Wie schon in den Vorjahren stand auch im November 2012 eine Woche Urlaub in England an. Wieder per Flugzeug nach Manchester, wo wieder ein Mietwagen auch mich wartete. Nach dem hammerstarken Abarth 500 von Hertz vor 2 Jahren, und dem, nun ja, sparsamen Peugeot 107 von Enterprise im letzten Jahr sollte es diesmal ein Kompaktwagen sein. Aber dennoch preiswert. Tatsächlich fand ich hier im Forum unter "Deals" ein günstiges Angebot von Budget. Kategorie C, für eine Woche, alle Meilen frei, VK mit 800 GBP SB für € 144,76 prepaid. Deal? Deal!
Als Beispiel für "C" stand da der Vauxhall Astra 1.4. Na ja, die Kategorie "B" wäre nur 2 - 3 Euro billiger gewesen (pro Woche!), so dass ich mir dachte, notfalls nehme ich ein freiwilliges Downgrade...
Ankunft in Manchester. Seit ein paar Monaten stehen die Mietwagen nicht mehr auf dem obersten Deck des Parkhauses, sondern im "Car Rental Village". Dorthin kommt man mit speziellen Shuttlebussen, die vor den Terminals warten. Gar kein Problem! Das Mietwagenzentrum ist deutlich größer als das Parkdeck. An einem zentralen Kreisverkehr ist die Haltestelle des Busses, direkt vor einem Gemeinschaftsgebäude der Autovermieter mit ihren Tresen. Die Stellplätze der Vermieter sind um den Kreisverkehr angeordnet.
Budget hat gar keinen eigenen Bereich, nur ein Fähnchen auf dem AVIS Tresen weist den Weg. Dort angekommen, ich war der einzige Kunde, begann der RSA umgehend seine Arbeit. Ich fragte, was es denn werden würde. "Kia C'eed", antwortete er. Ich fragte nach eventuellen Alternativen in "B", aber da gab es nur einen Corsa. Nein danke, C'eed ist OK. Er bot mir dann noch ein paar Upsell Alternativen: Fiat 500 für ein GBP pro Tag extra, oder A3 für 5 Pfund oder so. Nö, kein Deal. Ohne Aufpreis hätte ich ja vielleicht den Fiat genommen, aber so nicht. Ist ja kein Abarth...
Ein Checker brachte ihm Schlüssel und Papiere, und aus dem Kia wurde unerwartet ein Ford Focus! Schnell den Vertrag mitgenommen (von Budget) und den "Vehicle Condition Report" von AVIS (!!), dann raus zum Auto:
FORD FOCUS ZETEC 1.6 TDCi
115 PS, Turbo Diesel
6-Gang Schaltgetriebe
Kategorie "E"
bezahlt: Kategorie "C"
Tachostand: nur 500 Meilen!
Mängel: keine
Schwarz, 17 Zoll Alus, dunkel getönte Seitenscheiben hinten
DAB CD Radio, Bluetooth + USB
Nebelleuchten, Chromleisten, Lederlenkrad
Ich war absolut zufrieden! Ein sparsamer Diesel, fast neu, optisch gelungen, ordentlich ausgestattet: was will ich mehr für den Preis.
In der Woche legte ich mit dem Focus 765 Meilen (= 1231 km) zurück. Der Verbrauch lag bei 6,1 Litern Diesel pro 100 km (errechnet). Wobei der Bordcomputer etwas optimistischer war: 5,6 Liter. Wie auch immer, bei Dieselpreisen von über € 1,80 / Liter sind das sehr angenehme Werte. (Ja, Diesel ist in GB noch teurer als Benzin, dafür gibt es keine Strafsteuern. Und für Mietwagenfahrer rechnet sich der Diesel noch immer, wenn auch lange nicht so sehr wie in Deutschland. Trotz der Tempolimits und der vielen Kameras.)
Der Focus hat mich überzeugt. Fahreigenschaften, Komfort, Verbrauch: mit dem Auto könnte ich auch länger als eine Woche sehr gut leben. Der Wagen kostet in der von mir gefahrenen Ausstattung in England genau 18.895,00 Pfund. Das sind etwa 23.300,00 Euro. Die Variante ZETEC gibt es in Deutschland nicht. Optisch kommt ihr die Version Titanium nahe, innen geht es eher Richtung Trend. Ein vergleichbares Auto kostet hier etwa 25.000,00 Euro. Hätte ich jetzt nicht erwartet, dass der Focus hier teurer ist...
Und was mag ich nicht am Focus? Die unsinnig weit nach vorn gezogenen Rücklichter...
Während meines Urlaubs brachte mich "mein" Ford bis an die Westküste nach Blackpool, in die schöne Stadt York, in einen Ort mit dem seltsamen Namen "Todmorden", wo es jedoch ganz friedlich zuging und kein Ausbildungslager für Doppelnullagenten gab (ich hätte am Vortag wohl nicht Skyfall sehen sollen...), und nach Snowdonia in Wales. Ohne Probleme!
Gern wird gefragt, wie man denn damit zurechtkommt, auf der falschen Seite zu sitzen und zu fahren. Nun, ich vergleiche das mittlerweile mit dem Schreiben. Wenn ein Rechtshänder mit links schreibt, dann wirkt es oft ungelenk und etwas unbeholfen. Auch ist es meistens langsamer, doch es geht. Nur wehe man ist nicht ständig voll konzentriert bei der Sache!
Die Abgabe des Wagens war problemlos, abgesehen davon, dass in der Strasse zum Car Rental Village gebaut wurde. Für mein Navi ist die Adresse noch zu neu, und die Wegweiser waren wohl knapp. Jedenfalls habe ich die Einfahrt im ersten Anlauf übersehen. Wer rechnet schon damit, dass man mitten in einer Baustelle mit wechselseitiger Verkehrsführung zwischen den Baumaschinen abbiegen muss... Die Rückgabe war dann aber kein Problem, da ich glücklicherweise nichts am Wagen beschädigt hatte. Mit dem Shuttle ging es dann zurück zum Terminal. Ein paar Deutschsprachige Businesskasper, die im Bus lautstark den daheimgebliebenen Chefs per Mobiltelefon Bericht erstatteten, stimmten mich freundlicherweise früher auf die Heimat ein, als es mir lieb war...