Mit einigen Wochen Vorlauf reservierte ich bei Frankfurt ein "Ford Mustang Cabrio" in der Hoffnung, dass es sich um einen GT mit V8 handelt.
Dies wurde auf Nachfrage auch von der Station so bestätigt.
Anmietung war angenehm und ohne Überraschungen und so konnte ich nach wenigen Minuten direkt zum Fahrzeug.
Da stand er also, mit 5.0-Schriftzug und in der Farbe Magnetic-Grau mit schwarzen Felgen.
Es war sogar noch ein zweiter in der gleichen Farbe vor Ort.
Zugelassen Ende März hatte er noch keine 9.000 km auf dem Buckel, also gerade Halbzeit bei Ausflottung mit 19.000 oder im Oktober.
Dank Keyless Go konnte ich die Türen direkt öffnen und nahm Platz in den bequemen, beheizbaren und belüfteten Sitzen.
Beides würde ich in der nächsten Woche noch benutzen.
Beim Anschnallen habe ich bemerkt, dass der Gurt von der Führung stark geknickt wird, Tragekomfort wird dadurch stark eingeschränkt.
An diesem Morgen war es sonnig, also habe ich direkt das Cabriodach geöffnet.
Dazu entriegelt man erst manuell und kann dann mit elektrischer Unterstützung das Verdeck öffnen.
Dies geht nur, wenn das Fahrzeug sich nicht bewegt. Ich habe an wechselhaften Tagen also immer die Wolken im Auge behalten und nach Haltebuchten Ausschau gehalten.
Die zwei Abdeckungen aus dem Kofferraum habe ich nicht benutzt, das hätte den "Umbau" bei Wetterwechsel noch mehr in die Länge gezogen.
Der Kofferraum ist für ein Cabrio echt gut gelungen. Es passen in den Bereich der Klappe sogar 3 Wasserkisten.
Unter der losen Abdeckung befindet sich kein vollwertiges Ersatzrad, sondern ein Tyre Fit Set.
So hat man Stauraum für die Zusatzgewichte im Winter.
Bei trockener Fahrbahn und durchgetretenem Gaspedal hat man das Gefühl man wird nach vorn katapultiert.
Keine Ahnung warum, aber es fühlte sich schneller an als im AMG A45, der ja eigentlich bis 100 km/h die besseren Werte hat.
Ich denke, dass Zerren der 310 kW an der Hinterachse, das leicht unruhige Heck und das Rappeln des Fahrwerks trägt seinen Teil zu der Wahrnehmung bei.
Zumeist fuhr ich im Modus "Normal". Sport+ hat seine Reize durch späteres Schalten der Automatik, aber die Unterschiede sind nicht signifikant.
Die Lenkung lässt sich in drei Stufen einstellen: Normal, Sport, Comfort. Ich habe keine großen Unterschiede bemerkt und mir das Umstellen dann gespart.
Bei schönem Wetter am Rhein oder der Weil entlang cruisen, dafür ist der Mustang gebaut. Enge Kurven nahm ich mit einer gehörigen Portion Respekt.
Verglichen mit einem Mittelklassekombi eines beliebigen deutschen Herstellers mit Standard-Fahrwerk ist das Kurvenverhalten eher unsportlich.
Man hat das Gefühl, der Mustang ist nur für die Viertelmeile gebaut worden.
Geradeaus fahren kann man damit. Auf freier Bahn ist man sehr schnell bei der 200 Marke und auch bis 240 marschierte er tapfer weiter.
Bis zum "Anschlag" konnte ich ihn nicht ausfahren aufgrund der jeweiligen Wetter- oder Verkehrslage.
Die TrackApps sind eine interessante Spielerei. Die Werte sind natürlich nicht von mir.
Die Bremsen von Brembo geben leider kein Gefühl von Sicherheit. Somit ist das Schnellfahren für mich persönlich ausgeschlossen.
Bei regennaßer Fahrbahn wird das Fahren dann zu richtiger Arbeit. Selbst bei Nutzung des Modus "Regen/Schnee" ist jedes Anfahren wieder spannend.
Oder wenn bei 80 beim Geradeausfahren auf einmal das Heck ausbricht, spürt man einen ziemlichen Adrenalinschub und ist schlagartig wach.
Dann merkt man wieder, dass es ein Mustang mit V8 ist und kein normaler Ford.
Vielleicht wäre alles auch nur halb so wild mit ordentlichen Sommerreifen. So ein Winterreifen schafft schon einiges weniger an Wasser weg.
Der nachgerechnete Verbauch beläuft sich auf ca. 12,9l/100km, wobei der Langzeitverbrauch der Vormieter bei weit über 16l lag.
Ich bin das erste Mal unter Werksangabe, jippie. Da zeigt sich, dass ich mit sensiblem Gasfuß unterwegs war bei nasser Strecke.
Bei aller Kritik habe ich mich sehr auf den Mustang als Cabrio gefreut. Wenn man mit offenem Verdeck fährt und dem V8-Sound lauscht sind alle Unzulänglichkeiten vergessen.
Ich würde mir trotzdem ein strafferes und sportlicheres Fahrwerk sowie angemessene Bremsen wünschen.
Ein Auto mit Charakter, nicht einfach zu fahren, und nicht für jedermann.
Zu viele meist junge Leute aus dem südlichen Kulturkreis labern einen an der Ampel an "Ey Alter, krass ein GT" oder "Mach mal Soundcheck".
Beim Wechsel auf Grün ist man diese Leute zumindest recht schnell los.
Ist er das Geld wert, sowohl BLP als auch Mietpreis? Das kann jeder selbst entscheiden, der ihn gefahren ist.
Und weil Bilder mehr sagen als 100 Worte, hier jetzt noch ein paar Impressionen.