Mobilität der Zukunft. Weniger Autos in den Städten, mehr ÖPNV und Fahrräder?

  • Also ich wohne in der Großstadt mit angeblich gutem öpnv und angeblicher Fahrrad Stadt.

    Auf dem Papier sieht alles gut aus. In den Studien auch. Realistisch betrachtet, wird sich 99% beschweren. Die Haltestellen existieren, die Zeitpläne auch, nur die Busse und Bahnen sind stets zu falschen Zeit am falschen Ort oder besonders 2019/2020 überfüllt. Wie oft musste ich eine Bahn oder ein Bus später nehmen, weil ich mich innendrin wie ne Forelle fühlen würde. Vom Sauerstoff Mangel abgesehen.


    Mit dem Auto bin ich nun freier, flexibler, günstiger, sicherer und schneller unterwegs,


    Es ist eher realistisch, dass wir mit Umsteige Helikoptern von A nach B kommen, als das der öpnv funktioniert.

  • War in Hamburg 2 Jahre ohne Auto. Trotz HVV Jobticket hats mit der Zeit nur noch genervt. Zeitweise musste ich von Hamburg Süd nach Nord und war mit hin und zurück am Tag 3 Std mit ÖPNV beschäftigt. Also so nice, wie es immer dargestellt wird, ist es mitnichten. Kommt stark auf die Route an. Oder eben spät abends bis 5 Uhr keine Bahn mehr, oder der Bus fährt nach 22 Uhr 1 Std im Kreis statt wie tagsüber 15 Minuten direkt.

  • Es gibt übrigens auch noch die eigenen Füße, für Strecken bis 2, 3 km durchaus empfehlenswert, kostengünstig und gesund noch dazu. Benutze ich neben Öffis auch gern. Mietwagen und Carsharing gibts für mich eigentlich fast nur am Wochenende.

  • ich mit dem gesparten Geld (Mindestens 300€ / Monat) aber auch wahrscheinlich im Speckgürtel wohnen

    Hatten wir bei der PKV dikussion auch schon: es gibt eben Lebensentwuerfe wo es eben nicht um die 1-2 Zimmer Whg geht, sondern eben darum mehrere Koepfe unterzubringen und es da neben Miete noch andere Kosten gibt die beachtet werden muessen.


    Daher gibt es dort als Loesung nur den Speckguertel bzw. sogar drum herum. Wie Badesalz schon sagte: Wetzler, Wetzlar ned vergesse!


    Und oft gibt es eben keine gespartes Geld (ausser Sprit vielleicht) weil das Auto ein "eh-da" Kostenpunkt ist.

  • Radler leben halt auch in ihrer Blase. Wie soll denn der Außendienstler zum Mittelständler auf der grünen Wiese kommen? In meinem Job werde ich bis zur Rente ein Auto benötigen. Und das soll natürlich auch möglichst repräsentativ sein.

    Aber auch der Gedanke wandelt sich mit den Generationen. Den kommenden Generationen wird egal sein in welchem Auto der Außendienstler ankommt.

  • Aber auch der Gedanke wandelt sich mit den Generationen. Den kommenden Generationen wird egal sein in welchem Auto der Außendienstler ankommt.

    oder möchte gar nicht mehr, dass der ADM überhaupt persönlich vorbei kommt. Klar, vieles geht persönlich deutlich besser. Aber, die paar Male als ich mit dem Außendienst unterwegs war, waren meistens reine Kaffee-Trink-Veranstaltungen oder aber, die hatten gar keine Zeit.

  • Ich fahre auch zum Kunden, weil ich meine Produkte vor Ort zeigen muss. Will ich auch, bei reinem Teams-Vertrieb würde ich direkt kündigen, ich will ja raus.

    Wie das Auto dabei aussieht, ist mir aber egal, solange es meine Anforderungen erfüllt. Leider passen die zufällig nur auf aktuelle Modelle der deutschen Premiumhersteller :saint:

  • Dass Deutschland aktuell eine Autofahrer Nation ist, ist wohl unbestritten. Dass es so bleibt, kann ich aktuell aber nicht erkennen. Mit jedem neuen Jahrgang steigt die Anzahl derer, die zum Beispiel keinen Führerschein mehr machen. Die Opas die heute noch brüllen „Der Minischter von Baden-Württemberg fährt einen Daimer. Baschta“ segnen in absehbarer Zeit das Zeitliche.

    Bedeutet natürlich nicht, dass wir plötzlich überhaupt keine Autos mehr nachfragen. Aber der Trend geht deutlich in die andere Richtung und ab einem gewissen Jahrgang spielt überhaupt keine Rolle mehr, ob geschweige denn welches Auto du fährst. Das ist eigentlich überwiegend heute schon nur noch so ein alte Leute Ding.

    Kann ich nur zustimmen. Zwei Kolleginnen aus München haben erst neulich ihre Autos verkauft - mit Homeoffice usw. wurden sie schlichtweg nicht mehr benötigt.

  • Was mir in Deutschland für das autofreie Leben schmerzlich fehlt und was in solchen Diskussionen kaum angesprochen wird, sind zeitgemäße Taxidienste.

    Ich bin öfters in Russland unterwegs und dort komme ich prima ohne Auto zurecht, da man immer bei Bedarf einfach Taxi nehmen kann (außer Russland hätte hier auch eine Menge anderer Länder stehen können) Und das kann ich mir nicht nur mit dem deutschen Gehalt leisten, sondern jeder. Und da liegt der entscheidende Unterschied zur deutschen Realität. Wenn man in Deutschland bei jedem spontanen Bedarf (oder welchem auch immer, bei dem ÖPNV, Rad oder Fuß schlecht passt) Taxi nimmt, ohne sich Gedanken über den Taxipreis zu machen, kommt man sehr schnell auf und über die Autoabo-Kosten (oder wie auch immer man die individuelle Mobilität gestaltet). In Russland ist man dagegen eigentlich in jedem Fall günstiger ohne ein eigenes Fahrzeug unterwegs (mit einem Mix aus ÖPNV und Taxi wann auch immer Taxi bequemer ist), wenn man nicht gerade 50 km weit mit Taxi pendelt.

    Ich glaube, dass es dafür 2 wesentliche Gründe gibt:

    1) Effizienz von nahezu 100%. Ein Taxisfahrer hat während einem schon den nächsten Auftrag mit 3-5 Minuten Abfahrt. Der deutsche Taxifahrer macht stattdessen 30-40 Minuten lang nichts Wertschöpfendes.

    2) Billigeres Material - und mir würde eigentlich auch in Deutschland immer ein Caddy statt der E-Klasse reichen.


    Eigentlich kann günstigeres zeitgemäßes Taxi zumindest in der Stadt so ziemlich die meisten Fälle abdecken, die die man sich ein eigenes Fahrzeug bereithält. Wochenend-Großeinkauf, nachts das Kind zum Arzt bringen, zum Grillen aus der Stadt raus oder gar wae aus dem Möbelgeschaft holen. Aber bei uns wird sich in absehbarer Zeit ja kaum was ändern und die Taxen werden weiterhin den größten Teils der Betriebszeit unbewegt verbringen.

    Einmal editiert, zuletzt von shachtyor ()

  • Das erinnert mich an den gebuchten smart (wurde dann ein Polo), der für 24std gemietet, günstiger war als 2x Taxi (Schönefeld Flughafen bis Mercedes-Benz Arena und wieder zurück). 2017 ist schon lang vorbei, trotzdem eigentlich recht verrückt)

  • shachtyor


    Den Eindruck hatte ich mit Uber in Manchester Ende 2018 auch. Preiswert und auch für Auswärtige sehr einfach zu bedienen. Ich meine die Begründung gegen eine Liberalisierung des Taximarktes war immer, dass dann auch die Preise extrem steigen, wenn die Nachfrage hoch ist, Jahreswechsel zum Beispiel und eine pauperisierung der Texifahrer drohen würde. Gerade letztes Argument ist nicht ganz von der Hand zu weisen.

  • Letzteres mag ich doch zu bezweifeln. Durch eine zeitgemäße Taxi-Infrastruktur kann ein Fahrer die Produktivität um ein Vielfaches erhöhen. Man müsste locker auf das Gleiche kommen, was jetzt drin ist.

    Für mich ist viel mehr ein Rätsel, wie die Taxifahrer jetzt überleben. Vielleicht gibt es am Flughafen oder an der Messe (oder wo sich immer die Spezie Business-Kasper unterwegs ist, die nicht aus eigener Tasche zahlen muss) gute Fahrten, aber in einer typischen Kleinstadt? Wo man selbst bei den deutschen Preisen für einen Zwanziger bis zum Stadtrand kommt? So ein typischer Auftrag, wie ich den meistens als Fahrgast erlebt habe: 10-15 Minuten fahren, 15-20 € bekommen, 10-15 Minuten zurück ins Zentrum (nehme an, da man am stadtrand ja lange warten kann), dann noch 30-40 Minuten warten - und schon ist über ne Stunde rum, 15-20 € sind da und Kosten für das Fahrzeug und Kraftstoff noch nicht berücksichtigt. Wertschöpfend unterwegs 10 Minuten pro Stunde. Wenn ich mir das nicht absolut falsch vorstelle, wie kann man so nennenswert über dem Mindestlohn landen? =O Alleine mit dem gelegentlichen Rentner und der Familienfahrt zum 50 km entfernten Flughafen?

    2 Mal editiert, zuletzt von shachtyor ()

  • Ich habe die letzten 3.5 Jahren in einer 40 k-Stadt gewohnt. Weiß nicht, ob das kein genug ist. Am Bahnhof standen jedenfalls immer 5-6 Stück und wenn ich mal ein Taxi gebraucht habe, um die Katzen zum Tierarzt zu bringen, (wenn kein Wagen zur Hand), sind immer auch welche gekommen. Um die 8€ pro Strecke:S Oder als ich nen Momat lang eingegipst unterwegs war.


    Aber ich glaube, noch nie gesehen zu haben, dass mehr als 1 Taxi den Parkplatz verlassen hätte, während ich 10-15 Minuten auf die Bahn gewartet habe. Meistens wurde das Quatschen oder am Smartphone Vergammeln aber bei keinem Fahrer in dieser Zeitspanne gestört.

    4 Mal editiert, zuletzt von shachtyor ()

  • Letzteres mag ich doch zu bezweifeln. Durch eine zeitgemäße Taxi-Infrastruktur kann ein Fahrer die Produktivität um ein Vielfaches erhöhen. Man müsste locker auf das Gleiche kommen, was jetzt drin ist.

    Für mich ist viel mehr ein Rätsel, wie die Taxifahrer jetzt überleben. Vielleicht gibt es am Flughafen oder an der Messe (oder wo sich immer die Spezie Business-Kasper unterwegs ist, die nicht aus eigener Tasche zahlen muss) gute Fahrten, aber in einer typischen Kleinstadt? Wo man selbst bei den deutschen Preisen für einen Zwanziger bis zum Stadtrand kommt? So ein typischer Auftrag, wie ich den meistens als Fahrgast erlebt habe: 10-15 Minuten fahren, 15-20 € bekommen, 10-15 Minuten zurück ins Zentrum (nehme an, da man am stadtrand ja lange warten kann), dann noch 30-40 Minuten warten - und schon ist über ne Stunde rum, 15-20 € sind da und Kosten für das Fahrzeug und Kraftstoff noch nicht berücksichtigt. Wertschöpfend unterwegs 10 Minuten pro Stunde. Wenn ich mir das nicht absolut falsch vorstelle, wie kann man so nennenswert über dem Mindestlohn landen? =O Alleine mit dem gelegentlichen Rentner und der Familienfahrt zum 50 km entfernten Flughafen?

    Zu der Thematik ist es leider sehr ruhig geworden, aber ich erinnere mich an einen Artikel über einen Taxifahrer in New York, der sich wegen Uber aufgehängt hat. Aber der Artikel könnte auch schon fünf Jahre alt sein.


    Das wäre ein gutes Thema für die Ampel, denn die Problematik kenne ich auch. Beispielsweise in der Nacht mit dem Zug von einem Fußballspiel zurück fahren. Ohne Auto in manchen Regionen nicht möglich, außer man möchte die 7 km vom Regionalbahnhof laufen. Also fährt man die ganze Strecke mit dem Auto.

    Eine Debatte über das Thema wäre wichtig.