Nachdem ich gerade den Beitrag über Stella gesehen habe, hier ein knapper Erfahrungsbericht zu scoo.me in München - wenn gewünscht, mache ich beim nächsten Mal Bilder.
scoo.me bietet in München das Free-Floating Sharing für Motoroller, elektrische und konventionelle. Der Preis beträgt 3.60 Euro für 30 Minuten, danach wird bis zur Tagespauschale von 39 Euro minutengenau mit 18ct Fahren und 7ct Parken abgerechnet - günstiger also als Carsharing, wenn auch nicht um Welten. Es gibt auch ein Mitgliedsmodell für Vielnutzer.
Ich weiß nicht genau wieso, aber ich habe den Eindruck, dass hinter scoo.me ein deutlich schlankeres Team steht als hinter DriveNow und Konsorten - dafür funktioniert aber alles recht reibungslos. Die Anmeldung klappt komplett online, Kreditkartendaten eingeben, Foto vom Führerschein, in wenigen Minuten ist man "drin".
Jetzt kann man in der App einen Roller aussuchen, reservieren oder gleich mieten. Sobald die Miete gestartet ist, lässt sich dort der Roller einschalten (Zündung) und das Helmfach öffnen. Helm anziehen, Google bemühen wie man bei so einer Vespa den Motor startet (es stellte sich im Nachhinein heraus, dass das entsprechende Video von scoo.me stammte), und dann langsam und vorsichtig in den Verkehr.
Ich habe als Neuling das Rollerfahren mit Auto und Fahrrad verglichen, mit zwei möglichen Ergebnissen:
- Das schlechteste aus beiden Welten - man ist weder so komfortabel, abgekapselt und schnell unterwegs, wie mit dem Auto, noch so flink und flexibel wie mit dem Fahrrad. Man hängt im Abgas der LKW anstatt daneben auf dem Radweg an der Isar zu fahren, und die vorgeschriebene Verkehrsführung ist natürlich gleich viel zwingender. Und dann wäre da noch der Regen.
- Die perfekte Synthese: mit vermutlich genau 50 km/h (Tacho immer etwas drüber) ist man verdammt fix unterwegs und erreicht Orte, die mit dem Fahrrad unerreichbar sind, steigt aber dennoch ohne Parktplatzsuche an jedem Stop einfach auf und ab. Der Fahrtwind und Sonnenschein schlägt jedes Cabrio, und auch das Fahrgefühl ist um einiges flotter als im Auto.
Im übrigen ist es mal wieder horizont-erweiternd, den Straßenverkehr aus einer weiteren Perspektive kennen zu lernen. Das Nutzen der Spiegel hat z.B. eine Gewöhnungszeit gebraucht; man ist aber einfach zu flott unterwegs, um wie auf dem Fahrrad ständig über die Schulter zu schauen, wobei auch der Helm und die Sitzposition nicht hilfreich sind.
Wesentlicher Gehalt des Erfahrungsberichts soll mein Resumee zur Technik sein: die Öffnung des Helmfachs und Bedienung der Zündung klappen immer einwandfrei (hat man den Motor ausgeschaltet, muss man einmal durch den Parkmodus gehen um ihn wieder einschalten zu können) und meistens sehr zügig. Die Bedienung ganz ohne Kärtchen stellt sich hier überhaupt nicht als Handicap dar - man muss eben aufpassen, nicht mit 5 % Akku loszulegen oder sein Handy ins Helmfach zu legen.
Als ich die Fahrt beendet habe, in einem Tunnel wo ich den Roller über den Radweg bis vor den S-Bahn-Eingang geschoben hatte, kam ein paar Stunden später eine Whatsapp. Der Roller habe kein GPS, wo ich ihn den abgestellt hätte. Nach Klärung wurde ich gebeten, in Zukunft nur noch an der Straße abzustellen. Die Rechnungsstellung war ebenfalls unauffällig, ich bin also zufrieden.
Werde ich scoo.me wieder nutzen? Gelegentlich. Ersetzt es das Fahrrad oder DriveNow für mich? Auf keinen Fall. Es sind eher spezielle Fälle, wo ich einem scoo.me Roller den Vorzug geben würde. Dafür schön, dass das für ein paar wenige Euros und völlig spontan geht.