Straßenverkehr, StVO und Bußgeldkatalog, die Diskussion

  • Gibt genug Stichprobenkontrollen dann, keine Sorge. Das ignorieren eines roten X wird bereits mit 250chf bestraft. Da kommen an einem Wochenende bei der Kontrolle über 500.000 CHF in die Kasse. Alkoholkontrollen werden auch mehrfach jährlich an Grenzübergängen, in Autobahntunneln oder Kreiseln gemacht.

  • Ich frage mich, warum man unbedingt immer für alles schwere Strafen erlassen muss, damit sich alle an die Regeln halten. Wenn eine Minderheit teilweise massive Geschwindigkeitsverstöße nicht als absolute Lappalie sehen würde, dann wäre es nicht notwendig alle anderen mit in den Sumpf hinein zu ziehen, wenn man wirklich einfach mal ein 30er Schild übersehen hat. Das ist doch nichts was man sich "erkaufen" soll nach dem Motto "heute habe ich Bock auf Geschwindigkeit, ich fahre konsequent mit 70 durch die Stadt - kostet mich im Zweifel mal 80 Euro, aber das ist mir den Kick wert".


    Lustig ist, dass ausgerechnet diejenigen die sich am lautesten gegen den neuen Bußgeldkatalog beschweren, die sind die offen zugegeben, dass die entsprechende Verstöße nur als Kavalliersdelikt ansehen. Offenbar aber irgendwie aus dem Umstand heraus, dass das jahrelang in Deutschland nur sehr lasch geahndet wird. Außer cram, der wenigstens zugibt, dass es teurer sein müsste, wobei seine Einstellung zum zu schnell fahren auch nicht gerade Vorbildcharakter hat.

  • Möchte hier mal klarstellen, dass ich mitnichten innerorts zu schnell fahr, vielleicht mal 5kmh,weil ich innerorts kein Tempomat benutze. Aber jetzt tut hier nicht so als wären hier alle auf der Autobahn nie +20 unterwegs. Der Satz "+20 geht immer" ist in Deutschland weit verbreitet für die Autobahn. So ehrlich könnt ihr auch mal sein. Da brauch keiner den Morslapostel spielen. Und warum gehen bei den deutschen "+20"? Weils im Verhältnis in D am günstigsten ist. Kann man auch mal zugeben.

  • Ich nicht. Bis plus 10 durchaus bei höheren Geschwindigkeiten, da der Tacho da eh zu viel anzeigt (v.a. bei meinem Audianteil) und ich ja auch nicht mit Limiter fahre aber plus 20 als Standard nein. Maximal zum überholen oder bei entsprechendem Gefährt auf einer langen gut einsehbaren Geraden mal kurzzeitig beim rausbeschleunigen aber das wars dann.


    Und ich habe auch nicht den Eindruck, dass die Mehrheit der Autofahrer in Deutschland das tut und ich fahre häufig Landstraße und auch Autobahn. Insbesondere bei ersterer sind plus 20 manchmal der entscheidende Faktor zwischen "Glück gehabt" und "das wars". Und manche tun hier so, als wäre das sobald man außerorts unterwegs ist eigentlich normal ( cram ich weiß, du hast jetzt nur von der Autobahn geredet, das ist allgemein zur Diskussion hier bezogen).


    Diese Minderheit ist offenbar der Meinung, dass das eher Richtlinien sind, weil es im Zweifel nicht viel kostet. Dass das schnell schief geht sieht man dann auf andere Art. Nur mal als Beispiel aus meinem Urlaub letzte Woche. Ich war eine Woche auf Rügen. Wer schon mal dort war weiß - außerorts ist dort meist relativ liberal geregelt, d.h. oft keine extra Beschränkung, aber Hinweise auf scharfe Kurven, so dass jeder selbst frei die Geschwindigkeit situationsgerecht anpassen kann. Nun, ich war dort mit dem Cabrio, d.h. ich bin zügig gefahren, hatte aber auch nen A5 Quattro, der satt auf der Straße liegt. Trotzdem gehe ich vor den Kurven entsprechend runter. Und die meisten anderen haben das ebenso gehandhabt. Was sehe ich trotzdem in den 7 Tagen dort:


    - 1. Tag, runter von der Wittower Fähre, dritte scharfe Kurve, Polizeiwagen und eine aufgemotzte C-Klasse, vorn stark demoliert steht im Kurvenausgang quer im Straßengraben. Mein Schwager erzählt mir später dass sie Stunden vorher da vorbei gefahren sind als es gerade passiert war, ein junger Mann völlig aufgelöst neben dem Wagen.


    - 6. Tag, ich früh zum Brötchen holen, fahre an die Kreuzung und wundere mich warum in meine Straße ein Kombi sehr wild einbiegt, scharf abbremst und am Grünstreifenrand hält. Ich schaue nach links auf die Hauptlandstraße: da liegt ein T5 seitlich auf der Straße, eine Familie mit Kindern beginnt aus dem Auto zu klettern. Unfallursache: zu schnell in die Rechtskurve, auf die Gegenspur gekommen, zu stark eingelenkt - umgekippt.


    - Tag 7, Abreise - wir fahren zur Fähre und fast dort wo der Benz am ersten Tag stand kommt uns ein Kleinwagen entgegen, auch er zu schnell und kommt auf meine Spur, hätte ich nicht scharf abgebremst und wäre ausgewichen, hätte es gekracht. Was passiert wäre, wenn ich +20 km/h gehabt hätte? Wer weiß...

    2 Mal editiert, zuletzt von Dresdner ()

  • Worauf ich hinaus will: wenn hier angeblich kaum einer mal zu schnell fährt, wieso regt man sich über hohe Bussgelder auf? Wem es zu teuer ist, der fährt eben strikt nach Schild und dann muss man sich gar nicht darum kümmern, wie viel es kostet. Und die Angst um Punkte existiert nur, weil es kein 18 mehr gibt,sondern nur noch 8. In der Schweiz gibt es gar keine.

  • Mir hat die Gurkerei über die A7 heute wieder gezeigt: +8 löst keinen Blitzer aus und man geht nicht vor jedem Kasten in die Eisen. Allein die 100-Zone in den Kasseler Bergen: erst drängeln und dann den Anker bis 90 werfen. Bin dann einfach rechts mit 105 vorbei gerollt. Spackos.

  • Es gibt Messtoleranzen und selbst die Tachos weichen mit steigender Geschwindigkeit von ihrer Genauigkeit immer weiter ab. Bis 50 is es noch recht wenig, ab 60 wird die Abweichung immer grösser. Trotzdem wird immer abgebremst wie ein Irrer.

  • Worauf ich hinaus will: wenn hier angeblich kaum einer mal zu schnell fährt, wieso regt man sich über hohe Bussgelder auf? Wem es zu teuer ist, der fährt eben strikt nach Schild und dann muss man sich gar nicht darum kümmern, wie viel es kostet.

    Dieses "dann fährt man strikt nach Schild" ist theoretisch richtig, aber halt realitätsfern.


    Außerdem gibts zu schnell fahren und zu schnell fahren.

    Ich fahr eigentlich auch immer nähe Strich, +/- 3 km/h. Alles andere ist dann irgendwo doch unnötig.


    Aber man übersieht dann doch mal ein Schild, wo man nicht damit rechnet, weil die Straße breit, leer und sicher ist. Oder man fährt dann doch mal kurz beherzt, um das Streckenstück zu nutzen, wo man den Traktor, der gefühlt Ewigkeiten vor einem rumgurkt, zu überholen. Oder man sieht, dass die Ampel, die immer besonders lange rot ist, gelb wird, aber man das noch locker schafft, wenn man kurz beschleunigt.


    Das sind aus meiner Sicht die Situationen, die man - wenn man niemanden gefährdet - nicht kriminalisieren sollte.


    Da finde ich beim notorischen "y = x + 20"-Kollegen schon gefährlicher. Und das sind dann auch überwiegend die, die die (sorry für's Stottern :106:) von Dresdner geschilderten Fälle zu verantworten haben.

  • Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Sollen wir jetzt einen individuellen Katalog erstellen.. Vielleicht für Maxi noch die Bussgelder abschaffen? 4 Wochen ÖV wird man on der Regel überleben, oder Fahrgemeinschaften, Punkte sind von 18 auf 8 bereits reduziert worden. Da muss man halt aufpassen. Die, die auf den Lappen angewiesen sind, sind die einzigen, denen 1 Monat zu Fuss richtig weh tun, ja. Der Rest wirds überleben. Aber was alle gemein haben, ist das hart verdiente Geld. Und ins Portmonaie lässt sich keiner gern greifen. Egal ob 50 oder 200 Euro. Trotzdem hast bei 50 4 Fotos inklu bis die 200 erstmal zusammen kommen. Und ich bin der Meinung, wer zu schnell fährt, darf auch ruhig Blechen. Da nehm ich mich nicht raus. Wenn alles andere nicht hilft, gehts nur über den Geldbeutel.

  • Ich fahre eigentlich immer strich +20km/h muss ich gestehen, solange ich niemanden gefährde und es ohne weitere gefahren möglich ist.

    EDIT: Meine Meinung ist aber auch, dass Geschwindigkeitsverstöße bis 30km/h deutlich weniger gefährlich sind, als Mittelspurschleicher, oder Menschen, die sich nicht ordentlich einfädeln/auf die Autobahn fahren können. Da gibt's noch viele andere Dinge die deutlich gefährlicher sind. Das geht schon los bei: auf meiner Fahrseite steht ein parkendes Auto, fahr trotzdem weiter, obwohl ich Gegenverkehr habe und rege mich dann auf das ich angehupt werde.

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  • Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Sollen wir jetzt einen individuellen Katalog erstellen.. Vielleicht für Maxi noch die Bussgelder abschaffen?

    Wenn du meinen Beitrag nochmal aufmerksam ließt, wirst du feststellen, dass ich nirgends sage, dass es keine Strafen geben soll. Ich denke auch, dass Maximilian123 nichts dergleichen fordert.


    4 Wochen ÖV wird man on der Regel überleben [...]. Da muss man halt aufpassen. Die, die auf den Lappen angewiesen sind, sind die einzigen, denen 1 Monat zu Fuss richtig weh tun, ja. Der Rest wirds überleben.

    Dein Denken wird sich ändern, wenn du mal'n Monat Fußgänger bist und 20% deines Nettomonatseinkommen zahlen darfst, weil du ein Schild übersehen hast, das vom LKW rechts von dir verdeckt wurde. Aber hey, muss man halt aufpassen, du wirst es überleben.


    Es geht nicht darum, sowas nicht zu bestrafen, das sollte klar sein. Aber nicht unvermittelt mit Fahrverboten. Du tust so, als wäre ein Fahrverbot sowas wie ein "so, jetzt gehst du mal zwei Minuten vom Platz und atmest mal durch, dann darfste wieder mitspielen", aber das Fahrverbot ist für viele super einschneidend und sollte als harte Warnung denen vorbehalten sein, die vorsätzlich oder wiederholt fahrlässig den Verkehr gefährden.


    Da gehört nicht die Mutti zu, die mal ein Schild für eine 30er-Lärmschutzzone übersehen hat und sonst nie auffällig ist.

    Die ist schon durchs Geblitztwerden zusammen mit der Geldstrafe ausreichend therapiert, als dass sie die nächsten Monate überall 30 fährt.


    Am Ende muss Strafe sein, gerade für verkehrstechnische Intensivtäter. Aber um die besser zu zügeln, muss man nicht alle Autofahrer mit shariaesken Strafen belegen. :106: