Vorwort
Es gibt so Autos die wollte man immer schon einmal fahren. Beim F-Type hatte ich diesen Wunsch nichts wirklich gehabt. Ja, das Auto sah schon 2014 interessant aus, aber so eine richtige Beziehung in Richung F-Type hatte ich nicht. Als der F-Type in der V6 Variante bei Europcar unter Selection mietbar war und hier im Forum doch eine extrem positive Meinung zu diesem zu lesen war, wollte ich ihm mal eine Chance geben. Passend dazu wurde dann bei einer 30% Rabattaktion dieser Kollege hier gebucht:
Und was soll ich sagen. Ich hatte verdammt viel Spaß und durchgehend ein Grinsen im Gesicht. Er ist zwar nicht die Messlatte in seiner (Leistungs)Klasse was Beschleunigung und Fahrdynamik angeht, aber in Kombination mit dem (aus meiner Sicht) besten V6 Sound den ich je Gehört habe, hat er mich so begeistert, dass dann auch mal bei gutem Wetter das Cabrio gemietet werden musste 
Und so war für mich auch beschlossene Sache, dass irgendwann einmal der 8-Zylinder gefahren werden muss. Wie es dann immer ist kommt das Leben dazu und eine Weile lang habe ich da auch einfach nicht mehr drüber nachgedacht. Frühling 2020 sollte es dann doch soweit sein. Bereits im Februar hatte ich direkt bei Jaguar den P575 angefragt und zu einem sehr guten Kurs für ein Wochenende mitgenommen:
Was für ein Auto und was für eine Erfahrung. 575 PS die ab 3300 Umdrehungen einfach göttlich für ein OPF-Auto klingen. Im direkten Vergleich zum AMG GTC den es kurz davor gab natürlich bezogen auf das reine Fahren nicht konkurenzfähig, aber auf der emotionalen Schiene einfach genial! Wenn ich damals die Wahl gehabt hätte, hätte ich für den reinen Spaßfaktor wieder den F-Type gemietet.
Doch irgendwie waren nur 80% von mir so richtig zufrieden. Klar das neue Modell ist optimierter, soll in der Fahrdynamik deutlich besser sein, aber was ich wirklich wollte, ist der "alte" F-Type R. 550 ps, langsames Infotaiment, absolut abartiger Sound...
Die Anmietung
Auf der Suche nach einem F-Type R für dieses Jahr bin ich trotz des eigentlichen Wunsches auch erstmal direkt bei Jaguar gelandet. Diesmal sollte es ein kleiner Roadtrip durch Deutschland werden. Freunde und Familie besuchen und einfach etwas rumkommen. Dabei ohne Dach und mit viel Landstraße einfach die Autoleidenschaft genießen. Durch Mieten wie bei Drive bin ich aktuell nicht mehr mit Vorurteilen gegenüber kleineren Autovermietungen unterwegs (außer die offensichtlich ab 18 mit eingenem Auto als Kaution Vermietungen). Und so habe ich mir neben Jaguar auch ein Angebot der Jungs von Capricars eingeholt. Nach sehr nettem Erstkontakt wurde dann nach etwas hin und her (und viel Geduld bezogen auf meine Fragen) auch ein passender Preis samt Kilometer für den Monat ausgehandelt. Ebenfalls wurde angeboten die Übergabe auch direkt mit Zustellung zu machen, da das Fahrzeug sonst sowieso in die Region überführt wurde. Hier einmal ein großes Dankeschön für die Absprache und die sehr einfache Abwicklung!
Nun war es also soweit. F-Type R aus 2017, langsames Infotaiment, fahrdynamik die nicht an die Konkurrenz rankommt, keine Softwareupdates oder OPF. Nach einem Monat kann ich direkt sagen, dass ich die Miete absolut nicht bereut habe. Es gab zwar Mieten in der Vergangenheit bei denen mir das Geld dann am Ende doch irgendwie als rausgeworfen vorkam, aber hier kann ich mit 100%iger Sicherheit sagen, dass jeder Cent definitiv geliefert hat, was ich wollte.
Das Aussehen:
Ich denke hier kann man nie objektiv schreiben. Sieht er generell gut aus? Sieht er besser oder schlechter als das Facelift aus? Ist er eine Beleidigung für den E-Type welchen er im Charakter widerspiegeln soll?
Ich finde das aktuelle und das 2017er Modell haben einen ganz eigenen Charme. Besonders das Image Jaguar scheint noch nicht so verbraucht zu sein und im Vergleich zum AMG bei dem die Leute eher den Mittelfinger strecken wollen (kam beim GTC bei normaler leiser Fahrweise vor), gab es viele Daumen nach oben oder einfach nur ein Lächeln. Ich wurde auch zwei Mal an der Tankstelle angesprochen und mal mit etwas Smaltalk zu dem Auto befragt. Insgesamt erregt er definitiv Aufmerksamkeit, auch wenn er grade nur steht oder leise gefahren wird.
Der Innenraum sagt mir persönlich auch zu. Besonders die Abgrenzung der Mittelkonsole zum Beifahrer ist gut gelungen und alles was man braucht ist direkt griffbereit für den Fahrer zugänglich.
Das Verdeck lässt sich zügig bis 50 km/h öffnen und schließen und hat dabei nicht einmal in der Mietzeit irgendwelche Probleme gemacht. Die Sitze sind soweit auch für die Langstrecke okay und wurden weder von Freundin, Freunden, Mutter oder Opa bemängelt (letzterer hat lediglich auf die etwas harte Federung im Vergleich zu seinem Opel Corsa verwiesen 
).
Fahreindruck
Der initiale Fahreindruck hat direkt bestätigt was vermutet wurde: Der neue P575 fährt sich deutlich dynamischer und nachvollziehbarer als das 2017er Modell. Die Jungs von Capricars haben dem guten sogar noch neue Reifen vor meiner Miete spendiert und trotzdem kam irgendwie nicht 100% das Gefühl von "Fahren auf Schienen" auf. Das Anfahren der Wandlerautomatik ist extrem gewöhnungsbedürftig da der Gute im 2-Gang erstmal einen Moment an der Ampel braucht bevor er losfährt wenn man das Gas sehr liebevoll bedient und extrem schnell losfährt wenn man es doch ein wenig zu sehr in Richtung Anschlag drückt. Was ich mir aber besonders hoch lobe ist die Tatsache, dass der F-Type, sobald man ihn auf "Manuell" stellt auch dabei bleibt. Er schaltet zwar runter wenn man in den Kickdown geht oder zu langsam für den jeweiligen Gang wird, er schaltet aber nicht hoch, auch wenn man voll in den Begrenzer läuft.
Insgesamt nehme ich ihm aber die 550 ps nicht ganz ab. Klar der Kompressor ist ein Traum und sorgt für direkte Power fast ohne Verzögerung und für eine Menge Spaß mit Beifahrerin/Beifahrer da der Kopf aber sowas von unvermittelt nach hinten klatscht und der Wagen nach vorne eilt, aber irgendwie scheint er doch etwas langsamer nach Vorne zu gehen als ein GTC bei ähnlichen Leistungszahlen. Das Kurvenräubern funktioniert aber trotzdem sehr gut. Besonders da der Allrad sehr hecklastig ausgelegt ist und entsprechend auf Gebiergsstraßen sehr kontrollierbar ist. Hier ein Wort der Warnung: Steht der F-Type auf Race, dann darf das Heck auch schon gerne ein gutes Stück mitkommen, auch wenn im Display nichts von Sport DSC oder ähnlichem steht und im ersten Moment ein "huch" auch dem Fahrer mit passender Reaktion am Steuer gefordert hat.
Einfach ein spaßiger Begleitern wenn man fern ab der Hauptstraßen unterwegs ist und auch mal entspannt ohne Dach das Panorama genießt ein top Begleiter
Die Emotionen
Bin ich nun aber einmal ganz ehrlich zu mir selbst. Ich wollte den 2017er wegen genau einer Sache fahren: Kein OPF, keine Softwarekastration. Einfach nur ein burtaler V8 Klang der wirklich mehr als asozial ist. Ich muss dazu sagen, dass ich in der Stadt mit geschlossenen Klappen unterwegs war, da der Wagen wirklich extrem (und das meine ich so) asozial klingt. Er brüllt wenn man ihn nach oben hin rausdreht, er faucht beim hochschalten und lupft man das Gas gibt es je nach Drehzahl an Maschingewehrfeuer. Im Bereich < 3000 rpm ist es eher ein Nachgrollen und über 3000 rpm kann es auch gerne mal 5-6 Schüsse geben die da rauskommen. Dabei klingt es immer anders und je nach Situation. Tunnel sind wirklich absolut krank und ich glaube selbst Lambos, Ferraris und alte Porsche klingen in einem Tunnel nicht vergleichbar. Kombiniert mit den 550 ps und Landstraße ist es dann einfach nur ein Traum den Wagen durch die abgelegenen Landschaften zu peitschen. Ich will behaupten, dass nur weil er so klingt, 50% mehr Emotionen aufkommen und ich zwar Elektrofahrzeugen nicht abgeneigt bin, aber dann doch etwas fehlt.
Das Negative
Nun es ist auch nicht alles rosig im F-Type. Besonders das Infotaiment ist gefühlt von einem Praktikanten programmiert worden und hat als CPU den gleichen wie ein Gameboy. Alles dauert und das deutlich. Die Navigation hängt bei Staumeldungen immer locker 15 Minuten hinterher, den nächsten Song zu starten dauert ca. 5 Sekunden und die Eingabe einer Adresse macht einfach absolut keinen Spaß. Dazu kommen die Knöpfe am Lenkrad, welche sich auch nicht wirklich gut bedienen lassen. Manchmal wird ein Kommando einfach nicht weitergegeben und manchmal klemmen diese auch ein wenig. Somit beschäftigt man sich mit diesen meist, wenn man nicht grade dabei ist Kurven zu räubern Auch das Anfahrverhalten wenn nicht im Sportmodus und manuell im 1 Gang fühlt sich nicht richtig an und hat mich dazu verleitet auch in der Stadt mit Schaltwippen zu fahren.
Das Fazit
Der F-Type R wird aus meiner Sicht immer ein Highlight der automobilen Geschichte sein. Klar muss man Abstriche machen und sich den Wagen als Erstwagen zu holen macht aus meiner Sicht absolut keinen Sinn. Ist man dann aber auf einer Landstraße mit engen Kurven und Wald, stellt alles auf Sport und jagt die Bude mit Schaltwippen um die Kurve kriegt man das Grinsen und die Lebensfreude nicht mehr aus dem Gesicht. Auch alle Beifahrerinnen/fahrer waren begeistert. Der Jaguar hat einfach einen eigenen Charakter, welcher dich packt und dir ein Level an Spaß ermöglicht, welcher mich sogar zu dem Gedanken bewegt hat mal nach einem V6 aus 2017 zu gucken 
Ein großer Dank auch an die Jungs von Capricars. Von Absprache zu Über- und Rückgabe alles super. Protokoll mit Fotos vorher/nachher und kein klein klein haben diese Miete zudem auch sehr entspannt gemacht. Beim Preis lässt sich da auch was machen und ich kann den F-Type auch nur weiterempfehlen falls man mal ein Ohrgasmus haben möchte 
p.s. Rechtschreibfehler sind Eigentum des Schreibers und gehören genauso wie die schlechten Fotos dazu 
Macht süchtig, der Schlitten. Und im Zweifel würde ich jetzt auch (wieder) zugreifen, wer weiß wie lange das noch unbeschwert geht. Aber in der Tat: das Cabrio ist als daily ... schwierig. Das Coupé kann man dagegen problemlos im Alltag bewegen, hat mehr als genug Rest-Praktikabilität.
