Exterieur
Vielleicht ist es das Alter des Verfassers, aber aktuell haben neue Modelle die Tendenz das hässliche Entlein des Vorgängers zu werden. Beim G20 spielte es BMW aber safe, nicht wie beim kommenden 4er. Auch die nahezu humoristische Interpretation des Kühlergrills wurde der Limousine erspart, wodurch man unumwunden zugeben kann - eine rundum gelungene, klassische Limousine.
Mehr gibt es nicht zu sagen. Klar, Sportline steht ihm gut, M-Paket steht ihm besser. Die 17 Zöller WR dürfen wir getrost ignorieren, ich komme noch aus einer Zeit, als dies bei Vermieter-3ern Standard war. Noch zwei drei Kleinigkeiten die auffielen.
Beim Hofmeister-Knick hatten entweder die Ingenieure oder die Designer keine Lust mehr. Statt das mit der Seitenscheibe darzustellen, oder mit der Form der Türen, wurde da einfach ein Plastikteil hingepflanzt.
Schöner Punkt ist der Lichtteppich, der auch angeht, wenn man sich mit dem Schlüssel in der Hand dem Fahrzeug nähert. Besonders hilfreich in einer Tiefgarage aus den 70ern, wo Lichtschalter nicht an Ein- und Ausgängen platziert wurden.
Trotz Limousinenform bietet der G20 auch genug Kofferraumvolumen. Schade nur, dass die Scharniere derart lieblos hingezimmert wurden. Klar ist, dass man da bei einem Mittelklasse-Fahrzeug kein so überentwickeltes Scharnier einbaut wie es VW beim Phaeton tat, aber ich glaube nicht dass man derart auf jeden Liter Kofferraumvolumen angewiesen war um da keine bessere Lösung zu finden.
Interieur
Man kann mittlerweile sagen, dass hier das Konzerninterieur verbaut wurde. Z4, F40, G15 - sie alle tragen die gleiche Logik, die ähnlichen Oberflächen. Und während es in einem 8er für einen sechsstelligen BLP nicht wirklich passend wirkt, zumindest an einigen Stellen, ist es für einen 3er ein wirklich großer Schritt nach vorne. Weiß jetzt nicht ob das ein Kompliment ist für das aktuelle Modell, oder ein noch größerer Diss für den Vorgänger.
[Hier könnte ihr Rant über das Live Cockpit Professional stehen.]
Stattdessen nur die Kurzfassung: während man bei Peugeot das gegensätzliche Ausschlagen der Nadeln bis zur Gefahr für den Straßenverkehr hochstilisierte, ist es bei BMW die größte Innovation. Dass es nahezu nicht individualisierbar ist, und die Menüfarbe trotz Fahrmodi-Auswahl immer das Orange aus "Comfort" bleibt ist da fast schon konsequent.
Auch dass links vom Display noch so viel Hochglanzplastik verbaut ist, ist schade. Dennoch wirkt alles aus einem Guss. Alles? Naja fast. Während Bildschirm und Klimabedienteil sich dem Fahrer zuwenden, bleibt das Infotainment lieber für alle verfügbar.
Ich habe versucht das mal einzufangen, wohl eher schlecht als recht. Wobei das übrigens auch das Motto für das Fach vor der Mittelkonsole ist, dort wo das Fach für das kabellose Laden ist. Die Abdeckung ist auch für die Cupholder "zuständig". Werden diese benutzt, lässt sich diese Klappe nicht schließen. Das führt dann hierzu.
Die Beleuchtung leuchtet. Dauerhaft. Und spiegelt sich dauerhaft im darunter liegenden Smartphone. Was übrigens auch nicht größer sein darf als ein Galaxy Note 8. Ohne Hülle. Wird heutzutage aber auch eher schwierig.
Heutzutage noch schwierig, in nicht allzu ferner Zukunft Alltag: die großzügig verteilten USB C-Anschlüsse. Interessanterweise ist der prominente USB-Anschluss vorne noch ein alter Block. Interessante Entscheidung.
Hochkant, bitte öffnen.
Das gilt wie bei BMW üblich übrigens wieder für das Gestühl. Standard sind nach wie vor mit "Gartenstühlen" am ehesten charakterisiert. Weswegen die G20 auch hier im Forum so rar gesät sind. Ich nahm einen der ersten gesichteten mit Sportstühlen mit. Und das Warten hat sich gelohnt, denn diese sind auch als manuell verstellbare Variante ein Genuss.
Fahren
Ein Genuss trifft auch das Fahren zu. Ja gut, das ist jetzt ein bisschen überspitzt, aber es ist doch ein Fortschritt. Die Sitzposition ist erwachsener als im Vorgänger, man sitzt insgesamt im Fahrzeug höher, aufrechter. Das lässt sich auch aufs Fahren übertragen.
Ja, der B47 rüttelt sich, schüttelt sich wie eh und je, und klingt nach wie vor nach einem Sack Nägel. Der Fortschritt ist aber, dass man das im Innenraum nicht mehr so merkt. Kaum Sound, kaum Vibrationen. Das ist man aus dem F30 gar nicht so gewohnt.
Und zu dieser neuen Ruhe trägt auch die Abwesenheit vieler Windgeräusche bei. Trotz verbautem Glasdach.
Ja, das war jetzt eine holprige Überleitung. Aber leider nicht die einzige gegen Ende des Textes.
Denn während die Assistenten einerseits endlich auch ihren Weg in die Vermieter 3er finden, sind sie auf dem Stand der (Konzern-)Technik. Wie mir schon bei anderen Modellen auffiel, hat das PDC für den Parkautomaten keine "echte" 360°-Abdeckung mehr, sondern funktioniert wie die entsprechende Kamera aus dem Peugeot 508. Es wird das gescannte Gelände einfach abgebildet.
Dafür stimmt die Auflösung. Ist ja auch schon ein Fortschritt.
Fazit
Mein Fazit ist durchweg positiv. An den richtigen Stellen wurde genau das richtige verbessert, um das Auto frischer, moderner und insgesamt besser zu machen. Man merkt eindeutig dass es hier um eines der Volumenmodelle des Konzerns handelt, das Design wurde behutsam modernisiert, die Technik aktualisiert, aber wilde Experimente wurden vermieden. Was heutzutage ja nicht immer was schlechtes ist *hustA6hust*.
Und ja, nicht alle Entscheidungen, die getroffen wurden, sind großartig. Aber es wurden überwiegend gute getroffen. Und im Detail sogar schon sehr gute:
So wird das Ambientelicht bei offener Tür zum Reflektorersatz und leuchtet rot und blinkt. Willkommen im Heute, G20.