Mobilität der Zukunft. Weniger Autos in den Städten, mehr ÖPNV und Fahrräder?

  • Wenn ich mir das nicht absolut falsch vorstelle, wie kann man so nennenswert über dem Mindestlohn landen? =O Alleine mit dem gelegentlichen Rentner und der Familienfahrt zum 50 km entfernten Flughafen?

    Gerade in kleineren Städten und ländlichen Regionen mit schlecht ausgebautem ÖPNV habe ich beobachtet, dass Vormittags Taxen regelmäßig von Rentern genutzt werden, um zur Dialyse zu kommen und sonstige Arztbesuche zu tätigen. Scheinbar übernehmen manche KK hierfür die Kosten.


    Als ich im letzten Jahr selbst einen Arbeitsunfall hatte (Boden feucht durch geschmolzenen Schnee und in Folge am Arbeitsplatz gestürzt - kaum der Rede wert) bestand mein AG darauf, dass ich zum Arzt gehe. Der Allgemeinmediziner konnte zwar nichts feststellen, stellte mir dennoch eine Überweisung zum Radiologen aus.


    Quasi als Mitgift gab es, ohne Aufforderung, einen Schein für eine kostenlose Beförderung im Taxi dazu... =O Bei 50 Km einfacher Strecke wäre da sicherlich ein stattliches, bei der KK abrechenbares, Sümmchen zusammen gekommen. Unverständlich für mich, da ich in diesem Fall besagten Radiologen mit ÖPNV in ähnlicher Zeit erreicht hätte und dies körperlich auch absolut zumutbar gewesen wäre. Immerhin weiß ich jetzt, weshalb die KK Beiträge unaufhörlich steigen 8o :210:

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  • Lustig, eingegipst nach dem Gelenkbruch und der OP dazu (und auch vor der OP) , habe ich keinen für Taxi Cent erstattet bekommen.


    Aber generell is das natürlich stimmen - die Marge kommt wohl vor allem von Fahrgästen, die nicht aus eigener Tasche zahlen. Business-Kasper, von Krankenkassen Gesegnete, ab und an Kunden von Transportunternehmen (vor allem Airlines, Bahn und ÖPNV sind ja nur sehr selten in der Pflicht, und dann muss das Recht auch noch durch den Kunden wahrgenommen werden). Ob das auf Dauer gesund ist, vleibt fraglich. Gerade wenn geschäftlicher Reiseverkehr auf Dauer eingebrochen bleibt. Vielleicht gleichen aber dann alternde Boomer wieder aus. Wird jedenfalls kein Beitrag zur Mobilität ohne veigenen PKW werden, solange man am Geschäftsmodell und Technologien aus den 50-80ern festhält.

  • Bei meinen Eltern auf dem "Land" fährt das einzige Taxiunternehmen auch nur tagsüber bis maximal 20 Uhr. Zu gefühlt 90% machen sie Fahrten zur Dialyse und zurück. Alle paar Jahre gibt es einen neuen Benz und einen neuen Multivan. Scheint sich zu rentieren und man muss nicht die Besoffskis nachts fahren.

  • Letzteres mag ich doch zu bezweifeln. Durch eine zeitgemäße Taxi-Infrastruktur kann ein Fahrer die Produktivität um ein Vielfaches erhöhen. Man müsste locker auf das Gleiche kommen, was jetzt drin ist.

    Für mich ist viel mehr ein Rätsel, wie die Taxifahrer jetzt überleben. Vielleicht gibt es am Flughafen oder an der Messe (oder wo sich immer die Spezie Business-Kasper unterwegs ist, die nicht aus eigener Tasche zahlen muss) gute Fahrten, aber in einer typischen Kleinstadt? ...

    Viele Taxifirmen und Fahrer haben sich mittlerweile ein zweites Standbein aufgebaut und der Verdienst der Taxifahrten ist nur noch "on top" und von daher nicht überlebenswichtig. Man kann nebenbei ganz gut im Limousinen-Service oder als Busfahrer (Ausflüge, Touri-Fahrten) Geld verdienen. Oder auch in der Schülerbeförderung von behinderten Kindern, hat man am Vor- und Nachmittag feste Touren und dadurch gut und gerne 4 Stunden Arbeit. Daneben noch ein paar Rentner-Fahrten zum Arzt und der Tagesverdienst reicht zum Leben.

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  • Welche Fahrkosten von einer KK übernommen werden ist (halbwegs) klar geregelt. Dialyse, FrankK. gehört dazu!

    Und Arbeitsunfall = BG = völlig anderes Konstrukt, wie von Pixelfehler schon angemerkt. Der AG hat maximales Interesse daran Deine Ausfallzeit im Betrieb so gering wie möglich zu halten. Es wird unterstellt, dass mit überdurchschnittlicher Behandlung auch ein überdurchschnittlicher schneller Genesungsprozess erreicht wird und Du dem AG damit wieder Geld bringst, statt nur zu Kosten. Daraus resultiert die "Einsatzbereitschaft" bei Arbeits- und Wegeunfällen.

  • Emmi-Mobil: Die umweltfreundliche Alternative zum Auto


    Finde ich gerade in ländlichen Regionen richtig gut. Hier gibt es nur den Schulbus (was ziemlich bescheuert ist einen riesigen Bus für 5 Kinder einzusetzen) und einen "Bürgerbus". Dort fahren ehrenamitliche Fahrer ältere Menschen zu Arztterminen etc.


    Mit einem (elektrischen) Rufbus könnte hier ggf. die Lücke für die restlichen 80% der Bewohner abgedeckt werden.

    2 Mal editiert, zuletzt von TALENTfrei ()

  • Nein - das können auch ganz normale Hausärzte sein, die als Durchgangsarzt tätig sind.

    nenn mal ein Beispiel bitte.


    normalerweise sind das gerade keine normalen Hausärzte.

    Was soll der machen, wenn da einer mit nem gebrochenen Bein ankommt?

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  • Allgemeinmediziner höchstens für Beschwerden die nicht länger als 1 Tag AU erforden und mit D-Arzt Zulassung. Aber ganz ehrlich. Bei Arbeitsunfällen und Wegeunfällen geh ich obligatorisch ins Krankenhaus zum D-Arzt. So wie es zu 90% üblich ist. Führt aber weg vom Thema.

  • Gerade auf Netflix einen sehr empfehlenswerten Dokumentarfilm gesehen, der Verkehrsprobleme global betrachtet und historisch hinterfragt. Ich wusste zum Beispiel gar nicht, dass Los Angeles mal den weltbesten ÖPNV hatte, heute ist es ja einer der Stauhauptstädte der Welt.

    Sollte jeder Interessierte mal ansehen:


    Cars vs Bikes

    Wo wir wieder bei Lobbyismus und Monopolen sind.

    https://de.wikipedia.org/wiki/…r_Stra%C3%9Fenbahnskandal


    Gerade bei Städten wie L.A fallen ja die Argumente der Gegner der (E-)Bikes ja komplett in sich zusammen. Regen gibt es selten und Schnee/Glätte gar nicht. Würde die Städte deutlich lebenswerter machen.

  • Wo wir wieder bei Lobbyismus und Monopolen sind.

    Absolut. Noch krasser fand ich den dort gezeigten Fall von Toronto. Dort hat der Bürgermeister ernsthaft im Zeitraum der Dreharbeiten die Radinfrastruktur zurückbauen(!) lassen mit der Begründung Geld sparen zu wollen und außerdem nerven ihn die Radfahrer auf dem Weg ins Rathaus.

    Gekostet haben bspw. die Fahrradstreifen 80k$, der Rückbau hat sportliche 300k$ gekostet.


    Bei solchen Politkern kann man nur noch :108:

  • Gegen ein Auto in der Einöde spricht ja auch absolut nichts. Eher im Gegenteil. Die meisten sind dort Eigenheimbesitzer und können somit unter besten Bedingungen ein E-Auto kaufen, sofern der derzeitige Verbrenner irgendwann nicht mehr wirtschaftlich ist.


    Die Studie zeigt aber, dass man effektiv kein Geld spart wenn man sich statt etwas teurer Wohnung in der Stadt / nähe Arbeitsplatz stattdessen für einen Landsitz entscheidet. Wenn die ungerechte Pendlerpauschale (Geringverdiener bekommen sie eh nicht, die die es sich sowieso leisten können dafür überproportional mehr) endlich mal abgeschafft / oder ersetzt wird noch weniger.


    Und noch besser zeigt sie, dass wir insbesondere in den Städten Autofahrerende um ein vielfaches mehr subventionieren als andere Verkehrsteilnehmer, was ebenfalls dringend geändert werden sollte.


    Was ich aber überhaupt nicht verstehen kann: Alle meckern über hohe Spritpreise, Staus und Parkplatznot. Trotzdem kauft mittlerweile wirklich fast jeder in meinem Umfeld SUVs, die alle Nachteile miteinander kombinieren.

    Eigentlich müssten heute mehr als je zuvor effiziente und möglichst kleine Fahrzeuge die Rangliste der Neuzulassungen anführen.


    Aber selbst beim E-Auto gibt es ja überproportional viele SUV Neuheiten. Wirklich sinnvolle Fahrzeuge wie die E-Drillinge oder den ZOE gibt es kaum.

  • Gerade bei Städten wie L.A fallen ja die Argumente der Gegner der (E-)Bikes ja komplett in sich zusammen. Regen gibt es selten und Schnee/Glätte gar nicht. Würde die Städte deutlich lebenswerter machen.

    So schlecht ist das mit dem Wetter zumindest in meiner Gegend nicht.

    Ich fahre seit Juli mit dem Rad zur Arbeit, knappe 10km je Richtung.

    Die erste Woche war es etwas anstrengend, da ich jahrelang nicht Rad fuhr, aber das legte sich schnell.

    In der ganzen Zeit gab es 3 Tage, an denen ich sagte "nee, heute fahr ich besser mit dem Auto / ÖPNV" und bis auf einmal kam ich immer trocken an - sowohl im Büro, als auch zu Hause.

    Abhilfe könnte man sogar schaffen, wenn man sich eine Fahrradjacke / Hose kauft und für den Notfall Wechselsachen auf Arbeit lagert.

    Leider sind die meisten zu bequem und verbrennen lieber einen Liter Sprit je Richtung, obwohl sie eigentlich entspannt Rad fahren könnten

  • In der ganzen Zeit gab es 3 Tage, an denen ich sagte "nee, heute fahr ich besser mit dem Auto / ÖPNV" und bis auf einmal kam ich immer trocken an

    Das kommt wohl stark auf die Region an. Ich hatte eher mindestens 3 Tage im Monat, wo ich lieber den ÖPNV nutze oder gleich im Homeoffice blieb aufgrund von schlechtem Wetter. Momentan ist eh wieder Dauer-Homeoffice angesagt, spätestens ab Ostern ist dann aber hoffentlich wieder Arbeit in Präsenz möglich.


    Unabhängig davon fahre ich hier aber seit November das "Experiment ohne Auto auf dem Land".


    Ausgangslage: Dorf nahe Bundesstraße mit Fahrradweg. Nächster Ort mit Supermärkten und Bahnanschluss nur 3,5km entfernt.

    Nächste Kleinstadt 13km entfernt.

    Mobilitätssituation im Dorf: 100% PKW Verkehr, jeden Tag. Obwohl hier fast jeder ein Fahrrad oder E-Bike besitzt, fahren sogar ALLE mit dem Auto zum Brötchen holen.


    Seit Anfang November habe ich genau 2x auf den PKW zurückgegriffen. Einmal hatte ich einen dringenden Termin in der Kleinstadt und es hat wirklich aus Eimern geschüttet und einmal ging es zu SOffiKI um den guten Pflegezustand seines italienischen Pizzaofens zu erhalten. Dort hätte mich die Fahrt mit Bus und Bahn aufgrund unpassender Taktung tatsächlich mal 4 Stunden statt 2 Stunden one-way gekostet.


    Ansonsten fahre ich hier durchgehend Fahrrad. Mindestens 2x. eher 4x die Woche in die 13km entfernte Kleinstadt und ansonsten für Einkäufe oder weitere Verbindungen mit der Bahn in den 3,5km entfernten Ort. Absolut problemlos und ohne messbaren realen Zeitverlust. Zwar ist die Fahrzeit mit dem PKW in die Kleinstadt circa 15 Minuten kürzer, ziehe ich aber die zuätzlich benötigten Wege von der Parkmöglichkeit zum Zielort ab, gleicht sich das in den meisten Fällen (mindestens) aus. Vom 3,5km entfernten Dorf ist der Zug in die nächste Großstadt sogar schneller als mit dem PKW!


    Zusätzlich habe ich seitdem bei angenommen 30 Cent / Kilometer + Parkgebühren mit dem PKW ggü. Fahrrad und Bahn schon mindestens 500€ gespart.


    Fazit: Es funktioniert in den allermeisten Fällen hier wirklich problemlos. Klar, mit Kita pflichtigen Kindern oder anderen Umständen ist das natürlich nicht machbar, aber das ich in diesen nun knapp 3 Monaten wirklich durchgängig der EINZIGE bin, der hier im Dorf seine Wege nicht mit dem PKW zurücklegt kann ich nicht verstehen. Das Gemecker über die Parkplatznot in der Kleinstadt und die ach so teuren Spritpreise hört man hier aber weiterhin von JEDEM :)