Mit dem Wohnmobil durch Neuseeland - Wendekreisen

  • Prolog:

    Vor langer Zeit tagte der Familienrat um die kommenden Urlaube zu planen. Ein Land, welches die Frau besuchen wollte war Neuseeland. Das fand ich anfangs recht unspektakulär und dachte mir „Lass da mal die Herr die Ringe Fans hinreisen, so toll kann ja so ein Land das aus 2 großen Inseln besteht nicht sein.“. Ich sollte eines besseren belehrt werden.

    Da es von meinem Wohnort nur ein Langstreckenflug bis nach Auckland ist habe ich zugestimmt und startete die Reiseplanung. Recht schnell kam ich zu der Überzeugung, dass Neuseeland vielleicht doch recht interessant werden könnte und ich erstellte eine Reiseroute quer durch das Land für 19 Tage – wir wollten natürlich beide Inseln abdecken.

    Als Gefährt wollten wir ein Wohnmobil ausprobieren. Hauptgrund hierfür war, dass man spontan an schönen Orten länger bleiben kann ohne sich Sorgen zu machen ob man ohne Buchung überhaupt ein Zimmer in der Gegend bekommt.


    Die Buchung:

    Die Suche nach dem richtigen Wohnmobilanbieter gestaltete sich recht schwierig, weil mich die Preise negtiv überraschten. 4000 Euro und mehr für 19 Nächte war das Angebot eines bekannten Wohnmobilanbieters. Und das in der Vorsaison. Mit einigem Suchen fand ich den Anbieter „Wendekreisen“, aber niedrigere Preise kommen natürlich nicht einfach so zu Stande.

    Nachteil Wendekreisen: Die bieten ältere Modelle mit vielen Kilometern an. Laut Onlinebewertungen waren die Kunden aber durchaus zufrieden, weil die Firma die Fahrzeuge ordentlich wartet.

    Buchungszeitraum: 18-Nov-2018(12:00PM) to 07-Dec-2018. Hauptsaison fing glaube ich Mitte Dezember an. Mietpreis für den Koru 4 Berth waren 4400 NZD - 2700 Euro - alle Kilometer inklusive, niedrigste Selbstbeteiligung 250 NYD (ca 200 Euro). Buchung lief über Emailkontakt, Antworten wurden immer zeitnah gegeben.


    Abholung:

    Abgeholt haben wir das Fahrzeug in Christchurch – fingen also auf der Südinsel an. Abholung in Auckland war nicht moeglich für dieses Fahrzeug und unsere Reisedaten. Es bietet sich also an das Wohnmobil lange vor der Reise zu buchen. War aber nicht weiter kritisch, weil wir sowieso eine Einwegmiete buchen wollten und einen Inlandsflug nehmen mussten.

    Also Flug nach Auckland gebucht, dort eine Nacht im Ibis am Flughafen – war das preiswerteste der 3 Hotels am Flughafen. Alles war sehr sauber und ruhig, Supermarkt und Restaurants gab es auch direkt nebenan. Kann ich empfehlen für eine Nacht, wenn man am Folgetag einen Flieger nehmen muss oder eine Nacht schlafen will nach dem Flug bevor man sich ins Auto setzt.

    Nach einer Nacht ging es nach Christchurch und da wurden wir abgeholt von Wendekreisen. Die Frau staunte nicht schlecht, dass wir schon eine Nacht in einem Hotel geschlafen haben und quasi ausgeruht sind. Scheint wohl eher der Regelfall zu sein, dass die Leute nach 2 Langstreckenflügen direkt die Wohnmobile abholen und sich in den Linksverkehr stürzen.

    Am Hof angekommen dann gleich direkt die schlechte Nachricht: Das Wohnmobil kann nicht rausgegeben werden, wird erst morgen früh fertig.

    Uff. Das saß. Dabei habe ich doch einen Zeitplan den ich abfahren muss.

    Jedoch wurde uns zum Glück direkt eine Alterntive angeboten: „Ihr nehmt den Corolla Kombi der hier steht und startet eure Tour. Wir rufen euch morgen mittag an und fragen wo ihr 2h später sein werdet. Unser Fahrer kommt dann dahin und ihr tauscht die Autos, Einführung ins Wohnmobil gibt es dann auch. Als Entschädigung gebe ich euch bei der Abgabe den Mietpreis von einem Tag wieder.“

    Das klang doch nicht schlecht.

    Wir mussten uns noch ein Lehrvideo über „Fahren in Neuseeland“ ansehen, aber da ich schon Road Trips in Australien gemacht habe machte ich mir eher keine Sorgen wegen des Liksverkehrs.

    Koffer in den Corolla, Kindersitz für den Kleinen gab es auch direkt dazu (in der Buchung anzugeben, kostet aber nichts extra).

    Kurzer Blick auf den Kilometerstand: 145000. Uff.

    Wir starteten also unsere Tour gen Süden, Richtung Lake Tekapo.

    Nach einer Stunde sah ich einen Abzweig „Arthurs Pass“ und mir fiel ein, dass ich den eigentlich nur aus dem Programm gestrichen habe, weil ich das kaum mit dem dicken Wohnmobil machen wollten. Also die Chance genutzt und Richtungswechsel zum Pass.

    Die Straßenlage des Corollas war recht schwammig und die Lenkung alles andere als direkt. So richtig viel Spaß kam mit dem Auto nicht auf. Weiterhin fand das Kind es nur bedingt unterhaltsam und zwang zum mehrfachen Stopp wegen Reiseübelkeit. So hielten wir nach einer Stunde an einem schönen Aussichtspunkt und fuhren wieder zurück und setzten unsere Reise fort.

    Übergabe des Wohnmobils:

    Nach einer Übernachtung im Auto bei Lake Tekapo (offiziell verboten, aber die 3 Unterkünfte die wir anfragten hatten nix frei) fuhren wir dann zum Mount Cook und trafen dort am Nachmittag den Fahrer von Wendekreisen zur Übergabe. Diese dauerte eine Weile, weil er sich Zeit nahm uns alles zu erklären, Gasheizung, Kochstelle, Strom, Wasser und Abwasser, Betten auf- und abbauen usw. Dann tauschten wir die Autoschlüssel und er fuhr mit dem Corolla davon. Ich parkte das Wohnmobil um und wir blieben für eine Nacht am Mt Cook. Gasheizung angemacht und schlafen gelegt.

    Am nächsten Morgen: Schneefall. Erstmal 2h Wandern gehen. Dann alle ins Auto, Gepaeck verstauen, Zündung an, lange vorglühen lassen, Starten. Dengdengdengdengdeng.

    Motor springt nicht an. Großartig. Genau das, was man fernab der nächsten Stadt benoetigt. Neuer Versuch. Dengdengdengdengdeng. Wieder nichts. Beim fünften Versuch sprang der Motor dann endlich an, starb aber nach 2 Sekunden wieder ab. Bei Versuch 6 gab ich parallel ein wenig Gas und der Motor blieb an und nagelte laut wie ein Trecker.

    Dieses Spiel hatte ich nahezu jeden morgen, wobei er meistens beim dritten Versuch ansprang. Da macht man sich Freunde auf dem Zeltplatz wenn man morgens als erster los will.



    Fahrzeug:

    Aufbau auf einem VW Transporter. Kopiert von der Homepage: "Volkswagen LT35, 5 Zylinder, 80KW, Baujahr 2006 oder später" Handschalter. Kilometerstand: 515000. (in Worten: fünfhunderfünzehntausend).

    Höhe: 2,95m

    Länge: 6,00m

    Breite: 2,25m

    Layout: Fahrer und Beifahrer in der Kabine, 2 weitere Passagiere können hinten im Wohnmobil am Tisch sitzen. Die Sitzbank wird abends innerhalb weniger Minuten zu einem Bett umgebaut, ein weiteres Bett befindet sich über der Fahrerkabine.

    Das Fahrzeug war recht alt, aber es hatte alles Notwenidge an Bord. Bequeme Betten, Tisch, Kühlschrank, Mikrowelle, 2-Flammen-Herd, Geschirr und Besteck, Dusche, Klo, Gasheizung für die Nacht.

    Von den Fahrleistungen her fuhr sich das Wohnmobil wie ein Transporter: gross und behäbig, Beschleunigung war, sobald es nur ein wenig bergauf ging nicht existent. Das war vor allem auf der Südinsel ein Problem, weil diese sehr bergig ist. Ich war nicht traurig, dass wir in der Vorsaison unterwegs waren und es sich bei Bergauffahrten nicht hinter mir staute. Mehrfach musste ich in den zweiten Gang runterschalten und dieser ließ sich schwer einlegen - es gab also hin und wieder einen Gruß vom meckernden Getriebe und plötzlich stand das Auto in einer Bergaufkurve. Also anfahren am Berg im Ersten.

    Nach einiger Zeit gewöhnte man sich dran und ich schaltete oft rechtzeitig runter um sicherzustellen, dass ich nicht unter die für den Turbo nötige Drehzahl falle. Auf der Geraden sprang im 5. Gang bei Tempo 86 (laut Tacho) der Turbo an und beschleunigte da Fahrzeug in gefühlten 10 Sekunden auf Tempo 100. Fuhr man durch eine Senke beschleunigte man über die erlaubten 100km/h um bergauf nicht unter 80km/h zu fallen.

    Der Verbrauch auf der Südinsel war wegen der vielen Berge recht hoch, ich hatte grob ueberschlagen irgendwas von 14l Diesel je 100km berechnet. Auf der Nordinsel war es flacher und der Verbrauch sank merklich, auf eventuell 11-12l. Ich sammelte alle Tankbelege, aber die Frau entsorgte die irgendwann, so dass ich den finalen Wert nicht mehr ausrechnen kann. Insgesamt fuhren wir knappe 4500km.

    Der Schaden:

    Nach der Fähre von Picton nach Wellington fanden wir in der Stadt einen Supermarkt und wir wollten die Vorräte auffüllen. Beim Verlassen des Parkplatzes rammte ich mit der Tür des Aufbaus eine hervorstehende Schranke. Die schaute schöne 50cm über die Markierung hinaus. Ätzend. Tür verzogen – wir mussten nun also immer über Fahrer- und Beifahrertür raus. Schnell bei Wendekreisen angerufen und die konnten direkt helfen. Im Handschuhfach lag ein Buch und in diesem Buch gab es eine Liste mit mehr als 20 Werkstätten, schön verteilt über Neuseeland. Eine in unserer Nähe wurde uns empfohlen, weil die Karosserieschäden ausbessern können. Wir also direkt hingefahren und dann wurde uns innerhalb von einer Stunde die Tür zumindests wasserdicht gemacht: Aluplatte zurechtschneiden und in die Tür geschoben. Sah von außen wieder gut aus. Wir mussten dann nur kurz die Reparatur schriftlich bestätigen und konnten dann weiterfahren. Fand ich ziemlich gut organisiert.

    Abgabe:

    Volltanken, Abwasser leeren, einmal durchfegen und Gasflasche auffüllen. Wir kochten fast jeden Tag und duschten einige Male heiß im Wohnmobil, hatten auch die Heizung hin und wieder in Betrieb und unsere Gasflasche war nach der Reise noch halbvoll. Bloederweise zeigt die Flasche nicht an wie voll sie ist, aber da muss man sich anscheinend keine Sorgen machen wenn man ab und an auf dem Zeltplatz heiß duscht.

    Die Station in Auckland wusste von den Problemen am Anfang und verbuchte das Geld für den einen fehlenden Tag am Anfang mit der Selbsteteiligung – auf dem MV war nichts dergleichen notiert und ich habe mich schon auf eine lange Diskussion eingestellt. Top.

    Fazit:

    Sicher wäre ein Fahrzeug mit 40PS mehr, 10 Jahre jünger und mit deutlich unter 100000km besser gewesen, aber ich fand die Preise für die moderneren Modelle doch recht hoch - das waeren 1500 Euro mehr gewesen. Ich bereue nicht bei Wendekreisen gebucht zu haben. Einige wenige Bewertungen online waren recht negativ wenn es mal technische Probleme gab, aber trotz der 2 Probleme (Fahrzeug noch nicht fertig, Türschaden) halfen mir die Mitarbeiter meine Urlaubsroute wie geplant abfahren zu können.