Alfa 4c Spider | Eine Liebeserklärung am Großglockner

  • Der 4c ist wie eine temperamentvolle Freundin: wunderschön und hoch emotional. Sie verlangt deine ganze Aufmerksamkeit. Gibst du sie ihr nicht läuft sie schon mal einer fremden Spurrille nach. Ihr Klang und ihre Stimme verführen dich, aber manchmal, da schreit sie dich einfach nur an.



    Gerade weil der Alfa seine Macken hat und nicht perfekt ist (und auch gar nicht perfekt sein will) reizt er mich so sehr. Es fühlt sich irgendwie echt an und es fühlt sich ehrlich an. Im Juni hatte ich das Glück mich eine Woche von ihm verführen zu lassen.



    Das Auto


    Unsere Reise beginnt in München. Die Sonne lacht, ich öffne das Dach und verstaue es im Kofferraum. Das Ausparken ist etwas unangenehm. Die Sicht zur Seite bzw. zum Bordstein ist extrem bescheiden, nach hinten piepsen die Parksensoren lauter als bei einem Reisebus, der Motor weckt alle Nachbarn im Umkreis von 3km und durch die fehlende Servolenkung muss ich immer einmal mehr vor- und zurücksetzen als bei einem „normalen“ Auto. Ist er aber erstmal auf der Straße kann man jede Minute mit ihm genießen!



    Der Alfa gibt eine ganze Reihe von Klangfacetten von sich, die sich stark davon unterscheiden ob das Dach geöffnet oder geschlossen ist. Bei geöffnetem Dach hört man sein Gebrabbel schon wunderbar im Stand beim Motorstart. Das Gas muss nur gestreichelt werden und er grummelt mit einer tiefen Stimme vor sich hin. Unter Volllast wird er richtig böse und quittiert jeden Schaltvorgang mit einem lauten Knall (beim ersten Mal im Tunnel habe ich mich fast ein bisschen erschrocken). Wie diese Abgasanlage ihre Zulassung bekommen hat ist mir ein Rätsel. Bei geschlossenem Dach wird der Motor spürbar leiser, dafür ist das Turbopfeifen umso präsenter.


    Wenn sich der Porsche Fahrer nach dir umdreht…




    … und sogar Motorradfahrer den Daumen heben und fragen „Was kann er denn?“ – 1,8 Liter Motor mit 240 PS – „Wow, der klingt richtig klasse“, dann weißt du das du im 4c sitzt.



    Die Tour


    Teil 1: Der Walchensee

    Auf der Landstraße geht es Richtung Süden, das erste Ziel lautet Kochelsee. Von dort führt mein Weg über die legendäre Kesselbergstraße hoch zum Walchensee, wo der Alfa am See posieren darf.






    Da es bekanntlich auch auf die inneren Werte ankommt…




    Teil 2: Der Plansee

    Bei Oberau fahre ich auf die B23 Richtung Oberammergau, die sich den Weg nach Ettal hochschlängelt. Dort wechsele ich auf die Landstraße Richtung Reutte, die gut ausgebaut und kurvig ist. Hier ist der Alfa voll in seinem Element. In Österreich empfängt uns der Plansee in der Senke zwischen zwei Gebirgsketten.




    Teil 3: Die Großglockner Hochalpenstraße

    Die Fahrt über die A8 Richtung Salzburg ist ein reines Mittel zum Zweck. Autobahnfahrten sind mit dem 4c richtig unangenehm. Er ist unfassbar laut, selbst bei geschlossenem Dach, und wird ab 150 km/h spürbar unruhig. Wir erreichen den Großglockner gegen 19 Uhr, eine perfekte Zeit, da das Ticket dann 10 Euro günstiger (trotzdem noch 25 Euro) und die Straßen komplett leer sind. Was soll ich sagen, die Anfahrt hat sich gelohnt. Die Hochalpenstraße hat eine Kehre nach der Anderen: Rausbeschleunigen, Schalten *rotz* weiter Gas geben, Schalten *knall*, in die Kurve reinbremsen, Runterschalten *brabbel*, stark einlenken und wieder von vorne. Zwischenfrage meiner Freundin:


    „Wird das nicht irgendwann langweilig?“




    Nein, wird es nicht. Kein bisschen. Wirklich nicht. Es wird vielleicht irgendwann anstrengend, aber es macht in jeder Kurve aufs Neue einen Heidenspaß. In der Dämmerung erreichen wir unsere Pension in Heiligenblut, einen Ort den ich als Übernachtungsmöglichkeit wärmstens empfehlen kann. So herzlich wurde ich seit langem nicht mehr empfangen.



    Am nächsten Morgen brechen wir gegen 10 Uhr auf. Ein zweiter Tag auf der Mautstraße kostet nur 10 Euro und wird von uns ausgiebig genutzt. Auf der südlichen Passseite herrscht noch wenig Betrieb, daher bleiben wir zunächst hier. Neben der genialen Hochalpenstraße ist auch die Landschaft sehr sehenswert.




    Auf 2.500m Höhe leben sogar noch Murmeltiere.



    Als wir die Mautstraße beinahe schon wieder Richtung Heimat verlassen sehe ich eine Fata Morgana – eine ganze Gruppe Alfas pausiert am Straßenrand, die Fahrer winken uns zu. Sofort stelle ich mich zu ihnen.


    „Wir fahren hoch zum Biker-Treff, fahren Sie ein Stück mit?“



    Na klar, muss ich ja quasi! So reihen wir uns ein in die Runde und lauschen dem Konzert von 19 startenden Alfas. Was für eine Symphonie! Jeder (!) der Alfas hatte die Sportabgasanlage verbaut. Mit ihnen den Berg hochzujagen war ein ganz besonderes Erlebnis. Die Leute am Straßenrand winkten uns zu und filmten die Kolonne.



    In der nächsten Pause quatschen wir mit den anderen Fahrern. Ein 4c Autohändler hat die zweitägige Tour organisiert, die sie einmal im Jahr gemeinsam unternehmen. Wir winken ihnen zum Abschied als sie ihre Reise Richtung Süden fortsetzen und machen uns selbst auch auf den Heimweg.


  • Wunderschöner Bericht. Da ich selbst privat Alfa fahre, 10km vom Kesselberg entfernt wohne und ein großer 4C Fan bin hatte ich meine wahre Freude am Lesen :thumbup: Die Kolonne ist umso geiler, war bestimmt ein Erlebnis mit denen über die Bergpässe zu fahren. Ach, ich muss den 4C auch unbedingt mal fahren :117: