[Kurzeindruck] BMW 320d G20 | Sixt MUC

  • BMW 320d G20 | Sixt @ MUC




    Exterieur



    Vielleicht ist es das Alter des Verfassers, aber aktuell haben neue Modelle die Tendenz das hässliche Entlein des Vorgängers zu werden. Beim G20 spielte es BMW aber safe, nicht wie beim kommenden 4er. Auch die nahezu humoristische Interpretation des Kühlergrills wurde der Limousine erspart, wodurch man unumwunden zugeben kann - eine rundum gelungene, klassische Limousine.



    Mehr gibt es nicht zu sagen. Klar, Sportline steht ihm gut, M-Paket steht ihm besser. Die 17 Zöller WR dürfen wir getrost ignorieren, ich komme noch aus einer Zeit, als dies bei Vermieter-3ern Standard war. Noch zwei drei Kleinigkeiten die auffielen.



    Beim Hofmeister-Knick hatten entweder die Ingenieure oder die Designer keine Lust mehr. Statt das mit der Seitenscheibe darzustellen, oder mit der Form der Türen, wurde da einfach ein Plastikteil hingepflanzt.



    Schöner Punkt ist der Lichtteppich, der auch angeht, wenn man sich mit dem Schlüssel in der Hand dem Fahrzeug nähert. Besonders hilfreich in einer Tiefgarage aus den 70ern, wo Lichtschalter nicht an Ein- und Ausgängen platziert wurden.



    Trotz Limousinenform bietet der G20 auch genug Kofferraumvolumen. Schade nur, dass die Scharniere derart lieblos hingezimmert wurden. Klar ist, dass man da bei einem Mittelklasse-Fahrzeug kein so überentwickeltes Scharnier einbaut wie es VW beim Phaeton tat, aber ich glaube nicht dass man derart auf jeden Liter Kofferraumvolumen angewiesen war um da keine bessere Lösung zu finden.


    Interieur



    Man kann mittlerweile sagen, dass hier das Konzerninterieur verbaut wurde. Z4, F40, G15 - sie alle tragen die gleiche Logik, die ähnlichen Oberflächen. Und während es in einem 8er für einen sechsstelligen BLP nicht wirklich passend wirkt, zumindest an einigen Stellen, ist es für einen 3er ein wirklich großer Schritt nach vorne. Weiß jetzt nicht ob das ein Kompliment ist für das aktuelle Modell, oder ein noch größerer Diss für den Vorgänger.



    [Hier könnte ihr Rant über das Live Cockpit Professional stehen.]

    Stattdessen nur die Kurzfassung: während man bei Peugeot das gegensätzliche Ausschlagen der Nadeln bis zur Gefahr für den Straßenverkehr hochstilisierte, ist es bei BMW die größte Innovation. Dass es nahezu nicht individualisierbar ist, und die Menüfarbe trotz Fahrmodi-Auswahl immer das Orange aus "Comfort" bleibt ist da fast schon konsequent.



    Auch dass links vom Display noch so viel Hochglanzplastik verbaut ist, ist schade. Dennoch wirkt alles aus einem Guss. Alles? Naja fast. Während Bildschirm und Klimabedienteil sich dem Fahrer zuwenden, bleibt das Infotainment lieber für alle verfügbar.



    Ich habe versucht das mal einzufangen, wohl eher schlecht als recht. Wobei das übrigens auch das Motto für das Fach vor der Mittelkonsole ist, dort wo das Fach für das kabellose Laden ist. Die Abdeckung ist auch für die Cupholder "zuständig". Werden diese benutzt, lässt sich diese Klappe nicht schließen. Das führt dann hierzu.



    Die Beleuchtung leuchtet. Dauerhaft. Und spiegelt sich dauerhaft im darunter liegenden Smartphone. Was übrigens auch nicht größer sein darf als ein Galaxy Note 8. Ohne Hülle. Wird heutzutage aber auch eher schwierig.



    Heutzutage noch schwierig, in nicht allzu ferner Zukunft Alltag: die großzügig verteilten USB C-Anschlüsse. Interessanterweise ist der prominente USB-Anschluss vorne noch ein alter Block. Interessante Entscheidung.


    Hochkant, bitte öffnen.


    Das gilt wie bei BMW üblich übrigens wieder für das Gestühl. Standard sind nach wie vor mit "Gartenstühlen" am ehesten charakterisiert. Weswegen die G20 auch hier im Forum so rar gesät sind. Ich nahm einen der ersten gesichteten mit Sportstühlen mit. Und das Warten hat sich gelohnt, denn diese sind auch als manuell verstellbare Variante ein Genuss.


    Fahren


    Ein Genuss trifft auch das Fahren zu. Ja gut, das ist jetzt ein bisschen überspitzt, aber es ist doch ein Fortschritt. Die Sitzposition ist erwachsener als im Vorgänger, man sitzt insgesamt im Fahrzeug höher, aufrechter. Das lässt sich auch aufs Fahren übertragen.



    Ja, der B47 rüttelt sich, schüttelt sich wie eh und je, und klingt nach wie vor nach einem Sack Nägel. Der Fortschritt ist aber, dass man das im Innenraum nicht mehr so merkt. Kaum Sound, kaum Vibrationen. Das ist man aus dem F30 gar nicht so gewohnt.


    Und zu dieser neuen Ruhe trägt auch die Abwesenheit vieler Windgeräusche bei. Trotz verbautem Glasdach.



    Ja, das war jetzt eine holprige Überleitung. Aber leider nicht die einzige gegen Ende des Textes. :104:^^


    Denn während die Assistenten einerseits endlich auch ihren Weg in die Vermieter 3er finden, sind sie auf dem Stand der (Konzern-)Technik. Wie mir schon bei anderen Modellen auffiel, hat das PDC für den Parkautomaten keine "echte" 360°-Abdeckung mehr, sondern funktioniert wie die entsprechende Kamera aus dem Peugeot 508. Es wird das gescannte Gelände einfach abgebildet.



    Dafür stimmt die Auflösung. Ist ja auch schon ein Fortschritt.


    Fazit


    Mein Fazit ist durchweg positiv. An den richtigen Stellen wurde genau das richtige verbessert, um das Auto frischer, moderner und insgesamt besser zu machen. Man merkt eindeutig dass es hier um eines der Volumenmodelle des Konzerns handelt, das Design wurde behutsam modernisiert, die Technik aktualisiert, aber wilde Experimente wurden vermieden. Was heutzutage ja nicht immer was schlechtes ist *hustA6hust*.


    Und ja, nicht alle Entscheidungen, die getroffen wurden, sind großartig. Aber es wurden überwiegend gute getroffen. Und im Detail sogar schon sehr gute:



    So wird das Ambientelicht bei offener Tür zum Reflektorersatz und leuchtet rot und blinkt. Willkommen im Heute, G20. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von koelsch ()

  • Bei deinen Berichten klicke ich prinzipiell schon vor dem Lesen auf den Daumen, ich wurde wie immer nicht enttäuscht!


    Ich bin ihn als 320d xDrive mit M-Paket schon gefahren und mir kam er dabei, gerade auf der Autobahn, zu hart vor. Wie hast du das in der SportLine empfunden?

  • Bei deinen Berichten klicke ich prinzipiell schon vor dem Lesen auf den Daumen, ich wurde wie immer nicht enttäuscht!

    Oh stop it you... :D



    Ich bin ihn als 320d xDrive mit M-Paket schon gefahren und mir kam er dabei, gerade auf der Autobahn, zu hart vor. Wie hast du das in der SportLine empfunden?

    Mir wäre das als Sportline nicht aufgefallen. Ich möchte hierbei jetzt aber nochmal auf die verbaute Bereifung hinweisen, die da auch so einiges schluckt, weswegen ich das auch nicht als final ansehen würde.


    War bei deinem mit M-Paket schon das adaptive Fahrwerk oder das "normale" ///M Sportfahrwerk verbaut? Welche Bereifung war aufgezogen?

  • Netter Bericht, danke. Da hast ja ein besonders gut ausgestattetes Exemplar erwischt. Wie gesagt, was sich deutlich zum Nachteil gegenüber dem Vorgänger entwickelt hat ist die Bedienbarkeit, Mittelkonsole mit iDrive, Klimaregelung und der Lichtschalter haben sehr stark an intuitiver Bedienbarkeit verloren. Komisch, dass das auch noch keinem Autotester aufgefallen ist. Und der Innenraum wirkt jetzt fast noch billiger als vorher, Hartplastik wohin du schaust und das bei 60k+ BLP. Naja, Liebe zum Detail gibts eben nicht mehr. Vielleicht sollten sie mal paar Leute aus der MINI-Abteilung rüberschicken, die wissen noch besser wie das geht. Aber fahren tut er ja noch gut, bzw. sogar um einiges besser als vorher.

  • Kommt auch noch ein Kurzbericht zum M760Li ?

    Das wird ein „normaler“ Bericht mit entsprechendem Zeitaufwand, aber ja, der steht auch noch an. :)



    koelsch das normale M-Fahrwerk mit 19-Zöllern :D das war auf der Autobahn unerträglich.

    Stuckernd? Kann ich mir vorstellen. Weil ja das M-Paket nicht schon teuer genug ist, muss bmw aus dem Kunden noch das adaptive Fahrwerk rauswirtschaften. :rolleyes:

  • Da ich über das Wochenende ein identisch ausgestattetes Modell (bis auf Außenfarbe Mineralgrau) gefahren bin hänge ich mich mit ein paar Kurzeindrücken hier mal dran:


    Als aller erstes fällt tatsächlich die Ruhe im Vergleich zum Vorgänger auf. Außer beim Anfahren nimmt man den Diesel kaum als solchen war und auch bei höheren Geschwindigkeiten bleibt der Motor angenehm zurückhaltend. Auch die Windgeräusche konnten deutlich reduziert werden. Hier ist echt ein signifikanter Fortschritt zu verzeichnen.


    Der Motor spricht insgesamt sehr gut an und hat aus allen Lebenslagen genug Leistung, auch bei höheren Geschwindigkeiten bis 200 km/h (schneller bin ich nicht gefahren). Gefühlt hängt er noch etwas besser am Gas als der Vorgänger, mag aber auch nur subjektiv sein. Bin 60 % Autobahn gefahren (180 - 200 km/h wo frei), 40% Landstraße (sehr gemütlich, da viel Verkehr) und 10 % Stadt, komme errechnet auf 6,4l. Auf der selben Strecke habe ich im Schnitt mit dem F30 6,7l gebraucht, also hier eventuell nochmal eine kleine Verbesserung beim Verbrauch.


    Die Verarbeitung im Innenraum finde ich persönlich deutlich besser als im Vorgänger. Auch wenn es an einigen Stellen noch Defizite gibt, beispielsweise beim Handschuhfach, wurde doch mehr Wert auf eine bessere Matrialauswahl gelegt. Wieso die Galvanikapplikation bei den Tasten nicht Standard ist, erschließt sich mir nicht- das wirkt so nur billig. Und das bei der Bedienung der Auto-Hold-Taste das ganze iDrive-Panel wackelt ist nun auch nicht premium.


    Bei der Bedienbarkeit bin ich zwiegespalten. Die Lichtschalter finde ich tatsächlich nicht wirklich intuitiv, da aber bei mir eh nur auf Auto gestellt wird, hat mich das nicht wirklich gestört. Das OS 7 finde ich zunehmend verschachtelt und es wird immer schwieriger, sich in den vielen Untermenüs zurecht zu finden. Auch das digitale Cockpit finde ich nicht wirklich gut abzulesen, den gegenläufigen Drehzahlmesser kann man aus meiner Sicht voll vergessen. Insgesamt ist hier das Audi VC deutlich vorne. Da die Sprachbedienung aber sehr gut funktioniert, bin ich insgesamt aber ganz gut zurecht gekommen.


    Die neuen Sportsitze fand ich sehr angenehm, gerade auch auf längeren Fahrten. Wie koelsch oben treffend beschrieben hat, man sitzt höher und erwachsener.


    Insgesamt fällt mein Fazit durchaus positiv aus. Im Vergleich zum F30 hat BMW mit dem G20 aus meiner Sicht einen guten Schritt nach vorne gemacht.