Mit dem SLC nach Italien - oder wie einem Bescheidenheit gelehrt wird
Prolog
Es stand für meine Frau und mich schon lange fest, dass wir um unseren Hochzeitstag herum wegfahren wollen. Relativ schnell kamen wir dann darauf eine Roadstertour an den Gardasee zu machen. Die grobe Planung stand sehr schnell und wir legten uns fest Donnerstag mit dem Zug nach München zu fahren und dort am nächsten Morgen das Cabrio bei Sixt zu mieten. Ironischerweise war der Hintergedanke dabei auch irgendwie, dass in München die Auswahl schon größer sein wird als in der Hauptstadt des Tals der Ahnungslosen. Von München sollte es dann nach Trento gehen, dort ein paar Tage bleiben und dann am Montag runter zum Gardasee bis Freitag. Die Buchung erfolgte via Übersee und der Preis war einigermaßen annehmbar für die trotzdem sehr teure PTMR-Klasse. Warum PTMR? Weil der MX-5 dann für die doch weite Strecke und das Gepäck mir etwas zu riskant war, v.a. weil ursprünglich auch Wandern auf dem Programm stand, welches dann wetterbedingt gestrichen werden musste. Außerdem was sollte schon passieren - Z4 wurden massenweise eingeflottet und letztes Jahr war der SLC200 das Schlimmste was einen treffen konnte. Ja und dann kamen die SLC180...
München
Natürlich verspätet aber entspannt kamen wir am wohl hässlichsten Hauptbahnhof Deutschlands an. Ein Car2Go in der Nähe wurde ausfindig gemacht, den beiden Herren die uns auffällig unaufällig hinterherliefen durch freundliche Blicke klargemacht, dass wir sie bemerkt haben und unsere Taschen uns gehören und auf gings zum Hotel. Ich hatte mich bei der Buchung irgendwie vertan, ich dachte ich hätte ein Hotel in direkter Nähe zur Station gebucht, aber das war ein Irrtum. Trotzdem war das Ibis Parkstadt Schwabing für die eine Nacht sehr gut geeignet, das Personal freundlich, das Bett bequem (https://goo.gl/maps/xqoKa3KTvFaJUWSh9). Kann man also grundsätzlich für einen Münchenaufenthalt empfehlen, sehr schön fand ich, dass es spezielle Carsharingparkplätze direkt vor dem Gebäude gab. Sehr praktisch!
Am nächsten Morgen dann auf zur Station (danke an dieser Stelle noch mal an den Tipp mit der Station Haidhausen - die ist wirklich sehr gut gelegen und das Personal war sehr vorbildlich!) und dort wurde ich sehr freundlich begrüßt. Sehr schnell wurde alles bearbeitet und dann kam meine Frage:
"Was wird es denn"
"Ein SLC"
"Oh je, und welcher Motor?"
"Moment... das ist ein SLC180"
"..."
Nun ja, irgendwie hatte ich es schon gespürt. Habe mir mittlerweile eh angewöhnt das schlimmste der Klasse zu erwarten und mich dann lieber um so mehr zu freuen, wenn es das nicht wird. Trotzdem war ich natürlich enttäuscht. Alternativen gab es leider keine, also dackelte ich runter in die Tiefgarage wo ich schon von den Checkern empfangen wurde. Und was steht da? Ein Rentnertraum ein grau.
Diese Felgen....diese Farbe.... naja, meine Reaktionen darauf sind ja hier im Forum nachzulesen. Genauso wie die Hinweise insbesondere von koelsch hinsichtlich der Verfügbarkeit von Z4 und TTs am MUC. Diese Hinweise trafen ein, als wir schon alles bepackt hatten und gerade schauten, wie wir am besten fahren. Leider leider ließ ich mich hinreisen und wir fuhren erst mal in die völlig verkehrte Himmelsrichtung zum MUC um dann dort festzustellen, dass alle Z4 weg waren. TT sollte kurz darauf ja als TTS in Berlin auf mich warten und außerdem wollte ich Roadster fahren. Nix gegen den TT, tolles Auto. Aber bei einem richtigen Roadster sitze ich ganz weit hinten im Auto und habe eine lange Schnauze vor mir. Finde ich jedenfalls. Also alles aufgegeben und die zurecht genervte Frau nebst Auto wieder eingesammelt.
Und von hier an wurde es eigentlich richtig schön.
München - Innsbruck - Trento
Der Wetterbericht hatte uns schon verraten, dass während unserer Tage in Trento mehr oder weniger die ganze Zeit leichter Regen kommen sollte. Daher blieben die Wanderschuhe zu Hause und wir stellten unsere Pläne etwas um. Da es in München aber herrliches Cabriowetter gab, entschlossen wir uns das zu nutzen und fuhren von München bis kurz vor Innsbruck über die Landstraße. Ich kann leider überhaupt gar nicht sagen, wo genau wir gefahren sind, da ich mich gar nicht auskenne und wir einfach nur "Autobahn vermeiden" ins Navi eingegeben haben. Aber es war herrlich. Ich glaube man kann dort in der Gegend einfach überall langfahren, man findet immer tolle Strecken fürs Cabrio. Die Stelle hier wird evtl. der eine oder andere Ortskundige erkennen:
Der SLC erwieß sich dabei als ein Fahrzeug wie für die Landstraße gemacht. Die Lenkung bei niedrigen Geschwindigkeiten zwar etwas sehr schwergängig, aber dafür direkt und die 9-Gangautomatik schaltete flott und ohne größere Probleme. Für nur 156 PS kam er auch recht fix voran, klar ist das kein Sprintweltmeister, aber durch die niedrige Sitzposition und den Hinterradantrieb war die "gefühlte" Geschwindigkeit durchaus annehmbar.
In Innsbruck haben wir dann einen kurzen Halt gemacht, kurz die Altstadt angeschaut und etwas gegessen. Ist schon ein schönes Städtchen.
Sehr unangenehm war eine sehr peinliche Wahlveranstaltung der FPÖ, mit der die halbe Innenstadt beschallt wurde. Lustigerweise waren die interessiertesten Zuschauer vor allem Asiaten, die das Treiben des Schlagerhampels auf der Bühne neugierig beobachteten und auf SD Karte bannten.
Von Innsbruck aus sind wir dann Autobahn gefahren, weil klar war, dass das Wetter immer schlechter werden würde. So war es dann auch, also wurde die restliche Fahrt mit geschlossenem Verdeck bestritten, unaufgeregt über die Brennerautobahn bis nach Trento.
Trento und Umgebung
Die Provinzhaupstadt Trento kennen die meisten wohl nur vom Autobahnschild, wenn man zum Gardasee fährt oder von dort kommt. Das hat sie eigentlich nicht verdient. Wir haben sie kennengelernt, weil meine Frau hier ein Jahr lang studiert hat. Sie ist gut geeignet als Basispunkt, wenn man in den umliegenden Bergen wandern oder Fahrrad fahren möchte. Das Schöne an Trento ist, dass es nicht mehr Südtirol ist (nichts gegen Südtirol, aber das ist halt nicht DAS Italien), man damit schon das italienische Flair hat, es aber nicht so chaotisch zugeht, wie zum Teil in Süditalien. Auch die Touristenabzocke ist hier quasi nicht vorhanden, wenn man das mit den bekannten Städten wie Florenz/Venedig usw. vergleicht.
Außerdem hat die Stadt einen sehr schönen historischen Markt wo man hervorragend einen Aperol Spritz oder einen echten caffè genießen kann und über die Dächer hinweg auf die Berge blickt. Jedenfalls bei besserem Wetter.
Die Unterkunft die wir hier hatten kann ich sehr empfehlen (https://goo.gl/maps/UrJZAVnc72cBorp6A). Ein kleines inhabergeführtes Hotel von dem man fußläufig in 10 Minuten zur Innenstadt kommt. Der Blick auf dem Bild zuvor ist im Prinzip direkt an der Straße vor dem Gebäude aufgenommen, wenn man ein wenig Glück hat, bekommt man auch Zimmer mit eben diesem Blick. Die Einfahrt zum Hof muss man beherzt angehen, aber für die Reise nach Italien gilt ja eh, dass man auf zu breite Fahrzeuge verzichten sollte.
Da das Wetter nicht zum Wandern einlud, verlegten wir uns kurzerhand darauf am Samstag eine kleine Tour durch die Gegend zu zwei der zahlreichen kleinen bis größeren Castello zu machen, die in der Region Trentino überall in den Bergen verteilt sind. Zum einen das Castel Thun, welches sehr schön oberhalb von Weinbergen liegt und einen grandiosen Blick bietet, selbst wenn die Wolken sehr niedrig hängen.
Das Castel selbst ist auch recht hübsch und es empfiehlt sich den ungewollt komischen Audioguide dazu zu nehmen. Jedenfalls in der deutschen Variante ist es von der Idee her nett gemacht als Gespräch zwischen dem alternden Schlossherrn und einer Malerin, die das Schloss besucht nachdem dem Schlossherr ein Gemälde von ihr so gut gefiel, aber so wie die Dialoge gestaltet sind, könnten die z.T. auch für die Eröffnung eines Schmuddelfilms dienen. Ich will nicht zu viel vorweg nehmen, wir mussten jedenfalls regelmäßig grinsen. Sehr schöner Ausflug jedenfalls.
Die Straßen hätten sich sehr angeboten, mit offenem Verdeck sportlich die Kurven zu räubern, aber durch den anhaltenden Regen blieben das Verdeck zu und das sportlich hoben wir uns auf, da es doch zu riskant war. Durch die Berge fahren heißt halt auch, dass es auf einer Seite der Straße meist recht steil nach unten geht. Spaß gemacht hat es trotzdem und obwohl ich Stoffverdeck bevorzuge hat das Hardtop mit Glasdach den Vorteil, dass man irgendwie ein wenig das Gefühl hat sowas wie Cabrio zu fahren.
Als Zwischenstopp haben wir in dem Städtchen Cles gehalten und dort im Flamingo Sas Mittag gegessen (https://goo.gl/maps/WM5LaLFnsKBfEbXp7). Da gabs ein Spargelrisotto zum Niederknien und weiter ging es zum kleinen Castel Caldes.
Da wurden wir vom zuständigen Personal so herzlich aufgenommen, dass es schon fast rührend war. Es kam uns natürlich entgegen, dass meine Frau fließend Italienisch spricht, aber letztlich haben wir für ein paar der Räume auch eine deutschsprachige Führung bekommen, kann aber sein, dass das nur Zufall war. Wen so etwas interessiert - hier wurden teils sehr alte Decken- und Wandmalereien freigelegt, die man jetzt bestaunen kann. Auch hier wieder war das Ganze landschaftlich sehr schön gelegen.
Von dort aus ging es zurück nach Trento, am Abend haben wir dann im nahgelegenen Roveretto gegessen, da da eine Freundin wohnt. Dort waren wir früher schon, kann man mal als Ausflug machen, v.a. wenn man kunstinteressiert ist wegen des dortigen Museums, die Stadt muss man nicht zwangsläufig gesehen haben.
Am Sonntag war dann unser Hochzeitstag, weshalb wir den in der Therme in Merano verbrachten, die uns immer wieder empfohlen wurde.
Keine Sorge, da erspare ich euch die Photos des Besuchs. War ganz nett, aber da gibt es für das Geld deutlich bessere Einrichtungen mit mehr Angebot. Der Saunabereich war sehr toll, aber wo da die beworbenen mehr als 20 Becken sein sollen - vermutlich inkl. Waschbecken. Vielleicht bietet der Sommer mehr Möglichkeiten, aber eine unbedingte Empfehlung gebe ich dafür nicht. Als Entspannung war es aber schön und so konnte man sich auch mal Merano anschauen, was allerdings sehr schnell erledigt ist. Neben der Therme und dem angeschlossenen Kurhotel ist da nicht viel.
Am Abend gab es dann Essen im Ristorante e Pizza Antico Pozzo (https://goo.gl/maps/iqAYZsaWkDHnpgD7A), war nicht schlecht, aber meine Restaurantempfehlung in Trento ist das Ai Vicoli (https://goo.gl/maps/r8CspCkPnKDnRLdp8), das hat nur leider am Sonntag geschlossen (in Italien sehr üblich).
Trento - Lago di Garda (Toscolano Maderno)
Am Montag wurde wieder alles zusammen gepackt, das Wetter zeigte sich allerdings immer noch sehr regnerisch. Daher blieb das Verdeck unten, aber trotzdem kann ich an dieser Stelle mal die Stauraumkompetenz des SLC loben. Mit geschlossenem Verdeck passt ohnehin viel rein.
Aber auch wenn man das Verdeck öffnen möchte ist der Großteil dieser Fläche nutzbar. Vor allem ist darauf zu achten, dass die Abdeckung noch zugeht und man rechts und links davon nicht in die Höhe stapelt.
Das war dann schon die Beladung der finalen Rückfahrt, nachdem wir noch im Bialettishop eingekauft haben. Man kommt also gerade in der wärmeren Jahreszeit sehr gut über eine Woche zu zweit. Wenn man sich noch ein wenig mehr zurück hält ist durchaus auch noch ein längerer Zeitraum möglich. Punkt für den SLC.
Die Fahrt zum Gardasee war sehr unspektakulär, da es mehr oder weniger die ganze Zeit regnete. Wir haben uns davon die Laune nicht verderben lassen und uns stattdessen auf die Unterkunft gefreut in der wir vor drei Jahren schon einmal eine Woche verbracht haben. Das "Pisaloc" in der Nähe von Toscolano Maderno. Von der Website darf man sich nicht irritieren lassen (http://www.pisaloc.de/frames/frameset_main.htm), die ist eine mittlere Katastrophe, aber die Unterkunft ist herrlich gelegen inmitten eines Olivenhains, ein paar Weinpflanzen haben sie auch, vom selbst hergestellten und vertriebenen Olivenöl haben wir wieder zwei Flaschen mitgenommen. Die Eintragung bei GoogleMaps ist fehlerhaft, weil selbst die Datenkrake Google die Straße zum Hof nicht mehr kennt. Das ist auch der größte Nachteil, mit einem Q7 würde ich hier nicht fahren wollen, selbst mit A6 & Co. muss man mit dem Auto schon vertraut sein. Ich habe es vor drei Jahren mit einem Volvo V70 geschafft, aber ich weiß ehrlich gesagt auch nicht mehr wie. Anscheinend hat man doch immer noch mehr Platz als es der Anblick einem sagen will.
Aber oben angekommen wird man mit einem herrlichen Blick inkl. wunderbarer Ruhe belohnt. Maximal ab und zu dröhnt es von einem Motorrad aus dem Tal herauf, aber das wars dann auch. Wir haben jetzt zum zweiten Mal das Zimmer bewohnt, was für uns zu zweit absolut ausreicht, es gibt aber auch ein Apartment und ein Haus zur Anmietung. Es ist alles vorhanden was man braucht inkl. Küche, das Zimmer ist lediglich Ferienwohnungstypisch gefühlt mit "Resten" eingerichtet, aber nichts ist kaputt, alles funktioniert und in dem Zimmer selbst hält man sich i.d.R. eh nur zum Schlafen auf. Wie Apartment und Haus aussehen weiß ich nicht. Die Bewertungen im Netz sind aber sehr gut.
Vor allem aber wird man mit diesem Blick belohnt.
Wenn man das Zimmer nimmt, hat man tatsächlich genau diese Aussicht, wenn man sich früh mit einem caffè frisch aus der Mokka oder am Abend mit einem Gläschen Wein vor die Tür auf die kleine Terasse setzt. Bella Italia eben.
Die Touren am Gardasee
Hatte uns das Wetter bis dahin im Stich gelassen, kam pünktlich zum Dienstag die Sonne heraus. Schon fast ideal für oben ohne mit leichter Bewölkung, aber kaum Wind. Ich hatte im Vorfeld etwas recherchiert und hatte diese Seite mit Ausflugszielen gefunden: https://www.gardasee.de/ausflu…e/stradadeivini-tour-auto. Die Integration der eigentlich schon eingestellten Touren klappte nicht, auf Grund fehlender Berechtigung, daher hatte ich alles selbst in myMaps eingetragen. Das hatte den Vorteil, dass der Beifahrer relativ klassisch über das Telefon navigieren konnte, das Starten einer Route als Navigation in GoogleMaps funktioniert ja leider nicht. Wer möchte kann sich alle 5 Routen hier anschauen:
https://drive.google.com/open?…bYbZpjmrDpV-1&usp=sharing
Ansonsten hier als Screenshot zur ungefähren Verortung:
Man sieht, teilweise überschneiden sich die Routen, weshalb wir einiges kombiniert haben, namentlich grün und lila (3 und 4), sowie gelb und rot (bzw. 1 und 2). Schon ganz allgemein lässt sich sagen, dass die Empfehlungen auf der Website sehr hilfreich sind, aber man sich nicht dazu hinreißen lassen sollte ALLES mitzunehmen. Man muss halt vorher schauen, was einen interessiert, wir sind an manchen Sachen auch einfach vorbei gefahren, haben aber nicht angehalten.
Tag 1
Wie gesagt - endlich kam die Sonne raus, also her mit der Sonnencreme und her mit dem passenden Schuhwerk für eine Roadsterfahrt in Italien .
Für den ersten Tag am Gardasee haben wir uns gleich die XXL Tour vorgenommen, also grün und lila. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bzgl. der Navigation spielte sich das schnell ein. Start war in Salò wo es mir vergönnt war, eine ganz außergewöhnliche Sorte Eis zu probieren.
Na dann....
Das Eis war wirklich schweinelecker, weitere körperliche Reaktionen konnte ich allerdings nicht feststellen. Salò selbst ist eine dieser typischen kleinen Hafenstädte am Gardasee. Sehr hübsch anzusehen, viele Cafés laden zum verweilen ein, in der Hochsaison möchte man hier aber wohl eher nicht sein.
Frisch gestärkt mit nahrhaftem Orgasmuseis ging es also los. Entlang der Route hatte man immer wieder herrliche Punkte, die zum Anhalten und Genießen geeignet waren. Und natürlich auch um ein paar Photos zu schießen.
Klar die Farbe und die Felgen waren nicht schöner geworden und auch der Motor nicht leistungsstärker, aber wir hatten den Kleinen mittlerweile liebgewonnen. Mit offenem Verdeck und die Automatik auf "S" gestellt, machte es richtigen Spaß damit durch die engen sich durch die Berge schlängelnden Landstraßen zu jagen. Aber eben nicht zu rasen. Sondern einfach mit viel Freude am Fahren die Landschaft zu erkunden. Mit größerer Beschleunigung wäre wahrscheinlich wohl weniger genießen angesagt gewesen.
Und klar ist der SLC kein SL, aber trotzdem macht er schon ein wenig was her mit seiner langen Schnauze und dem kurzen Heck. Ich hätte es schön gefunden, wenn man ihm einen individuelleren Abschluss gegönnt hätte und nicht die Standard-Auspuffverkleidung. Aber immerhin sind hier noch echte Auspuffrohre verkleidet (ja @Audi - ich nehme euch das übel).
Gerade im Mai ist noch erfreulich wenig los und die Straßen sind relativ frei. Man kann sich also ganz gut austoben ohne irgendjemanden zu gefährden. Trotzdem ist es in Italien immer angehalten vorsichtig um die Kurve zu lugen, denn die Italiener nehmen es mit der Spurtreue nicht ganz so genau.
Entlang der Tour gab es immer wieder kleine Castello oder Aussichtspunkte, wie schon gesagt - man muss da nicht überall anhalten. Einen tollen Ausblick gibt es allerdings fast jedes Mal.
Da man nicht alles aufzählen kann - zu den Highlights zählte für mich auf der Tour die Rocca di Lonato, eine große Burg mit tollem Blick rundherum, die man wohl auch für Feiern usw. nutzen kann,
und der Platz um die Chiesa di San Nicola (https://goo.gl/maps/yuRhZhcQxXnQHjkV9) , was gar nicht in der Routenbeschreibung als eigener Punkt auftauchte. Das eigentlich beschriebene Rocca di Solferino haben wir links liegen gelassen, da wir unser Soll an Burgen bereits erfüllt hatten.
Wer findet meine Frau? Sie ist im letzten Bild tatsächlich noch im Auto
Manchmal war es aber auch schön einfach kurz anzuhalten und zu genießen.
Sehr interessant war außerdem das San Martino della Battaglia. Hier gibt es einen großen Gedenkturm zu den Schlachten für das geeinte Italien (Stichwort Garibaldi), bei denen die Österreicher eins auf die Mütze bekommen haben. Wieder was dazu gelernt: der Anblick des Greuls nach der Schlacht mit tausenden von Toten und Verwundeten hat Henry Dunant dazu veranlasst, das Rote Kreuz zu gründen.
Der Tag endete in Sirmione. Die langgezogene Halbinsel ist sehr touristisch und an der Spitze sind ein paar richtig teure Nobelhotels, in die man auch mal mit Ferrari Einzug hält. Klingt jetzt sehr nach Neid, aber das gilt maximal für den Ferrari, ich finde meist schon die Bilder solcher Einrichtungen so abschreckend, dass ich mich gleich auf mein Ferienzimmer in den Bergen freue.
Es fing dann pünktlich zum Abendessen an zu regnen, aber es war so schön warm, so dass das nicht wirklich störte. Der Regen dauerte auch nur rund 30 Minuten, weshalb wir die letzten Kilometer schon wieder mit offenem Verdeck fahren konnten.
Tag 2
Am zweiten Tag stand eine herrliche Tour direkt in die Berge hinein an, die Tour 5, bzw. die blaue Tour. Start ist Limone, eine der wohl bekannteren Städte, überfüllt mit Läden voller Dinge die man aus Zitronen machen kann oder zumindest man Touristen das glauben lässt. Auch sehr hübsch, aber sehr voll, meine Unterkunft will ich da nicht haben.
Dem Trubel sind wir aber schnell entflohen und bei den Straßen konnte man sich so richtig austoben. Hoch runter, rechts links, durch die Täler über die Berge. Einfach toll. Dazu noch schöne Aussichtspunkte, an denen man regelmäßig die Beine vetreten konnte. Das freut den MWTler.
Mitnehmen kann man sicherlich die Terrazza del Brivido in Pieve wegen des Ausblicks, der caffè ist in Ordnung, aber man zahlt für den Blick natürlich mit. Trotzem nicht schlecht, um sich kurz zu stärken.
Mit der passenden Musik zur Tour ging es dann weiter mit herrlichem Panorama und vielen Kurven.
Wer Ruhe sucht dem sei die Pilgerkirche Madonna di Montecastello empfohlen. Ein ruhiger und friedlicher Ort, dort habe ich die Knipserei mal sein gelassen, außer bei zwei Sachen. Zum einen dem wohl nettesten Verbotsschild überhaupt:
Und zum anderen bei der Auffahrt. Wohl dem, der das zu Fuß oder mit dem Fahrrad macht.
Der Weg zurück war genauso malerisch, diese Tour lädt wirklich zum fahren ein. Hier kann man Spaß haben ohne übertreiben zu müssen und der SLC macht das alles mit. Mehr und mehr machte er richtig Freude, v.a. weil er sich gerade in niedrigeren Drehzahlen ein schönes dumpfes Roadsterröhren gönnt. Nicht aufdringlich, aber frech genug um aufzufallen. Ab und zu kam sogar ein dumpfes Bomp aus dem Auspuff beim hochschalten. Nicht laut, aber das war gut so, das hätte nur die Atmosphäre geraubt.
Tag 3
Für den letzten Tag haben wir die Touren 1 und 2 (gelb und rot) kombiniert und noch etwas erweitert. Leider sind offensichtlich in der Routenbeschreibung der Route 1 und 2 wohl die Reihenfolgen etwas durcheinander (also in dem PDF welches auf der oben verlinkten Seite zu finden ist). Ich zähle einfach wieder die Highlights auf, die wir auf dieser Tour hatten. Durch wunderbare Weinfelder geht es hindurch bis zu einem kleinen Badestrand in Baia del Vento. Gardaseetypisch komplett Kies und nicht sehr groß, aber sehr nett angelegt. Das Wasser war leider zu kalt um zu baden, aber die große Zehe konnte man schon mal reinhalten.
Außerdem gibt es dort einen der wohl schönsten Parkplätze die ich jemals gesehen habe. Richtig idyllisch zwischen den Olivenbäumen.
Ein Stückchen zu Fuß ging es zu einer winzigen Kapelle die leider verschlossen war, aber dafür sehr hübsch gelegen ist in einem Wäldchen und noch ein paar Schritte weiter gibt es dann einen sehr schönen Blick über den Gardasee auf die Isola del Garda.
Ein folgendes Highlight war definitiv die Rocca di Manerba. Von der Burg ist zwar nicht mehr viel zu sehen, aber der Ausblick oben ist grandios. Man hat einen tollen Rundumblick, das ist auf jeden Fall zu empfehlen. In dem Imbiss am Fuße der Burg schmeckte das Essen zwar, die Bedienung durch die Dame hätte aber freundlicher sein können. Trotzdem gut geeignet um sich zu stärken für die Weiterfahrt.
Nur wer gern nackt ist und dabei Sachen anzündet war hier nicht willkommen.
Unsere Erweiterung war ein Abstecher nach Brescia. Eine sehr hübsche Stadt, bei der sich ein Besuch lohnt. Wir hatten leider nur begrenzt Zeit und konnten uns daher nicht alles anschauen, aber allein schon der Dom ist beeindruckend.
Sehr interessant hier auch, dass der ganz alte Dom aus dem 11./12. Jahrhundert direkt daneben steht. Entweder sind solche Bauwerke heute durch Krieg zerstört oder sie wurden einfach ersetzt durch die neueren Gebäude. Durch Bauarbeiten im alten Dom konnte ich dort leider keine Photos machen, die einen guten Eindruck wiedergeben, aber am besten selbst hinfahren!
Aber auch sonst gibt es viel zu sehen in der Stadt, erwähnen möchte ich hier noch ein Unesco Weltkulturerbe, die Überreste eines antiken Tempels.
Die letzten Kilometer vor Brescia sind natürlich nicht sonderlich schön, da es einfach die Zufahrt zu einer größeren Stadt ist, aber das Industriegebiet lässt man schnell hinter sich, auch wenn man die Stadt wieder verlässt. Im Nu ist man wieder umgeben von herrlichen Landschaften. Hier kann man eigentlich abbiegen wo man will, man findet immer schöne Flecken. Abschließend zur dritten Tour noch ein paar Photos einer sehr hübschen Ecke mit Ausblick. Über dieses Fleckchen Erde spricht meine Frau seither nur noch von unserem künftigen Grundstück. Wäre es doch nur wahr...
Diese Tour war mehr oder weniger der Abschluss unserer Roadstertrips. Den Rückweg haben wir natürlich auch genutzt, aber dazu mehr am Ende, jetzt erst mal noch ein paar mehr Worte zum SLC.
Jedoch nicht bevor ich noch ein weiteres Restaurant empfehlen möchte. Das Ristorante al Bertansi (https://maps.app.goo.gl/v7irtRDNjb34T6Ez7). Hier haben wir nun schon zum zweiten Mal unseren Italienurlaub ausklingen lassen und wir waren wieder hin und weg. Sehr schöne Weine, überschaubare Karte, gut etwas hübscher eingerichtet könnte es sein, aber der Blick und v.a. aber das Essen...unbedingt hier auch die Vorspeisen probieren!
Das Auto
Was soll ich sagen. Ein Benz ist ein Benz.
Ja, der SLC ist hier im Forum ungeliebt. Grundsätzlich kann ich es aber nicht ganz nachvollziehen. Natürlich ist das Interieur etwas veraltet, aber ich konnte dem schon fast etwas nostalgisches im positiven Sinne abgewinnen.
Man findet auf jeden Fall alles sofort, wenn man sich bei Mercedes etwas auskennt, nur der Gangwahlhebel ist in der Mitte, das wäre bei einem Roadster auch etwas seltsam wenn nicht. Die Sitze sind auf jeden Fall sehr bequem sowie langstreckentauglich und der Nackenföhn hat gerade gegen Abend wenn es kühler wurde gute Arbeit getan.
Außerdem hatte man auch im Sitzbereich jede Menge Ablagemöglichkeiten. Sowohl in den Türen sind Ablagen, als auch beim Beifahrer mit einem Netz an der Mittelkonsole, sowie etwas Platz hinter den Sitzen, beim Fahrersitz sogar ebenfalls mit Netz. Außerdem noch für kleinere Dinge eine Art Tasche zwischen den Sitzen.
Aber auch von Außen macht der kleine Mercedesroadster durchaus was her. Natürlich hätten sie ihm ruhig eine etwas schönere Farbe und vor allem ein bisschen attraktivere Felgen spendieren können, aber das Blechkleid an sich hat was. Wenn einem die Italiener hinterher schauen, dann kanns so verkehrt nicht sein.
Nein es ist nicht das dynamischste Fahrzeug der Welt. Schon gar nicht mit dem kleinen Motor. Aber es ist ein schöner Roadster. Er liegt fest auf der Straße, er brummt munter vor sich her. Und er macht tatsächlich Spaß. Nicht auf der Autobahn. Da muss das Dach zu, v.a. wenns kein Windschott gibt und dann hat man einfach nur bei jedem Bus oder LKW Angst nicht gesehen zu werden. Man sitzt echt extrem niedrig. Bei der Abgabe habe ich mich neben einen A6 gestellt. Das sah dann so aus.
Aber auf der Landstraße - da macht genau das Laune. Niedrig sitzen, viel Auto vor, wenig hinter einem und ab geht die Luzie. Und dafür reicht auch der Motor vollkommen aus.
Man kann also sagen - der SLC ist auch mit der kleinen Motorisierung ein spaßiges Auto. Nur - es hat in PTMR nichts zu suchen. Nicht für die Preise die da aufgerufen werden. Das Auto hatte einen BLP von rund 48.000 Euro. Ist nett, wenn mir das Auto dafür einen Mercedesstern auf die Straße zaubert,
aber ein paar mehr PS müssen es schon sein, damit man hier wirklich bei Premium ist. Es wäre einfach nur sinnig, wenn Sixt die Fahrzeuge in verschiedene Klassen aufteilt. Aber vermutlich schauen wir wieder zu sehr mit unserer MWT Brille auf solche Dinge. So ganz im grundsätzlichen jedenfalls hat mir die Woche gelehrt, dass man sich auch manchmal einfach auf etwas einlassen muss. Klar kann man sich grün ärgern und den Urlaub versauen lassen. Man kann es aber auch auf sich zukommen lassen und eine wunderbare Woche am Gardasee haben.
Kurven räubern geht mit dem Wagen hervorragend. Sicher ist es nicht ganz so puristisch wie in einem handgeschalteten MX-5. Aber im Vergleich dazu hat der SLC deutlich mehr Langstreckentauglichkeit. Ich meine Espresso wollte ja etwas dazu wissen. Ich kann ganz klar sagen, dass es jederzeit bequem war und auch genug Platz um sich während einer Fahrt zu versorgen. Und dafür, dass wir nicht sehr zurückhaltend unterwegs waren, sind 8,3 l laut Bordcomputer auch kein schlechter Wert.
Als Fazit kann ich festhalten, dass man, wenn man richtig schnell sein will, die Finger von PTMR sein lassen sollte oder nur mit sehr gutem Kontakt zur Station reservieren. Dann kann man im Vorfeld klären, dass ein SLC180 nicht in Frage kommt. Wenn man aber entspannt mit Frau/Mann/Lebensabschnittsgefährte oder auch allein über die Landstraße fahren will, dabei aber den Spaßfaktor nicht ganz außer Acht lassen möchte, dann ist der SLC180 keine schlechte Wahl. Vor allem, wenn man ein paar Kilometer mehr schrubben will. Denn dann ist es in diesem Fall das bessere Fahrzeug als der MX-5.
Epilog
Die Fahrt zurück lief sehr entspannt. Vom Gardasee bis Trento, wo wir einen kleinen Stopp eingelegt haben ging es via Landstraße bei tollem Wetter, von Trento bis Innsbruck Autobahn um voran zu kommen und von Innsbruck dann bis München wieder Landstraße. Diesmal habe ich getrackt (ab Innsbruck), die Route kann hier abgerufen werden: https://drive.google.com/open?…s5uEY5VKRGj86&usp=sharing bzw. hier grob als Screenshot.
Diesen doch recht weiten Ritt hat der SLC ohne Probleme gemeistert und wir hatten einen passenden Abschluss zu einer schönen Cabriowoche. Leider war ab und an ein dicker Reisebus im Weg, aber früher oder später ist der abgebogen.
Die Übernachtung von Freitag auf Samstag erfolgte übrigens im diesmal tatsächlich nahe an der Sixtstation gelegenen Motel One München East-Side. Am Morgen war die Rückgabe schnell erledigt und kein Problem. Auch hier wieder Daumen hoch. Zurück gings dann schließlich mit dem Zug nach Dresden.
Sogar pünktlich. Und glücklich erholt.