Jaguar XF 2.2D | Avis München

  • Vermieter : Avis
    Gebuchte Klasse : E
    Erhaltene Klasse: F
    Erhaltenes Fahrzeug : Jaguar XF 2.2D
    Motor: Reihenvierzylinder 140kW (200 PS)/3500
    Getriebe : 8 Gangautomatik
    Höchstgeschwindigkeit : 225Km/h lt. Fahrzeugschein
    Ausstattung (soweit erkannt):Navi, Gra,Rückfahrcam ,Aux, USB, Sitzheitzung,MuFu,Climatronic,Scheinwerferreinigungsanlage, Xenon, Start-Stop-System, elekt. Parkbremse, Leder
    Gefahrene KM : 780km
    Verbrauch: 7,7l/ 100km
    Streckenprofil : 50% Autobahn, 40% Überland, 10% Stadt
    Dauer : WE


    Anmietung:
    Nach gerade mal 122 Sonnenstunden im metrologischen Winter 2012/13 ist pünktlich zum ersten März-Wochenende strahlender Sonnenschein angesagt. Da passt es perfekt, dass schon in der Vorwoche beim Facebook-Special eine Buchung für die Klasse E mit Dieselgarantie bei Facebook eingespielt wurde. Bereits in der Vorwoche hatte ich eine Buchung an der selben Station, und auch wenn mein Wunschfahrzeug damals nicht zur Verfügung stand, wurde ich mit einem Upgrade toll bedient. Umso überraschter war ich aber, als ich diesmal an der Station ankam und man mich sofort erkannte und mit den Worten begrüßte „ich habe da ein tolles Fahrzeug für Sie!“. Und die RA hatte Recht, man hatte einen Jaguar XF 2.2D für mich vorgesehen, ein Fahrzeug, dass man bei den Autovermietungen und auf den deutschen Straßen nicht alle Tage sieht.


    Von außen:
    Kurzfassung: Gefällt mir außerordentlich gut! Vor allem die Front hebt sich sehr wohlwollenden vom deutschen Einerlei von Audi, BMW und Mercedes ab. Die Tagfahrlicht-Sichel, die dunkel eingefassten Xenon-Scheinwerfer und der große Kühlergrill signalisieren, hier ist eine Raubkatze auf dem Sprung. Die Seitenlinie ist eher coupéhaft als die einer Limousine und versprüht ebenfalls Dynamik. Die Linienführung ist hier näher an einem BMW 6er Gran Coupe als an einen klassischen 5er. Die dazu montierten 18 Zoll-Felgen passen hervorragend zum XF. Das Heck fällt dagegen etwas ab, ist eher klassisch und zeitlos als dynamisch.


    Der Blick zur Seite und nach hinten leidet natürlich unter der Linienführung, zumindest nach hinten sorgt aber die Rückfahrkamera für Abhilfe. À propos hinten: Dank der weit nach innen gezogenen Rücklichter bleibt für die Kofferraumklappe nur eine recht schmale Öffnung, dafür tut sich dahinter ein riesiges Gepäckabteil auf.


    Von innen:

    Man steigt ein und fühlt sich wohl. Eine angenehme Sitzposition ist schnell gefunden. Die Sitze bieten für ein dynamisches Auto etwas wenig Seitenhalt, dafür umso mehr Langstreckenkomfort. Auch nach 3 Stunden steigt man entspannt wieder aus. Das gilt auch für die Passagiere in der zweiten Reihe, es sei denn, es handelt sich um „Sitzriesen“, denn dann kommt es schnell zum Konflikt mit dem nach hinten abfallenden Dach.


    Die Verarbeitung im Jaguar ist auf dem gehobenen Standard, den man in dieser Klasse erwarten darf. Nichts knarzt und scheppert, alles ist solide verarbeitet. Besonders gefällt das lederbezogene Armaturenbrett. Irgendwo zwischen nett und schrullig sind die Spielereien wie die beim Start der Zündung sich öffnenden Lüfter und der ausfahrbare Wählhebel für die Automatik anzusehen. Letztlich sorgt das aber auch für eine gewisse Individualität, die das Auto als solches ja auch auszeichnet.


    Überhaupt ist es die Übersichtlichkeit, gepaart mit dem kühlen Blau der Beleuchtung, das Sachlichkeit mit Understatement verbindet. Leider fällt dem bei einigen Detailslösungen die Bedienerfreundlichkeit zum Opfer. Beispielsweise lässt sich die Sitzheizung nur über das Infotainment steuern. Und damit sind wir bei einem der großen Schwachpunkte angelangt: Die Benutzeroberfläche, die über einen Touchscreen gesteuert wird, ist nicht immer intuitiv. Die Reaktionszeit des Navis ist etwas lang und die Darstellung nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Dazu gehört beispielsweise, dass Kreisverkehr mehr wie Eckverkehre aussehen. Dafür klappt das Koppeln des Handys über Bluetooth problemlos und der Klang der serienmäßig verbauten Stereoanlage ist durchaus passabel.


    Insgesamt gefällt mir der Innenraum im Vergleich zur Mercedes E-Klasse deutlich besser, befindet sich beim Design auf einer Ebene mit BMW und Audi, kommt aber bei der Bedienung nicht an deren Funktionalität ran.


    Fahren:
    Kommen wir zum eigentlich wichtigsten, dem Fahren mit der Raubkatze. Der Motor wird über einen Startknopf auf der Mittelkonsole zum Leben erweckt. Aus seiner Verbrennungsart macht er keinen Hehl, klingt für einen Vierzylinder aber durchaus kultiviert. Schnell den Wählhebel, äh Drehschalter, auf D gestellt – und nichts passiert. Der Jaguar gönnt sich beim Anfahren erstmal eine Gedenksekunde, bevor es vorwärts geht. Das sollte man beim Fahren stets beachten. Ab ca. 1.600 Umdrehungen geht es dann auch kraftvoll voran, erst ab 3.000 Umdrehungen verliert der Motor merklich die Lust, die Achtgang-Automatik hat da aber auch schon längst den nächsten Gang eingelegt. Im Komfort-Modus schaltet sie annähernd so souverän wie in den BMWs, lediglich mit manuellen Modus über die Schaltwippen ist sie gelegentlich etwas missmutig, und macht dies durch ein ordentliches Schaltruckeln auch deutlich. Die 200 PS reichen für ein zügiges Vorankommen vollkommen aus, ab 180 km/h lässt der Vortrieb dann etwas nach, ab 210 wird’s zäh.


    Der Jaguar ist dabei ein absolut souveränes Langstreckenfahrzeug. Die Raubkatze faucht und brüllt auch bei hohem Tempo nicht, sondern gleitet mit kaum vernehmbaren Motor- und Windgeräuschen dahin. Der grimmige Blick sorgt meist dafür, dass auf der Autobahn zügig Platz gemacht wird, lediglich ein Hilti-Vertreter-Passat fühlte sich dazu genötigt, zu zeigen, was in ihm steckt. Dabei werden zwei Sachen klar. Erstens: dem 170 PS TDI kommt man dank des Mehrgewichts trotz 30 Mehr-PS nicht davon, und zweitens, man reist in einem Jaguar viel zu souverän, um sich auf Spielchen mit Vertreter-Passats einzulassen.


    Ein Kurvensportler ist der XF nicht. Das Gewicht macht sich dann eben doch bemerkbar. Auch auf der Landstraße ist eher souveränes dahingleiten sein Metier, als die wilde Kurvenjagd. Dennoch macht er deutlich mehr Spaß als eine E-Klasse, auch weil die Lenkung direkter ist.


    Eine Raubkatze will nach einer Jagd durch die Steppe an die Tränke, der Jaguar an die Tankstelle. Dort genehmigt er sich 7,7l auf 100km. Das ist in Anbetracht des Fahrstils in Ordnung, mehr aber auch nicht. Von den 710 gefahrenen Kilometern waren 380 auf der Autobahn bei 180 – 200 km/h, der Rest viel eher gemächliche Überlandfahrt und ganz wenig Stadt. Ich bin mir sicher, ein BMW 520d oder ein Audi A6 mit dem kleinen 3.0 TDI hätten das mit rund einem Liter weniger geschafft.


    Fazit:
    Unter den Oberklasselimousinen will der Jaguar XF etwas besonderes sein, und diesem Anspruch wird er gerecht. Sowohl das Außendesign, als auch der Innenraum heben sich deutlich von der deutschen Konkurrenz ab. Dazu ist der Jaguar auf deutschen Straßen selten, so dass sich der ein oder andere eben auch nach dem Auto umschaut. Alles in allem dürfte ein BMW 5er oder ein Audi A6 die ausgereifteren Autos sein, der E-Klasse kann ich insgesamt wenig abgewinnen. Die drei größten Schwachstellen des XF sind die Bedienung des Infotainments, das Turboloch des Diesels und die kleine Kofferraumklappe. Der Jaguar ist aber ein Auto mit Charakter für Individualisten, denen zumindest ich solche Kleinigkeiten nachsehe.

  • :60: für den schönen und lesenswerten Bericht. Er deckt sich sehr gut mit meinen Erfahrungen zum XF 2.2D (mit 190PS). Der Jaguar ist interessant aber der Konkurrenz in dieser Klasse leider nicht gewachsen. Komfort ist gut, Sport leider nicht seine Stärke. Vorallem diese eklatante Anfahrschwäche geht leider in keiner Weise für ein modernes Dieseltriebwerk :63: