So, gestern war ich bei der Jaguar Performance Tour in Bremen.
Diese bietet die Möglichkeit Jaguar Modelle Probe zu fahren. Da man sich nur für ein Modell einen Slot Online Reservieren darf, habe ich das gewählt was als „Sportlimousine“ angepriesen war, den Jaguar XE.
Weitere Modelle wären der Jaguar XF und der neue F-Pace gewesen. Da mich SUV nicht interessieren und der XF als Business Limousine ausgeschrieben war, viel die Wahl schnell auf den XE, obwohl er das älteste der Modelle ist.
Meine Hoffnung lag hier dass es den XE S geben wird, wobei mich ein XF 30d natürlich auch interessiert hätte.
Der Slot war mit 1h ausgeschrieben, mit einem Fahranteil von 30-45 Minuten.
15 Minuten vor Fahrttermin hin zum Stand von Jaguar um mich zu akkreditieren, es war ein XE 20d geplant, da habe ich nach alternativen Motoren gefragt: den 25t (4 Zylinder Benziner 240 PS) und 2 XE S wären noch vor Ort, aber sind gerade unterwegs. Da im XE S der gleiche Motor wie im F-Type V6 verbaut ist, und ich den Motor ziemlich abgfeiert habe, habe ich vereinbart 30 Minuten zu warten, und dann einen zu bekommen.
Recht pünktlich kam dann ein roter XE S zurück, es wurden meine Daten abgeglichen, der Personalausweis wurde als Pfand hinterlegt (es wurde gefragt, ob das ok für mich wäre), und ich ging mit einem Instruktor zum Fahrzeug.
Dieser stand echt ziemlich gut da:
20 Zoll „Propeller“ Felgen
Black Pack
Scheibentönung
Italian Racing Red
Glasschiebedach
Kameras ringsum
Das alte und haarsträubend langsam und schlecht zu bedienende 9“ IncontrolTouch Navigationssystem, dass auf SD-Kartendaten zurückgreift. Es gibt noch ein neueres/größeres IncontrolTouch Pro mit 10,2“, was wohl besser sein soll, da dies auf eine SSD-Festplatte zurückgreift, dies war aber nur bei ein paar der Wagen verbaut.
Meridian Soundsystem
Mit schwarzem, perforiertem Leder bezogene Sportsitze
Beheiztes Lenkrad mit viel zu vielen Tasten
ACC und Totwinkelwarner
Spurhalteassi, der aber irgendwie nicht funktioniert hat, wahrscheinlich war ich zu blöde.
Und noch einiges Mehr
Der Wagen dürfte wohl bei Stolzen ~72.000 € gelegen haben, eher sogar noch mehr.
Die Optik ist mMn sehr gelungen, und wohl mit die schönste Mittelkalsselimo. Nicht zu sportlich, aber dennoch angenehm Ansprechend. Das S-Modell ist für Laien als solches ist kaum vom normalen XE zu unterscheiden. Die Farbe ist echt super und passt sehr gut zum Design und Image des Jaguars.
Lediglich die Rückleuchten mit etwas uninspirierter Leuchtengrafik und vielen Glühbirnen wirkt unpassend zum frischen Design, besonders in Zeiten wo die Marktbegleiter schon extensiv LED, und bald sogar OLED anbieten.
Der Instruktor merkte dann schnell, dass ich vertraut mit solchen Fahrzeugen war, und ließ mich 5 Minuten vor eingetragener Abfahrtzeit los. Wenn ich hinterher noch Fragen hätte, könnte ich diese noch nach der Rückkehr stellen.
Man fährt alleine, und hat 30 Minuten Fahrzeit bis man wieder zurück sein soll.
Leider war die Ausgangslage im Ochtum-Park etwas unglücklich, zwar liegt die A1 direkt vor der Tür, aber direkt in 100er Limit in die eine Richtung und eine Baustelle in die andere. Also schnell wieder runter, ein bisschen über Umgehungsstraßen, die A28 und zum Schluss, doch noch einmal ganz kurz ein Stück Landstraße.
Viel über die Qualität des Fahrwerks kann ich nicht sagen, negativ ist es nicht aufgefallen. Die Lenkung fühlte sich beim einlenken aber etwas komisch an.
Die Ergonomie finde ich auch nicht so toll, die Pedalerie steht zu steil, ist zu Nahe am Fahrer und das Gas und Bremspedal ist deutlich zu nahe beieinander, da ist vielleicht ein cm zischen, das ich oftmals beinnahe beides gedrückt habe.
Als ich runter vom Hof bin kam die erste Enttäuschung:
Keine Klappenauspuffanlage.
Sie kann auch nicht mal bestellt werden für den XE S.
Es ist auch nicht wie beim F-Type, dass es nur eine Steuerung ist, und die Anlage trotzdem ab einer bestimmten Drehzahl auf macht, der ist dauerhaft leise.
Leider ist er auch wirklich noch leiser als der F-Type mit geschlossener Anlage, macht dazu auch überhaupt keine “Soundeffekte“, nichst. Kein Schubblubbern, kein Peng, kein Knall, kein Rotz, nix. Nicht mal Zwischengas beim runterschalten, wie es jeder 335i mit SAG macht, wird inszeniert.
Es gibt auch keinen Unterschied zwischen Sportmodus und Normalmodus, der Wagen klingt immer gleich.
Vielleicht hätte ich meine Ansprüche an ein dediziertes Jaguar Sportmodell etwas weiter runter schrauben sollen, denn es ist „nur“ ein „S“ und kein „RS“ aber dass der Klang nur etwa auf dem Niveau eines 335i ist, und noch weniger Spirenzchen macht, hätte ich wahrlich nicht erwartet.
Natürlich ist es kein F-Type, aber nachdem selbst die Basisversion der heißen Katze so einen infernalischen Lärm fabriziert, hatte ich doch vom gleichen Modell im XE Sportmodell zumindest etwas mehr erwartet.
Das einzige was ganz nett ist: Im Manuellen Modus schaltet er am Begrenzer nicht hoch, sondern lässt den Motor recht sanft in den Begrenzer fahren, was ein *bupbupbupbup* verursacht. Das kann aber natürlich auch nicht Sinn der Sache sein.
Ansonsten ist der Motor ziemlich cool, er hängt unfassbar gut am Gas, was wohl dem Twin-Vortex-Rootskompressor zu verdanken ist, der sich auch bei Vollast mit dem typischen „Kompressorheulen“ zu erkennen gibt.
Der geht auch richtig anständig voran, wobei mir da der quasi gerade erst abgegebene 335d natürlich etwas die Ansprüche verschoben hat. Ich würde sagen: für nen 340 PS Benziner ist das angemessen, vor allem wegen der Soundkulisse kam mir ein F-Type oder Z4 35is aber (zumindest in meiner Erinnerung) deutlich spektakulärer vor.
Die Innenraumqualität fällt meiner Meinung nach deutlich im Vergleich zum 3er BMW ab, was echt was heißen will, wer meine Meinung zu den Innenräumen der F2x und F3x BMW kennt…
Die Schaltwippen sind zwar aus Alu gefertigt, hängen aber ohne Spannung traurig hinterm Lenkrad und klappern beim Berühren. Es gibt ein Spiel von etwa 5 mm, da ist jedes Lenkrad für den PC hochwertiger. Sowieso fühlen sich alle Knöpfe und Hebel einfach nicht so wertig an.
Mag mich aber aus einem einzigen Vorführer, der bestimmt auch gelitten hat, kein Abschließendes Urteil bilden.
Das Navi ist und bleibt eine ausgemachte Katastrophe, es ist träge, unübersichtlich und hat wenig Optionen.
Witzig sind die rundum Kameras, die zwar keine tollen Bilder liefern, aber sich (auch als Sideview) wie bei allen Jaguar Modellen auch während der Fahrt, bei jedem Tempo aktivieren lassen.
Unterm Strich würde ich sagen: Der XE S hat das „S“ in etwa so sehr verdient wie der M550d das „M“, es bleibt zu hoffe, dass irgendwann ein XE RS folgt, der dann entsprechend eine Schippe drauf legt. Das emotionale Potential, dass dem Motor innewohnt, wurde leider nicht genutzt.
Es ist schon faszinierend, als ich den neuen Audi A4 auf der IAA kurz fahren durfte, hatte ich danach das ganz dringende Bedürfnis den bald wieder zu fahren. Nachdem ich nun das Topmodell des XE gefahren bin habe ich hingegen kaum Verlangen noch mal so einen zu bewegen. Also kostenlos oder für einen geläufigen FDMR Preis würde ich den noch mal mitnehmen, aber da es den XE S quasi nirgends gibt, wird es wohl bei der einen kurzen Fahrt bleiben.
Einen positiven Werbeeffekt hatte die Aktion auf jeden Fall beim mir.
Hauptsächlich aber, weil ich nun noch mehr Lust habe den Klang vom F-Type noch mal zu erleben.