Hi,
ich möchte Dich auf eine Reise mitnehmen – sozusagen eine Expedition. In die Rocky Mountains!
Wir starten am Flughafen in Calgary. Nach der Ankunft am Mietwagenschalter überprüft der Mitarbeiter unsere Daten. Dann sagt er zu seinem Kollegen: Bring them to the large SUV-Section!“
Die Herzen beginnen höher zu schlagen. Wir laufen zum Parkhaus. Dort angekommen sind wir erst einmal überfordert. Der Mitarbeiter führt uns von Auto zu Auto und lässt und Zeit, ja erklärt zu jedem Auto sogar noch was und beantwortet geduldig Fragen. Es stehen einige Autos da die uns begeistern: Chevy Tahoe, Chevy Suburban (nicht unsere Klasse), GMC Yukon…
Alle SUVs sind offen und wir können sie uns anschauen. Nach der kurzzeitigen Reizüberflutung entscheiden wir uns für den 2020er Ford Expedition. Nicht mal 900 km auf der Uhr, Navi (hier in Kanada nicht immer dabei obwohl es so eine hohe Klasse ist), Allrad und für unsere deutschen Augen einfach soo überdimensioniert. Es soll in die Rocky Mountains gehen. Die Straßen sind teilweise vereist. Also genau das richtige.
Wir fahren los, lassen Calgary hinter uns. Weit weg von irgendwelchen SUV-Hatern. Noch fahren wir durch eher dünn beschneite Landschaften. Wir sind auf dem Trans-Canada-Highway. Und fallen trotz unserer Größe gar nicht mal so arg auf. Dann auf einmal brechen Giganten durch den Nebel – die ersten Berge der Rocky Mountains kommen in unser Blickfeld. Wow- schon wieder Reizüberflutung. Beim ersten Fotostopp schauen wir uns den Wagen mal genauer an:
Ford Expedition Limited V6 3.5 L EcoBoost, von 365 Pferdchen nach vorne geschoben (die 475 Newtonmeter spüren wir, trotz einem Gewicht von über 2,4 Tonnen!).
5,30m lang, 2,02m breit und 1,94m hoch – ein echter Koloss (wo nicht einmal das „Monster-SUV“ MB GLS mithalten kann). Die 3 Sitzreihen haben 8 Sitze. Sie sind bequem und die 7 Fahrmodi (z.B. Schnee, Ecomodus, Sport) kommen bei den stark vereißten und verschneiten Straßen zur Hilfe. Wenn man alle Sitzreihen umklappt hat man über 3000! Liter Kofferraumvolumen.
10-Gang-Automatikgetriebe, 2WD/4WD wählbar, 20-Zoll Felgen. Bei jedem Öffnen der Türen fährt das Runningboard (Einsteigehilfe) aus. Für uns Deutsche sehr ungewöhnlich: ein Remote-Starter auf der Fernbedienung. Bei geschlossenem Wagen kann das Auto aus der Ferne gestartet werden. Macht aber auch Sinn, weil man dann nicht bei -30 Grad in ein kaltes Auto steigen muss.
Von Innen kann sich der Gute aber auch sehen lassen: 8 Sitze, Sitzkühlung vorne, Sitzheizung in den ersten beiden Reihen, Bang&Oluffsen Soundsystem mit 12 Lautsprechern, Multifunktionslenkrad, höhenverstellbares Gas-/Bremspedal. Bei einem (laut Konfigurator) umgerechneten Preis von „nur“ 59.000€ kann man nicht meckern. Besonders wenn man sich ins Gedächtnis ruft dass z.B. der Tuareg erst bei 60.000€ anfängt.
Es ist schon was besonderes durch die wunderschönen Landschaften der Rockies um Banff und Canmore zu Cruisen. Wir fahren sogar eine kleines bisschen auf dem Icefields Parkway – von vielen als die schönste Strecke der Welt bezeichnet! Immer wieder sind wir geflasht von all der Schönheit, der überragenden Bergmassive mit ihren verscheiten Gipfeln und Tannen um uns rum. Wir lassen vereiste Seen und von der Sonne angestrahlte Schneelandschaften hinter uns. Die Schönheit lässt uns Fragen wie es denn sein kann dass da kein Schöpfer hinter dem Ganzen steckt.
Das Getriebe und der Motor leisten einwandfreien Dienst. Mit ungefähr 11,5 Litern im Durchschnitt verbraucht der Benziner weniger als noch bei Buchung erwartet. Die Traktionskontrolle ist dank Allradantrieb sehr hilfreich und wir fragen uns was passiert wäre wenn wir das Ganze mit einer „kleinen“ 2WD-Limusine gemacht hätten. Während wir weiter durch atemberaubende Landschaften fahren, kommt mir der Gedanke ob diese Hingezogenheit zu diesem KfZ nicht schon auf paraphile Tendenzen schließen lässt. Doch den Gedanken kann ich nicht weiterdenken, da in dem Moment ein starkes Verlangen in mir aufkommt dem V6 mal so richtig die Sporen zu geben. Der Kontrollverlust tritt ein und ich drücke voller Wollust auf das Gaspedal… Glücksgefühle… Reizüberflutung… in meiner jugendlichen Lebensfreude könnte es hypothetisch eventuell dabei zu einer deutlichen Überschreitung des Geschwindigkeitslimits gekommen sein…
Doch dann tritt die Realität wieder in unser Bewusstsein und wir machen uns auf den Weg zum Flughafen. Bevor wir dort ankommen erleben wir aber noch ein für uns utopisches Szenario an der Zapfsäule: Pro Liter zahlen wir nur umgerechnet 48 Cent!!! (an der Stelle können wir Corona auch mal was Positives abgewinnen).
Dann geht’s zum Flughafen. Schweren Herzens verabschieden wir uns von „Schucki“ und machen nochmal Abschiedsfotos. Dann geht es zurück ins Krisengeplagte Deutschland. Vorbei die Utopie, vorbei das temporäre Abdriften in eine Welt fern von SUV-Hatern und engen Straßen. Die Expedition war erfolgreich und wir werden uns auch in Zukunft gerne noch daran erinnern… Schade dass wir den nicht in Deutschland mieten können. Mein Vorschlag: Jeden Tuareg durch den Expedition ersetzen… ?