreise sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 52% gestiegen.


Die gestiegenen Preise im Einkauf wirken sich direkt auf das Preisgefüge der Mietwagen selbst aus. Üblicherweise sind Mietwagen in den USA billig im Vergleich zu Europa. Da aber die Nachfrage derart nach oben geschossen ist, zeigen die auslastungsabhängigen Buchungssysteme der Autovermietungen Preise an, die bisher als undenkbar galten. Das heftigste Beispiel können wir in L.A. und San Francisco nachvollziehen. In den Westküstenstädten zahlt man rund 320 Dollar für die Tagesmiete Kompaktklasse bei Hertz - einem Ford Focus.