Jeep Compass Limited 2.0 Multijet 4x4 (IDAR / EC STR)

  • Weil uns diese Kiste bei EC jetzt scheinbar öfters in IDAR heimsuchen wird, hier noch ein paar Eindrücke zum Jeep Compass (DI AUT) als 140-PS-Diesel mit 9-Gang-Automatik.





    Der Wagen war mein Mietwagen-Tiefpunkt 2017. Die Autopresse tat ja so, als hätte Jeep jetzt einen ernsthaften Mitbewerber im Kompaktsegment am Start. Jetzt traue ich der Autopresse nicht mehr. Ich wollte das Auto eigentlich mögen und war neugierig, aber nach den letzten paar Tagen werde ich einen großen Bogen um alles von FCA machen (Naja, die Gulia mal ausgenommen. Ein bisschen leidensbereit bin ich). Hier eine Liste der Dinge, die mich genervt haben.


    Die Sitze: Zwischen “straff gepolstert” und “steinhart” gibt es einen Unterschied, und FCA kennt ihn nicht. Das merkt man gleich beim Einsteigen. Zusammen mit dem “Leder” in abwaschbarer Swingerclub-Qualität und den kurzen Sitzflächen fühlt man sich wie auf der Zahnarzt-Liege. Bitte auch beachten, wie ausgeleiert und wellig der Beifahrersitz aussieht. Der Wagen hatte 4000km drauf.



    Der Blinkerhebel und das Lenkrad: Man sollte ja meinen, dass ein Automobilkonzern nach knapp 100 Jahren einen brauchbaren Blinker/Fernlicht-Hebel hinkriegt. Aber im Compass löst das Fernlicht aus, bevor man den Hebel über den Widerstand nach vorne drückt. Der Kontakt ist zu wacklig. Das führt dazu, dass beim Blinker setzen oft kurz das Fernlicht aufblinkt. Ich gab beim Abbiegen ständig Leuten grundlos die Lichthupe, die müssen mich für einen kompletten Idioten gehalten haben (zu Recht). Es geht hier um den Blinker. Das sind die absoluten Basics. Die funktionieren auch in einem Dacia Duster. Aber hier… Das disqualifiziert eigentlich den ganzen Wagen und sagt mir alles, was ich über FCA wissen muss. Wenn das schon nicht klappt, wie sieht es dann mit den Teilen aus, die man nicht direkt sieht?


    Dazu kommt, dass das Lenkrad unglaublich klobig ist. Schaut euch einfach das Bild an. Man gewöhnt sich daran, aber im ersten Moment ist es, als würde man den Wagen mit einem Rettungsring steuern. Dazu kommt, dass die Tasten fürs Infotainment auf der Rückseite angebracht sind. Gern auch die Nähte und die Spaltmaße ansehen. Bonusspiel: Alle verschiedenen Plastikfarben zählen.



    Das Licht: Man braucht kein Fernlicht, um andere Fahrer zu nerven. Die Leuchthöhe der Bi-Xenons muss manuell verstellt werden, und die Null-Einstellung ist viel zu hoch, fast auf Fernlichthöhe. Wütendes Lichthupen des Gegenverkehrs auf den ersten hundert Metern - alleine und ohne schwere Beladung, wohlgemerkt. Erst ab -1 oder -2 ist der Kegel normal und blendet nicht mehr. Das werden aber die wenigsten Mieter checken. Viel Spaß.


    Der Fernlichtassistent: ...ist viel zu langsam. Schlimmer ist aber, dass er alles mögliche für Autos hält und das Fernlicht dann überhaupt nicht freigibt. Ich bin in eine dunkle Waldstraße abgebogen, mache das Fernlicht an und… nichts. Die Kontrollleuchte ist da, aber kein Fernlicht. Dabei gab es nicht mal Fahrbahnmarkierungen oder Reflektoren am Straßenrand. Vielleicht eine Waldeule, deren Augen ich übersehen habe? Geister? Man muss dann manuell die Scheinwerfer aus dem Auto-Modus rausdrehen, damit man Licht bekommt. Solche Wartezeiten fürs Fernlicht gab es ständig.


    Das beats-Audiosystem: ...ist ungelogen das schlechteste, das ich je in einem Auto hatte. Superlativ, Skepsis, ich weiß. Lasst es mich erklären: Es hat mit den (guten) beats-Systemen von VW nichts zu tun. Das Problem ist nicht die Qualität des Klangs, sondern die Bass-Abstimmung (in alter beats-Tradition). Das erste, was ich beim Radio in einem Mietwagen mache, ist, den Equalizer zu checken und ggf. den Unfug des Vormieters rauszudrehen. Ich stelle den EQ immer neutral ein, nur die Höhen ein klein wenig nach oben, da mag ich es ein bisschen schärfer. Beim Compass führt die Einstellung bei basslastiger Musik (Elektronika, Pop, Rap) zu: einem Bass auf “Thunderdome `96”-Niveau. Man denkt, die Augäpfel platzen gleich, und das ganze Parkhaus hat etwas davon. Ich bin nicht verrückt: Nach zwei Tagen Geballer habe ich im Internet gesucht, andere Besitzer haben das gleiche Problem und angefangen, an der Subwoofer-Verkabelung zu basteln oder gleich den Subwoofer zu tauschen. Okay?


    Am Ende hatte ich dauerhaft diese EQ-Einstellung:



    Die führt zu… einem laut dröhnenden, matschigen Bass. So laut, dass die Spiegel vibrieren. So, dass es beim Fahren nervt und einen ermüdet. Am Ende also ein aufpreispflichtiges Musiksystem, mit dem man keine Musik hören kann. Schon wieder: Absolute Basics. Alle Ebenen bei Jeep haben das gehört und gesagt: Passt! Na gut.


    Die Tasten für Sitz- und Lenkradheizung: ...existieren nicht. Die Heizungen sind nur digital übers Infotainment verfügbar, verschachtelt nach 3 Menüebenen. Das uConnect auf dem großen Mittelschirm ist grundsätzlich gut, muss im Compass aber zu viel übernehmen. Unverständlich, warum man echte Knöpfe für solche Grundfunktionen (Basics!) weglässt. Und wenn es nur digital geht, warum gibt es dann keinen Sprachbefehl dafür? ?(



    Ansonsten ist das Infotainment nicht so schlecht. Android Auto und Apple Carplay sind gut integriert und bekommen einen eigenen Reiter, so dass man es (anders als bei VW) einfach parallel zum integrierten Infotainment nutzen kann. Musik und Navi von Auto und Handy vertragen sich und wechseln sich bei Bedarf fließend ab.



    Die Leiste unten mit den Icons kann man wie bei Android frei belegen, einfach Hauptmenü öffnen und gewünschte Funktion draufziehen. Das geht übrigens auch mit den Heizungen… aber nie für alle gleichzeitig, weil es nur sechs freie Icons gibt.


    Außerdem hat der Wagen bei jedem Start alle Radio-Presets vergessen.


    Der Motor: Der Wagen ist nicht gut gedämmt, und der 140-PS-Diesel nagelt ganz gut. Er ist nicht schnell, aber ausreichend. Der Verbrauch: 8l/100km, nur auf Landstraßen. Mies. :thumbdown:


    Das Fahrwerk: Das lässt ziemlich viele Schläge durch, zumindest für die Fahrzeughöhe. Da müsste mehr gehen. Ansonsten ist das Fahrgefühl synthetisch und leicht, was in einem Kompakt-SUV nicht so falsch ist.



    Die Trostpreise: Es war nicht alles schlecht unter Marchionne. Gut gefallen haben mir: Der Totwinkelassistent im Spiegel - einer der besseren, die ich bis jetzt erlebt habe. Warnt sehr deutlich und hell, aber nie zu früh. Der Spurhalteassistent: Erst etwas nervig, aber die Empfindlichkeit lässt sich runterregeln, so dass er das Fahrzeug erst kurz vor knapp auf die Spur zurückführt. In der Einstellung macht er seine Sache gut. Erkennt auch nachts bei Regen brüchige Landstraßen-Linien und ist dann ein echter Sicherheitsgewinn. Das ACC machte auch, was es soll.


    Wer jetzt Bock auf den Wagen hat, kann zu Europcar oder beim Händler zuschlagen. Nachkonfiguriert für ambitionierte €38.370. Gute Fahrt! :wacko:

  • Ich hatte auch schon das Vergnügen und kann so wie du nur den Kopf schütteln. In meinen Augen ist der Compass eines der unlogischsten, am wenigsten nachvollziehbaren Autos der letzten Jahre. Viele Ungereimtheiten, die sich zu einem unschlüssigen Gesamten irgendwie zusammenfügen. Am Ende fragte ich mich, wie Jeep es schafft, dass das Ding überhaupt fährt.


    Die Bedienung ist eine Katastrophe. Die Materialien bunt und billig durcheinander gewürfelt. Der Platz innen für die Abmessungen außen ein Witz. Fahrwerk fährt, Lenkung lenkt, aber all das nur irgendwie. Dass eine Sitzheizung über den Touchscreen bedient wird, werde ich genauso nie verstehen wie Lautstärkeregelung über Touchfelder (VW). Beim Blinkerhebel bist du nicht alleine: Ich fuhr auch ständig lichthupend durch die Gegend. Geländegängigkeit: ESP lässt sich nicht abschalten. Auch wenn es sagt, es ist aus, ist es nicht aus. Richtig bescheiden für Schnee- oder Schlammfahrten.


    Ich kann mir echt nicht vorstellen, dass jemand das Ding Probe fährt und sagt: "Jo. Nehme ich so für 35.000 Euro nach Rabattabzug." Die neuen Touaregs und Tiguane der Autovermietungen heißen Cherokee und Compass. Was für Watschen.

  • An die B-Klasse dachte ich bei der Abholung auch und war erst ganz froh, mal was Neues ausprobieren zu können. So kann man sich täuschen.


    Beim Blinkerhebel bist du nicht alleine: Ich fuhr auch ständig lichthupend durch die Gegend.


    Oh Mann. Ich dachte schon, das kann nicht normal sein und muss ein einzelner Fehler bei meinem Wagen sein. Aber das ist echt Wahnsinn. Wie sowas grünes Licht kriegen kann...


    Man wünscht sich es möge enden.


    So gut fühlte sich die Rückfahrt zum Flughafen selten an. Das muss man der Miete lassen. :D