Auch wenn der F10 hier schon ein alter Bekannter ist, hat diese Miete doch irgendwie ihren eigenen kleinen Thread verdient, wie ich finde. „Aktuell“ ist sie ja ohnehin nicht mehr. Also bitte nicht schlagen...
Anmietung
Eigentlich, ja eigentlich wollte ich ob der günstigen Raten einmal Sixt Unterrath/Maritim ausprobieren. Zuversichtlich wie ich war und ermuntert durch mehrere jüngere Tatortberichte wurde vor ein paar Wochen eine LDAR-Reservierung mit dem RQ nach einem 530/535 eingespielt; man darf ja schließlich noch hoffen, mal einen der aktuell in der Flotte befindlichen Jackpot-5er zu ergattern.
Am vergangenen Mittwoch dann der Schock: Die Station rief mich an, man könne meinen Wunsch leider nicht erfüllen, da trotz großer Bemühungen kein 530er aufzutreiben sei. Das höchste der Gefühle sei ein 520d, der am Freitag zurückkommen sollte. Warum ein Schock? Klar, die Hoffnung auf einen 90k€-530 war vorhanden, doch ihre Verwirklichung ohnehin wenig realistisch. Insofern hat mich der Anruf nicht überrascht. Vielmehr war ich entzückt davon, dass man meinen RQ tatsächlich vorab gelesen hatte! Als normalerweise Flughafenmieter ist man in der Regel schon froh, wenn der RSA überhaupt einen Blick darauf wirft, während man vor ihm steht… Nichtsdestotrotz habe ich durch den Anruf bedingt meine Erwartungen schonmal zurückgeschraubt und gleichzeitig noch eine Backup-Resi am DUS angelegt. Wer weiß, wozu die noch gut ist…
Kurz vor der Abholung am Freitag zeigte sich bei der Maritim-Buchung ein schwarzer 525d in der App. Zwar kein Jackpot für LDAR, aber immerhin kein PDMR-520d ganz ohne Ausstattung. Im Maritim-Parkhaus angekommen entpuppte der schwarze 525d sich als weißer 525d mit 3/5 (HUD, ACC und ?). Das Wesentliche war also vorhanden. Als ich gerade zum SIXT-Schalter hochgehen und die Miete antreten wollte, riskierte ich noch einen kurzen Blick in die Backup-Resi, wo soeben die Fahrzeugwahl freigeschaltet worden war. Einzige Auswahlmöglichkeit: 535d.
Okay, dachte ich mir, ich will ja nichts bereuen, ergo: schnell blocken und rüber zum Flughafenparkhaus im Sauseschritt, nach dem grauen 535d Ausschau halten. Der war auch schnell gefunden, die Ausstattung hielt, was die wieder hochgeschraubten Erwartungen versprochen hatten. Von daher, sch**ß auf den Flughafenzuschlag und ab dafür. Zwischen LDAR-(fast)-Zonk und Jackpot liegen halt manchmal 20%...
Am Sixt Schalter am DUS wurde ich wie gewohnt schnell bedient, Versicherung über KK wurde ohne große Worte akzeptiert und die Navigebühr konnten sie mir bei LDAR auch nicht unterjubeln.
Witzig fand ich die Drohung des RSA, ich müsse das Auto auf jeden Fall (!!!) wieder hier abgeben, wenn ich mir schon ein so besonderes Modell ausgesucht hätte. Auf meine Entgegnung, dass ich 1. im Prinzip keine Wahl gehabt hätte (einziges Auto in der App) und 2. ohnehin vorhätte, das Auto wieder zum DUS zu bringen und 3. die gestiegene Einweggebühr auch nicht gerade dazu motiviere, die Rückgabe woanders durchzuführen, wurde mir erklärt, das die OW-Gebühr genau aus dem Grund erhöht wurde, damit die Kunden nicht die schönen Fahrzeuge vom Flughafen holen und sie woanders abgeben. Aha, also neigen wohl nicht nur die kleinen Stationen zum Klammern, wenn ihnen mal etwas schönes zufliegt. Übrigens kam der Wagen laut Navi-Historie vom CGN…. Das Beste kam jedoch zum Schluss: „Also nochmal, geben Sie das Auto auf jeden Fall wieder hier ab, sonst berechnen wir nicht nur die OW-Gebühr, sondern stellen Ihnen noch die Rückführung in Rechnung…“ Dazu sage ich jetzt mal lieber nix… Wobei, wo der 535er doch so ein super-duper stationsgebundenes Luxury-Specialcar ist, wäre doch auch noch ein Upsell von LDAR drin gewesen...
Im Parkhaus mussten dann, wie mittlerweile üblich, noch ein paar Macken nachgetragen werden (am vorher schadenfreien Auto), dann konnte es auch schon losgehen.
Mietdaten
Station: SIXT Düsseldorf Flughafen
Kategorie: LDAR
Km-Stand Abholung: 4520 km
Gefahrene Strecke: 927 km
Verbrauch: 7,3/100km
Datenblatt
Modell: BMW 535d xDrive Limousine
Leistung: 230 kW (313 PS)
0-100km/h: 5,3sek
Vmax: 250km/h
Farbe: Farbe: Sophistograu Brillanteffekt metallic
Interieur: Leder Dakota Schwarz
Räder: 18" V-Speiche mit Winterreifen (bis 240 km/h)
BLP: 94.100 Euro
Ausstattung
Die Ausstattung ist wohl ziemlich nah dran an dem, was man landläufig als "volle Hütte" bezeichnen würde. Insgesamt waren folgende Sonderausstattungsbestandteile im Gesamtwert von rund 32.000€ verbaut:
- 4/5: ACC, Spurwechsel- und Spurhalteassistent, HUD
- Multifunktionales Instrumentendisplay
- Surround-View
- adaptive LED-Scheinwerfer
- Adaptive Drive
- beheizte und belüftete Komfortsitze mit Memoryfunktion
- ]elektrisch einstellbares und beheiztes Lenkrad
- Navigation Professional mit Harman&Cardon
- Komfortzugang mit Softclose und elektrischer Heckklappe
- Anhängerkupplung
- Schiebedach
- Rollos an Heckscheibe und Seitenscheiben
- Standheizung/-lüftung
- Keramikapplikationen
- automatisch abblendende Innen- und Außenspiegel
- Umweltplakette auf der falschen/richtigen Seite
- Weiteres siehe: bmwarchiv_de_g248864.pdf
Ich vermute, viel mehr geht in LDAR nicht. Im Großen und Ganzen fehlt vielleicht noch Night Vision, die Vierradlenkung, der Parkassistent oder "der Paket." Und nicht ganz unwesentlich: DAB (!!!), warum auch immer.
Exterieur
Obwohl der F10 schon einige Jahre auf dem Markt ist und der Nachfolger schon mehr oder weniger in den Startlöchern steht, hat man es hier mit einer nach wie vor frischen, aber auch imposanten und eleganten Erscheinung zu tun. Die Farbe steht dem 5er ausgesprochen gut, hebt sie sich immerhin ein bisschen vom üblichen Mietwagen-schwarz ab und kommt zudem auf den Fotos viel besser rüber als ein solches. Insbesondere die Sicken auf der Motorhaube kommen so richtig schön zur Geltung. Auch die LED-Scheinwerfer tragen viel zum modernen Erscheinungsbild bei.
Eine Besonderheit des 535 sind die zwei verchromten, aber dennoch dezenten Auspuffendrohre auf beiden Seiten des Hecks, welche für eine ausgewogene Symmetrie sorgen. Bei allen kleineren Motorisierungen ist nur ein doppeltes Endrohr auf der linken Seite vorhanden.
Die verbauten 18"-Winterräder sind nicht zu klein und passen absolut zum Charakter des Fahrzeugs, anders als beispielsweise die Bärchenfelgen von Audi.
Interieur
Das Interieur ist BMW-typisch gestaltet und verarbeitet. Hier und da wirkt es leider noch ein wenig "zu günstig". Dem Deckel des vorderen Getränkehalters hätte etwa ein kleineres Spaltmaß und einen hochwertige Haptik nicht geschadet. Auch die B-Säulen- und Einstiegsverkleidungen bestehen aus sehr, sehr hartem Plastik, das eher in einen Toyota als in eine fast 100k€ teure Oberklasselimousine passt. Ich hoffe inständig, dass sich hier mit dem Modellwechsel im nächsten Jahr einiges tut. Auch das "hochwertige Schalterklicken" eines Audi wird nicht ansatzweise erreicht, aber insgesamt ist die Materialanmutung um einige Klassen besser als etwa im 3er und alles erfüllt zweifelsohne seinen Zweck.
Die Komfortsitze sind hingegen einsame Spitze. Eine derartige Variation an Einstellungsmöglichkeiten hatte ich bisher noch nie. Selbstverständlich wird alles elektrisch verstellt und kann auch gespeichert werden, sodass ein zeit- und nervenreibendes Neueinstellen beim Fahrerwechsel entfällt. Die Belüftungsfunktion hat bei 28°C Außentemperatur ihren Dienst gut verrichtet, allerdings hätte ich etwas mehr erwartet.
Infotainment
Das Besondere am Infotainment dieses 5ers ist sicherlich das multifunktionale Instrumentendisplay. Irgendwie ein Virtual Cockpit (Audi TT), aber dann doch nicht so ganz... Im Großen und Ganzen lassen sich für die drei Fahrmodi (Sport, Comfort, EcoPro) verschiedene Instrumentenlayouts darstellen:
Durchaus praktisch ist dabei die Anzeige, welche die Übertretung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit markiert:
Wenn das HUD aktiviert ist, was aufgrund seiner Genialität eigentlich immer der Fall ist, und somit die Navigationsinformationen in selbigem dargestellt werden, klafft zwischen dem Drehzahlmesser und dem Tacho eine riesige schwarze Lücke:
Dabei gäbe es doch genug Informationen, die sich an dieser Stelle anzeigen ließen. Dass z.B. der Bordcomputer nur einen Wert gleichzeitig anzeigen und auch nur mit einem einzigen Knopf in eine Richtung durchscrollt werden kann, ist irgendwie so Neunziger... Warum wird die Lücke nicht mit ein paar sinnvollen Werten gefüllt?
Das Navi Professional mit RTTI ist über jeden Zweifel erhaben und durch die integrierte SIM-Karte insbesondere in letzterem Punkt dem MMI von Audi überlegen. Nach mehreren Audis dauert es allerdings einige Zeit, bis man sich wieder an die richtige Drehrichtung gewöhnt hat...
Überraschend gut gefällt mir auch die Integration der Spotify App. Ist das iPhone über das USB-Kabel verbunden, kann man auf Spotify einschließlich der "Browse"-Funktion und der eigenen Playlisten zugreifen, die Musik wird dabei sogar über die Internetverbindung des Autos gestreamt (!) und das eigene Datenvolumen somit geschont. Leider ist die Datenverbindung des iPhones allerdings zur Verifizierung des Accounts beim Abspielen des ersten Liedes einer neuen Playlist und für den Download der Cover notwendig. Will man also im Ausland Musik über Spotify hören, muss man bei Anwahl einer neuen Playlist das Datenroaming am Handy kurz aktivieren oder bei den bereits offline bereitgestellten Listen bleiben.
Last but not least: Es ist nur ein USB-Port vorhanden, was man durchaus als nicht mehr zeitgemäß bezeichnen kann.
Fahren
So ein vollausgestatteter 535d ist ein ganz schönes Schiff. Nach mehreren A6 ist dies mein erster 5er und auf den ersten Metern sowie beim kurzen Einkauf auf dem Supermarktparkplatz war ich als aller erstes froh über die Surround View Funkion:
Einparken ist damit ein Kinderspiel und erinnert ebenso an entsprechende Apps auf dem Smartphone... Da ich ansonsten fast nur Autobahn gefahren bin, waren die Übersichtlichkeit und der große Wendekreis (durch xDrive?) allerdings kein lebensentscheidendes Problem. Irgendwie fühlt sich so ein dennoch A6 kompakter an...
Die sonstigen Assistenzsysteme haben ihren Dienst unauffällig verrichtet. Für die Autobahnetappen hat sich der adaptive Tempomat als sehr angenehmer Begleiter erwiesen, sogar im Stau ist praktisch kein Eingriff notwendig (nur ein kurzer Gasstoß als Signal zum Losfahren). Der Spurwechselassistent funktioniert gut, die Anzeige könnte allerdings etwas deutlicher sein. Der Spurhalteassistent ist nur passiv und macht sich durch Vibrationen im Lenkrad bemerkbar. Das ganze funktioniert sogar bei Starkregen, Aquaplaning und null Sicht. Chapeau!
Sehr angetan war ich darüber hinaus vom adaptiven Fahrwerk. Im Komfortmodus absolut unauffällig, wird es im Sport-Modus geradezu knackig und lässt den 5er um einige Kilo leichter wirken, während es in comfort+ geradezu zu einer französischen Sänfte mutiert, inklusive Gefahr von Seekrankheit auf langen Bodenwellen.
Das ZF-Getriebe (hier SAG) ist wie bekannt nahezu perfekt abgestimmt und bedarf daher keiner weiteren Beschreibung, wie ich finde.
Da es ein Bericht über einen 535d ist, sollte ich noch ein paar Worte über den Motor verlieren: Der doppelt aufgeladene Reihensechszylinder zieht mit seinen 313 Diesel-Pferdchen bekanntermaßen ordentlich, wobei das hohe Gewicht des vollgestopften 5ers von bestimmt über 2t einiges der Leistung wieder neutralisiert. Den 330d hatte ich beispielsweise spritziger in Erinnerung. Zudem ist der Motor hier im 5er akustisch sehr präsent, ein Tritt auf’s Gaspedal wird mit einem deutlichen, rauen Grummeln beantwortet, das mMn in einer so teuren Reiselimousine ruhig hätte etwas dezenter ausfallen können. Ich ziehe hier insbesondere wieder den Vergleich zum A6 2.0 TDI ultra (mit Akustikverglasung...), welcher deutlich unauffälliger/angenehmer/sanfter rüberkam.
Und warum kommt der Motor erst am Ende dieses Berichts? Geplant war für das Wochenende ein Ausflug nach Holland (wie die Bilder sicher schon haben erahnen lassen). Dementsprechend wäre auch ein 518d adäquat motorisiert gewesen. Auf tempolimitierten Autobahnen und den schmalen, dafür schnurgeraden Landstraßen Zeelands konnte ich das Potential des Motors leider kaum testen und war fast nur mit Standgas unterwegs. Auf dem Weg zur holländischen Grenze war der Verkehr zu dicht für schnellere Passagen, auf dem Rückweg der Regen.
Dementsprechend ist der Verbrauch für 535er-Verhältnisse human ausgefallen:
Verbrauch
Auf 927 km mit ca. 60% holländischen/belgischen Autobahnen mit Limit 120-130 km/h, 10% BAB kaum schneller als 150 km/h und sonst flachen Landstraßen mit 60-80 km/h nahezu ausschließlich im Comfort-Modus lag der Verbrauch bei 7,3 l/100km nach BC bzw. bei 7,45 l/100km nach der Tankquittung. Für einen hochgezüchteten Sechszylinder in einer derartig schweren Limousine ist das kein schlechter Wert. Ein 520d hätte jedoch wahrscheinlich bei 5,x l/100km gelegen.
Sonstige Kritikpunkte
Die elektrische Öffnung der Kofferraumklappe ist eine feine Sache, sogar die Gestensteuerung per Fußtritt funktioniert einigermaßen zuverlässig. Doch warum öffnet sich die Klappe so elendig langsam? Wenn man den Vorgang durch anschieben beschleunigen will, hört der Elektromotor ganz auf und man muss manuell gegen dessen Widerstand anschieben. Insgesamt etwas unausgereift, das Ganze.
Der Regensensor ist ein wenig unsensibel, manchmal muss man manuell nachhelfen. Zudem ist er nach längerem Stand immer deaktiviert, warum bloß? Bei einsetzendem Regen wartet man vergebens, nur um festzustellen, dass das grüne Lämpchen wieder aus ist.
Die adaptiven LED-Scheinwerfer sind grundsolide, scheinen im Fernlicht aber nur drei Segmente zu haben (rechts, links, Mitte) und sind damit lange nicht so "adaptiv" und zudem gefühlt auch nicht so leuchtstark wie die Matrix-LEDs im Audi.
Fazit
Eigentlich war ich nie ein großer Fan des 5ers, doch da hier im MWT zahlreiche dieser top-ausgestatteten Wägelchen rumgeisterten, wollte ich auch mal so etwas fahren. Und ich bin nicht enttäuscht worden. Die ganzen Spielereien sind wirklich nett, funktionieren gut und sind größtenteils sogar absolut sinnvoll. Den Motor hätte ich gerne artgerechter bewegt, aber das war diesmal leider nicht möglich. Allein aus diesem Grund würde ich so ein Modell gerne nochmal fahren.
Danke
PS: Eigentlich wollte ich auch nur ein bisschen Text zu den Fotos schreiben, jetzt ist's doch ein ausgewachsener Bericht geworden. Ich scheine echt zu viel Zeit zu haben...