Mercedes-Benz C200 (W206) | Mercedes-Benz Rent Köln/Leverkusen

  • Mercedes-Benz C200 (W206) | Mercedes-Benz Rent Köln/Leverkusen



    Mietdauer: 26.08.21 – 30.08.21

    Km-Stand: 340 km

    Zurückgelegt: 425 km



    Anmietung


    Seit 1993 gibt es die C-Klasse. Als Einstieg in die Markenwelt war sie bis zur Einführung der A-Klasse der kleinste Mercedes. Die C-Klasse ist regelmäßig eine der tragenden Säulen in der Produktpalette, im Jahr 2020 war sie auf Platz 3 der PKW-Neuzulassungen des Stuttgarter Konzerns, nur ganz knapp geschlagen von A-Klasse und GLK / GLC. Ich selbst fuhr 18 Monate lang W205 im Auto-Abo, der W204 war einer meiner allerersten Mietwagen. Ich bin dementsprechend mit Marke und Vorgänger(n) vertraut. Mit dem diesjährig präsentierten W206 erscheint nun die neueste Version der C-Klasse. Ein Test muss dementsprechend sein, auch vor Dem Hintergrund dass ich gerne wieder ein Privatfahrzeug hätte. Ohne Lust auf Fahrzeugbingo bei den üblichen Verdächtigen verschlug es mich zunächst in die umliegenden Autohäuser. Dort wurde ich entweder gar nicht erst beachtet (passiert mir sonst nur bei BMW…) oder die Vorführer waren komplett ausgebucht. Lange Rede ohne Sinn: MB-Rent to the rescue. Also eine Reservierung für 4 Tage im Glaspalast in Köln eingebucht und dann in freudiger Erwartung verweilt.


    (Bild nicht meins, sondern von Google gemopst)


    Die Anmietung selbst war unkompliziert und freundlich, und das obwohl ich staubedingt etwa 30 Minuten zu spät aufschlug. Auffällig war nur, dass das Abrechnungssystem noch deutliches Optimierungspotential hat. So werden Mietpreis und Kaution (1.000 €) in zwei getrennten Buchungen am Terminal auf die Karte gespielt, die Kaution muss bei Rückgabe händisch unter Vorlage der KK wieder entsperrt werden. Ungewohnt, aber was solls.


    Und dann ging es auch schon los, mit jungfräulichen 340km auf der Uhr und ohne Vorschäden: Ein C200 mit AMG-Line in Schwarz Uni.



    BLP: Rund 61.000 €, Ausstatung:



    Außen


    Komplett neu gestaltet gibt sich der W206. Von den äußeren Abmessungen her hat sich recht wenig getan:



    Dafür gibt es wesentliche Änderungen im Design. So trägt die C-Klasse nun ebenfalls das neue Markengesicht, mit dem pfeilförmigen TFL-Design. Tatsächlich ähneln sich die Limousinen von A- bis S-Klasse sehr stark (was nicht unbedingt neu ist, jedenfalls nicht bei MB), sodass es als „Hilfe“ zur Identifizierung nun LED-Leuchtpunkte im Scheinwerfer gibt. S-Klasse hat drei, E-Klasse hat zwei, C-Klasse einen und die A-Klasse hat dementsprechend…garkeinen. Weitere Details finden sich im Kühlergrill, der in der AMG-Line aus einer Vielzahl von kleinen stilisierten Sternen besteht.



    Darüber hinaus finden sich auf Motorhaube der C-Klasse neuerdings auch zwei „Bügelfalten“. Im seitlichen Profil fallen die sehr dominanten Seitenschweller sowie die aufpreispflichtigen 19-Zoll AMG-LM-Felgen auf, diese glücklicherweise ohne die neuerdings so beliebte aerodynamische Verblendung. Die Größte Weiterentwicklung gibt es am Heck, an welchem die Rückleuchten zum ersten Mal zweigeteilt sind. Abgerundet wird das ganze durch Chromapplikationen, Auspuffblenden (fake, natürlich), Luftauslässen (auch fake) und einer kleinen Spoilerlippe gegen Aufpreis.




    Insgesamt sieht das Fahrzeug auf der Straße (nochmal?) deutlich besser aus als auf Bildern, und auch das Heck ist nicht ganz so übel wie anfangs vermutet. Einzig das Serienfahrwerk wirkt etwas hochbeinig. Die Karosserie ist dabei trotz allerlei Tricks nicht windschnittiger als die des Vorgängers und verfügt nach wie vor über einen cW-Wert von 0,24. Einige dahingehende Änderungen gibt es aber trotzdem, unter anderem zwei kleine Gummilippen vor den Vorderrädern, welche recht tief liegen. Eine unwissenschaftliche Messung meinerseits ergab, dass gerade mal vier Finger zwischen Lippe und Straße passen, dementsprechend setzen sie auch im normalen Fahrbetrieb recht häufig auf. Am Anfang bekommt man davon - gerade bei einem Mietwagen - regelmäßig einen Herzinfarkt.




    Verbaut war im Übrigen das serienmäßige Voll-LED-Licht, auf das ich später noch eingehe. Rein von der Optik her fügt es sich jedoch nahtlos ins gesamte Bild ein – gezählt sind die Tage von Halogen-Monstrositäten wie im W205 Vor-Mopf.


    Innen



    Auch der Innenraum gestaltet sich komplett neu. Anfängliche Berichte sprachen hierbei von erheblichen Einsparungen bei der Verarbeitung. Die gute Nachricht ist: das kann ich so nicht bestätigen. Alles was man im Normalbetrieb anfassen bzw. anschauen muss ist hochwertig – man kann endlich wieder sagen „Mercedes-typisch“ verarbeitet. Auch die Lenkstockhebel machen einen deutlich besseren Eindruck als man vermutet oder von der A-Klasse her kennt. Da, wo es noch tatsächliche Knöpfe gibt, rasten diese mit einem satten „Klick“ sauber ein, insbesondere der Startknopf muss mit Nachdruck zur Arbeit bewegt werden.



    Der Drehschalter für die Scheibenwischer rastet ebenfalls sehr sauber und fühlt sich wertig an. Der Rest wird entweder über Druckpanele oder kapazitive Schalter bedient. Das sieht zunächst hochwertig aus, ist im Hinblick auf die Bedienung aber ein klarer Rückschritt. Die Sitzverstellung z. B. bedarf einiger Gewöhnung. Die einzelnen Elemente sind nämlich fixiert und bewegen sich bei Berührung nicht mehr mit. Sie reagieren kapazitiv, wenn man den Finger an die entsprechende Stelle führt. Allerdings reagiert der Sitz erst mit etwas Verzögerung, sodass man geneigt ist, den Finger wieder wegzunehmen und erneut zu drücken, weil man denkt, man hat die Schaltfläche nicht korrekt getroffen. Das kann schnell zur Frustration führen, zumal der nötige Druck für eine wirksame Aktivierung höher ist als man denkt. Ich selbst fand es nicht ganz so schlimm, meine bessere Hälfte aber ist anderer Meinung:




    Und wenn man dann die entsprechende Sitzeinstellung gefunden hat und diese ins Memory befördern möchte, wird man vom Auto erstmal getrollt:



    Wenn man die Memory-Taste drücken will, trifft man regelmäßig die Sitzheizung. Erst wenn man sich über die unterste Kante des Bedienfeldes annähert, klappt es. Sehr nervig.


    Davon ab: die Seriensitze sind mega gut. Sie sehen zwar merkwürdig aus, haben aber eine extrem gute Polsterung und einen hervorragenden Verstellbereich. Da können sich andere Hersteller mal etwas von abschneiden.



    Die Touch-Seuche geht am Lenkrad indes weiter. Das hier verbaute AMG-Lenkrad sieht zwar schick aus und liegt auch gut in den Händen, im Vergleich zum Vorgänger ist aber auch hier ein klarer Rückschritt geschehen. Fehleingaben sind eher die Regel als die Ausnahme, aber immerhin ist es durch die Unterteilung in zwei Speichen pro Seite nicht ganz so schlimm wie beim Serienlenkrad. Und: nach wie vor bekommt Mercedes es nicht gebacken, am Lenkrad eine dedizierte „nächster Titel“ – Taste zu verbauen. Warum, ist mir ein völliges Rätsel. Immerhin geht das neuerdings über den Bildschirm vom MBUX ohne dass man sich durch tausend Menüs klicken muss.



    Stichwort MBUX: Die NTG7 genannte neueste Ausbaustufe der „Mercedes Benz User Experience“ funktionierte in meinem Falle tadellos. Einige Nutzer – auch hier im Forum – hatten ja mit teilweisen oder kompletten Ausfällen zu kämpfen, in meinem Falle lief das System glücklicherweise durchgehend flüssig und sauber. Die Bedienung ist intuitiv, auch wenn man das auf den ersten Blick nicht glauben mag. Es gibt auch einige Detailverbesserungen, so kann man die Intensität der automatischen Klimaregelung neuerdings in fünf Stufen regeln, so wie es bei BMW schon seit Jahren üblich und praktisch ist. Das große Display in der Mitte ist leicht zum Fahrer geneigt, was die Bedienung zusätzlich erleichtert. Das Kombiinstrument bietet den gewohnten Bedienungsumfang und läuft ebenfalls absolut flüssig.



    Die Sprachsteuerung ist weiterhin das Highlight. Sie ist meiner Meinung nach das beste und leistungsfähigste System am Markt. Es kann kontext- und sitzplatzbasiert Befehle erkennen und ausführen und erkennt dabei auch natürlich Sprache. Wenn der Beifahrer z. B. völlig naiv sagt „Hey Mercedes, mein Popo ist kalt!“, dann wird die Temperatur des Beifahrers erhöht. Ideal wäre die Sitzheizung gewesen, aber das muss man dem System dann doch explizit sagen. Vielleicht lag es auch an der Bedienerin :106: Dazu kommt, dass jedenfalls per Sprache die Steuerung vom Panoramadach immer einwandfrei funktioniert, im Gegensatz zum dazugehörigen Touchfeld im Dach, welches nur eine Erfolgsquote von ca. 2/3 hatte.



    Der Rest vom Innenraum wird geprägt von Hochglanzflächen (also immer Mikrofasertuch mitnehmen) und den neuen Lüftungsdüsen. Diese lassen sich individuell regeln, könnten aber den ein oder anderen inneren Monk triggern:



    Ansonsten ist alles sehr wertig, lediglich bei Nacht spiegeln sich Teile des Innenraums in der Scheibe. Stauraum gibt es ebenfalls genug, bzw. so viel, wie ich von einer Limousine der oberen Mittelklasse erwarte.


    Achja! Soundsystem. Dort erwarte ich von einem Hersteller wie Mercedes auch ein gewisses Mindestmaß. Aber hier wurde wohl vom W205 nichts gelernt (oder es ist einfach egal), das Soundsystem ist nach wie vor jedenfalls unterirdisch, obwohl die „Advanced“-Variante verbaut war. Was schade ist, weil der Innenraum auf Grund der soliden Dämmung und der Platzierung der Lautsprecher extrem viel Potential hat. So aber ist und bleibt es enttäuschend.


    Motor & Getriebe


    Als C200 kommt die C-Klasse mit dem „M 264 E15 DEH LA“ – Motor daher, was nichts anderes bedeutet als


    M = Motor

    264 = lfd. Nummer

    E15 = 1,5 L Hubraum mit elektrischer Unterstützung

    DEH = homogene Direkteinspritzung

    LA = Ladeluftkühlung & Abgasturbolader


    Kurzgesagt: ein 1,5L Vierzylindermotor mit Turbolader und Elektromotor in Form eines ISG, also als Modul zwischen Motor und Getriebe. Insgesamt kommt eine Systemleistung von 224 PS und 300 NM raus, wobei im Bereich zwischen 1.800 und 4.000 U/min 200 NM zusätzliches Drehmoment elektro-unterstützt bereitstehen.



    Ich selber war vom Vorgänger dieses Motors im W205 sehr enttäuscht. Die elektrische Unterstützung wurde dort noch über einen riemengetriebenen Startergenerator erreicht und war alles andere als ausgereift. Das zu- und abschalten ist dort eindeutig zu spüren und der reale Verbrauch, die Laufruhe sowie die Fahrleistungen waren unterdurchschnittlich, um es einmal nett auszudrücken. Dementsprechend hoch war die Erwartung an das neue Triebwerk.


    Und das kann was – es liefert die elektrische Unterstützung nämlich unmerklich. Dazu kommt, dass der ISG erheblich zur Laufruhe beiträgt und z. B. die Leerlaufdrehzahl konstant hält sowie Schwankungen abpuffert. Für 1,5L und vier Zylinder läuft die Maschine extrem ruhig und gleichmäßig. Das einzige kurze rappeln merkt man lediglich an der Ampel beim Start/Stop, ansonsten ist er absolut unauffällig und vibrationsarm. Oberhalb von 5.000 U/min wird dann etwas synthetischer Sound eingespielt, der an einen Sechszylinder erinnern soll. Ob man das mag oder nicht muss jeder für sich selbst entscheiden, ich fand es jedenfalls nicht aufdringlich. Kann man im Zweifel sicher rausprogrammieren. Die bekannte 9G-Tronic+ verrichtet erwartungsgemäß ihren Dienst, wenn sie sich einmal an das persönliche Fahrverhalten adaptiert hat, schaltet sie auch unmerklich. Die Fahrleistungen sind grundsätzlich ok, obwohl sie „nur“ in etwa auf dem Niveau eines BMW 320i liegen – der immerhin 40 PS weniger hat. Ein Verkehrshindernis ist man aber auf keinen Fall.


    Zum Verbrauch: Am Ende der Miete standen 7,4 L / 100km auf der Uhr, rund 1L mehr als das Datenblatt vorgibt. Ich denke, wenn man sich etwas Mühe gibt, ist das durchaus machbar. Auf einer kurzen Tagestour wurden einmal 6,6 L / 100km erreicht, ich denke dass nach den ersten 5.000 km nochmal ein Rückgang zu verzeichnen sein sollte. Mit einer 6 vor dem Komma kann man dann durchaus leben. Auffällig ist auch hier wieder der extrem geringe Rollwiderstand, trotz Rekuperation.



    Fahrwerk & Fahrgefühl


    Mercedes-Typisch. Das heißt: deutlich mit Schwerpunkt in Richtung Komfort. Ist natürlich individuelle Vorliebe, mir gefällt es ganz gut (aber ich hab auch Rücken). Großes Plus: die unterdämpfte Hinterachse vom W205 ist passé, ein Versatz bei schnell gefahrenen Querfugen in Kurven findet nicht mehr statt. Lediglich zwischen 60 und 80 km/h neigt das Fahrwerk zeitweise etwas zum Wanken und Nachwippen, außerhalb davon bietet es aber keinen Anlass zur Kritik. Im Gegenteil – damit kann man problemlos und ohne Leid Kilometer fressen. Dazu trägt auch die äußerst gute Dämmung bei. Der Mietwagen hatte kein Akkustikglas verbaut, rein vom Gefühl her war er aber nochmals leiser als der W205. 130 km/h auf der BAB fühlen sich jedenfalls an wie maximal 90.


    Alltagstauglichkeit


    Sehr hoch. Das Fahrzeug ist dank seiner nicht übertriebenen Größe noch problemlos im Alltag zu nutzen, auch auf Grund der verbauten Assistenzsysteme. Hier sei exemplarisch die Rückfahrkamera erwähnt, welche nicht nur eine bombastische Auflösung liefert, sondern auch noch je nach Lenkwinkel mitschwenkt (!). Das ist schon großes Kino, ebenso wie grafische Darstellung der Distanz zu den einzelnen Hindernissen.



    Mit Hinterachslenkung wäre die C-Klasse sicher noch wendiger, aber auch so gab es in einigen engen Parkhäusern keine Probleme. Getestet hätte ich gerne das HUD und das Digital-Light, beides war jedoch nicht verbaut. Die LED-Scheinwerfer sind für Serientechnik aber absolut ausreichend, mit guter Ausleuchtung und Lichtfarbe. Und der Kofferraum ist gefühlt riesig, etwas kleinere Menschen müssen quasi reinsteigen um bis ganz nach hinten an die Lehnen zu kommen.




    Abschluss


    Gerne wird ja der Vergleich mit der neuen S-Klasse gezogen, den kann ich mangels Erfahrung aber noch nicht beurteilen. Was ich aber beurteilen kann, ist der Vergleich zum Vorgänger.


    Der neue ist mit Liste 61.000 € ausgepreist, mithin über 120.000 DM. Dafür bekommt man schon viel Auto und Technik, dass aber z. B. ein einfacher Fernlichtassistent nicht Serie ist, verwundert schon. Ziemlich viel Geld also. Gerechtfertigt? Nunja, relativ gesehen sind es ca. 10.000 € mehr als mein „nackter“ W205 nach Liste gekostet hätte und diese 10.000 € merkt man auf jeden Fall - das sind tatsächlich Welten. Ob sich das in der Dauerhaltbarkeit niederschlägt wird sich zeigen, alles in allem ist der W206 aber ein starker Vertreter in seinem Segment, der mir persönlich viel Freude gemacht hat. Ich habe mich „zu Hause“ gefühlt. Und gerade bei Nacht mit etwas Synthwave-Musik und entsprechender Ambientebeleuchtung hat er schon einen ziemlichen Eindruck hinterlassen. Das passt.



  • Sehr schöner Bericht, danke!


    Beruhigt mich, dass die Eindrücke, die ich von dem Auto bisher habe (aber nirgends nieder geschrieben habe) grundsätzlich geteilt werden.


    Insbesondere möchte ich aber auf das Aufsetzen grad ansprechen: "Meine" C-Klasse hat das Sportfahrwerk. Das macht die Sache nicht besser und manche Stellen fahre ich aktuell auch nur quer, damits dieses grässliche Aufsetz-geräusch nicht macht. :D


    Bei der Masse an Berichten zu dem Auto halte ich mich mal weiter bedeckt, bis ich meine wieder abgebe... ;)

  • danke dir!


    man muss sich halt im kopf immer sagen "ist nur gummi, ist nur gummi" ^^


    ansonsten: hau doch raus, je mehr eindrücke desto besser :)