Mercredes-Benz E300de T-Modell Probefahrt

  • So ich möchte hier nochmal ein paar Worte zum Wochenende verlieren:

    Geliefert wie bestellt gab's für ein paar hundert "Probefahrt"-Kilometer (mehr) einen E300de T-Modell von MBrent. Mein erster Hybrid.


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    Warum? Irgendwie finde ich, hat die Kombination aus Elektro und Diesel doch was.

    Als Basis dient hier der 4-Zylinder aus dem E220d mit 194 PS. Obendrauf gibt es einen Elektromotor mit 112 PS, was somit eine Systemleistung von 306 PS ergibt. Zum Fahren gleich mehr.


    Was kann er? Nun, er ist eben eine E-Klasse. In der Aufpreisliste schlägt sich das mit einem Gesamt-BLP von etwa 74500 EUR netto nieder.

    Darin enthalten sind unter anderem:


    + Multibeam LED

    + großes Panorama-Glasdach

    + COMAND

    + Fahrassistenzpaket

    + Aktives Parkassistenz-Paket mit RFK (ohne 360°)

    + Das Exclusive-Exterieur mit dem meist bestelltem Ersatzteil der Daimler AG, der Haubenfigur.

    + Avantgarde-Interieur

    + schwarze, offenporige Esche als Zierelemente (mein Favorit)

    + Business-Paket

    + Sitzklima

    + feines beiges Leder

    + adaptives Fahrwerk

    + teilelektrische Sitze


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    Was er leider nicht hat? (Was ich zumindest vermisst habe)


    - VC

    - DAB+

    - vollelektrische Sitze

    - ein sinnvoll nutzbarer Kofferraum (kann er aber nichts dafür, das kommt vom Hybrid)



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    Mein Fahreindruck:


    Das Fahrgefühl ist klasse. E-Klasse. Innerstädtisch lässt es sich trotz "nur" 112 PS hervorragend rein elektrisch durch die Gegend stromern. Ein Hybrid ändert auch seinen Fahrer. Die Bremse lässt sich fein dosieren und bis zu einem gewissen Grad bremst der E-Motor als Generator allein und hält die Felgen sauber. Nach 400 km war der Finger nur leicht grau, als ich das erste Mal über die Felge gewischt habe.


    Allerdings leidet auf der Autobahn und überländisch der Verbrauch im Vergleich zum reinen E220d doch enorm. Dort fordern Akku, Generator und allgemein das Fahrzeug seinen Preis. Selbst mit konservativer Fahrweise bei wenig Verkehr spät abends ließ sich außerorts kein Verbrauch <8 l realisieren.


    Zur Verfügung standen nebst den bekannten Fahrprogrammen (Comfort, Sport, Sport +, usw.) auch 4 Hybrid-Modi


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    Lediglich in "Comfort" und "Eco" waren die Programme unterhalb des Strichs wählbar, in Sport & Co. war immer der Hybrid-Modus aktiv.

    Die Modi selbst, sind großteils selbsterklärend, E-Save hält den Akkuzustand konstant, Charge ist der reine Verbrenner-Modus zum mobilen Laden, bspw. auf einer Autobahn vor der Einfahrt in eine einfahrtsbeschränkte Zone. Der "EQ-Boost" steht allerdings in jedem Modus zur Verfügung, um jederzeit die volle Systemleistung abrufbar zu halten.


    Ab etwa 120 km/h aufwärts fährt der "E" jedoch immer mit zugeschaltetem Verbrenner.

    Auch bei 250 gibt sich der Liebling des gehobenen Managements keine Blöße. Wenn der GTI bei 250 schon böse rattert und das Fahrwerk dir unbedingt jeden Kieselstein vermelden möchte, gleitet der Mercedes gelassen dahin. Auch ohne Akustik-Paket eine wahre Freude.


    Eine weitere Freude ist das Überhol-Prestige, das meiner Ansicht nach noch besser ist als im A6. Nur die wenigsten renitenten Linksspur-Piloten musste man erinnern, dass rechts auch Platz ist. In GTI & Co. ist das jedes Mal ein Kampf.


    Vielleicht fürchtet Tante Brigitte in ihrem City-SUV ja, dass das Hauben-Emblem sich wie eine Art Shuriken in ihre Wirbelsäule verbohren könnte, wenn sie nicht sofort die Rennstrecke räumt.


    Die Nacht:


    Vergesst die Billig-Konstruktion "Active Light System" von Volkswagen, das Multibeam hat mein Herz erobert. 84 LEDs sparen jeden Verkehrsteilnehmer sauber aus, äußerst beeindruckend und sehr dynamisch. In der Nacht konnte ich ohne Probleme mit Dauerfernlicht fahren, der Gegenverkehr hat nicht einmal aufgeblendet über das ganze Wochenende.

    Eine echte Erleichterung und deutlich weniger anstrengend für die Augen als dieses ewige An-Aus bei VW.


    Das ewige Laden:


    Was ich als absolut lächerlich empfunden habe, waren allerdings die Ladestopps. Anscheinend braucht man in diesem Land tatsächlich noch für jede einzelne Stadt eine eigene Karte für die Ladesäulen. Teilweise hätten diese sogar noch auf Papier beantragt werden müssen. Digitalisiertes Deutschland ist tatsächlich ein Oxymoron. Hier wollen wohl hunderte Regionalfürsten ihr Monopol halten und ihre Glaspaläste bezahlt sehen.


    Für mich tat es die App "Handyticket Deutschland", mit der ich zumindest in Dresden per "Stromticket" die meisten Ladesäulen benutzen konnte. Registrieren, Kreditkarte hinterlegen und ab an die Ladesäule.

    Der Ladevorgang von 0-100% dauerte etwa 1,5h, dank kleinem Akku. Der beförderte mich dann etwas über 30 km für 3€. Naja.


    Mein Fazit:


    Tolles Auto und mit absoluter Sicherheit mein nächstes Auto. Dank meines Fahrprofils jedoch die für mich falsche Motorenkombination. Ich werde wohl eher zum E450 oder zum E350/400d greifen. Da ich auch außerhalb von Dresden etwas stromern wollte, war ich auch auf der Autobahn viel im "Charge"-Mode unterwegs, sehr zu Lasten des Verbrauchs. Der belief sich über das gesamte Wochenende bei mir auf etwa 9,4l Diesel /100 km im Durchschnitt. Trotz zackiger Landstraßenfahrt und E-klassischer 250 auf der BAB.

    Zum Vergleich: Einen der heiß geliebten A6 45 TDI habe ich im September auf sportliche 14,5l getreten, trotz 90:10 Mix auf der Autobahn.


    Der Fairness halber möchte ich jedoch noch loswerden, dass sich der Spritverbrauch auf Etappen in "Hybrid" oder "E-Save" auf etwa 4,9l (Hybrid) bzw. 7,0l (E-Save) senken ließ, bei ausgeglichener Fahrt 50:50 Stadt-Landstraße.


    Über den Fahrkomfort und wirklich schöne Sitze habe ich mich ja schon gefreut, E(rst)-klassig!

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    Auch wenn das mein erster und daher vielleicht etwas inkonsistenter Fahrbericht war - und vielleicht auch nicht gar so schön geschrieben, wie es hier viele andere können - würde ich mich über Feedback freuen, vielleicht wird der nächste dann ja besser. :)


    Viele Grüße

  • Also da ja hier einige wissen wie niedrig der Verbrauch des E220d ist, ist der Verbrauch des e300de ja eine Katastrophe.


    man muss sich ja schon anstrengen mehr als 7,5 zu verbrauchen mit dem e220d und das ist ja im umgekehrten Sinne anstrengens beim 300er. Unglaublich.

  • Es ist Quatsch, den Verbrauch eines einzelnen E300de an einem Bericht festzumachen. Wer den Antrieb normal fährt (meine Fahrweise mit eingeschlossen) und NICHT lädt, bringt ihn auf 4,5 bis 5. Berlin Stadtverkehr und 200 BAB inklusive. Du darfst ihn halt nicht auf "Charge" fahren, sondern als Hybrid.

  • Also da ja hier einige wissen wie niedrig der Verbrauch des E220d ist, ist der Verbrauch des e300de ja eine Katastrophe.


    man muss sich ja schon anstrengen mehr als 7,5 zu verbrauchen mit dem e220d und das ist ja im umgekehrten Sinne anstrengens beim 300er. Unglaublich.

    da ja fast alle hier wissen in welchem Einsatzfeld ein Hybrid Sinn macht sind die genannten Verbrauchswerte keine Katastrophe. Man muss sich nicht anstrengen den Verbrauchs jedes Hybrid über den eines vergleichbaren, reinen Benziners/Diesel zu bringen.

  • Es ist Quatsch, den Verbrauch eines einzelnen E300de an einem Bericht festzumachen. Wer den Antrieb normal fährt (meine Fahrweise mit eingeschlossen) und NICHT lädt, bringt ihn auf 4,5 bis 5. Berlin Stadtverkehr und 200 BAB inklusive. Du darfst ihn halt nicht auf "Charge" fahren, sondern als Hybrid.

    Wie beschrieben war das aber auch mein Wunsch trotz fehlender Lademöglichkeit zumindest ein paar km durch die Stadt zu stromern. In Dresden wars mit Laden + Hybrid/Save fahren ja auch machbar, trotz meines bekanntlich schweren Fußes.

  • Danke für den Bericht, der 300d fehlt mir noch. Die Sitze sehen ja sehr bequem aus... hatte leider in den ganzen E-Klassen bisher immer nur einfaches Gestühl.

    da ja fast alle hier wissen in welchem Einsatzfeld ein Hybrid Sinn macht sind die genannten Verbrauchswerte keine Katastrophe. Man muss sich nicht anstrengen den Verbrauchs jedes Hybrid über den eines vergleichbaren, reinen Benziners/Diesel zu bringen.

    Das Einsatzfeld einer E-Klasse ist aber eben auch nicht die innerstädtische Einkaufsfahrt, sondern eben Kilometerfressen auf Langstrecke. Es sei denn, es ist ein Taxi. Da wäre wohl ein Zoe oder Mii für die City und ein E220d die bessere Wahl, als der hilflose Versuch, Dinge zu kombinieren, die zusammen gar nicht so viel Sinn machen.

  • da ja fast alle hier wissen in welchem Einsatzfeld ein Hybrid Sinn macht sind die genannten Verbrauchswerte keine Katastrophe. Man muss sich nicht anstrengen den Verbrauchs jedes Hybrid über den eines vergleichbaren, reinen Benziners/Diesel zu bringen.

    drüber ok, aber doch nicht das doppelte!

  • Das Einsatzfeld einer E-Klasse ist aber eben auch nicht die innerstädtische Einkaufsfahrt, sondern eben Kilometerfressen auf Langstrecke. Es sei denn, es ist ein Taxi. Da wäre wohl ein Zoe oder Mii für die City und ein E220d die bessere Wahl, als der hilflose Versuch, Dinge zu kombinieren, die zusammen gar nicht so viel Sinn machen.

    Naja er macht auch wirklich nur im Zuge der ganzen Klimadiskussion Sinn, wenn es tatsächlich zu vollständigen Verbrennerfahrverboten kommen sollte. Dann könnte man zumindest mit nur kurzen Stops Langstrecken dieselnd zurücklegen und dann per Charge sich wieder etwas Reichweite für die Einfahrt in Städte sichern.


    Wie bereits geschrieben: Für mein Fahrprofil und das ganze Wochenende würde ein 6-Zylinder aus dem aktuellen Protfolio ob nun als 450 oder 350/400d mehr Sinn machen. Trotzdem hat mich das hybridische gereizt, egal wie sinnlos das auch für dieses Wochenende war. :D

  • Seit wann werden Fahrzeuge nur in ihrem gedachten "Einsatzfeld" genutzt? Gibt genug Leute, die ne E-Klasse als Alltagsauto haben und damit dann hauptsächlich ihre Einkaufsfahrten erledigen oder alle 14 Tage mal die Kinder am anderen Ende der Stadt besuchen. In den Urlaub geht es dann nach Mallorca und Autobahn sieht die E-Klasse dann höchstens einmal im Jahr zum runden Geburtstag irgendeines Verwandten an der Nordsee. Diese Leute würden sich aber im Leben keine Zoe oder Mii kaufen.


    Andere Möglichkeit wäre als Firmenwagen, wenn der AG den Sprit zahlt und man dank Hybrid nur 0,5 % als geldwerten Vorteil versteuern muss. Das ist dann aber nicht Mercedes schuld, sondern der Gesetzgeber, der für sowas nicht die Zoe vorschreibt sondern auch einen E300de begünstigt.

  • Können die Leute machen. Ich würde mir eben nur ein solches Fahrzeug kaufen, wenn ich viel Langstrecke fahren müsste.


    Für die Fahrt zum Supermarkt oder alle 14-Tage zu den Kindern in der Stadt würde ich mir dann allerdings auch die Frage stellen, inwiefern sich energetisch und mit Blick auf die Ressourcen die erheblichen Mehrinvestitionen für den komplexen Hybridantrieb amortisieren.


    Was die Dienstwagengeschichte angeht, das stimmt natürlich. Wobei das seitens des Gesetzgebers nun auch nicht wirklich durchdacht erscheint, sondern eher blinder Aktionismus im Sinne von "Elektro und Hybrid ist per se gut", ohne auf den konkreten Fall zu schauen.

  • Wie beschrieben war das aber auch mein Wunsch trotz fehlender Lademöglichkeit zumindest ein paar km durch die Stadt zu stromern. In Dresden wars mit Laden + Hybrid/Save fahren ja auch machbar, trotz meines bekanntlich schweren Fußes.

    Das war auch nicht als Kritik an dich gedacht. Sondern als Erklärung dafür, dass der dann natürlich schluckt. Ich bleibe dabei: Der braucht, wenn als Hybrid gefahren, einen bis zwei Liter weniger als ein 250 oder 220d und nicht das Doppelte. Bei gleicher Fahrweise. Ich bin die Kombination zwar nur als C300de gefahren. Die Technik ist aber die Gleiche.

  • Meiner Meinung nach bringen Plug-In-Hybride nur was für Leute, die ihre Pendelstrecke rein elektrisch abbilden können und zu Hause und oder auf der Arbeit kostenlos laden können.
    Für ab und an hat man dann noch die Reichweite des Verbrenners.


    Ansonsten sehe ich es ein wenig so, dass so ein Auto nix halbes und nix ganzes ist. Ich hab viele Nachteile des E-Autos (hier sehr kurze elektrische Reichweite) und des Verbrenners (aufwendige Wartung im Vergleich zum reinen E-Auto. Muss ja trotzdem einen normalen Motor warten) kombiniert.


    Von daher ist das meiner Meinung nach echt nur eine ganz kleine Nische für die das Sinn macht.

  • Die Nische ist „Erprobung von Elektroantrieben“ und natürlich „nominale Senkung des Flottenverbrauchs durch völlig sinnlose Steuervorteile“

    Und das wahrscheinlich auch nur auf dem Papier. Dienstwagenfahrer sind geil darauf um die Versteuerung zu senken, egal ob sie zuhause laden können oder nicht. die meisten fahren dann mit leerem Akku und und > 200 Kilogramm mehr durch die Gegend. Die eigene Belastung sinkt, aber der Flottenverbrauch wird zwangsläufig steigen. Bei Vielfahrern sogar deutlich.

  • Was mir heute beim Autofahren noch so einfiel:


    Zum Parken mit einer E-Klasse gibt's wirklich ein paar negative Punkte anzusprechen. Erstens PDC: Es fängt extrem spät an und ließ sich nur dank RFK halbwegs einschätzen, da auch die einzelnen Balken sehr grob eingestellt sind, bzw. der letzte erst kurz vor Blechschaden anfängt zu piepen.

    Zudem ist äußerst nervig gewesen, wie empfindlich das PDC war. Bei jedem Staubkorn, was bei <15 km/h an den Sensoren vorbeiflog, hat das System Rabatz gemacht bis zum Geht-Nicht-Mehr. Wenn man von VW kommt ist das mindestens störend, wenn nicht sogar so, dass man sich die ersten Male extrem erschrickt. Was auch zur Folge hat, dass einmal das Einparken recht knapp noch gut ging, weil ich das Piepen eines Sensors wieder nur als Fehler interpretiert hab. Das war recht knapp am Ende.


    Zudem ist die E-Klasse anders als der A6 gefühlt extrem viel größer. In meiner kleinen "Referenzstraße" (für diejenigen, die hier auch ausfahrt.tv schauen die "Krackser Straße") war der A6 noch halbwegs wendbar, die E-Klasse war nur durch das Zurücksetzen in eine Einfahrt rumzubekommen.


    Zu loben war immerhin der aktive Parkassistent. Ich denke mal, die Hersteller sind da alle auf ähnlichem Niveau, trotzdem war es mein erstes Mal und er funktionierte (natürlich) tadellos. Echt beeindruckend. Der "E" ist definitiv bereit fürs autonome Fahren, der wechselt ja auch selbsttätig nach Blinkbefehl auf der Autobahn die Spur.


    Das nur am Rande, es ist mir eben noch eingefallen. Das ist natürlich trotzdem unterm Strich kein Grund gegen dieses Auto. :)

  • Wie unterschiedlich es doch sein kann... ich finde es wesentlich nerviger, wenn es schon piept obwohl es noch gar nicht spannend wird. :D

    Ist aber grundsätzlich eher eine Frage an was man Gewöhnt ist. :thumbup:

    Das könnte man auf den Satz vorher beziehen. Ich habe mich bei dem von dir zitiertem Satz schon darüber aufregen wollen, dass dauernd das PDC angesprungen ist, obwohl garnichts war. Du bremst an die Ampel ran, fällst unter 15 km/h und auf einmal piepts mit rotem Blinken im Infotainment-Bildschirm auf der linken Seite. Furchtbar. Weiß nicht, wer das bei Mercedes zu verantworten hatte.