Heut morgen hat mir der Wetterbericht (verschlafene Augen die durch mein Fenster blickten) gesagt, lass mal EOWY und mach endlich mal den Pfingstmietbericht fertig. Also, ich hab es dann über den Tag mal gemacht...
Vermieter: Enterprise
Station: Tirana Flughafen
Gebuchte Klasse: EDMR
Erhaltene Klasse: ECMR/EDMR
Kilometerstand Abholung: ca. 60.000
Gefahrene Strecke: ca. 760
Durchschnittsverbrauch errechnet: 6,07 L/100km Benzin
Streckenprofil: 5 % Stadt, 20 % Landstraße, 15% albanische Autobahn (meist vergleichbar mit ausgebauten Bundesstraßen)
Dauer: 4 Tage Wochenende
Gesamtkosten: ca. 120€ (inkl. Sprit)
Ausstattung: Radio mit USB Anschluss, defekter Tempomat, defekte Start-Stop-Automatik, Sitzheizung, Klima (wahrscheinlich auch defekt)
Vorwort
Einen klassischen Erfahrungsbericht brauche ich zu diesem Fahrzeug wohl kaum verfassen. Wer hier nicht abricht, dem möchte ich ein bisschen vermitteln, wie beeindruckend und empörend schön mein Roadtrip durch Albanien war. Es wird nicht für jeden nachvollziehbar sein, dass man einen solch „anstrengenden“ Urlaub macht, deshalb bezeichne ich es auch gern als Reise. Vielleicht empfindet der ein oder andere manches was ich schreiben werde auch als naiv oder bewertet es gar schlimmer. Entschuldigung, ich bin halt noch etwas jünger...
Vorgeschichte
Albanien stand bei mir schon länger auf der Liste. Das ein oder andere Youtube-Video, ein paar Dokus und ich war begeistert, ein weiteres Mittelmeerland eingepresst zwischen Italien, Griechenland und den Balkanstaaten, kennen zu lernen. Ein wahrlich reiseverrückter Freund drängte dann Anfang des Jahres ein wenig, er müsste mal wieder verreisen, denn 4 geplante Flugreisen wären für 2016 lange nicht genug (mittlerweile hat er glaube ich schon 6 hinter sich gebracht). Davon lies ich mich gern anstecken. Finanzen gecheckt, Flug gebucht (Austrian mit Stopp in Wien) und die Vorfreude auf ein verlängertes Pfingstwochenende war da. Die „Suche“ nach einem tauglichen Reisegefährt wurde mir übertragen und auch mit Hilfe des MWT entschied ich mich für EDMR von Enterprise.
Anmietung
Puh, dass wird schwierig rüber zu bringen. Es war eine lustigste Anmietung. Aber der Reihe nach: Landung in Tirana pünktlich nach Plan, erstmal den Geldautomaten geplündert und dann ab zu den Vermietern. In einer Ecke des recht kleinen Terminals – der Hbf München ist größer – standen viele kleine Kabinen, gegenüber hatte Avis und Co. richtige Schalter wie man sie von den meisten deutschen Flughäfen gewohnt ist. Enterprise war natürlich, in einer der kleinen Kabinen untergebracht.
Der RSA fertigte gerade schon ein Pärchen vor uns ab, die mit dem Ausfüllen des Vertrags (nix Drucker) etwas überfordert waren. Dann waren wir dran.
RSA: „You need our insurance?“
Ich: „Nope.“
RSA: „Alright, sign here. Car is parked at section C – enjoy Albania.“
Kann man nicht meckern. Also rüber zum Parkplatz und erstmal 5 Minuten gewartet. Dann kam der Franzose angerollt:
Ein Checker stieg aus und machte mit mir die Abnahme. Ich hab die Anzahl der Vorschäden nicht im Kopf, aber eigentlich war überall was. Man denke sich den perfekten Balkanakzent dazu...
Checker: „Don’t worry, that are no problems. Drives good. Good car.“
Ich: „Is the car locked? The back door doesn’t open“ (Fahrerseite)
Checker: „No no all good. Two people? No need!“
Ich: „Okay....“
Checker: „Car is full. But look here – it says only 2/3.“ (Tankanzeige)
→ Tatsächlich funktionierte die Anzeige GAR nicht. Das heißt, wir haben halt immer mal getankt, wenn ein paar hundert Kilometer gefahren waren.
Und dann kamen die Reisetipps.
Checker: „First time in Albania?“
Wir: „Jap“
Checker: „You will enjoy much! It is like ... National Geographic –you know?“ ... „Where are you from?“
Wir: „Germany“
Checker: „Good country. Don’t worry. Here only good people. Our bad people in your country.“
Da war es um uns geschehen.
Checker: „No really! Good Albanians. Criminals no make money here.“ ... „And don’t worry about cops. Not interessted in you. Only big cars.“
Fahrerlebnis Tirana
Während wir noch schmunzelten starteten wir Richtung Innenstadt. Die dreispurige Straße war recht groß, der Verkehr auch ziemlich entsprechend. Man fuhr relativ zügig mit 70 bis 90 durch Tempo 50/60 an den verschiedenen Gewerbegebieten, Firmensitzen und ähnlichem in den bewohnten Bereich hinein. Der Verkehr wurde natürlich dichter und es ging in den ersten von vielen Kreisverkehren. Und ich dachte Italien wäre anstrengend. Von Überall kamen Autos, ich weiß nicht in wie vielen Spuren man fuhr. Taktiken wie „wer bremst verliert“ bis „in der Ruhe liegt die Kraft“ habe ich ausprobiert – nichts brachte echten Erfolg. Überraschender Weise kam nach dem Kreisverkehr nochmal ein Stück „Stadtautobahn“ bis zum nächsten Kreisverkehr. Der Seitenstreifen dieser Straße war durch 20-30cm hohe Betonschweller von der parallel verlaufenden, kleineren Straße abgegrenzt, in der ganz normal die Anwohner parkten. Ab und zu waren größere Lücken, die auch durch die Straßenmarkierung als Auf- und Abfahrten zu erkennen waren. Ein älterer Sprinter beschleunigte, verpasste diese ein bisschen, knallte über den Schweller... Ich hab nur noch gesehen wie ein bisschen Metall zurück blieb und er sich gewohnt aggressiv in den nächsten Kreisverkehr stürzte – Delle egal, Flüssigkeitsverlust egal.
Wir bogen irgendwann in die Zielstraße ab und fanden auch irgendwie einen Parkplatz. Nein der Clio hatte keine Parkpiepser verbaut und man würde meinen, dass das bei der Größe kein Problem sei. War es auch nicht direkt, aber viel gesehen habe ich trotzdem nicht.
Den Abend verbrachten wir zu Fuß. Tirana war für mich der einzige Ort, mit dem ich nicht so ganz warm geworden bin. Dafür gab es sehr nette Bars und auch das ein oder andere Feierabendbier. Besser so, denn in Albanien gilt 0,0.
Tirana – Durres – Dhermi
Am nächsten Tag ging es am späteren Morgen los Richtung Küste. Wie man auf Google Maps unschwer erkennen kann, sind rund um Tirana doch einige „Autobahnen“ ganz gut ausgebaut. Limit 80-90 – naja normal fuhren schon alle so 120 (ich natürlich nie) und wer ein großes, schwarzes Auto (vor allem Q7, X5, X6 und viele MB) hat, der fährt auch schneller.
Ich will jetzt nicht auf jede Sehenswürdigkeit eingehen, sondern mich mehr auf das Fahrerlebnis eingehen – man sehe mir das nach. Gegen 17 Uhr erreichten wir Vlora, ein Ort, wo man einfach nur sagen kann „schnell weg.“ Bettenburgen, dreckiger Strand und gar kein Charme. Also versorgten wir uns schnell mit Cola und Wasser und starteten zum Llogara Pass.
Was soll ich sagen. Ich glaube Top Gear ist ihn noch nicht gefahren (oder doch?) und ich denke, ich werde es dem neuen Format empfehlen, sobald die erste Staffel bei Amazon läuft. Super Straße, Kurven, Kehren und ein Panorama... Hier sind auch die meisten Bilder vom Auto entstanden. Der Vorteil des Clios war, dass ich bergauf ihm voll die Sporen geben konnte und mich nie um Verkehrsregeln sorgen musste. Bis zur nächsten Kehre erreichte ich das erlaubte Limit oft nicht mal....
Hier noch eine kurze Anmerkung für alle, die sich unsere Route (s.o.) angeschaut haben. Wenn man es chronologisch anordnet, leitet einen Google Maps sehr seltsam um, irgendwie ist ein Stück Straße zwischen Dhermi und Palase nicht befahrbar. Warum? Ich hab keine Ahnung. Man kommt wunderbar durch.
Insgesamt bin ich mit Google Maps allerdings ganz zufrieden gewesen. Mangels Navi haben wir uns mit Offlinekarten durchgeschlagen – hat schon gut funktioniert, nur Maps Me wollten uns des Öfteren die kleinsten Feldwege schicken, weil die Strecke kürzer war. Auch wurden sehr unrealistische Schnittgeschwindigkeiten für die Zeitberechnung angegeben. Realistisch ist, dass man auf allem was nicht Schnellstraße ist etwa 30-50 km in der Stunde schafft. Auf Schnellstraßen sind es dann etwa 60-80 km.
Wegweiser findet man manchmal überall und manchmal gar nicht. Also gute Karten oder Offline Navigation sind schon nötig. Dann ist es aber alles ganz gut machbar, denn selbst wenn eine Straße mal groß im Bau ist oder durch Unwetter beschädigt – irgendeine Umleitung suchen sich die Albaner schon.
Dhermi – Saranda – Gjirokastra
Tag 3 wurde fahrerisch fast noch besser. Verlässt man die Küste und fährt zum Blue Eye (Syri i Kalter) kommt man fahrerisch ins Schwärmen. Dazu dann die unglaublich blaue, türkise und glasklare Flüsse zwischen anmutigen Bergen. Ich hoffe, dass ein oder andere Bild vermittelt die Schönheit. Wir waren jedenfalls begeistert.
In Gjirokastra angekommen war ich recht kaputt – also suchten wir uns zunächst unser Hotel und dann einen Parkplatz. Klingt leicht? Naja... Gjirokastra liegt an einem steilen Hang unterhalb einer Burg. Im Tal sind Neubauten und Gewerbegebiete. Die Universitätsstadt gilt als albanische Großstadt mit knapp 20.000 Einwohnern und ist UNESCO-Welterbe. Unser Hotel war mitten in der Altstadt, also fast ganz oben und die Straße, die wir nahmen, war unfassbar steil und mit glatten Steinen gepflastert. Ich betete nicht anhalten zu müssen und hatte Glück. Erst jetzt bemerkten wir, dass es auch eine asphaltierte Hauptstraße gab, aber lassen wir das.
Ein bisschen konnte ich den Flair der Stadt einfangen, aber wirklich besser ist die Google Bildersuche und ein eigener Besuch.
Überall und besonders hier ist uns aufgefallen, wie gut gekleidet albanische Männer sind. Vor allem die alten Herren tragen in jeder Lebenslage Anzug, gern Dreiteiler und nicht wenige täglich Krawatte und Hut. Damit steigen sie dann in ihre uralten Mercedes oder aufs Fahrrad. Es macht keinen Unterschied.
Bisschen unnützes Wissen gefällig? Es heißt, Albanien wäre das Land mit der höchsten Mercedesdichte pro Einwohner. Nun es fahren sehr viele alte Mercedes durch die Straßen. Wir haben einen Pizzabäcker, der uns seinen selbstgemachten Wein und Raki zum probieren gab, mal danach gefragt. Er meinte nur: „Jungs, so ein Benz hält noch 10 bis 20 Jahre – welches neue Auto hält 10 Jahre?“
Gjirokastra – Ballsh – Shkodra
Nachdem wir uns die Burg von Gjirokastra angeschaut hatten (es gibt viele viele Burgen in Albanien) wollten wir eigentlich nach Berat fahren. Auf dem Weg stoppten wir noch ab und an, doch dann verließen wir eine Art Bundesstraße und fuhren Richtung Ballsh. Ich bin mir nicht mal sicher, dass der Weg den ich jetzt bei Google Maps markiert habe, der war, den wir genommen haben. Was soll man sagen – Routenplanung war an dieser Stelle einfach be********. Um es kurz zu machen: Zwischen den Hügeln fanden wir nicht nur komisch stinkende Industrie, sondern auch eine noch viel mehr und viel weiter stinkende Müllkippe.
Als wir in der Nähe von Quark Fier hatten entschieden wir uns dann, Berat nicht zu besuchen und uns auf nach Shkodra zu machen. Bis dahin führten uns recht gerade Bundes-/Schnellstraßen.
Für die recht langweilige Fahrt bekamen wir eine hübsche Altstadt, einen riesigen See der ein wenig von der Stadt entfernt liegt und mal wieder tolles Bergpanorama.
Shkodra – Zogaj - Tirana
Den Morgen begannen wir mit einer Burgbesichtigung im strömenden Regen. Die Straße dahin zu finden war auch nicht besonders leicht, doch der Regen machte wenigstens eine unglaublich coole Stimmung. Dann fuhren wir nach Irland. Die Fotos zeigen es nicht so recht, aber es war wirklich unglaublich grün und die Straße direkt am See wand sich in kleinen Kurven über kleine Hügel bis fast an die nördliche Grenze.
Dann ging es zurück nach Shkodra, wo wir ein letztes Mal die unglaublich gute Kaffeekultur Albaniens genießen konnten. Man trinkt Espresso und Espresso Macchiato. Diese sind geschmacklich stärker als in Italien, also sehr intensiv und wie ich finde unfassbar lecker. Der Kaffeekonsum auf dieser Reise war etwas ungesund, aber er war einfach zu gut und auch recht günstig – zwischen 30 und 70 Cent (umgerechnet). Zurück zum Auto dann ein kleiner Schreck. Strafzettel. Na super, deswegen waren also so viele Parkplätze frei. Umgerechnet ein bisschen mehr als 7€. Für uns ärgerlich, aber nicht schlimm. Für einen Albaner mit entsprechendem Monatsgehalt sieht das wahrscheinlich anders aus.
Dann fuhren wir zurück zum Flughafen.
Abgabe
Volltanken war angesagt. In Albanien kein Problem. 1. Man findet wirklich überall eine Tankstelle und meist sind die kaum einen Kilometer aus einander. Und dazwischen gibt es mindestens 2 Autowaschanlagen. 2. Man wird betankt und das vollkommen ohne den „Zwang“ Trinkgeld zu geben. Warum das Betanken gut ist? Tja, der Clio hat einen ganz blöden Tank. Die Zapfpistole löst ständig aus, obwohl noch knapp 10L reinpassen. Den Spaß haben wir dann aber doch mit Trinkgeld vergütet...
Also voll war er, abgestellt und dann zum Schalter. Übergabeprotokoll? Kein Problem. Wieder zurück zum Auto. Keine neuen Vorschäden entdeckt, ja Tankanzeige ist halt kaputt, ach die Tür geht nicht auf. Egal.
Dann bin ich zum Schalter wegen dem Strafzettel. Es war der selbe RSA wie bei der Anmietung da.
Ich: „I have a little problem...“ (gebe ihm den Strafzettel)
RSA: „Ah, what did you do? Did you talk to police?
Ich: „So, what do I do?“
RSA: „You have the money?“
Ich gebe ihm als das Geld. Er schlägt ein, wünscht uns einen guten Flug und geklärt... Gebühr? Nope. Stress? Nope. So wird das gemacht Sixt!
Fazit
Enterprise kann man machen. Albanien muss man machen.
Das Land ist einfach sehr schön und bis auf Touristenburgen ist es auch super sauber. Der Albaner liebt es anscheinend den Gehweg, Hof und alles wo man laufen kann mit Wasser abzuspritzen. Jeden Tag. Mindestens. Dazu sind sie super freundlich, hilfsbereit auch wenn man sich teilweise überhaupt nicht verständigen kann. Und schließlich sind Kellner und Hotelpersonal sehr serviceorientiert. Uns wurde gesagt, dass die Saison von Mitte Juli bis Ende August geht – ansonsten gibt es kaum bis keine Touristen. Lass ich mal so stehen.
Vielen Dank, an alle die durchgehalten haben. Ich hoffe, dass ich motiviert habe nach Albanien zu fahren. Wer Hoteltipps möchte kann mir gerne eine PN schreiben.
LG