Mit dem E-Auto über die Sonneninsel. Der Fiat 500e auf Gran Canaria

  • Ein Vorsatz für das neue Mietjahr lautete, dass ich mehr im Ausland elektrisch mieten will und genau das setzte ich um.


    Prolog: Bei meinem letzten Besuch auf Gran Canaria fiel mir die neu gebaute Ladeinfrastruktur der lokalen Stadtwerke und die beworbene App auf. Die lud ich mir im Vorfeld herunter und meldete mich dort an.


    Buchung: Ich verglich die bekannten Vergleichsportale und musste wieder feststellen, dass Cicar bei den gewünschten Leistungen das preisgünstige Angebot buchbar hatte. Die Buchung des Fiat 500e verlief ohne Probleme. Die Bestätigungsmail war zeitnah im Postfach.


    Am Schalter: Bei der Buchung hatte ich einen Fehler gemacht und mich bei der Abholung um zwei Stunden vertan. Dies war jedoch kein Problem und nach dem üblichen Kartenspielchen und dem Bezahlen hatte ich den Mietvertrag, der weiterhin auf einen Vordruck gedruckt wird und den Autoschlüssel in der Hand. Wie gewohnt bei Cicar wurde auf ein Verkaufsgespräch verzichtet, die 0€ SB bei der VK ist immer dabei und die RSA erklärte mir, dass das Fahrzeug etwa einen Akkustand von 75% hat und es egal ist mit welchem Akkustand ich es zurückgebe. Die Bezahlung erfolgte mit der KK und eine Kaution wurde nicht geblockt. So schnell glaube ich hatte ich noch nie einen Schlüssel in der Hand. Einziger negativer Punkt. Die RSA war etwas unhöflich.


    Im Parkhaus: Erst beim Weg auf das Parkhaus fiel mir auf, dass ich keinen Fiat 500e sondern einen elektrischen Peugeot 2008 erhalten hatte. Meine Laune verschlechtere sich schnell. Zwar wollte ich den elektrischen Corsamotor schon immer mal testen, aber ich bin kein SUV-Fan und in Spanien gilt für mich die Devise: Je kleiner, desto besser. Im Parkhaus selber herrschte etwas Chaos. Fahrzeuge parkten überall und als Aena das Parkhaus geplant hatte, haben sie es nicht für 2020er SUVs gedacht. Die Fahrzeuge standen dicht an dicht und wie viele der älteren bzw. übergewichtigen Kunden in die Fahrzeuge kommen sollte, war mir ein Rätsel.

    Am Peugeot 2008 angekommen, stellte ich fest, dass dieser kein AC-Ladekabel, sondern nur den Ladeziegel hatte. Da ich an der Unterkunft nur öffentlich laden konnte, war das ein Problem. Im Parkhaus bin ich zum Schalter gegangen und habe dort das Problem geschildert. Der nette Mitarbeiter telefonierte erst und fuhr mit mir dann mit zu einem Fiat 500e am Ende des Parkhauses. Dort fragte ich ihn, ob ich auch diesen haben könnte. Das wäre möglich, wenn ich kein Problem damit hätte, dass der Wagen nur einen Akkustand von 50% hat. Der Fiat 500e hatte beide Kabel an Bord. Das war kein Problem und wir fuhren zurück zum Schalter von Cicar im Parkhaus. Dort bekam ich den neuen Vertrag. Sehr positiv bei Cicar ist, dass man immer volle Tage bucht, so dass ich den Wagen 2h später hätte abgeben dürfen, als ich gebucht habe. Mit dem Fiat 500e fuhr ich dann aus dem Parkhaus.


    Das Fahrzeug: Ich durfte schon den Vorgänger bewegen und war doch sehr angetan, wie der Fiat 500 sich auch im Innenraum verbessert hat. Es wirkte alles hochwertiger und moderner. Sehr positiv überrascht war ich, als ich merkte wie gut das Fahrzeug ausgestattet war. RFK, PDC vorne, großer Bildschirm, Spurhalteassistent, Tempomat (kein ACC), Totwinkerwarner waren an Bord.


    Das Fahrzeug hatte bereits 20k Kilometer runter, aber dafür sah es für spanische Verhältnisse von außen sehr gut aus.


    Ich habe ja schon viele E-Autos gefahren und der Fiat 500e zeigt einmal mehr die Vorteile dieser Fahrzeuge auf. Das Drehmoment ist sofort da und gerade in den Bergen macht es einfach richtig Spaß. Ich bleibe dabei. Wer einmal in den Bergen mit einem E-Auto unterwegs war, der will diese Strecken nie wieder mit einem Verbrenner fahren. Auch bei starkem Gefälle konnte ich nur mit einem Pedal fahren und so die Energierückgewinnung voll ausnutzen. Zum Verbrauch im relevanten Therad mehr. Die Leistung des E-Motors reichte komplett aus. Ich hatte die Version mit dem kleinen Akku und mit dem größeren wäre die anfangs bestehende Reichweitenangst deutlich kleiner gewesen. Sehr positiv ist natürlich die Größe des Fahrzeuges auf spanischen Straßen.



    Das Laden: Ich wollte es so preiswert wie möglich halten, aber auch Erfahrungen sammeln. So nahm ich meine Ladekarten mit und fuhr als erstes eine Ladestation an, die ich mit Maingau aktivieren konnte. Dort angekommen versuchte ich erst die Aktivierung via Ladekarte. Das funktionierte nicht und über die App klappte es kurz beim DC, aber es floß kein Strom. Beim AC funktionierte es dann, aber der Ladevorgang verschwand dann aus der App, so dass ich diesen nicht beeden konnte. Das habe ich auch noch nie erlebt. Also die Nummer angerufen die auf der Station stand und das Problem geschildert. Der nette Mitarbeiter im Callcenter aus Madrid beendete dann den Ladevorgang für mich und ich konnte das Kabel vom Auto trennen. Die Rechnung von Maingau kam etwa 10h später.



    Als nächstes fuhr ich eine Shoppingmall an, wo es laut Going Electric 64 Ladestationen gibt. Die Information im GE stimmten nicht ganz, da man keine RFID Karte mehr benötigt, sondern man kann einfach sein Auto mit der Wallbox verbinden und der Strom fließt. Das klappte auch einwandfrei, wobei ich mir nicht sicher bin, ob auch immer 7 kW pro Stunde als Leistung anlagen. Die 64 Wallboxen gibt es wohl wirklich, ich habe sie nicht gezählt, aber von diesen sind gerade einmal 1/3 funktionsfähig. Diese funktionsfähigen Wallboxen waren zur Hälfte mit sehr verschiedenen E-Autos belegt.



    Der dritte Anbieter waren dann die lokalen Stadtwerke, die eine AC-Station etwa einen Kilometer von meiner Unterkunft entfernt betrieben. Die App ist gut programmiert und auch auf etwas komisches deutsch einstellbar. Merkwürdig ist das Prepaidsystem. Man musste erst einen Betrag in seine "Brieftasche" laden bevor man laden konnte. Minimalbetrag waren 10€. Das tat ich auch und aktivierte die Ladestation. Dies verläuft jedoch anders, als ich das von jeder anderen Ladestation kannte. Vor der Aktiverung legt man den maximalen Ladezeitraum und die Energiemenge fest. Pro kWh verlangen die Stadtwerke faire 0,25 € und der errechnete Betrag darf das Guthaben in der Brieftasche nicht überschreiten. Die Verbindung der Ladestation mit dem Auto klappte jedes mal ohne Probleme. Sehr positiv gefallen hat mir die App während des Ladevorgangs. So kann man den während des Ladens sehen, welche Leistung gerade anliegt oder welcher Akkustand das Fahrzeug hat. Das trennen der Ladestation vom Auto hat jedes Mal gut funktioniert. Die Rechnung kommt zeitnah nach der Beendigung des Ladevorgangs. Gut gefallen hat mir auch eine weitere Funktion der App. So kann man sich bei einer belegten Ladesäule per E-Mail informieren lassen, wann diese wieder frei ist.


    Die meisten betriebenen Ladesäulen sind AC-Säulen ohne eigenes Kabel. Es gibt jedoch auch eine DC-Säule. Die war jedoch bei meinem Besuch nicht aktivierbar.


    Abgabe: Die Abgabe verlief ohne Vorkommnisse. Im Parkhaus desLPAs war deutlich weniger los als bei der Abholung und ich bedankte mich noch einmal bei dem netten Mitarbeiter für den Klasse Service.


    Fazit: E-Autos machen auf dem spanischen Inseln sehr viel spaß. Diese Kombination aus Drehmoment, Energierückgewinnung, geringes Geräuschlevel, geringe Kosten und wenig Breite ist einfach genial. Auch das Laden hat sehr viel einfacher geklappt als gedacht. Nur das mit Maingau war etwas blöde. In der Brieftasche bei den Stadtwerken habe ich jetzt noch 2€. Die Vorteile dieser Abrechungspraxis erschließen sich mir nicht, aber für den Betreiber ist das sicherlich ein nettes Geschäftsmodell, wenn jeder Kunde nur 2€ vergisst, eine Rückbuchung ist nicht möglich, kommt da langfristig ein nettes Sümmchen zusammen. Der kleine Akku reicht zwar aus, aber mit dem größeren wäre es entspannter. Dann wäre auch die geringere Ladegeschwindigkeit von nur 7 kWh wäre dann auch kein Problem. Schön wäre es gewesen, wenn das Fahrzeug bei der Übergabe vollgeladen gewesen wäre, aber da man das Fahrzeug in der Theorie auch mit einem 1% Akku zurück geben darf, will ich mich nicht beschweren.

    Ich kann die Eindrücke vieler hier nur unterstützen. Auf den Kanaren bucht man bei Cicar. Recht moderne Fahrzeuge, guter Service, keine Fallen und imm 0€ SB. An sich wollte ich den Abarth 500 testen wenn er verfügbar ist, aber davon nehme ich Abstand. Bei meinen Fahrkünsten reichen die 70 kW Leistung des Motors komplett aus.

  • Ich überlege, ob ich in Alicante auch einen Fiat 500e als Mietwagen buchen möchte. Was mich noch davon abhält sind folgende Punkte:

    -Was kostet es wenn man das Fahrzeug mit geringerem Ladezustand zurückgibt?

    -Welche Kabel werden einem mitgegeben? Ist auch der Ladeziegel für den Schukostecker mit dabei?

    -Erhält man eine Ladekarte vom Vermieter?


    Kannst du berichten wie das bei dir geregelt war?

  • Am Ferienhaus gibt es am Parkplatz eine Schukosteckdose. Weit fahren möchten wir ohnehin nicht. Ein E-Auto würde sich daher anbieten. Ist natürlich nicht für jeden etwas. Wenn ich auf funktionierende und freie öffentliche Ladesäulen angewiesen wäre, würde ich das auch nicht in Erwägung ziehen.

  • Bei 1,23 Euro für den Liter Super auf Gran Canaria, würde ich mir freiwillig keine E Wanze antun.

    Wer einmal mit einem kleinen E-Auto durch die spanischen Berge gefahren ist, der will das nie wieder mit einem Verbrenner machen. Diese unglaubliche Kombination aus Energieeffizienz dank Rekuperation und dem enormen Drehmoment macht einfach unglaublich viel Freude. Auch wenn es sich für den Geldbeutel nicht wirklich lohnt. Einfach mal ausprobieren und dann reden wir nochmal :)


    Action Andy


    -Je nach Fahrzeug lagen bei mir unterschiedliche Kabel dabei. Mal nur der Ladeziegel, mal nur das AC-Kabel. Teilweise wurden die auch von Fahrzeug zu Fahrzeug geschoben, aber eine Garantie beide Kabel zu bekommen, gibt es nicht.

    - Ich meine der Ladezustand sollte der gleiche sein, wie bei der Übergabe. Aber aufgeschrieben wurde es nicht und ich bin mir auch nicht sicher, ob Cicar den Akkustand bei der Rückgabe überhaupt notiert hat.

    - Es gab keine Ladekarte vom Vermieter.


    Was ich nur beachten würde. Das Ladesystem in Spanien ist teilweise zersplittert. Auf Gran Canaria und Mallorca dominieren die einheimischen Stadtwerke den Markt. Wie die Lade auf dem Festland ist, kann ich nicht sagen. Was ich nur bei meinen Reisen in Spanien häufiger erlebt habe war, dass die Ladestationen zugeparkt oder häufiger als in DE nicht funktionstüchtig waren.

    Die Lösung mit dem Laden an der Steckdose an der Finca oder dem Hotel ist natürlich die Goldlösung und ich würde Kontakt mit dem möglichen Vermieter aufnehmen, welche Kabel dabei sein werden. Vlt. gibt es ja eine Antwort.