Stuttgart möchte Diesel verbieten

  • Es ist ja nicht so, dass die Leute alle zum Spaß stundenlang über stauverstopfte Straßen in die Städte juckeln. Mit einem vernünftigen öffentlichen Nahverkehrsystem könnte man sicherlich gut und gerne 50% des Individualverkehrs einsparen, dazu müsste es halt ordentliche Taktungen, mehr Haltestellen auch außerhalb der Zentren und v.a. preislich attraktiv sein. Nichts davon kann ich bisher sehen. Anstatt die Rahmenbedingungen zu verbessern, versucht man nur zu bestrafen und meint damit Probleme in den Griff zu kriegen. :S


    (Bei den Preisen im öffentlichen Nahverkehr hier in Bayern kann ich die Strecke 3 mal im Auto fahren und bin etwa doppelt so schnell.)

  • Definitiv. Ein Auto bliebe übrig, wenn die öffentlichen Verkehrsbetriebe alle Wünsche der Fahrgäste umsetzen würde.


    Und keiner kann mir erzählen, dass Auto günstiger ist (bei regelmäßiger Nutzung der Bahn). Da bedarf es schon einem ganz seltsamen Konglumerat an unglücklichen Zufällen.


    Allerdings ist es völlig richtig, den öffentlichen Nahverkehr wenigstens ansatzweise attraktiv zu gestalten. Wie das in Stuttgart ist, kann ich nicht sagen. In Berlin z.B. sind die öffentlichen trotz allen Gemeckers extrem zuverlässig und bringen einen eigentlich auch zeitnah überall hin. Wer da mit dem Auto fährt, ist echt selbst schuld (komischerweise schwören gerade die Alteingesessenen auf ihr eigenes Auto). Und die Quintessenz hiervon sind für eine Bundeshauptstadt äußerst angenehm freie Straßen (bis auf die Stoßzeiten natürlich - aber auch da geht es im Vergleich).

  • Das ist jetzt für die Stoßrichtung der meisten Beiträge nicht relevant. Diese Meldung beruht aber nicht auf einer "guten Idee", wie hier gehört, sondern eher auf Verzweiflung: der deutsche Umweltbund hat gegen die Stadt Stuttgart geklagt und fordert das Gericht auf ein Zwangsgeld zu verhängen , sofern die Stadt Stuttgart nicht tätig wird. Der Verband treibt auch andere größere Städte vor sich her, so zum Beispiel München. Das Diesel Verbot ist dann einfach die erste, unkreative Idee nach Jahren der Untätigkeit. Der DUB wird im übrigen massiv finanziert von Partikelfilternachrüstsatzherstellern - was man natürlich nicht schlecht finden muss. Aber die Information nimmt vielleicht ein bisschen Wind aus den Segeln des Ideologie-Vorwurfs.

  • Man kann sich ein eigenes Auto immer schönreden gegenüber dem Nahverkehr. Bequemlichkeit bleibt aber das Hauptargument für ein Auto.


    Das allerdings stimmt so nicht. Ein Beispiel aus damaliger eigener Erfahrung:


    Leben in der Pampa, nächste Kleinststadt / Einkaufsmöglichkeit ca. 15 Kilometer entfernt, nächste Kleinstadt mit Industrie ca. 25 Kilometer entfernt.
    Außer dem Schulbus kein ÖPNV.
    Bei aller Liebe, aber wenn man nicht gerade den kompletten Tag mit Anreise, Arbeiten und Abreise (in Form eines Fahrrads) gestalten möchte, ist ein Auto unabdingbar, erst Recht wenn noch Kinder mit im Haus wohnen.


    In meiner Situation (zentraler wohnen in Köln geht nicht), ist ein Auto wiederum ein Nachteil ggü. dem ÖPNV. Das wäre nicht nur teurer (Anwohnerparken ist hier eig. unmöglich und der hausinterne Stellplatz würde mich 100€ im Monat kosten), sondern würde zu den Stoßzeiten auch noch wesentlich länger dauern.
    Trotzdem würde ich mir mehr Zuverlässigkeit und moderneren ÖPNV wünschen (Die komplette Infrastruktur hier stammt aus dem 70/80er Jahren und ist immer komplett überfüllt wie in einem Viehtransporter, das gilt allerdings auch für die meisten Straßen).


    Andere Städte wie Berlin oder Hamburg bieten da noch wesentlich attraktiveren ÖPNV. Warum das in Köln nicht so ist, frage ich mich seit dem ich hier wohne (und wäre über eine Antwort sehr dankbar :D ).


    Dennoch möchte ich meine "Mobilitätsflatrate" für ~90€ im Monat nicht missen, jedoch hat das auch seinen Preis in Form einer ziemlich abnormalen Miete für 30 m².

  • Dann kauft sich halt jeder einen alten 300er Daimler als Diesel. Mit H-Kennzeichen und somit von dem ganzen Abgasgedöns befreit. Ich finde das ganze auch echt lächerlich. Da ich des öfteren mal von HN nach Stuttgart fahre, und das inzwischen die meiste Zeit auf 100 Km/H begrenzt ist (Feinstaubalarm in Stuttgart! steht darunter), ist ja gar nicht mal das schlimme. Wir waren zu dritt und der ÖPNV hätte uns p.P 25€ gekostet. Gut mit BW-Ticket "nur" 23€....


    Also mal kurz über 60€ für Hin und zurück von HN nach Stuggi...und genau da liegt das einzige Problem. Selbst das "Zahlen Sie nur die Hälfte bei Feinstaubalarm" ist der reinste Witz. Da fahr ich lieber die 120Km mit dem Auto. Das kostet max 15€, Umwelt hin oder her.
    Dazu kommt ja noch die sagenhafte Pünktlichkeit der DB und der SSB, die ja übrigens wieder Strafe zahlen durfte, weil sie andauernd zu spät kommt :61:


    Edit: In Melbourne fährt in der Innenstadt, der so gennante City Circle, Straßenbahnen. Komplett umsonst und in den 3 Tagen, in denen ich dort war, kein einziges mal zu spät. In Brisbane gibt es sowas auch, allerdings geographisch bedingt mit einem Boot.
    Sowas macht attraktive Städte aus und nicht "halbes Preis bei kaputtes Luft"

  • Gerade im Mietwagentalk sollte man über die tatsächlichen Kosten eines Autos schon Bescheid wissen. Aber klar - kostet ja nur Sprit :D
    Selbst bei 30 Cent/km kostet dich die Fahrt mal eben 40 Euro, geparkt hast du dabei auch noch nirgendwo. Doch ein wenig mehr als das BaWü-Ticket.


    Mir soll es recht sein, hoffentlich verkaufen jetzt die Schwaben alle ganz hektisch ihre Euro 5-Diesel und ich kann mir günstig einen schnappen ;)

  • Man kann sich ein eigenes Auto immer schönreden gegenüber dem Nahverkehr. Bequemlichkeit bleibt aber das Hauptargument für ein Auto.


    Einfach Nö. Denn ich habe bereits vor knapp 2 Jahren mein Auto verkauft und miete seitdem und hatte im letzten Jahr trotz einer gewissen Ausuferung :D über die Hälfte des Jahres kein Auto zur Verfügung. Ich fahre täglich mit dem ÖPNV zur Arbeit und zurück und nutze den ÖPNV ebenso für Wege am Wochenende, da ich auch die sehr hohen Parkkosten nicht zahlen möchte.


    Aber: Die Stadt ist bereits heute extrem untertunnelt und dürfte kaum noch Potential für weitere Tunnel bieten. Ich hatte hierzu erst vor wenigen Wochen ein interessantes Gespräch mit einem Geologen, der sich damit beschäftigte. Der Gipskeuper sollte sein übriges tun. Darüber hinaus sitzt durchaus auch eine grüne Klientel auf der Halbhöhenlage und klagt gern gegen entsprechende Bohrungen, die die Werte ihrer Häuser und Grundstücke schmälern (können).


    In der Stadt laufen oft Gleise der Ubahn und die Straße ineinander über, bei Unfällen sind dann beide blockiert. In einer Stadt mit Kessellage, welche schon stark verdichtet wurde und immer noch wird sind kaum mehr Flächen vorhanden, um Gleise und Straßen zu trennen, sodass die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit weiterhin leiden wird.


    Die Nutzung des ÖPNV hat stark zugenommen, nicht zuletzt durch die Feinstaubalarme und den damit verbundenen sehr günstigen Tickets. Das führt dazu, dass Bahnen und Busse einen Auslastungsgrad von bis zu 120 % haben. Familien mit Kinderwagen stehen häufig vor Bussen und kommen nicht mehr hinein. Da kann man täglich Dramen bewundern. Die Innengestaltung der Bahnen ist durch die Sitzanordnung nicht auf die Masse an Fahrgästen vorbereitet. Das gelingt in Asien, mit Sitzen entlang den Außenwänden, wesentlich besser. Noch dazu fragen sich nun Inhaber von Jahreskarten etc., warum sie eigentlich den vollen Preis zahlen müssen und andere von den extremen Vergünstigungen zum Feinstaub alarm profitieren können. Dies wurde auch bereits im Gemeinderat thematisiert.


    Die SBahn ist extrem störungsanfällig und leidet unter permanenten Verspätungen. Meine bessere Hälfte konnte das an ihrem ersten Arbeitstag am eigenen Körper erfahren. Die Nadelöhre in der Stadt werden wohl kaum entschärft werden können und darüber hinaus hat man die Technik wohl auch nicht ausreichend gewartet. Die Masse an Stellwerksstörungen und Weichenproblemen lassen das vermuten.


    Für mich fehlt ein großer Wurf. Wenn ich nun die Fahrverbote ausspreche, über wie viele Betroffenen reden wir dann? Ist der ÖPNV noch in der Lage, diese Personen genau in den Stoßzeiten aufzunehmen? Muss der ÖPNV hierfür weiter ausgebaut und z. B. Linien verlängert werden? Über welche zeitliche Dimensionen sprechen wir dann?


    Nicht zu vergessen, dass das Projekt Stuttgart 21, welches ja zur Verbesserung beitragen soll, bereits heute schon in Teilbereichen unter entsprechenden Verzögerungen leidet. Man darf auch mal fragen, wie viele LKW täglich für das Projekt durch die Stadt bewegt werden. Auch diese tragen dann ihren Teil zur Verschmutzung bei.

  • Mein Beitrag zum Thema: schaut euch Wien an, der ÖPNV ist nahezu perfekt, günstig (Jahreskarte 365 EUR) und der PKW-Bestand seit Jahren rückläufig.
    Das Diesel-PKW-Fahrverbot finde ich dagegen völlig unnötig, solange andere wirkliche Luftverschmutzer wie Flugzeuge, Transportschiffe usw. keinerlei Abgasvorschriften haben dürften.
    Außerdem: ich bin der festen Überzeugung, dass die Luftqualität so gut ist, wie nie zuvor (also zumindest seit dem Beginn der Industrialisierung), vor 50 Jahren gab es weder KATs noch Feinstaubmessungen, abgesehen davon viele unsaubere Heizungsanlagen. Aber Hauptsache, es wird alles dramatisiert.....

  • Zum Glück habe ich Ende Januar bei meinem alten Arbeitgeber einen EU6 Dienstwagen abgegeben und beim neuen ein EU5 Auto übernommen, dessen Leasing noch bis Ende 18 läuft. Und dann befindet sich meine Arbeitsstätte auch noch in der Stuttgarter Umweltzone.ach so, ein E189 Schummeldiesel ist es auch noch :D


    Und zur Einordnung. Wir hatten 2017 bisher gefühlt mehr Feinstaubalarmtage als alarmfreie Tage. Und gleichzeitig arbeiten an der dusseligen Baustelle in der Stadt wahrscheinlich dutzende Baumaschinen mit EU0...

  • Wenn ich mir anschaue, dass die Feinstaubbelastung in Stuttgart an Neujahr mehr als dreimal so hoch war wie erlaubt wäre doch mal das Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk eine Maßnahme, die vor Fahrverboten ergriffen werden könnte und deutlich weniger Betroffene nach sich ziehen würde. Was in der Silvesternacht an Feinstaub freigesetzt wird entspricht etwa 15 Prozent der jährlich (!) im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge...


    Klar, die besondere Situation in Stuttgart im Rest des Jahres löst das nicht, wäre m. E. aber dennoch sinnvoll.


    Hierbei muss man bedenken, dass Feinstaub nicht wie Co2 funktioniert. Eine geballte Belastung ist wesentlich weniger schlimm als eine dauerhafte Belastung. Beim nächtsten Regen ist der ganze Spuk auch schon wieder vorbei. Zudem kann ja jeder der etwas gegen Feuerwerk hat an Silvester einfach drinnen bleiben. Was will man auch mitten in der Nacht draußen in der Kälte, wenn man kein Feuerwerk sehen will. Bis zum nächste Morgen ist dann die höchste Belastung vorüber. Insbesondere falls es regnet, was in dieser Jahreszeit nichts besonderes ist. Auch entsteht beim Feuerwerk der weniger schlilmme "gröbere" Feinstaub. Insgesamt wundert mich warum Feinstaub nicht häufiger in Partikelanzahl statt in Gewicht angeben wird.


    Ansonsten bin ich auch als Feuerwerksfan dafür bestehende Gesetze besser durchzusetzen. Diese verbieten bereits das Feuerwerk in den meisten Städten. Es muss nämlich ein Mindestabstand von 8m zu Gebäuden und Personen eingehalten werden. Zu Krankenhäusern und Fachwerkhäusern gelten noch höhere Abstände.

  • Wer die CO2 Lüge glaubt und ernsthaft darüber diskutiert, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Automobil Lobbys sollten da ansetzen