VW Grand (Hotel) California - Roadfans Dresden

  • "Es ist nichts faul im Staate Dänemark"

    - Frei nach William Shakesbier -




    Keine Sorge, die folgenden Zeilen werden keine verkorkste Hamletinterpretation, sondern ein Mix aus Urlaubs-, Erfahrungs- und Bildbericht. Wie im aktuelle Miete-Thread bereits erwähnt, hatte ich für 14 Tage das "Grand" Vergnügen mit dem großen Bruder des California Ocean die dänische Küste zu erfahren und zu erkunden. Und das zu einem wirklich guten Kurs, dank einer 20% Aktion seitens Roadfans. Die Station in Dresden ist noch relativ neu, allerdings ein wirklicher Glücksgriff, da die Preise und inkludierten Leistungen im Vergleich zur Konkurrenz tatsächlich mehr als fair und in Teilen wesentlich günstiger sind.

    Da ich an einem Sonntag anmietete, war ein Mitarbeiter vor Ort, der eigentlich nicht dort sein sollte, aber er hat mir dann tatsächlich einige wichtige Fragen beantworten können, die ich als Camper-Laie, der sonst nur mit Rucksack und Zelt unterwegs ist, nicht ohne Google herausgefunden hätte. Beispielsweise, warum die Handbremse automatisch herunterfällt, wie die Campingtoilette gewechselt wird, wie das Grauwasser abgelassen wird usw. Die Anmietung per se fand allerdings ganz ohne Personal statt. Man loggt sich, ähnlich wie bei Teilauto oder anderen Sharinganbietern, auf der Roadfanshomepage ein und wird dann durch den gesamten Anmietungsprozess, inklusive kurzen Videotutorials, geleitet. Das leuchtete selbst mir alles ein und so öffnete ich per Internet das wandelnde Hotel, dass mit seinen Ausmaßen tatsächlich ordentlich auftrumpft.



    Der Grand California 600 (die Längere Variante als 680 ist nicht ganz so hoch) auf Basis des Crafters hat eine stattliche Länge von 5,98 Metern, eine noch stattlichere Höhe von guten 3 Metern (je nach Beladung) und eine Beite von 2,43 inkl Außenspiegeln. Auch wenn ich schon so einige Fahrzeuge gefahren bin und überführt habe, so ist der Grand California vor allem durch die Höhe doch nochmal eine andere Hausnummer. Dafür hat man mit einer Innenhöhe von 2,20 Metern mehr als ausreichend Platz und fühlt sich alles andere als beengt.






    Das Cockpit ist trotz "Transporterfeeling" angenehm modern und aufgeräumt, vor allem aber allseits bekannt und leicht bedienbar mit unzähligen Ablageflächen. Letztlich fühlt man sich recht schnell wie in einem ganz normalen PKW mit Armlehnen, wenn auch einen sehr windanfälligen. Mit LED-Leuchten ausgeschmückt, bietet der Dachhimmel noch weitere Ablagemöglichkeiten, wie zum Beispiel für den Sichtschutz der Front- und Seitenscheiben, der per Magneten unglaublich einfach angebracht werden kann. Interessant wird der Blick durch den Rückspiegel, der in einem verdunkelten kleinen Fensterchen der Hecktür endet.

    Immerhin gab es in meinem Fall das MuFu-Lenkrad, ACC (absolut Gold wert!), Apple Car Play (auch wireless) und eine Rückfahrkamera, die in ihrer Qualität keine Rekorde bricht, aber dennoch ein unglaublich nettes Helferlein war. Schaut man sich den Konfigurator an, hat dennoch einiges zur Formvollendung gefehlt, wie beispielsweise Solardach, Soundsystem, Spurhalteassistent und Klimaautomatik. Aber auch ohne die Upgrades befördert der 177 PS starke 2.0 Dieselmotor die bis zu 3,5 Tonnen durch die 8-Gang Automatik sanft und unaufgeregt nach vorn, bei Bedarf sogar relativ zügig. Auch die Bremsen greifen anständig, wobei wenn es sich empfiehlt etwas früher zu bremsen als man es normalerweise tun würde.


       


    Die Sitze sind soweit bequem und lassen sich für meine Begriffe sehr variabel verstellen, sodass eigentlich jeder eine halbwegs vernünftige Position finden dürfte. Dank der Armlehnen und des ACC's lassen sich die Kilometer äußerst entspannt abspulen. Und dann steht man plötzlich schon an der Küste.



    Dank der Park4Night App, die ich an dieser Stelle wirklich empfehlen kann, findet sich eigentlich immer und überall ein geeigneter Parkplatz, auf dem man fast immer für eine Nacht geduldet wird als Camper. In manchen Städten gab es sogar kostenlose Ver- und Entsorgungsstellen, sodass man auch eine ganze Weile autark zurecht kommen kann. Da Dänemark gut 7000 Kilometer Küstenlinie hat, konnten wir quasi jede Nacht am, oder zumindest in der Nähe des Strandes stehen. In der Nordsee ist die Sonne unter-, in der Ostsee aufgegangen. An manchen Tagen war es so romantisch, dass mir fast schlecht wurde :106:




    Die Romantik war aber nicht nur auf kitschige Sonnenuntergänge beschränkt, sondern kam auch im California auf, auch wenn das weiße Interieur zu Beginn sehr steril wirkte und sich am Ende auch als äußerst schmutzanfällig herausstellte.



    Insgesamt geht es ganz klassich zu, d.h., die Rückbank besteht aus einem relativ schmalen Doppelsitz, es gibt einen Tisch zwischen den Sitzreihen, der verschiebbar oder auch komplett entfernbar ist, einen großen Küchenblock, einem kleinen Badezimmer inkl. Duschmöglichkeit sowie dem quer verbauten Bett mit darüber liegenden Gepäckfächern. Dank der großen Dachfenster ist der Innenraum lichtdurchflutet und hell, was ich als sehr angenehm empfand. Alle Fenster sind dabei individuell mit Fliegengitter oder einem integrierten Sichtschutz versehen. Fahrer- und Beifahrersitz lassen sich zusätzlich um 180 Grad drehen, sodass man um den Tisch herum zusammen essen kann usw.


        


    Auch die Anschlussmöglichkeiten für die Stromversorgung sind mit reichlich USB-A Anschlüssen, 12V Steckdosen sowie einigen 230V Steckdosen (funktionieren nur über externe Stromquelle) gegeben. Die meisten von ihnen sind soweit auch nützlich positioniert. Gelobt wir die Ablagefläche im Küchenblock mit den Steckdosen, die zumindest in meinem Fall nicht einmal zum Einsatz kamen.


       




    Wo wir schon beim Küchenblock sind: Absolut gelungen! Eine kleine Spüle, zwei Kochstellen und ein wirklich sehr gut kühlender Kühlschrank inkl. Gefrierfach, der insgesamt mit 5 verschiedenen Leistungsstufen glänzen kann und dank des Nachtmodus auch niemanden durch Kompressorgeräusche weckt.



    Lediglich die Arbeitsflächen sind etwas limitiert. Allerdings lässt sich auf der rechten Seite noch ein Brett herausfahren und quasi auf das Bett legen, wodurch man etwas Fläche gewinnt. Allerdings darf dann auch nichts auf das Bett laufen/fallen, was nicht immer einfach ist. Dank der zwei verbauten 11 Kilo Gasflaschen konnten wir ohne Probleme zwei Wochen lang jeden Tag selbst kochen, und den Bus per Standheizung temperaturgenau heizen, was wirklich einen enormen Komfortzuwachs im Vergleich zum Zelt oder eben einem Auto ohne Standheizung bedeutet. Keine beschlagenen Scheiben morgens, kein dampfender Atem während der Nacht und morgens kein durchgefrorenes Aufstehen. Und das alles ganz ohne Wollpullover.



    Die Gasflaschen des Glücks befinden sich direkt unter dem Bett, ebenso wie die von Roadfans inklusiven Campingstühle und ein Campingtisch sowie eine Kiste mit Stromkabel und Gießkanne für die Frischwasserversorgung. Auch der Sicherungskasten und die Vorrichtung für die Außendusche befinden sich im "Kofferraum". Der gibt dann noch ausreichend Platz für allerhand Gepäck und Lebensmittelvorräte frei. Theoretisch ließe sich das Bett noch hochklappen, dann hat man eine durchgehende Fläche zum Innenraum. Ich war an der Stelle aber zu faul zum Umräumen. Bezüglich des Bettes sieht man ganz gut, dass die Aussparungen auf Kopfhöhe an den Seiten des California tatsächlich einen sehr ordentlichen Raumgewinn ausmachen, durch den ich mit meinen 185cm ausreichend Platz hatte und dank der Tellerfedern und der Matzratze stets seeligen Schlaf finden konnte.




    Neben dem Hauptbett gab es in unserem California auch das etwas kleinere Bett im vorderen Dachbereich, welches sich wirklich kinderleicht herausfahren lässt, wir aber nicht nutzten. Ich habe nicht Probe gelegen, aber der Lattenrost verspricht nicht weniger Komfort als im Hauptbett. Mit Hilfe einer integrierten Leiter kommt man dann auch leicht nach oben und kann wie im Hauptbett durch das große Fenster nachts die Sterne beobachten. Da es in seinen Ausmaßen etwas kleiner Ausfällt, ist es eher für einen Erwachsenen oder maximal zwei Kinder geeignet.


       


    Während man nun so durch die Gegend fährt, und davon gibt es enorm viel in Dänemark, bedarf es früher oder später dann doch der körperlichen Hygiene. Auch dafür ist im California durch das integrierte Badezimmer gesorgt. Nicht ganz so luxuriös, aber praktikabel und das Gefühl, nachts bzw. generell nicht unbedingt rausgehen zu müssen um auf Toilette zu gehen ist wirklich nochmal ein anderer Reisekomfort als sonst mit Zelt.



    Dank der Gasheizung kann das Wasser auf wahlweise 40 oder 60 Grad geheizt werden, wobei ich die 40 Grad absolut ausreichend fand, sowohl zum Spülen des Geschirrs als auch zum Waschen und Duschen. Auch das ging erstaunlich entspannt. Der Wasserhahn ist gleichzeitig die ausziehbare Duschbrause und auch wenn es etwas eng zugeht, so kann man sich durch das klappbare Waschbecken mit relativ viel Bewegungsfreiheit waschen. Auch im Bad gibt es reichlich Stauraum und einen ordentlich großen Spiegel, der aber im Urlaub nicht ganz so wichtig ist. Über eine Klappe an der Seite des California kann die Toilette dann idiotensicher herausgenommen und frisch gemacht werden.




    Das Herzstück der elektronischen Steuerung ist dann direkt an der Außenwand der Badkabine zu finden. Dort befindet sich das Panel und das "Kontrollzentrum", auf dem alle möglichen Indikatoren wie Abwasserstand (Insgesamt 90 Liter Fassungvermögen), Frischwasserstand (Insgesamt 120 Liter Fassungsvermögen) und auch die Ladung der Batterie abgelesen werden kann. Ebenso findet sich dort die Einstellung für die Heizung und die Beleuchtung. Alles simpel und selbsterklärend. Der Campingmodus weiß zu gefallen, bei dem die Trittstufe ausgefahren bleibt und die Schweinwerferbeleuchtung deaktiviert wird, um andere Campende nicht zu stören.

    Kurzer Einwurf: Die LED-Scheinwerfer sind ausreichend hell und haben eine gute Ausleuchtung.



    Doch zurück zum Kontrollpanel: Auch die Ambientebeleuchtung lässt sich hier einstellen, die in 4 verschiedenen Farben daher kommt und insgesamt die Innenraumbeleuchtung nochmal deutlich aufwertet. Doch auch sonst sind überall Beleuchtungsmöglichkeiten angebracht. Durch die LED's wirkt das dann allerdings relativ kühl und ungemütlich. Das Ambientelicht schafft dann aber wieder Abhilfe.





    Noch ein paar Worte zur Gepäckverstauung - Hier ist es ähnlich wie im Flugzeug und die Ablagefächer lassen sich nach oben und unten öffnen. Wie viel Liter es genau sind weiß ich nicht, aber es sind einige. Für zwei Personen und zwei Wochen reicht es in jedem Fall. Mit Kindern oder mehreren Erwachsenen könnte es aber eng werden. Für kurze Kleider oder Hemden existiert sogar eine Kleiderstange.





    Insgesamt sind wir mit dem California 2600 Kilometer bis zum nördlichsten Punkt Dänemarks, Grenen, und wieder zurück, gefahren. Freilich, für manche hier ist das die Strecke für eine WE- oder Tagesmiete. Wir haben es aber sehr entspannt angehen lassen und selbst eine Stunde Fahrt hat oft ausgereicht, die Batterie wieder zu 80-100% zu laden. Der Verbrauch pendelte sich bei einem Schnitt von 110km/h bei 9,4 Litern ein, was ich angesichts der Maße und vor allem der Höhe und dem doch eher stürmischen Dänemark noch ganz akzeptabel finde. Viel schneller sollte man dann aber nicht fahren wenn man unter 10 Litern bleiben möchte. In Dänemark kostet der Liter Diesel übrigens ebenfalls um die 2 Euro.

    Es war eine wirklich schöne und entspannte Erfahrung und eine sehr gute Wahl für den Einstieg in diese Art und Weise des Reisens. Lediglich die Höhe hat auf manchen Parkplätzen oder Parkhäusern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da wäre die Variante mit ausklappbarem Hochbett wie beim California Ocean auf jeden Fall nochmal eine Reise wert. Lediglich zwei mal haben wir auf Campingplätzen übernachtet und den Grand California mit Wasser versorgt bzw. entsorgt. Mit Solardach und sparsamen Wasserverbauch ließe sich durchaus mehrere Tage ganz autark reisen, ohne dabei auf den Luxus einer Dusche oder Toilette oder einem angehemen Bett zu verzichten. Für meinen Teil war es definitiv nicht die letzte Reise in der Form. Vielen Dank an dieser Stelle an Roadfans, die ich für solche Trips sehr empfehlen kann.

    Wer bis hierhin gekommen ist: Vielen Dank für's lesen :) Jetzt kommt nur noch eine kleine Bilderflut an Impressionen der Reise...













    Na, wer träumt auch schon vom nächsten Urlaub? :106:

    2 Mal editiert, zuletzt von _silencefox_ ()

  • Toller Bericht, tolle Bilder !

    Ich denke da schon eine Weile drüber nach, hatte bisher aber mit nem Marco Polo oder Ocean Bulli geplant.
    wenn ich mir die Platzverhältnisse aber anschaue, sieht das schon verlockend aus.


    Nächstes Jahr ist es dann doch vllt soweit !

    :)

  • Ich persönlich bin auch öfters mit Wohmobilen unterwegs, allerdings bisher nur mit Fiat Ducatos. Ich finde die Innenausstattung recht monoton gehalten, dafür aber modern, das kann VW gut. Die Beleuchtung macht schon einiges her und der Bordcomputer mit Touch-Display sieht auch gut aus.


    Du hast gesagt, mit 185cm auf dem Bett kamst du gut zurecht? Ich bin 180cm groß und mir war das im Fiat viel zu klein, sowohl Breite als auch Höhe. Zu zweit war das echt eng, wobei meine 157cm große Freundin da weniger Probleme hatte... ^^ Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass der Fiat unbedingt weniger breit ist, deswegen wundert es mich, dass du gut Platz hattest.


    Danke für deinen Bericht! Vielleicht inspiriert mich das auch zu einem verspäteten Urlaubsbericht..

  • Klasse Bericht. Tolle Fotos.
    Der Grand California bleibt wohl sehr Geschmacksache. Ich finde ihn total öde, in Teilen beknackt eingeteilt, und völlig überteuert - zumindest wenn Anschaffung im Raum stehen würde.

  • Sehr coole Bilder und wirklich schöner Bericht!


    Schade, dass VW den Crafter als Wohnmobil nicht auch in „normal“ lang und „normal“ hoch anbietet. So passt er zu Hause aufgrund der Höhe oder beim 680 aufgrund der Länge nie in eine halbwegs normal große Unterstellmöglichkeit. Noch mehr Konkurrenz zu Wohnmobilen alias Pössel für 2 Personen würde er dann denke ich auch machen.

  • Freut mich dass der Bericht gefällt!

    Alleine für das erste Bild bekommst du schon ein Like :thumbup:

    Hast du das eventuell als Wallpaper zur verfügung?

    Hm, ich kann es dir bestimmt irgendwie zukommen lassen.

    Mich würde interessieren mit welcher Kamera du die Bilder geschossen hast?

    Ich habe eine Lumix G91 und die meisten Bilder sind mit dem Lumix 14-140 entstanden, die Fotos vom California und einzelne Fotos der Reise mit dem Lumix 07-14 Objektiv :)

    Klasse Bericht. Tolle Fotos.
    Der Grand California bleibt wohl sehr Geschmacksache. Ich finde ihn total öde, in Teilen beknackt eingeteilt, und völlig überteuert - zumindest wenn Anschaffung im Raum stehen würde.

    Mir wäre er für einen privaten Kauf auch zu teuer und zu steril. Die Höhe war in Dänemark nicht so ein großes Problem, allerdings sind viele Strände in Frankreich beispielsweise mit Höhenbegrenzungen limitiert. Von daher würde ich da auch zu etwas Niedrigerem tendieren. Finde ja die Crosscamplösungen auf Zafira und ProAce Basis einen guten Kompromiss.