Mercedes-Benz CLS450 4Matic Coupé (C257) | Sixt

  • Am vergangenen Wochenende hatte ich durch Sixt die Möglichkeit den neuen CLS als 450er zu testen.




    Mit knapp 12tkm auf der Uhr kam er in Diamantweiß und AMG-Line daher. Der BLP beläuft sich auf 89.327€.



    Die Optik


    Der CLS ist optisch sicher ein Auto, welches nicht jedem gefällt. Als der CLS letztes Jahr vorgestellt wurde war ich zunächst sehr enttäuscht. Die Front gefiel mir zwar, aber das Heck war für mich eine Katastrophe. Mit der Zeit hat sich das etwas geändert: Die Front gefällt mir unwahrscheinlich gut. Die Ähnlichkeit - bzw. man sollte lieber Gleichheit sagen - zur neuen A-Klasse ist dabei unverkennbar. Mit dem AMG-Line Exterieur kommen die großen Öffnungen mit luftleitender Wirkung und der tolle Diamantgrill hinzu. Die Front wirkt insgesamt scharf gezeichnet und aggressiv.



    Die Nase über dem Zentralstern ist nun der Teil der Front, der am weitesten vorsteht. Dies soll auf eine Haischnauze anspielen.


    Details



    Ich bin kein Freund von weißem Lack, jede Farbe wäre mir lieber gewesen. Bei dem Weiß handelte es sich aber zumindest um Diamantweiß. Eine Designofarbe für knapp 2.000€ Aufpreis. Die Menge an Metallicpartikeln ist unfassbar hoch. Besonders mit geringem Abstand fetzt der Lack unheimlich.

    Die neuen "Aero"-Felgen im Mercedes Sortiment machen wirklich was her und passen meiner Meinung nach sehr gut zum Fahrzeug.

    Die Multibeam Scheinwerfer sind beim CLS schmal und scharf gestaltet. Das Tagfahrlicht hat eine Art Glasfaser-Leiteffekt, was mir außerordentlich gut gefällt.



    Meine größte Skepsis beim neuen CLS galt dem Heck. Das neue Rückleuchtendesign wollte mir so gar nicht zusagen und auch das sehr rundliche Heck passte irgendwie nicht. Auf Bildern und generell bin ich weiterhin nicht ganz glücklich damit. In Natura ist das Ganze jedoch halb so wild, was ich unerwartet fand. Die reine Heckleuchte, die live sehr dreidimensional wirkt, übernimmt sogar ein Element der vorherigen Rückleuchtengeneration. In ihrem Inneren findet sich nämlich auch der Stardusteffekt, welchen man von der aktuellen E und S-Klasse kennt.


    Interieur




    Beim Interieur hatte ich gehofft, dass der CLS sich etwas mehr von seiner E-Klasse Basis absetzt. Dies ist praktisch nicht der Fall. Das Interieur gleicht dem eines E-Klasse Coupés bis auf wenige Details. Die Türtafeln sind im oberen Bereich etwas anders und die Lüftungsdüsen sind beim CLS optional beleuchtet. Das war es mehr oder weniger an Differenzierung.

    Nichtsdestotrotz ist das Cockpit und der Innenraum wirklich toll designt. Die Verarbeitung und die Materialwahl ist bis auf zwei Ausnahmen wirklich auf einem guten Niveau. Die Ausnahmen sind die Mittelkonsole in Hochglanzplastik und das Brillenfach. Das Brillenfach ist unfassbar billig und aus sehr dünnem Plastik. Die Mittelkonsole ist ja ein bekanntes Problem. Einfache Abhilfe bietet hier die Wahl von Holz als Dekor. Das Hochglanzplastik ist dem Wagen einfach unwürdig (gilt für alle Mercedes Modelle). Es verkratzt sofort, ist der reinste Staubmagnet und sieht darüber hinaus nicht mal gut aus.



    Die teilelektrischen Sitze bieten guten Komfort und jede Menge Seitenhalt. Das Leder ist ziemlich gut und ein Unterschied wie Tag und Nacht im Vergleich zum Dakota"leder" bei BMW. Genau wie beim neuen A7 habe ich jedoch das Problem mit Sitz auf niedrigster Position, dass meine Haare die Decke berühren. Das Maß zwischen Sitzefläche und Dach scheint identisch zu sein. Lösung wäre sich das sowieso ziemlich kleine Schiebedach zu sparen.



    Auf den ersten Fotos vom neuen Lenkrad-Bedienkonzept dachte ich nur: Ohje, das wirkt ja sehr überladen. Nun wo ich das Lenkrad ausgiebig nutzen konnte, muss ich aber sagen, dass es ein positiver Fortschritt ist. Man kann sowohl Bordcomputer, als auch das Comandsystem komplett mit den Knöpfen bedienen. Zudem wirken die Tasten und die Flächen herum durch das matte Aluminium sehr hochwertig. Weiterhin gefallen mir die sensitiven Wischpads in der oberen Mitte extrem gut. Mit diesem Lenkrad muss man seine Hände einfach gar nicht mehr vom Lenkrad nehmen.



    Highlight des Innenraums ist bei Dunkelheit jedoch die Ambientebeleuchtung. Generell ist die Ambientebeleuchtung bei vielen Mercedes schon ein tolles Feature. Mit den beleuchteten Lüftungsdüsen setzt der CLS dem Ganzen jedoch die Krone auf. Genau wie in der E-Klasse gibt es auch hier verschiedene mehrfarbige Farbthema. Hierbei wechseln die Farben der verschiedenen Elemente der Ambientebeleuchtung langsam durch je nachdem welches Thema gewählt wurde. Stellt man die Mehrfarbigkeit aus, kann man zwischen 64 Einzelfarben wählen.



    Wie immer bei Mercedes fällt die Qualität der Rückfahrkamera bzw. der 360° Kamera auf. Das Bild hat absolute HD Qualität. Was jedoch immer etwas nervt ist das manuelle Anwählen der Kamera (beim Rückwärtsfahren geht sie natürlich automatisch an). Will man sie aktivieren, muss man zunächst den PDC Knopf drücken und anschließend runterscrollen zum gewünschten Kamerabild. Auch gibt es in der 360° Ansicht keine tollen Perspektivspielereien wie bei BMW oder Audi.

    Das Platzangebot des CLS auf der Rückbank ist überschaubar, aber ausreichend. Normalgroße Personen finden gut Platz. Ich habe mit meinem 1,96m aber erhebliche Probleme was Kopffreiheit angeht. Der Kofferraum ist groß, aber nicht so groß wie der des A7, welcher zusätzlich den Vorteil der riesigen Kofferraumklappe hat.


    Antrieb



    Entscheidend ist bei diesem CLS jedoch was unter der Haube steckt. Bei dem neuen 450er Motor (M256) handelt es sich um einen Reihensechszylinder mit einem integrierten Startergenerator (ISG), also um einen Mildhybriden. Es ist der erste (Groß-)Serienmotor ohne Riemen. Mit dem 48V Bordstromnetz übernimmt der ISG die Funktionen des Generators und des Anlassers. Desweiteren kann der ISG bis zu 16kW (22PS) und 250Nm Leistung auf den Antriebsstrang freigeben. Angezeigt wird dies im unterem Bereich des Drehzahlmessern über ein Powergage. Daneben befindet sich die Chargeanzeige. Durch den ISG ist es nämlich auch möglich zu rekuperieren und motorlos zu segeln. Ich habe trotz der Kürze der Zeit versucht in einem kleinem Video die Möglichkeiten zu zeigen:



    Geht man auf normaler Strecke bei gleichbleibendem Tempolimit vom Gas, lädt er ISG zuerst kurz und macht dann sofort den Motor aus und segelt ruhig dahin. In der Ebene wird man dabei natürlich aufgrund des Rollwiderstandes der breiten Reifen immer langsamer. In hügeligen Gegenden hält man bei leichten Bergabpassagen teils kilometerlang dieselbe Geschwindigkeit. Kommt nun ein niedrigeres Tempolimit - wie im Video zu sehen die Ortschaft - weiß das System dies. Die Daten dafür kommen sowohl vom Navi als auch von der Schildererkennung. Der ISG fängt dann im ersten Moment an mit etwa halber Kraft zu rekuperieren, dann mit voller Leistung. Genau wie bei Elektroautos muss man praktisch nicht selbst auf die Bremse steigen. Die Bremswirkung durch die Rekuperation reicht aus um kurz hinter dem Schild des neuen Tempolimits die passende Geschwindigkeit zu erreichen. Die Rekuperation steigt dann aus und es kann wieder motorlos gesegelt werden. Das Ganze funktioniert nur im Eco Modus. Was im Video auch klar zu sehen ist, ist wie unfassbar schnell der Motor wieder startet dank des ISG.


    Fahren


    Der CLS fährt sich wirklich gut. Die Lenkung ist nicht zu straff und nicht zu leichtgängig. Das Fahrwerk wirkt auf Anhieb hart, ist es aber eigentlich gar nicht. Es ist besonders gut für die Autobahn ausgelegt. Es fängt Schläge und Querfugen komfortabel ab, liegt gleichzeitig aber sehr gut in Kurven ohne merkliche Neigung des Fahrzeugs.

    Die 367PS und 500Nm des Motors gepaart mit dem E-Boost treiben einem bei jedem Beschleunigen das Grinsen ins Gesicht. Die 9G-Tronic harmoniert ziemlich gut mit dem Motor.

    Der Klang ist zudem auch gut und dem Fahrzeug sehr angemessen (vgl. Video). Kommt beim A7 55TFSI kaum ein Ton aus der Abgasanlage und erst recht nichts in den Innenraum, so kann man im CLS stets den tollen Klang und die Souveränität eines Reihensechszylinders wahrnehmen.

    Ich freue mich aber auch auf den Erstkontakt mit der von AMG überarbeiteten Variante des Antriebs im E/CLS53.


    Assistenzsysteme



    Der CLS verfügte über das Fahrassistenzpaket Plus. Hierzu gehören Distronic Plus (Abstandsregeltempomat), Totwinkelwarner, aktiver Spurhalteassistent, aktiver Spurwechselassistent und Presafe.

    Gerade im Vergleich zu den zuvor im A7 getesteten Assistenzsystemen ein extremer Unterschied. Beim A7 reagierte das ACC recht früh und ruppig und der Spurhalteassistent pendelte so unfassbar stark in der Spur, dass der hinter einem Fahrende denken musste man wäre sturzbetrunken am Steuer. Die Systeme im CLS funktionieren hingegen sehr gut, wenn auch nicht perfekt. Der Spurhalteassistent macht sogar in Baustellen einen guten Job. Er hält einen grundsätzlich sehr mittig in der Spur ohne irgendwelche Pendelbewegungen. Der Spurwechselassistent ist für mich eher noch eine Spielerei, aber auch dieser funktioniert sehr gut. Mittlerweile reicht es hierfür den Blinker anzutippen. Dann wird vom Fahrzeug schnell geprüft ob die Spur frei ist, auf die gewechselt werden soll und schon beginnt der Spurwechsel. Gewöhnungsbedürftig ist, dass das Blinken solange geht bis der Spurwechsel abgeschlossen ist. Dies ist auch der Fall wenn man eigenständig die Spur wechselt, wenn der Assistent weiterhin eingeschaltet ist.


    Verbrauch



    Elektrifizierter Antrieb schön und gut, aber was bringt das eigentlich? Angegeben ist der CLS450 4Matic mit 7,8-8,0l. Auf den 1226km die ich gefahren bin, hatte ich einen Verbrauch von 7,9l/100km, was auch errechnet so stimmt. Das finde ich ganz schön beeindruckend. Auf einem sparsamen Abschnitt war der Verbrauch sogar bei teilweise knapp unter 7l. Gefahren bin ich hauptsächlich Autobahn. Bei mäßigem Verkehr bin ich 130/140 gefahren bei unbegrenzt, bei wenig Verkehr am Samstagabend stets 150 bei unbegrenzt. Ja, ich habe schon bewusst auf den Verbrauch geachtet. Im Alltag, wenn ich weniger oft darauf schauen würde, läge ich gewiss eher bei 9-10l. Aber auch das ist für die gebotene Leistung und das hohe Fahrzeuggewicht von 1940kg vollkommen in Ordnung. Bei selber Fahrweise hatte ich beispielsweise den A4 2.0 TFSI (252PS) mit Quattro bei sehr ähnlichem Verbrauch. Der A4 ist jedoch knapp 400kg leichter und hat fast 130PS weniger (E-Boost mal eingerechnet).

    Zudem wird angezeigt wieviele Kilometer man (motorlos) gesegelt ist. Fast 10% der Zeit/Kilometer wurde demnach nichts verbraucht. Dies ist durchaus beeindruckend und begünstigt den Verbrauch natürlich positiv.


    Fazit




    Der neue CLS ist ein sehr gutes Auto. Über seine Optik kann man streiten, über den Antrieb meiner Meinung nach nicht. Das Antriebskonzept ist zukunftsweisend, macht Spaß und ist sowohl performant als auch sparsam.

    Das Interieur ist mit wenigen zusätzlichen Optionen (Holzdekor, Soundsystem...) ein Hingucker und sehr angenehm.

    Insgesamt hat mir der CLS wahnsinnig gut gefallen und ich habe mich sehr schwer getan ihn wieder abgeben zu müssen. Er war darüber hinaus in vielerlei Hinsicht subjektiv und objektiv besser als der Konkurrent aus Ingolstadt.

    Würde man Diamantweiß, Schiebedach und Leder einsparen, könnte man Burmester, Holzdekor und HUD reinstecken und wäre bei gleichem BLP aber besserem Auto.


    Tl;dr: Tolles Auto, gerne wieder (nur nicht zum Preis von XSAR)

    Einmal editiert, zuletzt von Sundose ()

  • Kann in Vielem zustimmen. Hatte ja gerade den kleinen Bruder (CLS 300d) übers WE.

    Kein schlechtes Auto. Der Klavierlack auf der Mittelkonsole ist einfach Mist..

    Grus

    Momper