Ford Fiesta 1.0 Ecoboost | Ford Carsharing Leverkusen

  • ENDLICH (UN)GLÜCKLICH DANK DES NEUEN FORD FIESTA!


    Stell dir vor, du machst den Ford Fiesta auf und bist unglücklich.
    Eigentlich unvorstellbar. Bisher.


    Nicht weil die sportlichen Kleinwagen alle mit sportlicher Frontschürze unterwegs sind, inklusive fettem Sportgrill und großen Lufteinlässen samt Air Curtain in denen die Nebelscheinwerfer platziert sind. Nicht weil sie das Hot-Hatchback-Klischee bedienen wollen und ihre Heckschürze, mit großem Heckdiffusor, sowie sichtbarem Chrom-Auspuffendrohr ausschmücken. Nicht weil sie sowieso nur geradezu vor Event-Locations parken, oder ihre Stadtviertel mit ihrem Sportlabel, Privacy-Verglasung sowie Seitenschwellern gentrifizieren. Nicht weil aus ihren Lautsprechern mit Premium Hersteller - Label Hipster-Musik strömt und du nur deinen abgerockten Wagen aus Muttis-Vorbesitz, ohne jeglichen sportlichen Touch, deine Musik aus den Blechbüchsen kommt, der Rost und Schimmel schon aus allen Ecken vorquillt und weil sie schon bei der Zulassung die neueste TÜV-Plakette bekommen und du nicht mal sicher bist, ob dein Wagen überhaupt die nächste TÜV-Prüfung übersteht.


    Sondern weil sie es dir sagen. Weil sie dir Sportlichkeit per Label vordefinieren. Alle zusammen. Und diese schönen, täglichen Theorien irgendwie so gar nichts mehr mit der Realität – oder deinem Currywurst Pommes, Schniposa-Alltag zu tun haben.




    Das ist jetzt nicht neu. Aber der Zwang und Druck dahinter, der sich längst über Trend-Farben, Privacy-Verglasung, Felgen, Schweller, Schürzenpakete hinweggesetzt hat, der hat neue Ausmaße angenommen.Die Frage nach den neuen Musts kann man in jede Richtung stellen und hinterfragen. Das hat auch Ford beim neuen Fiesta getan und viele Elemente vom alten Fiesta Design übernommen. Andererseits ist der Look ist jetzt ein wenig runder und nicht mehr so kantig wie das des voränger Modells. Charakteristisch bleibt dennoch der modifizierte Aston-Martin Grill an der Front des neuen Ford Fiestas. Flankiert wird er von den etwas rundlichen Halogen-Scheinwerfern im Projektionslinsendesign, die mit fast durchgehenden LED-Tagfahrlichtstreifen umrahmt werden. Die beim Vorgänger markante Schulterlinie, wirkt beim neuen Modell nicht mehr so präsent. Die Turnschuh-Silouette bleibt auch beim neuen Ford Fiesta rundlich und wohlproportioniert gehalten. Das Dach fällt leicht coupehaft ab, bleibt aber ein klassischer Kleinwagen-Hatchback. Dem fügen sich neue zweigeteilte flache Rückleuchten im modernen LED-Design an. Wobei hier die Blinker noch in Halogenbirnchen funkeln. You name it.




    Zugegeben, ich war gespannt, bevor ich in der neuen Ford Fiesta Platz nahm. Die Nervosität, galt es erstmal zu überwinden, damit die Euphorie einsetzt. Wenn du hinter dem Steuer Platz nimmst, dich in die sportlichen Sitze fallen lässt, zählt nicht mehr, was du vorher gehört hast, was man dir erzählt hat, was der Rest um dich herum macht. Es zählt einfach das Gefühl, die Hände am Lenkrad, die Kombinationen verschiedener Lederqualitäten, Kunststoffe und Aluminiumapplikationen. Es zählt der Blick über das Armaturenbrett, die klaren Instrumente mit dem Display, und das aufrecht stehende Navidisplay mit dem Sync 3 System, der deine Fahrtrichtung vorgibt. Dieses kommt sehr zeitgemäß daher und alle Funktionen lassen sich zügig und einfach per Touchscreen in den dargestellten Menüs durchklicken und die Funktionen bedienen. Sei es ein Navigationsziel eingeben und sich dahinführen zu lassen oder ein Bluetooth-Gerät einzurichten. Tritt dennoch der Fall auf, dass während der Fahrt eine Funktionstaste in der Menüstruktur nicht auffindbar ist, steht immer noch die Sprachsteuerung zur Verfügung. So konnte ich während der Fahrt schnell durch einen Sprachbefehl „Navigation beenden“, die Zielführung abbrechen.




    Die Sportsitze, riechen noch stark nach Neuwagen. Diese sind mit einer mit einem Stoffbezug ausgestattet, lassen sich in Höhe/Länge und Lehne verstellen. Was ich hier vermisst habe ist eine Verstellung in der Neigung und eine Oberschenkellängenverstellung. Auch die Sitzfläche fand ich m.M.n. trotz der Sportsitze insgesamt in der Länge zu klein. Ich finde insgesamt lassen sich die Sitze nicht optimal einstellen. Zumindest nicht nach meinen Sitzgewohnheiten. Die Mittelkonsole insbesondere im Bereich der Klimanlage finde ich zu groß, so dass sie im Bereich der Knie, zu einem beschränkten Innenraumgefühl beitragen. Zudem ist der Fiesta ohnehin nicht das große Raumwunder. Insbesondere auf den hinteren Sitzen kommt es leicht beengt vor, wenn die Konkurrenz von Ibiza/Polo als Vergleich herangezogen wird. Auch das Kofferraumvolumen des Fiesta kommt nicht an die beiden aufgeführten Konkurrenten heran.


    Aber eigentlich viel ernster: Kommen wir zum eigentlichen was dem Fiesta bisher ausgemacht hat. Sein Fahrwerk, das auch in der Serienabstimmung durchaus sehr sportlich direkt war. Um dies zu testen, zieht es mich hinaus für eine kleine Ausfahrt. Bedingt durch den beruflich verursachten Stress, konnte ich mir nur eine kleine Auszeit nehmen. So folgte auch keine lange Ausfahrt malerische Bergische Land, sondern nur ein kurzer Abstecher in die Bahnstadt Opladen.


    Auf mehrspurigen Bundesstraßen und Landstraßen federte das Fahrwerk kleine Fahrbahnunebenheiten, Querfugen und Fahrbahnaufbrüche weich ab. Auch in schnellen Kurvenkombinationen kommt der Fiesta nicht aus ihrer Ruhe. Eine starke Seitenneigung war kaum zu verspüren. Sogar ein Touch souveränem Abrollkomfort und der Federungskomfort bei langsameren Geschwindigkeiten und innerstädtischen Schlaglöchern und flachen Bordsteinen, Abflussrinnen und Tempo 30-Bollern war für einen Kleinwagen mehr als überdurchschnittlich. Was mich jedoch gestört hat, ist die Elektro-Hydraulische Servolenkung. Waren die Vorgänger-Modelle noch geprägt von direktem Fahrverhalten und unmittelbaren Fahrbahnkontakt, zeigte sich dieser trotz Sportfahrwerk mit 10mm tiefergelegt Karosserie, in der ST-Line indirekter als man das von einem Fiesta gewohnt ist. Die Lenkung reagierte erst nach einer kleinen Gedenksekunde. Das Einlenken erfolgte anschließend mit einer kleinen Abfederung und einer Seitenneigung. Bei allen Vorteilen der dieser elektro-mechanischen Servolenkung, zeigt sich dennoch dass der direkte Fahrbahnkontakt weniger geworden ist. Das Gefühl in der Hand, die Antwort des Wagens, die du zurückbekommst, dass der Wagen das macht, was du möchtest, ist leider nicht mehr so präsent wie beim Vorgänger.


    Der Fiesta ist mit einem 1.0 Liter Reihendreizylinder Benzinmotor mit 100 PS/74kW ausgestattet. In Kombination mit der serienmäßigen 6-Gang Schaltgetriebe bietet es leider nur 170 Newtonmeter Drehmoment an, die bei im Bereich von 1.500 - 4.000 Umdrehungen zum Zuge kommen. Das Leergewicht liegt bei 1144 kg. Insgesamt ist die Sechsgang-Schaltung ist keine Fehlbesetzung. Die Gänge lassen sich fein und sauber einlegen ohne zu Haken. Am Ende des Schaltweges sind sie leicht gedämmt und vermittelt angenehme Schaltvorgänge.




    Handgeschaltet erledigt der Fiesta den 0-100-km/h-Sprint in 10,5 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt jeweils bei 183 km/h. Den Verbrauch gibt Ford in mit 4,4 Liter/100km kombiniert an. Das entspricht 97 Gramm pro Kilometer CO2. Bei dieser Motorengeneration handelt es sich um Dreizylinder Turbobenziner mit einer Ausgleichswelle. Zusammen mit einer verstärkten Dämmung ist vom charakteristischen 3-Zylinder Motorgeräusch in niedrigen Drehzahlbereichen kaum was zu spüren. Auch bei höheren Drehzahlen erhöht sich die Geräuschkulisse nicht signifikant. Der Motor wirkt im unteren Drehzahlbereich leider etwas weniger druckvoll. Gerade mit der für ford-verhältnisse etwas spät kommenden Kupplung wirkt der Motor noch weniger druckvoll, sodass der Wagen weniger sportlich sondern mehr komfortabel daherkommt wie ein VW Polo oder Seat Ibiza.



    Zur Anmietung:
    Die Anmietung erfolgte über die Flinkster-Plattform. Dank der Flinkster-Kooperation mit Ford Carsharing ist dies problemlos möglich, sodass keine separate Registrierung notwendig ist. Schnell Anmietezeit, Abgabezeit, Wagen an einem Standort auswählen und Verfügbarkeit prüfen und buchen, Das wars. Bei der Abholung kurz noch nach Schäden überprüft und der Hotline gemeldet. Erfreulich fand ich auch, dass die Wartezeit bei Flinkster/Ford Carsharing relativ kurz ist. Im Durchschnitt so etwa eine halbe Minute und schon ist man dran. Bei Drive Now wartet man da schon um einiges erheblich länger. Leider hat sich der Wagen bei Abgabe/Schließung des Wagens etwas geweigert, so dass ein erneuter Anruf beim Service notwendig war. Aber im Ganzen war ich recht zufrieden, mit der Anmietung da der Wagen relativ sauber war und noch gerade 2 Monate alt war. Es war recht erfreulich, da man z.T. bei den ganzen DriveNow/Car2Go Wagen was ganz anderes gewohnt ist.


    Fazit

    Ich bin nicht unglücklich mit dem neuen Ford Fiesta. Obwohl die äußerliche Silhouette gleich geblieben ist, ist dennoch vieles anders bei dem neuen. Die auferlegte Sportlichkeit stört mich nicht, weil ich aus meinem Alltag raus bin und euch hier im Forum jetzt keine graue rostige Kiste aus Muttis Vorbesitz, sondern einen Ford Fiesta ST-Line präsentieren kann. Ich will euch inspirieren, mitnehmen, euch vielleicht unterhalten oder auch mal ablenken.
    Trotz aller Kritiken, die ich im Text aufgeführt habe: Ich bin mir dessen bewusst, was unterm Strich ein gutes Auto der Ford Fiesta ist. Ich bin mir dessen bewusst, dass der 1.0 Ecoboost – Motor ein richtig guter Motor ist, der schon in der Vergangenheit mehrfach zum „Engine of the year“ ausgezeichnet wurde. Dem wurde ein neues 6-Gang Getriebe hinzugefügt sowie die Kupplungscharakteristik leicht verändert. Ich erkenne an, was für ein großartiges Fahrwerk der Fiesta hat. Die elektro-mechanische Servolenkung ist zwar etwas indirekter geworden, soll aber zu geringen Spritverbräuchen dienen. Zudem ist die Federung komfortabler und der Abrollkomfort im neuen Fiesta deutlich größer geworden. Die Klaviatur des Todes im Infotainmentsystem wurde endlich durch das recht gute SYNC 3 System ersetzt. Dies gilt es zu schätzen und zu genießen – aber ich will sie auch nicht all die negativen Parts auslassen, weil die eben keinen Platz in meinem Feed haben.


    In meiner Perspektive gehört es auch diese Seiten zu betrachten. So ist die Materialqualität und Verarbeitungsqualität vor allem in den Türtafeln und der Mittelkonsole schlechter als im Vorgänger, wohingegen das Armaturenbrett und das Cockpit einen Satz nach vorne gemacht hat. Ich meine Motor könnte noch ein wenig mehr Drehmoment vertragen, die Kupplung ein wenig früher kommen und das Fahrwerk wieder etwas direkter reagieren. Ich meine das Rezept für einen glücklichen Fiesta Fahrer, liegt auch darin sowas einfaches wie die Sitzposition an den persönlichen Vorlieben des Fahrers anpassen zu können. Ich meine dies gelingt im neuen Fiesta trotz neu gestalteter Sportsitze nicht. Da waren die Standardsitze im alten Fiesta einfacher gestaltet aber auch leichter anzupasssen.


    Come on ...


    Es bewahrheitet sich, dass der Fiesta ein echt kölsches Auto ist.
    Et bliev nix wie et wor.


    Highlights der Sonderausstattung:
    - Digitaler Radioempfang (DAB)
    - Halogen-Scheinwerfer im Projektionslinsendesign mit LED-Tagfahrlicht
    - Außenspiegel elektrisch anklappbar und beheizbar
    - Parksensoren hinten, mit akustischer Warnmeldung und Anzeige
    - Winterreifen (Semperit Master-Grip 2 195/65 R15) auf 15"-Leichtmetallräder im 8-Speichen-Design
    - Sitzheizung
    - Beheizbare Frontscheibe
    - LED Heckleuchten
    - Klimaautomatik


    Highlights der Serienausstattung:
    - Abgasendrohr verchromt
    - Edelstahleinstiegsleisten mit ST-Line Schriftzug
    - Lederlenkrad, 3-Speichen-Design unten abgeflacht
    - Handbremsgriff & Gangwählhebel in Leder
    - Dachinnenhimmel aus Webstoff abgedunkelt
    - Regensensor
    - Spurhalteassistent
    - Start&Stopp-System
    - Dachspoiler, groß, in Wagenfarbe lackiert
    - Ford Power-Startfunktion
    - Fahrersitz mit einstellbarer Lendenwirbelstütze
    - Ford SYNC 3 mit AppLink und 6,5 Zoll Touchscreen
    - Mittelkonsole vorn, zusätzlich mit integrierter Armlehne und 12-Volt-Anschluss hinten
    - Nebelscheinwerfer, Sport-Design
    - Notruf-Assistent
    - Pedalerie mit Aluminium-Auflagen
    - Seitenschweller, in Wagenfarbe lackiert
    - Sportsitze vorn mit einstellbarer Lendenwirbelstütze für Fahrersitz
    - Stoßfänger, Sport-Design (hinten mit integriertem Sport-Diffusor)
    - Teppichfußmatten vorn und hinten, Velours







  • Sehr schön, danke! Gut geschrieben.


    Besser als so mancher emotionsloser "mal wieder M760li gefahren, war ganz ok, nur etwas sperrig und die Soundanlage könnte bei 250 km/h klarere Höhen haben". :118:


    Der neue Fiesta scheint in der Tat recht gelungen zu sein.