So, wie versprochen ein paar Worte zu meiner, vom EQC Mal abgesehen, ich glaube sogar PS stärksten Miete dieses Jahr.
Da ich ja offensichtlich alt werde, Familienvans anschleppe und schnelle Autos nur noch bekomme, wenn ich unsinnig viel Geld dafür draufzahle, verdanke ich die ganze Sache meiner Frau, die den Wagen ohne Aufpreis vom BER für gebuchtes FWAR mitbrachte. Ich erwähne das an dieser Stelle nochmal, weil ich Eingangs ein paar Worte zur Faszination BMW verlieren möchte, die - ein paarmal Bayerische Motoren Werke gefahren - mittel- bis langfristig auch die eine oder andere Skeptikerin überzeugt.
Am Anfang meiner Mietkarriere brachte ich überwiegend Audi, VW und ab und zu Mercedes vom Vermieter, da ich v.a. bei Europcar unterwegs war. Als ich später dann öfter bei Sixt mietete, stieg der Anteil an BMW sprunghaft an, was zunächst äußerst skeptisch von Frau Dresdner beäugt wurde. Zu aggressiv, zu dickes Lenkrad, zu auftragend. Und jetzt? Jetzt versucht sie das ganze Wochenende lang die S-Klasse mit "Hey BMW" zu befehligen, bringt voller Stolz einen M440d nach Hause und ihr hättet Mal den strafenden Blick sehen müssen, als ich letzte Woche mit dem S-Max auftauchte.
Was ist also passiert? Nunja - tausende Kilometer in BMW aller Art. Alter 1er, verschiedene 3er mit Highlight 330d, viele 5er, einige 7er, X3, X5 mit dem 50d, Z4, i8. BMW hat seine ganz eigene Faszination. Die Ausstrahlung, die sportliche Auslegung fast aller Modelle, die einfache Bedienung und die Souveränität, die diese Marke mit sich bringt. Das überzeugt dann eben irgendwann, wenn man in irgendeiner Form Sympathie für Kraftfahrzeuge hat.
Und nun eben 440d. Entschuldigung -
Damit kommen wir auch schon zu einem der großen Streitpunkte. Hieß der Vorgänger in der Dieseltopmotorisierung schlicht 435d, hält in der G-Baureihe der neue Brauch Einzug, die bisherige Normalversion-Topmotorisierung mit einem "M" zu versehen, ohne dass es gleich als "echter" M gilt. M135i, M550i, M850i und meine besonderen Lieblinge - X4 M40d & Co. 
BMW folgt da dem allgemeinen Trend, dass Autos immer sportlicher wirken müssen, egal wie sportlich sie eigentlich sind. Irgendwer meinte neulich im Forum, dass früher der Golf R sportlicher wirkte beim Exterieur, worauf ein anderer User völlig zurecht entgegnete, dass halt auch schon der 1.0 TSI aussieht als würde er gerne die verkehrsberuhigte Zone aufmischen. Besonders absurd wird es ja dann, wenn man schon eine R-Line, S-Line, AMG-Line, M-Paket und was weiß ich nicht alles an stinknormale 08-15 Autos schraubt. Ich finde das verwässert einfach ungemein die dahinterstehende Sportmarke. Aber es verkauft sich halt gut. BMW hat dann eben beschlossen, auch den Topdiesel noch einmal einen kleinen Adelstitel zu verleihen. Die sind ja letztlich auch nicht mehr das was sie mal waren.
Und Mal ehrlich - der Wagen verdient sich das Ganze bei weitem mehr als der von mir gerade gefahrene S-Max mit 190 PS Diesel mit ST-Line, bei dem tatsächlich rote Bremssättel verbaut sind. Wirklich Ford?
Weil dann tatsächlich sportliche Autos sich aus den ganzen Paket und Line bestückten Fahrzeugen irgendwie herausheben müssen, werden diese immer aggressiver und tragen dicker und dicker auf. Und was soll ich sagen, in dieser Hinsicht hat BMW die Latte noch mal höher gelegt.
Und damit sind wir beim zweiten großen Zankthema - der Kühlergrill. Gefiel es mir am Anfang gar nicht, muss ich sagen, dass man sich zum einen daran gewöhnt und zum anderen wirkt es in der Realität deutlich besser als auf den ersten Photos die es so gab. Die nach oben voraus abgeschrägte Front erinnert ein wenig an die E21 Baureihe, während der Grill auch an einem BMW 335 eine gute Figur gemacht hätte.
Sehr schick finde ich die kleinen Dinge wie die Silber-Grau mattierten Spiegelkappen, die sich im Kühlergrill und den Lufteinlässen farblich wiederfinden.
Ja, das Auto polarisiert und damit gewinnt man garantiert nicht den Nettester Nachbar Wettbewerb, aber letztlich wirkt alles stimmig und passend. Wie ein muskelbepackter Panther, der zum Sprung ansetzt.
Man findet auch immer wieder Details, die gefallen. Ausladende Hintern kann BMW ja schon ein Weile ganz gut (i8, Z4) und auch beim aktuellen 4er haben sich die Designer da ausgetobt. Und seit geraumer Zeit können sie ja auch Heckleuchten richtig hübsch umsetzen.
Zum Innenraum will ich gar nicht zu viele Worte verlieren, es sieht so aus, wie ein aktueller BMW eben aussieht. Das ist nicht negativ gemeint. Mir gefällt es, es gibt Knöpfe, einen Dreh-/Drückschalter (
) und am schönsten sieht es einfach immer noch Nachts aus, daher einfach ein paar Impressionen dazu:
Leider, leider hat Sixt dem Fahrzeug lediglich 210er Reifen für den Winter gegönnt. Damit waren natürlich keine allzu sportlichen Fahrten möglich, aber es war jetzt auch nicht gerade langweilig. Das xDrive ist bei BMW ja traditionell eher hecklastig ausgelegt und das merkt man natürlich sofort. Und es macht Spaß, wenn man die Kurve etwas sportlicher nimmt. Die Straßenlage ist satt und auf der Autobahn sind die 210 km/h sind äußerst schnell ersprintet.
Der 4er lenkt sich präzise und die angenehm niedrige Sitzposition ist ohnehin etwas was ich sehr mag. Es ist einfach ein unmittelbares Fahrgefühl. Klar - es ist ein Diesel. Das fährt sich anders als ein rassiger Sechszylinder Benziner, aber Drehmomentliebhaber kommen natürlich auf ihre Kosten.
Durch den 40d ist der 4er aber auch absolut langstreckentauglich. Ich würde ohne zu zögern in diesem Fahrzeug von Berlin bis nach Italien fahren. Man sitzt bequem, es ist erstaunlich ruhig im Innenraum, auch bei hohen Geschwindigkeiten, im Normalmodus ist der Motor genügsam und solange man hinten maximal Kinder mitnimmt, ist für alle genug Platz. Gut - zu klein sollten die Kinder auch nicht sein, aber an sich ist im Heck auch ausreichend Raum für eine ordentliche Ladung Gepäck.
Als Fazit lässt sich also festhalten, dass der 4er ein durchaus gelungenes Fahrzeug ist. Fahren möchte ich persönlich es aber möglichst nur mit starken Motoren. Mag sein, dass man den Wagen auch gut mit einem 20d bewegt, aber das ist für mich einfach nix - so ein Proletenauftritt und dann der vernünftige Sparmotor drin. Und nur zur Klarstellung - ich finde den 20d toll. Bin den mehrfach im 5er gefahren und man kann damit wahnsinnig entspannt viele 100 km abspulen und fühlt sich auch nicht untermotorisiert. Aber im 4er? Nein - wenn schon dann richtig, dann soll man auch dazu stehen. Daher als 440i oder eben noch mal mit wenigstens 30d in den Urlaub - gerne wieder.
Schöner Bericht. Der war mir bislang gar nicht aufgefallen.