Von München nach Leipzig: A9 bekommt Schnellladesäulen für Elektroautos

  • Langstreckenmobilität mit Elektrofahrzeugen wird Realität
    Siemens, BMW Group und E.ON errichten Schnellladesäulen entlang der A9 von München nach Leipzig.


    03.04.13 - München. Ganz wesentlich für Kundenakzeptanz und Kaufverhalten ist bei Elektrofahrzeugen die Flexibilität, auch weite Strecken problemlos zurücklegen zu können. Möglich wird dies durch ein Projekt im Rahmen des Schaufensters „ELEKTROMOBILITÄT VERBINDET“ Bayern-Sachsen. Entlang der Autobahn A9 von München über Nürnberg nach Leipzig werden Gleichstromschnellladesäulen installiert, die es den Fahrern von Elektrofahrzeugen ermöglichen, in kurzer Zeit ihr Fahrzeug aufzuladen. Das Projekt wird gemeinsam von Siemens, E.ON und BMW durchgeführt.


    Nachdem Ende Dezember die Förderbescheide des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) zugestellt wurden, startet das Projekt jetzt durch. In einer ersten Projektphase werden die Ladesäulen aufgebaut und getestet. Dabei werden zunächst Vorserienfahrzeuge der BMW AG auf Erprobungsfahrten die Strecke nutzen und die Ladesäulen für Praxistests ansteuern. Ab Mitte Januar 2014 stehen die Schnelllader auch privaten Nutzern zur Verfügung. In der zweiten Projektphase bis Mitte Juni 2014 erfolgt die Anbindung der Infrastruktur an das Ladesäulenmanagement und an das E.ON Backend-System. In Phase 3, beginnend ab Mitte Juni 2014, läuft dann der Vollbetrieb des Systems einschließlich der exemplarischen Anbindung an den Marktplatz für Elektromobilitätsservices der Firma hubject.


    Die Produktprototypen einer Gleichstromschnellladesäule mit dem neuen Combo-Stecker sowie eine Drehstromladesäule für die A9-Elektrifizierung wird Siemens liefern, ebenso die Bereitstellung und Installation des zentralen Ladesäulenmanagements und das übergeordnete Projektmanagement übernehmen. Für die Installation der Ladeinfrastruktur mit Netzanschlüssen, Aufbau etc. sind BMW und E.ON zuständig. E.ON übernimmt zudem die Aufgabe des Betreibers der gesamten Ladeinfrastruktur und wird dabei neue Geschäftsmodelle entwickeln und testen, während BMW Versuchsfahrzeuge stellt, um die Infrastruktur im täglichen Betrieb zu erproben.


    Im Rahmen des Projektes wird somit eine integrierte Gesamtlösung geschaffen. Dirk John, Leiter Road and City Mobility bei Siemens: „Ein Schlüssel für die Akzeptanz der Elektromobilität liegt in der Einbindung der Ladeinfrastruktur in übergeordnete IT-Systeme. Nur so lassen sich umfassende Dienstleistungen für die Fahrer von Elektrofahrzeugen anbieten. Ein Beispiel ist die Einbindung von Clearing House Services, die Roaming für Elektrofahrzeuge ermöglichen. Damit kann ein Fahrer die Ladeinfrastruktur verschiedener Anbieter auf einfache Weise nutzen.“


    Ab Ende 2013 wird mit dem BMW i3 das erste rein elektrisch betriebene Großserienfahrzeug der BMW Group in Leipzig vom Band laufen. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist eine wesentliche Voraussetzung, um der Elektromobilität in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen. „Schon heute kann insbesondere im urbanen Umfeld der größte Teil der Autofahrten problemlos mit der verfügbaren Reichweite reiner Elektrofahrzeuge abgedeckt werden“, stellt Dr. Herbert Grebenc, verantwortlich für den Aufbau von Ladeinfrastruktur bei der BMW Group, fest. „Dennoch ist die Möglichkeit, auch längere Strecken zurückzulegen, ganz wesentlich für eine breite Kundenakzeptanz. Von der Elektrifizierung der A9 erwarten wir ein starkes Signal zum flächendeckenden Ausbau der Schnelllade-Infrastruktur in Deutschland und Europa.“


    Elektromobilität leistet einen wichtigen Beitrag zu einem umwelt- und ressourcenschonenden Verkehrssystem vor allem dann, wenn der Strom regenerativ erzeugt wird und Teil eines intelligenten Energiesystems ist. Alexander Pippert, Leiter Elektromobilität und Smart Home bei E.ON: „Für uns als Energieanbieter ist Elektromobilität, angetrieben mit Strom aus erneuerbaren Energien, ein wichtiger Baustein innerhalb der Energiewende. Wir entwickeln deshalb auch intelligente Ladestrukturen, die den Einsatz von regenerativer Energie optimieren. Schon heute bieten wir unseren Kunden ein Komplettpaket für den unkomplizierten Einstieg in die Elektromobilität an. Außerdem erhöhen wir die Attraktivität dieser Technologie, indem wir neue kundenfreundliche Geschäftsmodelle entwickeln, die den Gesamtenergieverbrauch der Kunden berücksichtigen.“


    Die Bundesregierung hat im April 2012 vier Regionen in Deutschland als „Schaufenster Elektromobilität“ ausgewählt und fördert hier auf Beschluss des Deutschen Bundestags die Forschung und Entwicklung von alternativen Antrieben. Insgesamt stellt der Bund für das Schaufensterprogramm Fördermittel in Höhe von 180 Mio. Euro bereit. In den groß angelegten regionalen Demonstrations- und Pilotvorhaben wird Elektromobilität an der Schnittstelle von Energiesystem, Fahrzeug und Verkehrssystem erprobt.


    Siemens ist Lösungsanbieter auf dem Gebiet der Elektromobilität. Dabei spielen die zugehörigen IT-Lösungen vom Ladesäulenmanagement bis hin zum Lastmanagement eine große Rolle. Siemens beschäftigt sich umfassend mit dem Thema Elektromobilität, von der regenerativen Stromerzeugung über die Entwicklung der elektrischen Infrastruktur samt ihrer Einbindung in intelligente Stromnetze und der Kommunikation zwischen Auto und Netz bis hin zur Fahrzeugseite, wo Siemens sich bei elektrischen Antrieben engagiert.


    Die BMW Group führt 2013 den BMW i3, das erste rein elektrisch betriebene Großserienfahrzeug der BMW Group ein, der BMW i8 folgt 2014. Um den Erfolg der für die Elektromobilität vollständig neu konzipierten BMW i Fahrzeuge zu gewährleisten, wurden seit 2009 mit Testflotten weltweit umfangreiche Erprobungen und Praxistests durchgeführt.


    Mit BMW i verfolgt die BMW Group einen ganzheitlichen Ansatz: Mit maßgeschneiderten Fahrzeugkonzepten, Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette und einer ganzen Reihe von ergänzenden Mobilitätsdienstleistungen definiert BMW i das Verständnis von individueller Mobilität neu.


    E.ON ist bereits mit einer Vielzahl von Projekten und Aktivitäten im Bereich der Elektromobilität aktiv. Diese reichen von der Erzeugung des Stroms aus regenerativen Energien, der Einbindung in intelligente Stromnetze bis zum praktischen Laden der Fahrzeuge. Ein besonders wichtiger Aspekt für E.ON ist die Nutzung von Strom aus regenerativer Energie. Ausschließlich mit Strom aus Wasserkraft geladen, fährt ein Elektroauto heute schon komplett emissionsfrei. Die Batterien der Fahrzeuge bilden außerdem zusammen einen großen dezentralen Speicher, der zukünftig einen Puffer für die wetterabhängig schwankende Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien bilden könnte.


    Pressemitteilung BMW vom 03.04.13

  • Zitat

    Die Produktprototypen einer Gleichstromschnellladesäule mit dem neuen Combo-Stecker sowie eine Drehstromladesäule für die A9-Elektrifizierung wird Siemens liefern, ebenso die Bereitstellung und Installation des zentralen Ladesäulenmanagements und das übergeordnete Projektmanagement übernehmen.

    Mit dem "Combo-Stecker" ist übrigens wahrscheinlich dieses Konstrukt gemeint: OEM einigen sich auf Schnellladekonzept


    Entlang der A1 von Köln nach Hamburg gibt es übrigens auch schon ein Schnellladenetz, das basiert aber auf Chademo, welches zB Leaf, i-Miev, C-Zero und iOn nutzen können. Das mit den Ladesteckern wird noch interessant werden.
    Wegen des neuen "Combo-Steckers" der neuen hier thematisierten Ladekette ist es auch nicht zu bedauern, dass diese erst 2014 öffentlich nutzbar sein wird. Denn zur Zeit ist mir kein Elektrofahrzeug im Verkauf bekannt, welches so einen Stecker benutzen könnte.

  • Da es hier um Schnellladesäulen geht, beziehe ich mich auch nur darauf.
    Mir sind vier verschiedene aktuelle Systeme bekannt:
    - Tesla, gibt es aber meines Wissens nach nur in den USA. Dort hat Tesla viele Schnellladesäulen mit ihrem eigenen System für die Teslafahrzeuge aufgestellt.
    - CHAdeMO, aus Japan stammendes System und kompatibel mit Leaf, i-Miev und seinen Derivaten c-Zero und iOn. Namensherkunft entweder von "Charge" und "Move" oder von "o cha demo ikaga desuka", was japanisch für "Wie wärs mit einer Tasse Tee?" ist. Wenn man gemütlich ne Tasse Tee getrunken hat, ist das Fahrzeug nämlich wieder aufgeladen.
    - combined charging system, welches ich oben verlinkt habe
    - Chamäleon-System, von Renault und kommt erstmalig im Zoe zum Einsatz. Der Ladeanschluss ist hier der sogenannte Typ 2, den auch viele nicht-Schnellladesäulen haben. Der Zoe kann hier über einen Stecker verschiedene Spannungen und Stromstärken aufnehmen und verwurschetelt die dann intern.


    Es gibt zwischen den Systemen auch konzeptionelle Unterschiede. Akkus werden mit Gleichstrom aufgeladen, aus dem Stromnetz kommt aber Wechselstrom. Nun muss irgendwo der Strom geändert werden. Das Chademosystem macht das in der Ladesäule, d.h. aus ihr kommt Gleichstrom. Der Zoe nimmt Wechselstrom auf und ändert ihn intern in Gleichstrom. Deshalb sind die Chademosäulen groß und teuer und die für den Zoe kleiner und billiger. Darüber sind die Hersteller der Ladeinfrastruktur natürlich nicht so glücklich.
    Theoretisch ist es möglich, zwischen allem und jedem eine Apdater zu verwenden. Doch werden die nur selten von den Herstellern angeboten und sind mehr oder weniger externe Bastellösungen, bei deren Verwendng man u.U. die Garantie verliert. Ich verwende sowas nicht.


    Es gibt da noch einiges Gezerre, weil jeder seinen Standard etablieren will. In einigen Jahren wird da hoffentlich mehr Klarheit herrschen.

  • Dann steigt der Stromverbrauch, wir haben jetzt schon nicht genug Speicherkapazität um Schwankungen bei enerneuerbaren auszugleichen, d.h. wir schmeißen alte Kohlekraftwerke wieder an. Das heißt dann Emissionsfreie Mobilität. Lächerlich.

  • Auch bei der Stromproduktion vermute ich, dass es da nicht alles ganz transparent abläuft. Trotz teilweise abgeschalteten Atomkraftwerken und bei den dauernden Meldungen, die deutsche Stromversorgungssicherheit wäre gefährdet, hat Deustchland 2012 seine Strombilanz erheblich verändert.
    http://www.zeit.de/wirtschaft/…/deutschland-strom-export
    Im Vergleich zu 2011 wurde viermal mehr Strom exportiert. Eine Stromknappheit sehe ich bei exportierten rund 20 TWh nun wirklich nicht.

  • ein Update zu den Ladesäulen:
    "Eigentlich wollten die beteiligten Konzerne, darunter Siemens, BMW und Eon, am 9.Dezember die acht Ladesäulen an der Autobahn zwischen München und Leipzig in Betrieb nehmen. Doch nun haben die Firmen den Termin auf Mitte Mai verschoben. Die 'Standortsuche für die Ladesäulen' habe 'längere Zeit in Anspruch genommen als vorgesehen', hieß es. Zudem 'stellt der Bodenfrost bei der Aufstellung der Säulen eine große Unwägbarkeit dar'."
    http://www.sueddeutsche.de/i5d…ssen-auf-sich-warten.html
    Siemens, BMW und Eon scheitern an Bodenfrost und legen Winterpause ein :106:

  • Zudem 'stellt der Bodenfrost bei der Aufstellung der Säulen eine große Unwägbarkeit dar'."


    Da musste ich sofort an das Bild von Tesla (FB-Link) denken, die ihre Supercharger derzeit auch bei Eis und Schnee installieren, um voran zu kommen.


    Und um beim Thema zu bleiben: Tesla hat die ersten Ladesäulen in Deutschland in Betrieb genommen


    Der Nördlichster Supercharger steht derzeit in der Nähe von Siegen... ein weiterer an der A96 bei Aichstetten, in Jettingen an der A8 und entlang der A6 in Höhe Bad Rappenau.

  • Die ersten Ladesäulen sollen sich schon im Testbetrieb befinden. Im Dezember soll die erste komplett elektrische Fahrt von München nach Berlin stattgefunden haben. Es sind doch einige von euch in der Gegend unterwegs. Habt ihr schon welche der Säulen entdeckt?
    In dem Video sieht man grobe Standorte ab 1:57 https://www.youtube.com/watch?v=HEXr4SIwENo
    Vielleicht kann ja mal jemand, falls er da vorbeikommen sollte, einen aufmerksamen Blick auf die Rast- und Autohöfe
    Köschinger Forst Ost, Nürnberg-Feucht Ost, Hermsdorfer Kreuz Ost, Köckern West, Autohof Schleiz und Autohof Münchberg werfen. Bei den beiden anderen Standorten (acht insg.) konnte ich keinen passenden Rast-/Autohof finden. Im Video verläuft die A9 auch westlich und nicht östlich von Dessau, das Video scheint also etwas unpräzise zu sein :D

  • Vielleicht kann ja mal jemand, falls er da vorbeikommen sollte, einen aufmerksamen Blick auf die Rast- und Autohöfe Köschinger Forst Ost, Nürnberg-Feucht Ost, Hermsdorfer Kreuz Ost, Köckern West, Autohof Schleiz und Autohof Münchberg werfen.

    Ich plane demnächst eine rein elektrische Fahrt von München nach Bamberg. Im Rahmen dessen werde ich wohl gezwungenermaßen Bekanntschaft mit der ein oder anderen Säule machen. :)

  • Zitat

    Ich plane demnächst eine rein elektrische Fahrt von München nach Bamberg. Im Rahmen dessen werde ich wohl gezwungenermaßen Bekanntschaft mit der ein oder anderen Säule machen. :)

    Mit welchem Fahrzeug? CCS können bis jetzt nur e-up!, e-Golf und i3.


    Eine Säule habe ich schon genau lokalisieren können. Sie steht an der "Ingolstadt Village" http://www.ingolstadtvillage.c…inrichtungen/e-tankstelle
    Während der Öffnungszeiten kann man sich ne Karte zum Aktivieren der Säule an der Info abholen. Dort gibt es neben CCS auch noch einen Typ-2-AC-Anschluss, was weitere Fahrzeuge zulässt. Soll aber bei den anderen Stationen entlang der A9 wohl nicht fortgesetzt werden und dort solls nur CCS geben.

  • Bin gespannt wann und vor allem ob Tesla da irgend wie einsteigt oder mal endlich was neues rausbringt. Hier in D ist die Aussage der Autohersteller und Energieriesen ja bisher: "ham wer nie gemacht, können wir nicht, ham wer kein Geld für" - Innovationsland! ;-)