Apropos M5 - auf Wunsch von AutoBuddy nun mehr dazu.
Ich bin großer Fan des G30 und hatte ihn in fast allen Versionen. Als 550i hat er mir besonders gut gefallen. Und so war klar, dass ich ihn wieder mit dem V8 brauche, wenn die Gelegenheit kommt. Und das ist jetzt.
Für einen schmalen Taler freiwillig gezahltem Ups und XDAR begleitete mich der M5 an die Küste. Buchstäblich an die Küste.
Kenner der nördlichen Gefilde wissen: das ist Kiel. 2x in die Hanse aufgenommen, 2x wieder rausgeworfen, da man Piraten Zuflucht geboten hat. Das wissen die wenigsten - Kiel, Somalia der Ostsee.
Dorthin also brachte mich LA LA. Und damit sind wir bei einem Pferdefuß - der Lala aus den Blasinstrumenten. Natürlich, ein V8 ist ein V8, ein M ist ein M, aber: Mein M550i in 2018 hatte keinen OPF, der 2020er M5 ist ein OPFer. Fast Kein Ploppen, kein Röcheln, nur ein dumpfes Blubbern kommt aus dem Heck. Nachbars Katze und der Nachbar können schlafen, auch in Sport+.
Das ist ja eigentlich schön, nimmt dem Wagen aber doch mehr Emotionen, als ich gedacht habe. Viel Lob bekam er von einer eher alternativ angehauchten Mitfahrerin, die überrascht war, wie unaufgeregt und leise er im Vergleich zu einem Polo 9N beschleunigt. In Sport+... Liebe M GmbH, das ist ein Diss in einem Kompliment.
Was er spürbar besser kann als ein Polo ist, unaufgeregt und doch kurzfristig bei Tacho 265 in den Begrenzer zu rennen. Ein M6 kann das nicht besser, er ist sogar ist etwas langsamer im Sprint - aber aufregender. Die A1 wurde unser Zeuge.
Und sonst? Das Material im M5 ist das des 5ers. Gute Gene also, auch wenn BMW für mich in der Verarbeitungsqualität nicht an Mercedes heran reicht: Für Piraten ausreichend Chichi.
Sitzbelüftung, Harman Kardon, dreihundertfach verstellbare Sportsitze mit beleuchteten Logos, HUD, die wichtigsten Assistenten inkl ACC, aber das Park-Kino hat nur 2D Klassiker im Rückblick. Ob der Vormieter deshalb beide Felgen vorn angehauen hat? Vielleicht war er doch aufgeregt?
Denn hat man sich erst einmal daran gewöhnt, dass einen niemand böse anguckt, wenn der Wagen angeht, erfreut man sich, wie er weggeht. Mit DSC aus und RWD auch ganz klassisch, aber das überlassen wir den AMG Fahrern - die dürfen Emotionen.
Dafür im BMW, auch bei Nässe und beim Abbiegen: Die Reifen Krallen sich in den Asphalt und nach einem kurzen Chrchrkk und dank kaum merklicher Eingriffe ist man über die Kreuzung und kurz darauf aus dem Sichtfeld der meisten Verkehrsteilnehmer entwischt.
Ich habe dem CLA45 an anderer Stelle vorgeworfen, sehr Playstation Auto zu sein, verglichen mit dem M2. Im Duell M5 vs E63 ist es für mich umgekehrt. Der E63 hat mehr Emotionen, mehr Feuer, mehr Sound, fühlt sich echter an.
Aber ohne sie durch die Eifel geprügelt zu haben, würde ich annehmen, dass der M5 als erstes wieder draußen ist. Präzise, messerscharf, kontrollierbar. Und für sich betrachtet auch nicht unterkühlt.
Nicht nur wegen der Außentemperaturen: Egal wie sehr oder wie wenig ich die 605 Pferde gefordert habe, unter dem Auto bildet sich eine Sauna, das können Sidepipes kaum besser können. Selbst in Efficiency.
Apropos... efficiency... Immerhin habe ich "nur" glatt 15 Liter Super+ je 100km nachgefüllt. Das ist zwar nicht wenig, aber der E63 hat für seine Emotion im Februar 1,5 Extraliter gewollt. Vernünftig ist eh was anderes und so werden diese Autos langsam aussterben.
Mit Recht. Und es ist trotzdem schade. Denn pure Vernunft darf niemals siegen. Darum würde ich beide gern wieder fahren, den E63 mit dem Herz und den M5 mit dem Kopf.
PS: Mein unendlicher Dank geht an das Team der Station Bad Godesberg, die diese Anmietung zu einem erwartbaren und doch unerwarteten Highlight gemacht hat.
Wieder einmal.
PPS: Mein Dank geht auch an die BMW Assistance - Auf dem Weg zur Foto-Location schepperte und schrie es aus der Vorderachse, als hätte ich die Notbremse eines Zuges betätigt. Bei kälter Bremse im entspannten Stadtverkehr.
Nach einem kurzen Stopp und einem wenig erhellenden Gespräch mit Sixt ("Ich kann ihnen nicht sagen, was das mit ihrer Haftung macht, wenn sie den Wagen auf eigener Achse zur Station fahren und dann mehr kaputt geht, aber es kann sonst sehr lange dauern. Wichtig ist nur: wollen Sie DAS?!") kam die Lösung nämlich einfach und sehr, sehr freundlich daher. Ein Stück vorgefahren, angehalten, nun rückwärts beschleunigt und bei ca 20 voll in die Bremse. Der Stein flog aus der Bremsanlage, das Gejaule war vorbei.
und natürlich den M5
das war aber nicht zufällig eine von denjenigen alternativen mitfahrerinnen, die als bezahlung zunächst "naturalien" und dann selbst gebastelte karma-gutscheine anbeiten? ich glaube ich hab meine noch.
