Hallo zusammen,
vor einiger Zeit kam mir eine Idee als ich den Kilometerstand meines Fiat 500e aus dem Autohaus König "Abo"/Leasing mit dem "Sollkilometerstand" am Ende der Laufzeit (Ende Juni) verglich.
Es zeigte sich eine große Diskrepanz, standen auf dem Tacho zum damaligen Zeitpunkt (April) gerade mal knapp 5000km auf der Uhr, fahren darf ich in den 13 Monaten allerdings 11.000km.
Zudem hatte ich vor einiger Zeit gelesen (und auch in Videos von zB AMS gesehen), dass die alte Fiat Fabrik in Turin ja eine Teststrecke auf dem Dach hat und man dort mit dem 500e fahren könnte. Wie sich nach einiger Recherche dann rausstellte, galt das aber nur für einzelne "Probefahrten" als Event. Aktuell konnte ich nichts mehr dazu finden, und die Hoffnung mit dem eigenen Fiat dort mal zu fahren war recht schnell Ernüchterung gewichen.
Aber die Idee war geboren: Mit dem 500e einfach weil man es kann mal nach Turin,
dort wo er früher gebaut wurde und wo er auch heute noch gebaut wird (wenn auch nicht mehr in der alten Fabrik).
Drumherum hat sich nun ein Roadtrip durch 9 Länder entwickelt, welcher auf über 3.500 Kilometern über viele Pässe der französischen Alpen und Seealpen bis herunter zur italienischen Riviera führt und abschließend über den Cinque Terre und Lago d'Iseo wieder den Weg in heimische Gefilde findet. Zeit genommen habe ich mir von gestern (Freitag) bis Montag in 1 Woche, wovon heute (Samstag) für einen Familienbesuch im Saarland inkl. Arbeit in Form einer Poolöffnung genutzt wurde und es dann morgen mit dem eigentlichen Trip weitergeht. Also insgesamt 10 Tage.
Warum das alles etwas bescheuert und mehr Abenteuer als normaler Roadtrip ist?
Die Antwort findet sich weiter unten im ersten Teil meiner Serie (Spoiler: 23,8kWh brutto / 21,3kWh netto), in welchem es um den Hauptdarsteller geht, meinen kleinen Fiat 500e.
Ansonsten plane ich hier jeden Tag meiner Reise zum Abschluss des Tages zu dokumentieren, quasi eine Art Reisetagebuch. Und die Strecke bietet genügend Stoff, mehr dazu auch in einem späteren Teil, grob schonmal eine kleine Übersicht.
Viel Spaß!
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Der Hauptdarsteller
Historie und Gegenwart
Was der VW Käfer für uns ist, war der Cinquecento wohl für die Italiener. Der Fiat 500 ist der Vater aller Klein(st)wagen und eine Ikone. Ein Symbol für Italien und "La dolce vita", das süße Leben.
Offiziell beginnt die Geschichte des 500 bereits 1936 mit dem mittlerweile oftmals "Topolino" genannten Modell. Bekannter als typischer Fiat 500 dürfte dagegen dessen "Nachfolger" ab 1957 sein, der Nuova 500. Mit dem Vorgänger gar nichts mehr gemein außer dem Namen aber eben genau das kleine Mini Auto, was man sich vorstellt, wenn man an den "ursprünglichen" Fiat 500 denkt.
Quelle: Fiat Heritage
Mit Einzelradaufhängung und selbsttragender Karosserie war der Nuova 500 bereits damals recht modern, und so wundert es auch nicht, dass es neben VAG mit den "Drillingen" nun eben wieder Fiat ist, die die aktuelle Generation des 500 direkt komplett als Elektroauto bringen. Das Elektro-Klein(st)wagen Segment wird von vielen Herstellern aktuell leider vernachlässigt, die Marge ist wohl einfach zu klein und die Autos in der Entwicklung zu teuer. Dieses Problem hat wohl auch der 500e, ist dieser mit Basispreisen ab 30k€ doch recht teuer.
Dennoch war der Fiat 500e 2022 das 3. meistverkaufte Elektroauto in Deutschland und musste sich nur Tesla geschlagen geben, welche am Ende des Jahres noch massiv Autos absetzten. Der 500e lief dagegen konstant gut, der Preis scheint also nicht abzuschrecken.
Quelle: Fiat Heritage
Eventuell liegt es auch der Positionierung des 500(e): Lifestyle. Also ein absichtlich etwas teurer verkauftes Auto, was wie der Mini einen gewissen Lifestyle ausstrahlt. Beim 500 ist es eben, wie der Name schon erahnen lässt, die Anlehnung an den Nuova 500. Wen sowas nicht kümmert konnte 2007 statt des neuen 500 auch einfach einen Panda kaufen, der ist unter dem Blech nahezu baugleich. Zum Lifestyle Image passt auch, dass Fiat nun beim 500e neben dem klassischen 3-Türer auch eine Art Cabrio mit Faltdach (wie beim Nuova 500 damals) und eine 3+1 Version mit einer weiteren hinten angeschlagenen Tür auf der Beifahrerseite im Programm hat. Vor allem bei E-Auto Cabrios sieht es aktuell im Gesamtmarkt sehr mau aus. Aus dem Kopf fallen mir da gerade nur das Mini Cabrio sowie Smart EQ/Renault Twinge ZE ein.
Wer von der Historie mit wechselnden Namen und Bauweisen noch nicht genug verwirrt ist: Auch den eigentlichen Vorgänger mit Verbrenner bietet Fiat weiterhin an. So kann man nach wie vor ein Auto kaufen, was ursprünglich bereits 2007 genau 50 Jahre nach dem Nuova 500 seine Premiere feierte. Natürlich mittlerweile etwas überarbeitet, ist es aber nach wie vor schon in die Jahre gekommen, und ich finde, das merkt man dem normalen 500 auch an. Der 500e, der seit 2020 gebaut wird, ist dagegen ein komplett neues Fahrzeug und hat bis auf den Namen und die ähnliche Optik nichts mehr mit dem parallel laufenden 500 zu tun. Generell ist es mit den Generationen etwas schwierig. Offiziell ist der 500e mittlerweile die 7. Generation, zwischen Nuova 500 (2. Gen) und dem 500 der aktuell noch verkauft wird (6. Gen), trug aber kein Auto den konkreten Modellnamen 500 (126, Cinquecento, Seicento).
Die elektrische Zukunft
Nun aber genug Historie, widmen wir uns der Gegenwart. Seit 2020 surrt nun der 500e über die Straße. Angeboten wird er mit 23,8(21,3) und 42(37)kWh großen Akkus, der größere Akku kommt dabei mit der stärkeren Peak-Leistung von 87kW/118PS ggü. den 70kW/95PS im kleinen Modell. Die Dauerleistung ist bei beiden dagegen identisch mit 43kW/58PS angegeben. Zusätzlich wurde nun ganz frisch die (meiner Meinung nach etwas enttäuschende) Abarth Version mit 113kW/155PS vorgestellt. Bemerkbar macht sich der Unterschied der Akku-Größen bei den Reichweiten nach WLTP (190km/320km) und der Ladeleistung via CCS (85kw/50kW). Dafür ist die kleine Version mit einem Leergewicht von ca. 1250kg je nach Ausstattung 100-150kg leichter und für ein E-Auto ein Leichtgewicht.
Mein Fiat 500e ist nun das kleine Modell in Onyxschwarz und die Ausstattung ist schnell beschrieben: Basis. Absolute Basis.
Bei Fiat heißt das in diesem Fall "Action", die einzige Ausstattung die nur mit dem kleinen Akku bestellbar war. Neben dem kleinen Akku ist auch der Rest der Version sehr abgespeckt. Am auffallendsten ist wahrscheinlich das Fehlen des Infotainments. An der Stelle ist ein drehbarer Handyhalter samt USB Anschluss verbaut. Für mich reicht das allerdings absolut, wenn ich in der Stadt mal das Navi brauche nutze ich sowieso Maps, auf der Langstrecke TomTom. Dementsprechend ist der Infotainmentbildschirm sowieso nur Android Auto Anzeige, da kann man auch direkt das Handy nehmen und die ca. 3k€ Aufpreis für das Infotainmentsystem sparen.
Daneben gibt es serienmäßig: 15" Stahlfelgen mit Radkappen, Halogenscheinwerfer, kein höhenverstellbarer Sitz, keine Mittelarmlehne, Limiter und manuelle Klimaanlage ohne Sitz- und Lenkheizung. Was es dafür gibt: Gut individualisiertes Tachodisplay in guter Auflösung, Keyless Start, Lichtsensor, Schnellladen bis 50kW, Voll-LED Rückleuchten und eine wirklich gut Verkehrschilderkennung (mit Navi wäre sie auch in der Stadt brauchbar, so zeigt er dort mal 30, 60 oder 100 an) mit optional gekoppeltem Limiter (quasi ein Geschwindigkeitsadaptiver Tempomat für arme).
Gut ausgestattet können sich die Features allerdings sehen lassen, so sind u.a. verfügbar: ACC, aktiver Spurhalteassistent, Android Auto/Apple Carplay Wireless, Voll-LED-Scheinwerfer, Keyless, SHZ, RFK inkl. Piepser rundherum, Totwinkelwarner, Privacy, Pano, Ledersitze, Klimaautomatik, DAB+, Regensensor, Memory für den Fahrersitz, Wireless Charing usw., dann ist man aber auch bei den 40k€.
Das Außenkleid
Design ist dann doch etwas, wofür die Italiener ein Händchen haben. Der Vorgänger adaptierte den Nuova 500 in Form eines modernen Autos und der 500e verfeinert das Design nochmals ohne zu große Änderungen.
Auffallend anders ist das Gesicht des 500e. Die geteilten Scheinwerfer mit der "Augenbraue" in der Motorhaube sind schon sehr sexy, vor allem wenn es die Voll-LED sind. Die Halogen sind hier tatsächlich ein Abturner. Und das nicht nur optisch sondern auch bei Ausleuchtung und Helligkeit. Ich hatte immer mit dem Gedanken gespielt auf Osram Nightbreaker upzugraden hatte es dann aber aufgrund der wenigen Nachtfahrten und kurzen Haltedauer von 13 Monaten doch nicht umgesetzt. Aber das Licht bleibt beim Basismodell ein großes Manko, auch die Blinker sind in der Basis leider Halogen und in eigenen runden Leuchten unterhalb untergebracht, ganz Nuevo 500 like. Dazu gibt es nun auch wieder einen großen 500 Schriftzug im angedeuteten Kühlergrill, I like.
Quelle: CarSized
Ansonsten ist die Front im Gegensatz zum Vorgänger bzw. Verbrennerpendant optimiert, aber nicht radikal neu. Sie wirkt allerdings etwas weniger Knutschkugelmäßig, was mir gut gefällt. Das dürfte auch an den größeren Abmessungen liegen: 8,6cm länger, 5,6cm breiter und knapp 4cm höher, all das lässt den 500e deutlich satter auf der Straße stehen als den 500. Die Radkästen sind weiter ausgestellt, die Spiegel wuchtiger (subjektiv sind es Monsterspiegel für so ein zierliches KFZ). Dennoch bleibt er ein genial gutes Stadtauto: Klein, wendig, übersichtlich!
In der Seitenansicht fallen nur bei höheren Ausstattungen die optionalen und auf dem Auto riesig/wuchtig wirkenden 17" Felgen auf (s.o. z.B.), ansonsten ist die generelle Design Linie identisch. Verändert zum Vorgänger sind zudem die Türgriffe. In den Schalen ist oben dann ein Griff den man zu sich zieht. Elegant und einfach nutzbar, präferiere ich über fummelige und unpraktische versenkte Türgriffe bei z.B. Tesla, Kia oder Mercedes.
Hinten machen die Voll-LED-Rückleuchten einiges her, ich finde sie nach wie vor sehr schick. Sie kontern dank ihrer kantigen Form etwas das runde Design des Auto. Darüber hinaus gibt es nicht viel neues. Das neue Fiat "Logo" in Form des Schriftzuges passt gut zum nicht mehr ganz so verspielten 500e. Was man im direkten Vergleich sieht, ist der höhere Aufbau aufgrund der Batterie im Fahrzeugboden, wodurch auch die Leuchten etwas nach oben wandern. Ich finde es aber schon erstaunlich, wie wenig Unterschiede es gibt. Und ich glaube der 500e ist allgemein kaum als E-Auto erkennen, gefällt mir.
Quelle: CarSized
Insgesamt gefällt mir das Design und das Auto wirkt "putzig", man kann ihm irgendwie nicht wirklich viel übel nehmen. Ich verstehe aber auch, dass man das Design entweder mag oder nicht. Der Vorgänger war und ist z.B. absolut nicht mein Fall, ich finde ihn sowohl innen als auch außen hässlich. Da machen die modernen Elemente und der "wuchtigere" Auftritt des 500e im Vergleich wohl den Unterschied.
Die inneren Werte
Innen wurde, Lifestyle-Auto typisch, viel auf liebevolle Details geachtet. So finden sich überall im Innenraum kleine Hinweise wo man gerade drinsitzt und wo der 500e seinen Ursprung hat. Ich bin jemand den man mit sowas definitiv begeistern kann, simpel aber effektiv. Und es passt auch genau zum liebenswerten Image, welches man von außen schon gewonnen hat. Man bekommt vermittelt, dass der 500(e) eben nicht irgendein Auto für die Italiener ist. Beispiele gefällig?
Links: "Made in Torino" in der Griffschale, Rechts (leider schwer erkennbar auf dem Foto): Die Skyline von Turin im mittleren Fach
Davon ab finde ich den Innenraum vom Design und Konzept sehr gelungen. Wie gewohnt beim 500 ist der vordere Teil des Armaturenbretts in Wagenfarbe lackiert. Hinter dem schönen Multifunktionslenkrad mit angenehmen Tasten findet das an einen runden Tachometer erinnernde Fahrdisplay seinen Platz. Schön integriert und nicht einfach so auf's Armaturenbrett geklatscht wie es vor allem bei deutschen Premiumherstellern immer öfter der Fall ist. In der Mitte dann der das Infotainment ersetzende Handyhalter samt USB Port.
Eine Etage unter den Lüftungsdüsen befindet sich dann das Klimabedienteil. Hierbei hat man alle Tasten und Displays als Tastenleiste angeordnet. Tasten wie zB die Temperatur sind Kipptasten in beide Richtungen, andere Funktionen lassen sich einfach durch Drücken nach unten ein- und ausschalten. Die aktuelle Stufe von Temperatur und Gebläse sieht man dabei in kleinen "Displays" in Strichen angegeben. Diese Displays sehen äußerlich identisch zu den anderen Tasten aus und integrieren sich sehr schön. Wiederum darunter findet sich dann ein relativ großes Fach für Handy, Geldbeutel etc. zusammen mit einem weiteren USB Anschluss. Darunter finden sich schließlich die 4 Tasten für die Gänge, ebenfalls nebeneinander angebracht und sowohl einfach als auch intuitiv bedienbar.
Die Sitze sind mit Stoff bezogen und mit einem recht interessanten Muster verziert. Das wichtigste: Sie sind insgesamt sehr bequem. Lediglich eine Höhenverstellung (gibt es gegen geringen Aufpreis) fehlt mir. Ich sitze einfach zu hoch, gar nicht von der Kopffreiheit, da ist der 500e überraschend geräumig und bietet auch 2m Menschen genug. Aber der Innenspiegel ist genau auf Augenhöhe, wodurch er im Blickfeld vorne rechts ist und z.B. die Sicht auf Ampel und andere Verkehrsteilnehmer erschwert.
Zwischen den Sitzen befindet sich eine große Mittelkonsole mit mehreren offenen Fächern, einem 12V Anschluss sowie einem Becherhalter. Im vorderen Teil sind zudem zwei Rollen für Lautstärke und Fahrmodi sowie die Parkbremse untergebracht. Den zweiten Becher/Flaschenhalter habe ich erst durch die Inspektion letzten Monat nach 12 Monaten fahren entdeckt: Diesen kann man vorne aus der Mittelkonsole ausklappen, muss man erstmal drauf kommen. Aber smart gemacht und funktioniert gut, auch für 0,75l Flaschen.
Das Zwei-Speichen Multifunktionslenkrad gefällt mir gut. Leider kein Leder, aber dafür sehr schöne Knöpfe für die Bedienung von Limiter und Display. Die Musiksteuerung samt Lautstärke findet sich FCA typisch als zwei Wippen auf der Rückseite. Nachdem man sich das einmal gemerkt hat, funktioniert die Bedienung sehr gut. Alle Tasten haben einen guten Druckpunkt. Das Display hinter dem Lenkrad beinhaltet in meinem Fall dann sämtliche Einstellungen des Autos. Das Menü ist aber ganz gut strukturiert und man erreicht, nachdem man einmal durchgegangen ist, schnell was man will...wenn man steht. Während der Fahrt schrumpfen die Einstellungen auf die Displayhelligkeit zusammen, das finde ich etwas schade, es gibt dann doch das ein oder andere was man auch mal während der Fahrt einstellen möchte. Dafür kann man die Anzeigen individualisieren, das geht sogar auch bei den Zusatzanzeigen wie Uhrzeit, Kilometerstand etc. Die Funktionen sind generell in "Tabs" gruppiert (horizontal) welche dann u.U. mehrere Seiten haben (vertikal). Das ist intuitiv und übersichtlich.
Die Platzverhältnisse im Fond sind überraschend groß. Natürlich ist das eigentlich gar nicht dafür gemacht, dass da Menschen mit Beinen sitzen, aber ich habe nun schon mehrmals spontan Arbeitskollegen mitgenommen, sodass wir zu viert im Auto saßen. Und tatsächlich genügt die Beinfreiheit sofern ich 1-2 Rasten mit dem Sitz nach vorne gehe. So waren 30km bisher nie ein Problem, hat mich positiv überrascht und sammelt Pluspunkte in der Praxistauglichkeit gegenüber einem reinen 2-Sitzer. Der Kofferraum ist dafür allerdings nicht überraschend groß, eher so wie man es erwartet wenn man das Auto anschaut. Bisher hatte ich selten Probleme alles reinzubekommen, man hat ja noch den Beifahrersitz und die Rückbank, diese lässt sich zudem umklappen (gegen Aufpreis auch einzeln). Unter dem Ladeboden findet sich Platz für Abschlepphaken und Ladeziegel. Das Ladekabel passt leider nicht mehr rein, einen Frunk Frofferraum gibt es ebenfalls nicht. So muss das Kabel in die Tasche (die an sich gut ist) und diese dann irgendwo verstaut werden, suboptimal. Dafür ist die wahrscheinlich kleinste Hutablage in einem KFZ wirklich schön und gefühlt höherwertiger als so manche Presspappe von anderen Herstellern.
Die Technik (Motor, Laden, App, ...)
So sieht es also unter der Haube aus, joa, irgendwie technisch. Die orangenen Kabel erkenne ich noch, danach hört es dann irgendwann auf mit meinem technischen Verständnis. Also besser ein Schwenk zum Laden. Der kleine Akku lädt mit max. 50kW per CCS oder 11kW AC. Aufgrund der Akkugröße macht das Laden tatsächlich auch irgendwie Spaß, da es schnell geht. Da man meist max. 20kWh nachladen muss, lädt er selbst an AC in guten 2h voll. An der Schnellladesäule zieht er mit warmen Akku auch brav hoch bis zu den 50kW hält diese aber nicht all zu lang. Dann geht es eher mit 35-40kW weiter, was aber kein großes Problem ist. Nach 30min ist man spätestens wieder weg. Vor allem die letzten Prozente auf 100% gehen schneller als man denkt.
Und da ist man direkt beim nächsten Thema: In dem Auto nicht bis 100% zu laden kann man sich eigentlich kaum leisten. In der Stadt sind 150km realistisch, die zeigt er auch immer bei 100% an. Auf der Autobahn nähert es sich 1%/km. Bei 110-120km/h kommt man auch mal 120km weit, bei 130km/h dann nur noch 110km und mit ausreizen der VMax bei 135km/h landet man dann knapp bei den 100km Autobahnreichweite.
Das Laden kann man zudem auf verschiedenste Arten programmieren. Darunter: Ladegeschwindigkeit, Startpunkt der Ladung (nach Wochentag/Wochenende auf eine Uhrzeit festlegbar).
Ist halt eigentlich als Stadtauto gedacht. Aber dank dem CCS Anschluss und Schnellladen taugt es aber eben auch mal wenn man weiter weg muss. Das sehe ich als enormen Vorteil gegenüber vielen Konkurrenten seiner Klasse wie z.B. Smart EQ/Renault Twingo ZE oder auch den Drillingen, wo man CCS dazuordern muss.
Nun wird vielleicht auch das Abenteuer Roadtrip greifbarer. Vor allem Regionen außerhalb von großen Städten, wo es nicht so viele Ladesäulen gibt, sind herausfordernd. Als kleinen Test für den Roadtrip ging es über das letzte Wochenende nach Bremen. Dabei habe ich ausschließlich an Tesla Superchargern geladen. Die sind im Moment echt das günstigste abgesehen von Abos wie Enel X (da spare ich mir die 320kWh meines Abos für den Roadtrip) oder Herstellertarifen mit Ionity und Tesla hat bereits eine große Anzahl an SuC für Fremdmarken geöffnet. Kosten mit Mitgliedschaft (12,99€/Monat) je nach Charger und Uhrzeit (16-20h ca. 4-5 teurer als der Rest) ca. 0,41€-0,51€/kWh in DE. In Frankreich ist es zB nochmal günstiger mit 0,31€-0,36€/kWh. Die 12,99€ Grundgebühr haben sich schon an dem Wochenende amortisiert (sonst so 50-60ct/kWh). Die Fahrt hat tatsächlich problemlos funktioniert, sofern man denn Zeit hat. Denn länger als mit einem Verbrenner und 160-180km/h dauert es natürlich. Und ja, manch einer macht auf 300km Fahrt mehrere Pausen, ich hätte sie nicht gebraucht. Natürlich habe ich sie dann trotzdem sinnvoll genutzt für Mittagessen, Whatsapp etc.
Zusätzlich gibt es eine App (FIAT Link&Drive), speziell für die Variante ohne Infotainment. Diese App soll sowohl als Helfer bei der Fahrt als auch als Companion dienen, das erfüllt sie so semi-gut. Während der Fährt kann man die Lautstärkewerte darüber sehen und verschiedene Apps starten (Maps, Spotify, ...). Zudem kann man einige Infos zu aktuellem Leistungsabruf etc. sehen, insgesamt hält sich der Nutzen aber in Grenzen wodurch ich sie auch eigentlich nur als mobile App nutze. Hier kann man die Daten des Fahrzeugs abrufen. Leider nicht Live, das können nur die besseren Ausstattungen. Das heißt, der letzte Sync wird genutzt. Wenn man die App nicht im Autostart für Bluetooth hat und nicht manuell öffnet kann das auch einige Zeit her sein. Dafür sind die Informationen recht sinnvoll: Kilometer- und Akkustand. Serviceintervall, Reifendruck etc. Dazu kann man sich die vergangenen Fahrten inkl. Verbrauch, Kilometer, Zeit und Strecke (funktioniert selten richtig) anschauen, ganz cool.
Fahren
Zu guter letzt, die Fahreigenschaften. Das kann man eigentlich schnell zusammenfassen: Lenkung viel unterstützt, Kurvenneigung wie ein Dampfer aber auf den Pinsel treten macht in der Stadt schon ordentlich Spaß. Rekuperation funktioniert gut, One Pedal Driving ist im Range Mode automatisch aktiv und ist angenehm und dazu bis in den den Stand (thank God!). Zur nicht sportlichen Fahrweise tragen auch die 15" Sommerreifen bei, die sehr schnell anfangen zu quietschen und zu rutschen. Das Fahrwerk ist insgesamt weich und in den Kurven zu weich. Dennoch lässt es sich schon ganz schön fahren und solange man kein sportliches Auto erwartet, passt es auch. Ein bisschen Spaß auf der Landstraße kann man schon haben. Mein Corsa 1.4 Sauger mit 90PS und manuellem Getriebe war spaßmäßig auf der Landstraße aber trotzdem noch eine andere Liga
Fazit
Ich hatte meinen 500e damals über die "Abo"/Leasing-Aktion des Autohaus König bezogen. 13 Monate Laufzeit, 11.000km, Wartung inkl., Versicherung konnte man dazubuchen aber nur >25, also selbst versichert. Dafür mit den typischen Leasys Kennzeichen. Preis damals: 111€/Monat. Für den Preis fand ich das Angebot super und überlegte auch nicht lange, obwohl ich ja eigentlich im Alltag nicht auf das Auto angewiesen bin. Man sieht auch öfter mal einen identischen, wahrscheinlich auch aus demselben Deal (war hier im Forum ja auch schon der Fall).
Der Fiat gefällt mir tatsächlich sehr gut, natürlich mit ein paar Abstrichen, die aber vor allem meinem Geiz (höhenverstellbarer Fahrersitz) zuzuordnen sind. Dass das Auto eigentlich nur für die Stadt geplant und entwickelt wurde war auch von Anfang an klar. Und da werde ich ihn vermissen. Kleine Parklücken, nachts und generell in jeglichen Innenstädten keine Parkplatzprobleme da Ladesäulen frei sind und man sich hinstellen kann. Das sind einfach Vorteile, die der Alfa nicht haben wird, dafür gibt's aber entsprechend andere Entschädigung
Aber am Ende ist es wie so oft: Ein lächelndes und ein weinendes Auto wird es geben, wenn er mich Ende Juni verlässt und die Giulia Mitte Juni (hoffentlich) vor der Tür steht
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Meinem Plan das Reisetagebuch aktuell zu halten hänge ich jetzt schon hinterher, schließlich war die erste Etappe bereits gestern (Freitag) und nun ist es schon wieder 4:30 Uhr und morgen soll es früh weitergehen. Vielleicht schaffe ich es morgen heute euch nochmal die Route vorzustellen und den Eintrag für Freitag zu ergänzen, wir werden sehen.
Ein kleiner Ausblick auf das Programm für morgen: über Straßburg, Basel, Neuenburg bis auf die französische Seite des Genfer Sees, ich bin gespannt ob's klappt wie geplant