Volvo XC90 D5 AWD Kinetic | Hertz Jena

  • Volvo XC90 D5 AWD Kinetic | Hertz Jena


    Sorgt er für "den ganz großen Auftritt"?




    Während mein letzter Erfahrungsbericht über einen Volvo (Volvo C70 D3 Inscription | Hertz Jena) nicht ganz so positiv ausfiel, ist dieser im Ergebnis etwas ausgewogener aber zeigt auch ehrlich Schwächen auf. Ich hatte den XC90 nur für ein Wochenende, welches jedoch - wie einigen vielleicht aus den Nachrichten bekannt ist - von Hochwasser und Unwetter geprägt war, eine längere Fhart über die Autobahn stand auch an: beste Voraussetzungen um ein SUV auf Herz und Nieren zu testen.




    Anmietung
    Da ein Bekannter für seine Hochzeit ein weißes Auto benötigte, erklärte ich mich gerne bereit, über das Wochenende mal etwas anderes zu fahren und habe, das schlechte Wetter im Hinterkopf, an der Hertz Station in Jena gefragt, ob sie mir etwas passendes anbieten können. Ich hatte eine große Auswahl, doch der mir angebotene weiße 525d xDrive touring hatte einen Steinschlag und mir stand der Sinn nach etwas robustem. Schnell eine Gruppe R zum ADAC-Tarif online eingebucht und den XC90 als großes Upgrade bekommen. Insoweit sehr zufrieden :-)

    (Meine aktuelle Miete)



    Exterieur / Interieur
    Bereits auf den ersten Blick macht der Volvo XC90 nicht den Eindruck, zu der etwas neueren Generation von SUVs zu gehören, die in Form von BMW X5, Mercedes-Benz M- und GL-Klasse, VW Touareg, Porsche Cayenne und Audi Q7 die deutsche Innenstädte bevölkern. Und dies ist kein Wunder, wenn man bedenkt, dass der XC90 seit 2002 ohne größere optische oder technische Veränderungen produziert wird. Auch im Innenraum wird dies spürbar: grobe, große Plastikschalter, der rustikale Automatik-Wählhebel, das Navi mit dem freistehenden (ausfahrbaren) Bildschirm, der so alt ist, dass er von anderen Herstellern (Audi, BMW, Mercedes) schon wieder neu eingeführt wird, monochrome Displays, der analoge Tacho mit indirekter Beleuchtung - all dies dürfte eher Fans der skandinavischen Pragmatik ansprechen. Für Liebhaber deutscher, technokratischer Automobile nicht das Richtige. Für mich dürfte es etwas ausgefeilter sein, insbesondere die vollständig fehlende Ambientebeleuchtung erschwert die Bedienung bei Dunkelheit doch, da die Schalter und Knöpfe, sowie der Instrumententräger nur schlecht ausgeleuchtet werden. Auch die Bedienung des Navis mit einer Fernbedienung (!) oder über nur bei jedem dritten Klick reagierende Tasten hinter (!) dem Lenkrad macht den XC90 nicht zum optimalen Business-Begleiter. Das winzige Schiebedach (ungefähr so groß wie zwei iPad 4 nebeneinander) ist auch nicht mehr aus unserer Zeit. Selbst der schlichte Schlüssel mit 5 Knöpfen und ausklappbarem Schlüsselbart könnte zu einem Nutzfahrzeug gehören.


    Punkten kann er aber mit bequemen Sitzen, die zwar nicht mit Seitenhalt aufwarten aber dafür Couch-Feeling erzeugen. Wenngleich man bei einem 4,80m langen, 1,80m hohen und 1,9m breiten Fahrzeug ausreichend Platz im Innenraum und besonders im Kofferraum erwarten könnte, ist der XC90 ein Widerspruch in sich: er wird standardmäßig mit 7 Sitzen (3. Sitzreihe optional aufklappbar) ausgeliefert, soll ein Raumwunder sein. Dadurch geht aber die Höhe im Gepäckraumabteil verloren, auch die Tiefe ist nicht gegeben. Die 2. Sitzreihe ist wohl zu Gunsten des Kofferraums verschiebbar, dann fehlt aber den Passagieren im Fond der Platz. Um etwas großes zu transportieren, musste ich alle Sitze umklappen, den Wagen 10min lang komplett umbauen. Ansonsten sind nur die von Volvo angegebenen 249l Kofferraumvolumen (vergleichbar mit einem großen Cabrio) wirklich nutzbar. Die Zuladung von 550kg reicht auch kaum für 7 erwachsene Personen, selbst wenn sie auf Gepäck vollständig verzichten. Ganz hinten sollten auch nur Kinder sitzen.


    Ähnlich dem C70 sind die LED-Tagfahrlichter eigentlich die Nebelscheinwerfer,
    welche man jedoch nicht separat aktivieren kann, sodass diese nur dann leuchten, wenn man sie nicht braucht - nämlich bei
    Tag. Dafür hat der XC90 aber ein grelles Xenon (dafür nicht sehr homogen, sondern künstlich wirkend) mit sehr lebhaftem Kurvenlicht. Die Fahrlichtautomtik ist eher gewöhnungsbedürftig, ich hätte das Licht öfter eingeschaltet. Der Regensensor reagiert für ein SUV (das häufig mal durch eine Pfütze o.ä. fährt und Wasser nicht nur von oben abbekommt) zu träge, bei Regen jedoch gut.


    Fahrgefühl
    Soviel vorab: 200 PS (erst und nur bei 3.900 U/min) und 420Nm (von 1.900-2.800 U/min) verteilt auf 2 Achsen sind für ein 2,2 Tonnen schweres Fahrzeug nicht genug. Sicherlich mögen 205km/h und 10,5 Sekunden für 0-100km/h für ein solches Schiff ausreichen, doch fehlt dem XC90 das Gefühl von Souveränität wenn nicht sogar Überlegenheit, dass ein SUV unter anderem ausmacht. In einem X5 oder ML hat man schon mit den 3l Motoren stets das Gefühl, überholen zu können, der XC90 war bisher mein erster SUV in dem ich mir das jedes Mal gut überlegen musste. Der Motor klingt zwar stets zornig laut und angestrengt, das Ergebnis ist jedoch ernüchternd. Das Fahrwerk ist super weich abgestimmt, leider klappern die vielen Plastikteile im Innenraum trotzdem schnell, wenn es über Bodenwellen geht. Sehr zum Vorteil gereichten diesem XC90 die guten Continental CrossContact UHP 235/60 R18-Reifen. Da Jena dafür gute Voraussetzungen bietet, konnte ich ihn auch auf seine Geländegängigkeit und Watttiefe überprüfen. Obwohl man es von einer einfachen Haldex-Kupplung ohne Sperren, sogar ohne Bergabfahrhilfe oder höhenverstellbares Fahrwerk (automatische Niveauregulierung) nicht erwarten mag, hat sich der XC90 selbst auf schlammigen, steilen Wegen ohne große Mühen zielstrebig seinen Weg gebahnt. Besonders Instant Traction (anfahren ohne durchdrehende Räder) verdient dabei ein Lob! Auch bis zu 50cm tiefe Überschwemmungen konnte ich mit dem XC90 problemlos durchfahren, wenngleich die Watttiefe laut Hersteller bei 40cm liegen dürfte. Persönlich war ich von den guten Fahreigenschaften im Gelände positiv überrascht, an einen Range Rover kommt er nicht heran, liegt aber mit Touareg und ML beinahe gleichauf, auch ohne aufwendige Pakete. Ein technischer Unterfahrschutz ist auch dabei, etwas das man bei deutschen SUV oft vergeblich sucht oder teuer bezahlen muss. Der W-Modus (Winter-Modus) scheint lediglich ein Anfahren im 2.-3. Gang zu bedingen und ist angesichts der manuellen Schaltgasse und des Allradantriebs mit Instant Traction eigentlich überflüssig. Weitere Eingriffsmöglichkeiten in das Fahrverhalten bestehen nicht.


    Ausstattung

    - Allradantrieb AWD mit Instant Traction
    - RTI-Navigation
    - Gepäckraumnetz
    - dritte Sitzreihe (insgesamt 7 Plätze)
    - elektrisches Schiebedach
    - elektrisch verstellbarer Fahrersitz mit Memory, Fahrer- und Beifahrersitz beheizbar
    - 2-Zonen Klimaautomatik
    - Bi-Xenon mit Kurvenlicht-Funktion, LED-Tagfahrlicht
    - Multifunktions-Lederlenkrad
    - iPod/Bluetooth-Integration, Audiosystem High Performance Sound (klingt ganz gut, scheppert aber schnell wegen der vielen Plastikteile)
    - Einparkhilfe nur (!) akustisch und nur hinten - für dieses Fahrzeug inakzeptabel
    - Freisprecheinrichtung mit Bluetooth®-Schnittstelle
    - Innenspiegel mit Abblendautomatik
    - Regensensor
    - DSTC-Fahrdynamikregelung
    - Tempomat


    Fazit
    Der XC90 ist ein SUV für Personen mit normalen bis niedrigen Ansprüchen. Dafür kostet er in dieser Ausstattung aber auch (nur) knapp 55.550 EUR. Dafür gibt es ein ziemlich großes Auto, das flexibel Platz bietet, sogar für bis zu 7 Personen. Die gute Serienausstattung fällt positiv ins Gewicht, auch im Gelände macht er eine gute Figur. Für den Stadtverkehr dürfte der Motor etwas dezenter abgestimmt sein, auch eine PDC für vorne und optisch wäre ein Muss, da man nach vorne praktisch kein Ende vom Fahrzeug erkennen kann. Auf der Autobahn macht einem der Blick auf die Tankanzeige (68l Tankvolumen) schnell Sorgen, da der Volvo kaum unter 10l/100km zu bewegen ist, egal wo. Wenn man schneller als 160km/h fährt, ist der Verbrauch bei bis zu 13-14l/100km. Im Stadtverkehr fehlen Start-Stopp und Rekuperation.


    Pro:
    + komfortabel dank bequemen Ledersitzen und genügend Platz für 4-5 Personen
    + viele Ablagen im Innenraum, flexibler Innenraum
    + sehr gute Ausleuchtung der dynamischen Xenon-Scheinwerfer
    + gute Fahreigenschaften im Gelände und in der Stadt


    Kontra:
    - zu schwacher Motor, sehr laut
    - schwammiges Fahrwerk, wenig Rückmeldung von der Lenkung, insgesamt stößig
    - Audioanlage bei hoher Lautstärke etwas klapprig
    - sieht nicht mehr zeitgemäß aus, bedarf ingesamt einer Renovierung
    - schlecht ablesbare Instrumente, nur durch eine Art Spot beleuchtet, leuchten nicht selbst


    Technische Daten:
    - Leergewicht: ca. 2.200kg (ohne Sonderausstattung)
    - Motor: 2,0l D5 5-Zylinder Turbodiesel mit 200 PS bei 3.900 U/min
    - Höchstgeschwindigkeit: 205km/h (bin aber selber nie schneller als 170km/h gefahren)
    - 0-100km/h: 10,8sec
    - Drehmoment: 420Nm (bei 1.900-2.800 U/min)
    - permanenter Allradantrieb AWD mit Instant Traction
    - 6-stufige Geartronic-Automatik ohne Sportprogramm aber mit manueller Schaltgasse


    Verbrauch, Diesel: 10,2l kombiniert (laut Volvo unrealistische 8,2l).


    Für wenig Geld bekommt man viel Ausstattung, muss aber beim Design und der Funktionalität Abstriche machen. Schön für ein Wochenende aber nicht für eine Woche oder länger.

    Ganz zum Schluss noch zwei kurze Videos, eines bezieht sich eher auf die Hochwasser-Situation, das andere zeigt die Durchfahrt eines überschwemmten Bereiches. Die iPhone-Qualität der Fotos/Videos bitte ich zu entschuldigen.
    http://www.youtube.com/watch?v=02fCBWtkoPo&feature=youtu.be
    http://www.youtube.com/watch?v=VB9ZOsWrcFU&feature=youtu.be

  • Danke für den Bericht!


    Beim 2. Video hätte meine Freundin wieder die Hände vors Gesicht geschlagen wenn ichs gemacht hätte :D Aber was Pfützen, oder in deinem Falle eher Seen, angeht bin ich wie n kleines Kind. Immer schnell durch fahren und freuen.

  • Man muss aber auch bedenken, dass die Basis des XC90 schon 11 Jahre alt ist & dafür ist der XC90 ein echt gutes Auto.

  • Die Bilder und Videos von Jena schockieren mich grade ein wenig. Ich hätte nicht gedacht, dass es SO krass kommt mit dem Hochwasser. Wenn ich höre, dass die Schulen in Jena morgen und Dienstag geschlossen bleiben... Das ist alles echt böse zur Zeit grade.
    Und on Topic: Danke für den ausführlichen Bericht!

  • Danke für den Bericht und vorallem den Situationsbericht aus Jena. Sieht wirklich ziemlich übel dort aus 8|
    Der XC90 konnte mich auch vor 3 Jahren nicht übezeugen, als ich mit ihm nach Prag gefahren bin. Trinkt sehr viel, Lenkung viel zu indirekt und schwammig, Fahrwerk ebenfalls zu weich und der Motor zu unelastisch :thumbdown:
    Die SUVs von Volvo sind allesamt nicht mein Fall, im Gegensatz zu den anderen Modell die wiederum :118: sind!

  • Danke für den Bericht. Ich mag es auch durch Pfützen zu fahren. Nach dem Bericht bekommt man glatt Lust auch mal einen Volvo zu fahren :)

  • Optisch gefallen mir die Volvos sehr sehr gut, ob es nun der XC 90 ist, der V70 oder der XC70.


    Aber warum es nicht gelingt die Autos mal technisch auf den Stand der Dinge zu bringen … wirklich schade.

  • Optisch gefallen mir die Volvos sehr sehr gut, ob es nun der XC 90 ist, der V70 oder der XC70.


    Aber warum es nicht gelingt die Autos mal technisch auf den Stand der Dinge zu bringen … wirklich schade.


    Naja, dafür wird sich der XC90 wahrscheinlich immer noch zu gut verkaufen (USA etc.). Insofern poliert Volvo erstmal die Modelle auf, die in den letzten Jahren geschwächelt haben (Kompaktklasse mit dem V40 etc.).


    V70, XC60 und XC70 haben ja außerdem jetzt erst ein Technikupdate mit dem sehr schönen Navi und dem neuen Armaturenbrett des V40 bekommen und der Nachfolger vom XC90 kommt ja auch "schon" Ende 2014.

  • Ich hatte den XC90 auch mal übers Wochenende und war absolut unzufrieden. Im Cockpit fühlt man sich in die 90er zurück versetzt und der Motor ist wirklich abartig laut. Nie wieder...

  • Zitat

    Dafür kostet er in dieser Ausstattung aber auch (nur) knapp 55.550 EUR.


    Also günstig würde ich das nicht nennen. Das Angebot ausgewachsener SUVs unterhalb der Premiumklasse ist zwar begrenzt, aber du bekommst für 30000 BLP bereits einen Freemont Automatik Benziner mit Vollausstattung, und der ist noch grösser als der XC90. Auch die etwas kleineren Captiva und Antara sind mit Diesel-Motor und Vollausstattung kaum über 40000.
    Ich mochte den XC90 zwar eigentlich ganz gerne, aber ich finde, dass der Preis viel zu hoch ist für das, was der Wagen bietet.

  • "Etwas kleiner"? Die Dinger kannst du im XC90 in den Kofferraum stellen ohne die Rücksitzlehne umzuklappen. Sicher das du den Wagen nicht mit einem XC6ß verwechselst?


    Also lt Wikipedia ist der XC90 17cm länger. Das ist ein Stück, aber für mich immer noch die gleiche Grössenordnung und der Captiva ist auch 7-Sitzer. Aber stimmt schon, der Captiva ist damit so lang wie der XC60. Bleibt noch der Freemont zum Vergleich, der ist gleich 9cm länger als ein XC90.

  • Dennoch hat der XC90 knapp 400l mehr maximales Kofferraumvolumen als der Freemont. Stell die beiden Fahrzeuge mal nebeneinander, konfiguriere dir den Freemont mal mit Diesel , Automatik und Allrad und dann schau dir an ob der Preisunterschied es wert ist.


    MfG Jan

  • Stell die beiden Fahrzeuge mal nebeneinander, konfiguriere dir den Freemont mal mit Diesel , Automatik und Allrad und dann schau dir an ob der Preisunterschied es wert ist.


    Naja, wir reden hier noch von 500 Euro Unterschied, sondern schon von rund 13.000 Euro zwischen dem XC90 D5 AWD (Volvo Basis 48.500 €) und Freemont 3.6 V6 AWD (35.290 €, der größte Diesel kostet ungefähr genauso viel).


    Der Vovlo bietet mit Sicherheit von allem ein bisschen mehr (Länge, Platz, Radstand, Laderaum), kostet aber auch eine Stange Geld mehr.

  • Naja, wir reden hier noch von 500 Euro Unterschied, sondern schon von rund 13.000 Euro zwischen dem XC90 D5 AWD (Volvo Basis 48.500 €) und Freemont 3.6 V6 AWD (35.290 €, der größte Diesel kostet ungefähr genauso viel).


    Eigentlich sogar von eher 18000-19000 EUR Unterschied, denn in den 35000 EUR Freemonts sind Lederausstattung, Navi, Bluetooth, Keyfree-System (gibt es das überhaupt für den XC90?), Alpine Audio System und Kleinkram wie Lichtsensoren schon serienmässig. Der Volvo ist für 48500 noch sehr nackt und man braucht rund 5000 EUR, damit sie vergleichbar konfiguriert sind. Wobei ich vor allem 2400 EUR für das völlig veraltete Volvo-Navi krass finde.

  • Siehste mal, so genau habe ich das garnicht kontrolliert. Kenne mich weder mir Volvo noch mit Fiat aus. :D


    Aber es bleibt fest zu halten, dass der XC90 schon sehr teuer. Natürlich macht er viel richtig aber das hat halt auch seinen Preis.

  • Der Fiat wird aber sicher nicht die (Haupt)konkurrenz für den XC90 sein. Zumal der Freemont ja ein Van und kein SUV ist. Und wenn man dann mal schaut, was ein vergleichbarer X5, ML 250 CDI, VW Touareg kostet, ist der XC90 wieder ein Schnäppchen. ;)