BMW X5 30d (G05) | Sixt Frankfurt Flughafen​

  • Die Miete begann mit einem Audi A8 am Ende seiner Laufzeit mit einer beachtlichen Schadensliste und leider auch mit optischen Schäden, die ich in XDAR nicht hinnehmbar finde.

    Auf der Suche nach Alternativen wurde mir ein X5 angeboten - warum nicht, der fehlte mir immerhin noch im Premium SUV Quartett. Letztes Jahr hatte ich ein entspanntes Wochenende im GLE 350d, ein paar großartige Wochen im Q8 und eine nette Spritztour im Tesla Model X.

    Aufgrund der geringen Laufleistung von nur 500km dachte ich mir fast, dass es wohl ein neuer sein wird. Und so war es.



    Das schicke M-Paket und die damit mögliche Lackierung Carbonschwarz Metallic verhelfen ihm einem imposantem Eindruck. Die Außenmaße des X5 wirken erst einmal überwältigend, was wohl an der sehr steil abfallenden Heckklappe liegt und durch die Bespoilerung nur noch verstärkt wird.



    Der erste Blick in den Innenraum war positiv. Tolle Konturen mit der Ambientebeleuchtung, Ledersitze im dunkelbraunen Farbton "Coffee". Doch recht schnell kommt die Ernüchterung. Erst eine Duftwolke nach feinstem China-Schrott, dann sieht man die Wellen im Leder auf der Rücksitzbank, und dann bemerkt man die, vorsichtig ausgedrückt, unglückliche Materialwahl und -qualität.



    Aber erstmal zur Ausstattung. Was bekommt man für 89.730€?
    30d xDrive mit 265PS, M-Paket für 7000€ (wow!), adaptive LED-Scheiwerfer, Panoramadach, HUD, Komfortzugang, elektische Doppel-Heckklappe, Driving Assistant ohne Plus, Parking Assistant ohne Plus, neues Live-Cockpit Professional, HiFi Soundsystem, 2-Zonen-Klima, 4x Sitzheizung und Memory-Sitze. Verbaut war auch eine Standheizung, aber die ist ja nur mit dem nicht ausgehändigten Display-Key sinnvoll verwendbar.

    Soweit ist die Liste erst einmal lang. Aber ACC, Lenkradheizung, Surround-View und mindestens das H/K Soundsystem wäre dann schon doch toll gewesen. Aber naja, was will man in XFAR auch erwarten.

    Los ging es also auf die Bahn. Die neue Sprachsteuerung funktioniert wirklich sehr gut, so sind Ziele schneller im Navi als ich es je erlebt habe, dazu noch mit einer erstaunlichen Präzision auch bei ungewöhnlichen Zielen. Das ist auch gut so, denn bis man sich an das neue BMW-Menü gewöhnt hat (schon wieder!?), vergeht einiges an Zeit. Bei sinnvollen Neuerungen wie dem Streckenverlauf in der Strahlansicht (Routenverlauf), von dem ich als TomTom-Fan absolut überzeugt bin, wurden komplett oberflächlich und halbherzig umgesetzt. Man erkennt Staus und Abbiegungen, mehr nicht. So viel verschenkter Platz, so viele verschenkte Möglichkeiten. Naja.



    Der neue Tacho selbst ist okay, man kann nun in 2019 endlich auch bei BMW die stilisierte Karte einblenden lassen. Die Anzeige für Geschwindigkeit und Drehzahl kenne ich bereits aus meinem Seat und bin froh, dass es da nur optional ist. Hier hat man leider keine Wahl. Sportmodus und Eco-Pro verändern den Tacho nur in minimalen Nuancen, das war vorher besser. Unten im Bild sieht man eine nette Neuerung: Der BMW weiß nun auf welcher Fahrspur man sich befindet und kann dadurch recht präzise Spurwechselhinweise geben. Hat in der Praxis auch meist gut funktioniert, Daumen hoch.

    Das verwirrende an dem neuen Navi-Bildschirm ist, dass die meisten Elemente, die man sonst am linken Rand fand, nun nach rechts verschwunden sind. Das ist erst einmal unlogisch, aber man gewöhnt sich dran. Links findet man dann die Zieleingabe, letzte Ziele usw., eben das Menü, das sonst mit zweimaligem Linkskippen des iDrive Controllers erreicht werden konnte. Verschwunden ist auf dem ersten Blick die Möglichkeit, nach Alternativrouten zu suchen. Dafür muss man nun erst in die Strahlansicht und dann kann man nach Alternativrouten suchen.

    Aber selbst das scheitert. Bei meiner Wochenend-Pendler-Strecke von 350km geht es Freitagnachmittags natürlich immer wild zu. So verwunderte es mich erstmal nicht, dass mir das Navi bei +30min Verzögerung keine Umleitung empfahl. Daher fuhr ich munter drauf los, die Verzögerung wurde immer größer. So standen dann irgendwann +296min Verspätung auf dem Display, dazu dann "Eine Umleitung wird nicht empfohlen". Also mal eben die Navigation beendet und die Route neu kalkulieren lassen. Gleiches Spiel, 5h Stau. Ich vermisse mein TomTom. Schnell bei Apple Maps geschaut, die Strecke ist frei, ich komme mit einer Minute Verzögerung durch. Danke für nichts, BMW.



    Am Tag darauf sollte er mich etwas Überland navigieren. Hier waren einige Straßen gesperrt, das wusste er. Dennoch berechnet er die initiale Route über die gesperrten Straßen, um dann jeweils 10km vor der Sperrung absurde Umleitungen vorzuschlagen. Da ist man in dünn besiedelten Gegenden schon längst in der Sackgasse. Auch hier musste mich Apple Maps retten. CarPlay konnte ich nicht nutzen, da hier zwar die Vorbereitung verbaut ist, die Funktionalität selbst aber über den ConnectedDrive Shop gekauft werden muss.

    Das Fahrgefühl selbst im X5 natürlich gut. Die hohe Sitzposition ist Anfangs immer wieder ungewohnt, aber man gewöhnt sich erschreckend schnell daran. Das adaptive M-Fahrwerk war mir in vielen Situationen selbst im Comfort-Modus zu straff, zu unsauber. Der Spurhalteassistent hat eine starke weiß-gelb-Schwäche und machte das Fahren durch die Baustelle zur absoluten Mutprobe. Einen Knopf in der guten alten "Assi-Leiste" gibt es nicht mehr. Die aktiven Lenkeingriffe müssen erst umständlich im Menü deaktiviert werden, auch das ist in der Baustelle eine Herausforderung.



    Zur Verarbeitung noch ein paar Worte. Bei dem Blick auf die Rücksitzbank verliert man erst einmal den Glauben an BMW als Premium-Marke. Das Leder wellt sich wie wild, nichts passt dahin wo es hinsoll. Na gut, sicher ein bedauerlicher Einzelfall!? Nein, die entsprechenden Foren sind voll von ähnlichen Berichten. Peinlich. Dann fasst man das Armaturenbrett an und stellt mit Erschrecken fest, wie minderwertig das ist. Die Unterfütterung ist etwa auf dem Niveau eines Polos. Die Variante aus Sensatec Kunstleder wäre im M-Paket gratis gewesen, schade dass sie hier fehlte. Auch die aus Pappe gepressten Sonnenblenden passen irgendwie so gar nicht in das Premium Bild. Der Plastik-Einsatz mit Spiegel und die Halogen-Funzel an der Decke sind der Klasse unwürdig. Tesla zeigt etwa im Model 3 wie sowas gehen kann.



    Ein Hingucker im Bedienfeld sind die tollen neuen Drehräder in Alu-Optik, etwa an den Lüftungsdüsen. Doch die sollen nur davon ablenken, dass der Rest wirklich einfachstes Plastik ist. Dazu beginnt nun endlich auch BMW, das allseits beliebte schwarze Hochglanzplasik großflächig zu verwenden. Der Startknopf ist in Alu-Optik und wandert nun von der bekannten Position neben dem Lenkrad nach unten neben den neuen Gangwahlhebel. Man könnte fast denken, man sitzt in einem Audi. Den neuen Gangwahlhebel sehe ich neutral. Er ist kleiner und irgendwie okay, aber der P-Knopf ist ergonomisch schlecht erreichbar an der Vorderseite angebracht.

    Die zweigeteilte Heckklappe ist im Gegensatz zu dem Vorgänger nun komplett elektrisch. Das heißt, der obere Teil, etwa 3/4 der Fläche, klappen wie üblich nach oben weg, das untere Viertel wird mit einem separaten Knopf nach unten weggeklappt. Damit erhält man eine recht niedrige Ladekante, zumindest an der gesamten Höhe des Fahrzeugs gemessen. Peinlich ist das manuell verstellbare Gepäckrollo. Die elektische Automatikvariante ist schon im Audi A4 Serie. Wenn man die Surroundview-Kamera nicht bestellt, bekommt man nicht wie in anderen Modellreihen einen anderen Einsatz unterhalb der Niere, sondern das Loch wird einfach mit einem Plastikpfropfen gestopft.




    Ein nettes Detail ist der bereits vom 7er bekannte Lichtteppich, der aus Richtung der Schmutzfänger der Vorderreifen nach hinten projeziert wird. In seiner aktuellen Ausführung aktiviert dieser sich bereits bei Annäherung von wenigen Metern an das Fahrzeug zusammen mit der übrigen Fahrzeugbeleuchtung. Endlich wurde Coming-/Leaving-Home zuende gedacht.

    Fazit? Ernüchterung. Oder besser gesagt: den hohen Anspruch nicht erfüllt. Der Motor ist wie immer über alle Zweifel erhaben, das Getriebe schaltet konkurrenzlos gut. Das kennen wir von BMW und ich habe nicht weniger erwartet. Schade, dass man in anderen Bereichen des Fahrzeugs den Sparzwang so merkt und auch eine Oberflächlichkeit, die man im vergangenen Jahr sonst immer Audi zugesprochen hat. Die ungünstige Materialwahl im Innenraum tut ihr übriges.

    Es ist und bleibt ein gutes Auto, ein Auto das Köpfe verdreht und Köpfe schüttelt, das bequem ist, ruhig, unvernüftig. Aber es wäre schade, wenn der X5 nun aufgrund des X7 so stark vernachlässigt wird. Das betrifft auch das neue Live Cockpit, von dem ich mir wirklich mehr erhofft habe. Gute Ansätze, aber am Ziel vorbei entwickelt. Hier fehlt genau die Detailverliebtheit, die man doch eigentlich von einem Premium-Hersteller erwarten könnte.


    Danke :203:

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  • Danke für den schönen Bericht. Mein Eindruck ist fast, dass man durch den X7 irgendwie Platz nach oben schaffen musste in Sachen Luxus :/


    Ich war mal bei einem der zwei großen Sitzzulieferer in der Fertigung. Da hat man mir erklärt, dass das es mit den Falten im Leder kein Mangel ist, sondern tatsächlich von BMW so gewünscht. Sie nennen da Kunstfalten, während bspw. die Audisitze am Ende der Fertigungslinie gebügelt wurden und im Falle von Falten den Qualitätstest nicht bestehen.

  • Audi: wir hauen mit dem C8 die größte Verschlimmbesserung eines Oberklasse-Fahrzeugs auf den Markt seit langer Zeit.


    BMW: hold my Weizen...


    :rolleyes:


    Da bin ich froh dass ich den im Dezember vom EuropaService nicht genommen habe für ein Schweinegeld. Vielleicht levelt sich die Ausstattung ja im weiteren Verlauf ja was ein, dass man vlt. auch mal einen adaptiven Tempomaten dabei hat. In 2019. In X***.

  • ich meine das BMW Navi, was wir alle kennen.


    was das da sein soll, keine Ahnung. aber wenn man den Tacho schon sieht, wird einem ja schon leicht anders.

    das muss man aber auch erstmal schaffen einen potentiellen Mieter zum Überlegen zu bringen, dass so ein Touareg wohl doch gar nicht so schlimm ist, wenn ein neuer X5 rauskommt

  • Es kann mir doch keiner erklären, dass diese unfassbar hässlichen Falten - gerade auf den hinteren Sitzen - so gewollt sind. Bis jetzt haben alle von mir gesichteten X5 G05 dieses "Problem" und sehen damit einfach nur peinlich aus.


    Besonders schön: Sind mal mehrere "Kunstfalten" (haha!) eng beieinander, spürt man diese auch ganz wunderbar im und am Rücken.

    Ein wahrlich erhabenes Gefühl in einem Premium-SUV :rolleyes:


    Edit: Wortkorrektur

  • Naja, man sollte sicht darüber diskutieren müssen, ob das nun gut ist oder nicht. Sicher ist es gut, aber eben nicht mehr. Man kann immernoch genauso wenig individualisieren wie vorher, da kann man auch einfach beim Analog-Tacho bleiben. Das Potential ist bei weitem nicht ausgeschöpft und das ist eben schwach.

  • Ich habe das neue Live Cockpit und das neue iDrive Layout im M850i echt gut gefunden. Aber so hat jeder sein Geschmäckle :-)

    Ich fand das neue iDrive im G20 auch gut, gewohnt gut zu bedienen. Mir erschließt sich der Sinn vom Virtual Cockpit im Audi auch nicht, in meinen Augen deutlich zu überladen. Bei verbautem HUD noch weniger, da schaue ich eh kaum noch nach unten.

  • Ich fand das neue iDrive im G20 auch gut, gewohnt gut zu bedienen. Mir erschließt sich der Sinn vom Virtual Cockpit im Audi auch nicht, in meinen Augen deutlich zu überladen. Bei verbautem HUD noch weniger, da schaue ich eh kaum noch nach unten.

    Ich stimme dir prinzipiell zu. Entweder man schöpft die Möglichkeiten eines VC aus oder man lässt es. Bei Audi kann man sich die Google Earth Karte in Vollbild drauf packen lassen, das hat für mich einen echten Mehrwert. Bei BMW passiert alles nur der Digitalisierung wegen, ohne Mehrwert.


    Beispiel: Die Anzeige im Sportmodus ist beispielsweise identisch zu der im Comfort-Modus, außer dass bei Geschwindigkeit und Drehzahl alle kleinen Zwischenstriche ausgeblendet werden. Im Eco-Pro Modus färbt sich alles blau. was sonst rot ist. Vielen Dank, darauf kann man einfach verzichten.


    Wie ist denn die Haptik der Lenkradknöpfe?

    Bescheiden. Für mich noch einmal schlechter als im 5er G30, besonders durch die Drehräder ohne klare Rasterung. Wie eine Computermouse, die 10 Jahre in Benutzung war.