Ich war wieder im Sandero unterwegs.
Um Montenegro und die angrenzenden Länder zu besuchen, buchte ich über billiger-mietwagen für zwei Tage einen Mietwagen. Die Buchung lief über Argus und dann über Avis. In der Buchungs-E-Mail gab es ein PDF mit einer Liste der Länder, die man nicht befahren kann - dort war kein Nachbarland Montenegros aufgeführt, es konnte also losgehen.
Schon im Flughafen von Podgorica, wo ich mein Auto abholte, wurde mir klar, dass vor Ort die Dinge etwas anders liefen
Beim Unterschreiben des Mietvertrags fiel mir auf, dass sich die dort aufgeführte Länderliste erheblich von der vorab erhaltenen unterschied: in den Kosovo und nach Albanien sollte ich nicht einreisen dürfen, Bosnien und Herzegowina ginge aber. Ich beschloss, erstmal zur Grenze zu fahren und dann weiterzusehen.
Beim Verlassen des Flughafenparkplatz gab es einen Betrugsversuch
Den Parkplatz direkt am Terminal darf man 15(?) Minuten kostenfrei benutzen. Avis holt das Auto von seinem Parkplatz, fährt dort rein, zieht ein Ticket, macht die Fahrzeugübergabe und gibt dem Kunden dann zum Ausfahren das Ticket. An der Ausfahrt sitzt eine Frau in einem Häuschen, der ich mein Ticket aushändigte. Sie wollte aber Geld von mir haben, obwohl die 15 Minuten noch nicht abgelaufen waren. Ich wollte nicht bezahlen. Zur Untermauerung ihrer Ansprüche hielt sie mir ein Ticket mit einer Zeit, die schon abgelaufen war, unter die Nase. Nachdem ich mich wiederholt weigerte, holte sie aufeinmal mein Ticket heraus und entschuldigte sich für die angebliche Verwechslung.
An der Grenze angekommen, eröffnete mir die montenegrinische Grenzpolizei, dass eine Ausreise mit diesem Fahrzeug generell nicht möglich sei - und deutete auf einen Stempel auf dem Mietvertrag "no border crossing"(oder ähnlich). Dieser war von Avis von mir unbemerkt draufgestempelt worden.
Ich fuhr dann zum Flughafen in Podgorica zurück, da telefonisch nichts zu machen war. Dort angekommen sollte ich eine Gebühr zahlen, die etwa der Höhe des Mietpreises entsprach. Auch dann hätte ich wohl nur nach Bosnien und Herzegowina fahren dürfen. Auf die Gebühr hatte ich keine Lust und rief bei Argus an. Die Atmosphäre war nicht freundlich und mein Gegenüber verstrickte sich in Widersprüche und wollte mich loswerden. Das Telefonat endete damit, dass ich eh bei billiger-mietwagen anrufen müsse.
Der Anruf dort verlief freundlicher, die Mitarbeiterin versuchte, was aus der Situation zu machen, aber argumentierte auch nicht konsistent. Unter anderem hörte ich, dass ich angeblich billiger-mietwagen vorab informieren müsste, wenn ich ins Ausland fahren will. Außerdem sei Argus mein Vertragspartner, man bemühe sich aber um Vermittlung und riefe mich gleich zurück. Beim Rückruf teilte sie mir mit, dass die Rücksprache mit Argus ergeben hätte, dass man nichts machen könne, weil ich die Miete bereits angetreten habe.
Nun hatte ich also einen Sandero, um die umliegenden Länder zu bereisen, durfte aber nicht in sie hinein. Also fuhr ich an die jeweiligen Grenzen und machte mich von dort zu Fuß, per Anhalter und mit dem Taxi auf den Weg.
Rechts liegt die Grenzstation an der Ostseite des großartigen Shkodrasees und ich laufe durch Albanien.
Hier laufe ich durch den Kosovo auf dem Weg zur nächsten Stadt mit meiner Übernachtungsbuchung. Der Kosovo nutzt einseitig den Euro und mit den Preisen dort lässt sich's leben:
In Bosnien und Herzegowina war ich auch.
Der Sandero, an dessen rund 52.000 km ich mich beteiligte, brachte mich gut durch Montenegro. Dort geht es etwas anders zu, einem können durchaus zum Transport genutzte Pferdefuhrwerke entgegen kommen.
Und auch solche LKW sind dort noch im Einsatz.
Mal läuft auch eine Kuh über die Straße.
Meiner Meinung nach ist es landschaftlich das schönste Land Europas.
"I am a mountain,
i am a tall tree"
"I am a river
down in the valley"
"I'm that star up in the sky,
i'm that mountain peak up high,
hey i made it,
i am europe greatest"
hörte ich Montenegro singen, als ich von der beeindruckenden Durmitor-Hochebene in die wunderschöne Piva-Schlucht hinabfuhr.
Zurück in Deutschland schrieb ich eine E-Mail an billiger-mietwagen, die diese an argus weiterleiteten. Ich forderte die Erstattung der Miete und meiner Telefonkosten und verzichtete dafür auf Forderungen für Taxikosten und erhöhten Treibstoffverbrauch. Nach einiger Zeit überwies Argus mir die nicht unerheblichen Telefonkosten auf meine Kreditkarte, die Miete wollten sie nicht erstatten. Billiger-mietwagen meldete sich mit einer Entschuldigungs-E-Mail und einem Gutschein über 25 €, einlösbar für Buchungen ab 50 €.
Man könnte jetzt noch eine Diskussion über die Vor- und Nachteile des Kapitalismus' im Allgemeinen und Mietwagen-Broker im Speziellen führen - muss man aber nicht.
Dank der Ausreisesperre des Autos erlebte ich jedenfalls einige spannende Fahrten und sprach mit Leuten, die ich sonst nicht getroffen hätte.
Die Vielfalt Europas und der Welt ist immer eine Reise wert und lässt sich mit Mietwagen auf eine besondere Art erfahren. Ich empfehle euch eine Reise nach Montenegro, besonders in die Gegend um Plužine, gebt das einfach mal bei der google-Bildersuche ein. Leider war es dunkel, als ich dort war.