Aston Martin DB9 Volante | Sixt Hamburg

  • Moin,


    nachdem ich das Thema mit dem Problem einer Aston Martin Anmietung in Hamburg aus eigener Erfahrung heraus lange als Leser verfolgt habe...hier die Bestätigung. Seit letzter Woche stehen zumindest 2 Aston Martin (DB9 Volante und Vantage V12) in der Tiefgarage der Reeperbahn in HH.


    Ich habe bereits im April gebucht und wurde mehrfach vertröstet. Nach der Änderung der AGB´s sollte der Fahrspaß sogar deutlich teurer werden...Unglaublich, wie Sixt hier mit Kunden umgeht. Aber dazu mehr, wenn es eine Reaktion auf meine Beschwerde dazu gibt.


    Wie auch immer...Aston Martin bei Sixt...es gibt Sie wirklich. Und als erster Fahrer kann ich sagen...ich sag mal nix. Ggf. schreibe ich später einen Fahrbericht. Eines aber vorab...nach einigen Wochenenden in Fahrzeugen vom Schlage eines R8-V10, XKR-S, div. Porsche, Maserati und Anderen, habe ich es noch nie erlebt, dass mir Passanten mit gehobenem Daumen zulächeln...das ist mir tatsächlich mehrfach passiert...Unglaublich...nach der Rückgabe habe ich fast geweint 8)








    Aston Martin DB9


    Mod: Titel angepasst. KM

  • Zugegeben, ich bin aufgeregt. Bei Sixt in Hamburg steht nach langem Warten und einigen Terminverschiebungen ein Aston Martin DB9 Volante.


    Eine schlechte Verarbeitung, einen schwachen Motor und ein enttäuschendes Fahrerlebnis…das gab es natürlich nicht! Im Gegenteil…


    Die in Metall gegossene Symbiose aus Schönheit und Kraft. Zwölf Zylinder und 6 Liter Hubraum sprechen eine deutliche Sprache. Ja, er ist einer der stärksten und der schönste in dieser Fahrzeugklasse, aber auch der langsamste (Top Speed unter 300). Aber für das schnelle fahren oder zum Proletenauftritt ist diese Skulptur von einem Fahrzeug nicht gedacht. Im Gegensatz zu einem R8, Ferrari oder ähnlichen Fahrzeugen polarisiert dieser Wagen nicht. Vielmehr habe ich nur begeisterte Menschen in Verbindung mit einem Aston Martin erlebt.


    Mir ist es noch nie passiert, dass mir Passanten an der Tankstelle oder beim Cruisen mit gehobenem Daumen und einem Lächeln signalisiert haben…Du fährst das richtige Auto. Hier flaniert man durch die .


    Aber nun zum Privileg, einmal DB9 fahren zu dürfen.


    Als erstes fällt dem geneigten Fahrer auf, dass es keinen Wählhebel gibt. Und das ist gut so, denn den braucht man hier nicht. Die Gänge (P, R, N, D) lassen sich in der Mittelkonsole mittels Schalter wechseln. Und für die sportliche und auch laute Fahrweise gibt es die Sporttaste.


    Wer in die Versuchung kommt, das ESP abzuschalten und den Sportmodus und das Sportfahrwerk zu nutzen, sollte wissen, dass nun der Ernst des Lebens beginnt. Mit Rücksicht auf den Fahrzeugwert und der Tatsache das es sich um ein geliehenes Fahrzeug handelt und letztlich auch mit Respekt vor der Marke, lassen wir das. Ich habe diese Taste nicht benutzt.


    Und dann ist da noch der Zündschlüssel. Eigentlich aus Glas, bei Sixt aber nicht, wird dieser ebenfalls in der Mittelkonsole in den dafür vorgesehenen Schlitz gesteckt. Alleine für den Startknopf mit Glasschlüssel hat dieses Fahrzeug einen Designpreis verdient. Den Wagen starten ist ein Genuss…erst surren die kleinen elektrischen Helfer und dann schreit der V12 seine 6Liter Hubraum zum Heck heraus, um anschließend sofort in ein ruhiges und sonores Brabbeln zu verfallen. Allerdings sollte man das nicht am Sonntagmorgen mit kaltem Motor im Wohngebiet machen…das wacht jeder von auf. Garantiert!


    Die Lenkung ist wie in einem echten GT nicht zu direkt ausgelegt, trotz des geringen Lenkradeinschlages, den es zum Rangieren bedarf. Wer wirklich auf der Ideallinie fahren möchte, wird hier die Präzision eines M3 oder R8 vermissen. Die Lenkung benötigt zudem selbst im Normalfahrmodus hohe Lenkkräfte.


    Wertig ist der Innenraum, wie auch das ganze Fahrzeug. Da ignoriert man auch schon mal die kleinen Macken…wie die Dämmung, die bei dem hochfahren des Beifahrerfensters hervorquillt, oder der Wassereinbruch in den Kofferraum, wenn man bei Regen selbigen öffnet.


    Und wo wir gerade beim Thema sind…Dinge wie ein Handschuhfach, eine Ablage in den Türen, ein Kofferraum oder gar Rücksitze…gibt es nicht…oder sind einfach zu ignorieren, weil ohne Funktion. Auf den Rücksitzen kann mein siebenjähriger Sohn (nur ohne Kindersitz) gerade noch Platz nehmen…solange der Beifahrer vorne die Beine anwinkelt. Ins Handschuhfach passen wirklich nur zwei Handschuhe. Der Rückspiegel hat auch eher die Funktion eines rückwärtigen Sehschlitzes…aber dafür gibt es eine super funktionierende Rückfahrkamera. In den Kofferraum geht neben dem zusammengefalteten Windschott nur eine Sporttasche. Den Kofferraum kann man auch nicht (wie bei anderen Cabrios üblich) vergrößern, wenn das Dach geschlossen ist.


    Das Dach selbst ist aus Stoff und so gut verarbeitet, dass selbst bei geschlossenem Fahren keine Windgeräusche stören. Allerdings haben Menschen über 1,90 Körpergröße schon Probleme beim Sitzen mit geschlossenem Verdeck. Das öffnen und schließen geht sehr schnell und sogar bis 60 Km/h. Das offen fahren hat natürlich auch einen Nachteil…denn trotz Windschott pfeift der Wind durch die Haare…zumindest ab 1,75 Körpergröße. Somit sind die toten Fliegen in meinem noch vorhandenem Haaransatz der flachen Frontscheibe ohne Windabweise geschuldet.


    Die Sitze sind ebenfalls ein Traum. Die Sitzposition…sehr flach…in meinem Privatwagen fühlte ich mich nach dem DB9 wir auf einem Stuhl…


    Da wir hier ein englisches Auto fahren, muss man auch einige Eigentümlichkeiten in Kauf nehmen. So befindet sich die Sitzverstellung an (vom Fahrersitz aus gesehen) der rechten Seite in der Mittelkonsole (nicht drauf, sondern an der dem Sitz zugewandten Seite). Die Handbremse findet man dafür links neben dem Fahrersitz (zwischen Sitz und Tür). Wissen muss man auch, dass die Handbremse zum lösen ein weiteres Mal ganz nach oben gezogen werden muss…die spinnen die Engländer…


    Ansonsten ist die Verarbeitung am Fahrzeug, vor allem im Innenraum, die Spitze dessen, was man für Geld bekommen kann. Nicht nur das überall der Hinweis auf ein von Hand gebautes Fahrzeug prangt (oder sogar der Name des Menschen, der den Motor zusammengebaut hat im Motorraum verewigt wurde), auch die Anmutung ist kaum zu beschreiben. Überall Leder (bestimmt sogar unter dem Leder) und Edelhölzer. Hier ist bestimmt eine ganze Kuhherde für das Auto gestorben!


    Im Fahrmodus entschädigt dieses Fahrzeug (natürlich offen gefahren) mit einer eher zurückhaltenden Beschleunigung…was? Ja…im normalen Fahrmodus ist die Leistungsentfaltung (wenn man den Kickdown nicht nutzt) eher enttäuschend im Vergleich zum Wettbewerb…aber wenn „Mann“ dann die Sporttaste drückt, geht der Wagen sofort in eine Vorspannung. Das spürt man deutlich. Die Kennlinie für die Gasannahme wird zunehmend aggressiver und der Klappenauspuff öffnet seine Pforten. Ohhhh dieser göttliche Sound. Nicht das ich von meiner Meinung, ein Großvolumiger Achtzylinder ist der höchste Soundgenuss, abweichen würde…aber dieser Zwölfzylinder, der beißt, solange man im Sportmodus ist. Aber selbst dann fühlt sich die Beschleunigung (und die ist gigantisch und langanhaltend) eher wie in Watte gepackt an…ganz im Gegensatz zum Sounderlebnis.


    Mehr Genuss als beim Hochschalten mit einem gigantischen Zwischengassprusten (Au weia…wie soll man das beschreiben) und anschließenden runterbremsen mit einem ebenso gigantischen Zwischengasstoß und Auspuffgebrabbel kann man sich nicht wünschen. Ein unkontrolliertes Kopfnicken, wie im M3, gibt es hier nicht. Hier reist man auch im Sportmodus mit Stil!


    Hier fallen dann auch die Kohlefaserbremsen auf…gerade bei Regen sprechen diese erst nach einer kurzen, aber spürbaren, Verzögerung an…aber was dann kommt hat mit Bremsen im herkömmlichen Sinne nicht viel zu tun…das ist eher, wie an eine Mauer fahren oder den berühmten Anker zu werfen. Die Gurte sitzen dabei richtig straff…


    Ohne Sporttaste kann man dagegen sehr gemütlich durch die Landschaft fahren, ohne Mitmenschen mit Sound zu belästigen…obwohl…Belästigung ist das nicht.


    Um das ganze dann aber mal ins richtige Licht zu rücken…wir klagen auf einem hohen Niveau. Denn wenn man beim Beschleunigen die edlen Tachoarmaturen betrachtet, fällt auf, dass einen das synthetische Gefühl betrügt. Der Tacho zählt beim Sprint nur noch in 10er Stellen…das ist kein Überholen mehr, dass ist zoomen…


    Ergo…wer mit dem Aston cruisen möchte, der kann das tun…aber geht davon aus, dass man ständig im Sportmodus fährt, denn diesen Sound möchte man nicht missen. Gebt mir mehr Tunnel im Norden!!!


    Das Getriebe ist Sahne…auch wenn man im ersten Gang beim Anfahren im Sportmodus schon mal mit dem Kopf nickt, entschädigt das Getriebe mit exakten Schaltpunkten. Hier muss man nicht manuell eingreifen…es sei denn, man will Sound. Denn im Normalmodus kommt der Sound ab 4.000 Umdrehungen, denn ab da gilt die EU-Lärmschutzverordung nicht mehr.


    Im Gegensatz zu anderen sportlichen Fahrzeugen, wie Jaguar XKR-S oder ähnlichen, kann man mit dem DB9 durchaus lange Strecken fahren, ohne unter dem ständigen Sound oder dem Fahrwerk zu leiden. Denn selbst im Sportmodus kann man das „normale“ Fahrwerk nutzen…man kann aber auch per Tastendruck auf das Sportfahrwerk wechseln und ein straffes Fahrwerk erleben. Für die Rennstrecke ist das aber definitiv das falsche Auto. Der DB9 ist das Ideale Auto zum Genuss am fahren, solange man von der Längsbeschleunigung nicht abweicht. In Kurven macht sich dann wiederum das Gewicht des Wagens bemerkbar und in engen Kurven wirkt der Vorderwagen (welche ein Wunder mit dem schweren Motor) eher Steif und behäbig.


    Was das nebensächliche Thema Verbrauch angeht…langes Wochenende (fast nur Landstrasse) so um die 23Liter. Mit Tempomat und 80 auf der Landstraße so um die 11 Liter. In einigen Parkhäusern muss man aufpassen, denn die Spoilerlippe an der Front sitzt sehr tief und schleift dementsprechend bei starkem Böschungswinkel.


    Im Gegensatz zu seinen Wettbewerbern fällt auf, dass die Mitmenschen offensichtlich auch Genuss an diesem Fahrzeug haben. So wird die linke Autobahnspur fast immer geräumt, auch wenn man es nicht eilig hat. Und in der Stadt gehen die Scheiben der anderen Fahrzeuge des Öfteren einen Spalt weit auf. Und wenn man denn einmal aussteigt und den Wagen parkt, hat man anschließend so einige Finger- und Nasenabdrücke auf der Seitenscheibe.


    Natürlich hat das Fahrzeug auch ein Radio…aber fragt mich jetzt nicht, ob und wie das funktioniert…das habe ich nicht benutzt.


    Eigentlich möchte ich mich mit meinem Gartenstuhl hinter das Auto setzen und mit laufendem Motor einfach nur die Aussicht auf das Wagenheck genießen…wer baut nur so verboten schöne Autos!!!


    PS: Selten habe ich mein Geld für eine Fahrzeugmiete sinnvoller angelegt…solange man Benzin im Blut hat :thumbsup:

  • Vielen Dank für den Spitzen Erfahrungsbericht. Konnte richtig mit Dir fühlen!


    :111:

  • IchMietMirWas:


    Öfters am Mittelweg in Hamburg unterwegs gewesen? Dann habe ich dich zwei Mal gesehen!
    Schickes (Traum-)Auto! :)


    @Testfahrer75


    Nein...gemietet an der Station Reeperbahn und auch nur zum Abholen (Freitag) und Abgeben (Montag nachmittag) in HH gewesen ;) Aber ansonsten hast Du recht...ein Traumwagen, der meine Auffahrt mehr als geschmückt hat 8)

  • Hier nochmal ein Nachtrag in Sachen Beschwerde über die Abwicklung der Aston Martin Anmietung.
    Ich habe mich nach den mehrfachen und sehr kurzfristigen Terminverschiebungen (Absagen immer nach 16:00 Uhr am Tag vor der Miete) direkt bei dem Kundenservice von SIXT beschwert.
    Dabei war ich sehr ausführlich und deutlich!


    Warum?
    Ich habe im Sixt-Blog vor einigen Tagen zu dem Thema einen kritischen Kommentar hinterlassen, der aus Gründen der Zensur? (der Sixt Blog prüft die Kommentare vor Freigabe) nicht veröffentlicht wurde…nach meiner Beschwerde ist dieser jetzt doch gepostet und sogar beantwortet worden.
    Zudem hat sich keiner bei Sixt so wirklich mit dem Problem beschäftigt und den Kunden buchstäblich im Regen stehen lassen.
    Am Ende wurde mit ein Gutschein als Wiedergutmachung angeboten…Ok, den nehm ich gerne für die ggf. nächste Anmietung bei Sixt mit, aber eine Gutschrift auf die Mehrkilometer bei der Aston Martin Anmietung hätte mir im Moment mehr gebracht. Irgendwie auch sehr berechnend, einem unzufriedenen Kunden einen Gutschein anzubieten und somit zur Partizipierung am selbigen zu einer erneuten Miete zu nötigen…


    Aber zumindest hat man reagiert…

  • Klasse Bericht, vielen Dank! Kann jemand zufällig was zum Leistungsunterschied zum Vantage sagen? Danke!



    Welchen Vantage? V8 oder V12?


    Der V12 (gibt es bei Sixt) ist zwar deutlich Frontlasting geht aber Konzept bedingt (sportlicher ausgelegt) deutlich besser. Der DB9 ist eher der GT, während der V12-Vantage eher der junge wilde ist. Im Vantage V8 (BJ2012) hat mich das Automatikgetriebe enorm aufgeregt...da ist das Kopfnicken im 1.Gang sehr stark ausgeprägt...um das zu vermeiden, kann man nur mit viel Gas anfahren...naja, wer´s mag. Mag sein, dass es das Problem zwischenzeitlich nicht mehr gibt...im letzten Jahr war das noch so. Aber wenn Du den V12-Vantage bei Sixt mieten willst, bekommst Du eh einen Handschalter. Der V8 ist natürlich dem DB9 leistungsmäßig unterlegen...geht aber ähnlich gut. Allerdings lassen sich die Konzepte in meinen Augen nicht wirklich vergleichen...das ist wie einen SLK-AMG mit einem SL63-AMG vergleichen zu wollen.


    Für Sixt gilt! Für den Genuss am fahren nimm den DB9 und für den reinen Fahrspaß die Rakete (wenn auch sehr schwer im Vergleich zu Wettbewerbern) Vantage-V12. Der Motor ist gleich und der göttliche Sound auch...nur dass man mit dem DB9 einfach besser cruisen kann.