Fahrer bei der Autovermietung

  • Ich war vor kurzem bei einem ‚Bewerbungsgespräch‘ bei Enterprise für eine Vollzeitstelle als Fahrzeugpfleger/Fahrer.
    Der „übertariflich“ angepriesene Lohn hätte sich auf 9.50€/h belaufen. Bei einer grottigen Work-Life Balance alà 60h/Woche
    (soll wohl 2x monatlich passieren) ein wahrer Traumjob. :wacko:

  • Ist natürlich kein super Stundenlohn, aber es werden doch im Prinzip auch keine Qualifikationen außer eine bestandene Führerscheinprüfung verlangt, oder? Von daher finde ich eine Bezahlung knapp oberhalb des Mindestlohns eigentlich ok.

  • Also wenn dann würde ich den Job über externe Firmen machen, ich bevorzuge es auch auf selbstständiger Basis. Man hat dann freie Zeiteinteilung und ich kann auf der Rückfahrt in der bahn andere Dinge tun. Wenn man die Rückfahrt nicht sinnvoll nutzen kann und es quasi Arbeitszeit ist dann würde ich von dem Job abraten.


    Wenn man keinen Nebenjob sucht, oder einem Nebenjob mit geregelten Arbeitszeiten nachgehen kann dann würde ich mich nach einem anderen Job umschauen.
    Die Vorteile an dem Job sind für mich die schöne Arbeit und Punkt 1 die freie Zeiteinteilung.


    Paketboten, Lagerarbeiter etc. haben teilweise auch keine besseren Arbeitsbedingungen.
    Wenn du einen Nebenjob suchst um mal mehr oder auch mal 2-5 Wochen gar nicht zu arbeiten such mal nach externen Dienstleistern, wenn du einen geregelten Job oder gar eine Vollzeitstelle Suchst würde ich mir was anderes suchen.


    Die Vermieter schmeißen das Geld ja nicht zum Fenster raus, schließlich wollen ja auch kaum Leute für einem Mietwagen einen Preis bezahlen der dieses mit abdecken würde.

  • Als Student würde ich lieber in dem Bereich arbeiten, den ich studiere und den ich später auch machen möchte. Das bringt nicht nur wesentlich mehr Geld, sondern auch wesentlich mehr Erfahrung. Die Fahrerjobs kannst du in die Tonne treten, das ist bis zur 450€ Grenze vielleicht sinnvoll. Aber darüber hinaus gibt es mMn bessere Möglichkeiten.

  • Ich habe während des Studiums zuerst bei Sixt, dann kurzzeitig bei Hertz und Europcar und am Ende wieder bei Sixt als Checker/Fahrer gearbeitet. Meine Erfahrungen:


    Bei Sixt war ich nicht direkt angestellt, sondern bei einer Sicherheitsfirma mit Sitz in Berlin. Es gab 8,50€/h und die Zeiten waren flexibel. Jeder musste ein Wochenende im Monat arbeiten. Die Fahrten fanden zwischen Wolfsburg, Salzwedel, Berlin und Leipzig statt, es gab aber auch Tage an denen man 15 Fiestas 2 km zur Waschstraße und zurück bewegt hat. Fahrten zu Ausflottungshöfen wurden stets an Fremdfirmen übergeben.


    Bei Hertz war ich direkt angestellt, da die Station aber sehr klein war habe ich hauptsächlich als RSA gearbeitet und bei Bedarf Fahrzeuge gereinigt oder zugestellt. Die weiteste Fahrt die ich dort hatte war ca. 20 km. Auch hier 8,50€/h und Dienstplan angepasst an meine Vorlesungszeiten.


    Bei Europcar war ich ebenfalls direkt angestellt. Es wurde immer im Wechsel als Checker und als Fahrer gearbeitet, damit sich niemand die Rosinen rauspickt und nur Zustellungen fährt während andere nur Autos reinigen. Fahrten fanden hier u.a. zwischen Hannover, Berlin und Leipzig statt. Die Fahrten zu den Ausflottungshöfen wurden ebenfalls von den Fahrern der Station übernommen und nur in Ausnahmefällen an Fremdfirmen übergeben. Der Dienstplan wurde ebenfalls an die Vorlesungszeiten angepasst, es gab hier aber nur 6€/h.


    Also zurück zu Sixt:
    Erneut bei der Sicherheitsfirma in Berlin angestellt, gab es nun schon 9€/h. Dafür waren jetzt 3 Wochenendschichten im Monat Pflicht und man durfte ein Wochenende frei haben.


    Fazit: Es steht und fällt alles mit der größe der Station und der Anzahl der Stationen im Umkreis. Wenn du am Flughafen arbeitest, hast du vielleicht eher mal die Chance, ein besonders Leistungsstarkes Fahrzeug zu bewegen. Da eine Flughafenstation aber eher selten Zustellungen macht, bewegst du das Fahrzeug vielleicht nur im Parkhaus oder maximal zur Waschstraße. Für einen Studenten der sich maximal 450€ dazuverdienen will ist das aber ein super spaßiger Job. Und der Mitarbeitertarif bei Sixt ist auch nicht übel ;)

  • Vor einiger Zeit war ich Fahrer und Fahrzeugreiniger in einer Stadtstation einer großen deutschen Stadt für Enterprise.


    Das System Enterprise lief so: Fahrzeugbestand und Fahrzeugbuchung haben nichts miteinander zu tun. Erstmal werden so viele Buchungen wie möglich entgegengenommen und dann wird versucht, Autos zu organisieren. Automangel ist Grundzustand. Es gibt ein großes Geschiebe von Fahrzeugen zwischen den Stationen einer Stadt und darüber hinaus. Die Flottenauslastung ist dadurch hoch.

    Zu den Buchungen von Privatkunden kommen Firmenkunden und viele Versicherungsaufträge. Die Versicherung(en) gaben Enterprise alle Aufträge für Ersatzautos, im Gegenzug musste Enterprise alle erfüllen. Oft mussten die Autos zu Adressen um die Ecke zugestellt werden, manchmal aber halt auch 150 km entfernt zum Ende einer Sandstraße im Wald.

    Ich gurkte also dauernd durch die Gegend und vermietete den Leuten solche Autos. Alle Nase lang rief jemand aus der Station auf meinem Handy an und fragte, wo ich denn bliebe; Kunde Herr Eilig warte auf das Fahrzeug, was ich auf dem Rückweg von der Station in Leerhausen mitnehmen soll und dann noch reinigen muss.

    Reinigung fand von außen per Hand statt, um Kosten und Zeit zu sparen.


    Zu meiner Zeit gab es noch den alten Schadenbewerter, das empfand ich als sehr angenehm, da man bei Fahrzeugübergaben und -Rückgaben sich mit den Kunden nicht um jeden kleinen Kratzer auseinandersetzen musste.


    Es gab null Toleranz für illegale Praktiken. Beim Fahrzeugbestand war Dauerimprovisation gefragt, aber es wurde nie ein einziges Fahrzeug in nicht verkehrstüchtigem Zustand vermietet. Die Mitarbeiter mussten kreative Lösungen für die täglich drängenden Probleme finden, aber sobald da irgendwer Verbotenes anstellte, flog der sofort raus. Gerade bei großen Firmen sollte Gesetzestreue selbstverständlich sein, leider ist es das nicht. Enterprise hebt sich da in meiner Wahrnehmung positiv vom Durchschnitt ab, das empfand ich angenehm.

    Angenehm empfand ich auch, dass auf ein offenes und nicht-diskriminierendes Klima geachtet wurde. Die Schulungen dazu waren nicht nur Lippenbekenntnisse.


    Es gab viel unangenehme Arbeit, die ganze anstrengende Reinigung der Fahrzeuge per Hand besonders bei Hitze oder Kälte ging mir auf die Nerven, dafür war die Bezahlung nicht angemessen. Mit Freude denke ich an viele schöne Fahrten zurück. Alle Mitarbeiter hatten Dauerstress, aber es gab einige tolle Persönlichkeiten darunter, mit denen man sich trotz der Umstände eine schöne Zeit machte. Und von Zeit zu Zeit ergaben sich auch mal Freiräume, um sich abseits all der irdischen Zwänge allein mit den Autos zu beschäftigen.


  • Zitat

    Reinigung fand von außen per Hand statt, um Kosten und Zeit zu sparen.

    Kurze Frage peak///M : Schafft man es mit einer Reinigung per Hand außen Zeit zu sparen (hieß vermutlich ein Lappen und "Trockenwäsche") ? Wenn das Auto kaum dreckig ist bestimmt, aber bei stärkeren Verschmutzungen inkl. Insektenfriedhof? Da sind doch die 7 min. in der Waschanlage am schnellsten.

  • Kurze Frage peak///M : Schafft man es mit einer Reinigung per Hand außen Zeit zu sparen (hieß vermutlich ein Lappen und "Trockenwäsche") ? Wenn das Auto kaum dreckig ist bestimmt, aber bei stärkeren Verschmutzungen inkl. Insektenfriedhof? Da sind doch die 7 min. in der Waschanlage am schnellsten.

    Zu meiner Zeit bei Enterprise Köln wurde auch gerade die Handwäsche eingeführt. Das wird vor allem im Sommer praktiziert, bei starker Verschmutzung wird trotzdem durch die Waschanlage gefahren. Die Wäsche ansich wird mit Mikrofasertüchern und einem Mittel durchgeführt, das reinigt und gleichzeitig versiegelt. wie es heißt, habe ich vergessen. Damit kann ein geübter Mitarbeiter ein Auto in ca. 5-10 Minuten außen fertig haben (Wir reden nicht von einer perfekten Aufbereitung...). Bei einer Fahrt durch die Waschanlage muss der gesamte Prozess betrachtet werden: Tankkarte aus dem Büro holen, Fahrt zur Waschanlage, Ticket kaufen, ggf. warten, die Wäsche selbst, Rückfahrt, Quittung und Tankkarte abgeben. Da sind schnell 20 - 30 Minuten weg für eine einfache Wäsche. Außerdem kostet die Wäsche auch für eine Vermietung ca. 6€, sodass die Handwäsche durchaus auch Kosten spart (Zusätzlich fällt natürlich die Reinigung der Tücher an).

    Insgesamt war die Atmosphäre bei Enterprise ganz gut, die Organisation aber chaotisch - das deckt sich mit den Erfahrungen hier. Ziel ist, dass der Kunde ein Auto bekommt. Welches genau, ist dann eher nebensächlich, da der Hof die meiste Zeit komplett leer ist.

  • Weil bei Enterprise leider auch alles auf die Auslastung ausgelegt ist.


    Deswegen ist es dann wahrscheinlich besser wenn ein Kunde mal kein Auto bekommt als wenn man es für ihn besorgt hätte, er es doch nicht braucht und dann auf dem Hof rumsteht...


    Dieses Prinzip machte zu meiner Zeit und meiner Meinung nach auch schon viel "kaputt", weil so auch leider nie/selten eine Auswahlmöglichkeit bestand.

  • Die Frage von tobias.S beantwortete OpaHilde zutreffend.


    Bei starker Verschmutzung wird durch die Waschanlage gefahren, Insekten gehören dazu aber nicht, dafür gibt es gut funktionierenden Insektenentferner.

    Schneller und günstiger geht es so bestimmt, aber die Mitarbeiter sind am fluchen und nebeln sich mit den Reinigungsmitteln ein, dieser Insektenreiniger ist nicht ohne.


    Ich vergaß, etwas zum Umgang mit Schäden zu schreiben.

    Eigentlich sollte man ja annehmen, dass je preisbewusster kalkuliert wird, desto höher die Mauschelei mit Schäden sei. Bei Enterprise war aber das Gegenteil der Fall, die hatten von allen Autovermietungen, mit denen ich intensiv zu tun hatte, den fairsten Umgang mit Schäden.

    Grundsätzlich wurden die Autos Schadenfrei vermietet. Verursachte ein Kunde einen Schaden, wurde der repariert. Bei kleineren Schäden konnte das Auto bis zur Reparatur weitervermietet werden, bei größeren Schäden nicht.

    Der Kunde bekam so bei verursachtem Schaden eine Rechnung über eine tatsächlich erfolgte Reparatur und außerdem konnte man grundsätzlich davon ausgehen, dass man ein schadenfreies Auto vermietet bekommt. Bezieht man den alten Schadenbewerter hier mit ein, bekommt man ein faires System.