Etwas über ein Jahr ist es nun her, dass ich das letzte mal einen Mercedes gefahren bin. Damals - noch dümmer und naiver als jetzt. Am Ende der Miete war ich aber doch angetan vom E450 4matic T-Modell.
Nun wurden 4 von 5 LWAR-Mieten in 2020 mit einem Audi A6 bedient (teilweise gewollt) und ich habe keine Lust mehr! So steht in jeder der kommenden Reservierungen, dass ich nicht mit einem Audi A6 bedient werden möchte.
Nachdem es zum Dresden-Stammtisch nicht geklappt hat und dort der ein oder andere Mitforist über den (für mich) ungewöhnlich Request überrascht waren, gab es eine Woche später die zweite Chance.
Für einen Roadtrip nach Dänemark wurde ein Kombi benötigt. Die Anforderungen waren einfach: Platz, Diesel, kein A6.
Letzteres hätte fast nicht geklappt, da am Mittwoch vor der Miete erneut ein Audi A6 allroad geblockt wurde. Nach einer kurzen Mail an die Station war der Block verschwunden und am Freitag morgen erblickte ich einen E300d in der App.
So ein bisschen Bange hatte ich ja schon, da die Fahrzeuge erfahrungsgemäß nicht klassengerecht ausgestattet sind. Aber ich dachte mir: "nimmst halt mit, haste mal was anderes.".
Das Fahrzeug
Die Mercedes-Benz E-Klasse (intern Baureihe 213) wird seit Ende 2016 als Limousine (W213), T-Modell (S213) und höhergelegter Kombi "All-Terrain" (X213) im Mercedes-Werk Sindelfingen gebaut. Im Werk Bremen wird die E-Klasse zusätzlich noch in der abgewandelten Baureihe 238 als Coupé (C238) und Cabrio (A238) gebaut. Neben den klassischen Modellen bietet Mercedes-AMG die E-Klasse auch als Sportmodell "E53 4matic+" und "E63(s) 4matic+" an.
Die Baureihe basiert auf der "Mercedes Rear Architecture" (MRA), auf der auch die C- sowie die S-Klasse basieren.
Man kann die Baureihe 213/238 mit 4-, 6- und 8-Zylinder-Motoren mit einer Leistungsspanne von 135 bis 450kw (184 bis 612PS, in einigen Märkten auch mit 115kw (156PS)) bestellen. Grundsätzlich verfügt die E-Klasse über einen Hinterradantrieb, für viele Motoren ist aber auch der Allradantrieb 4matic (4matic+ in den AMG-Baumustern) erhältlich.
Im Frühjahr 2020 wurde die Modellpflege (MoPf) der E-Klasse vorgestellt. Bei unserem Fahrzeug handelt es sich jedoch um einen "vorMoPf".
Wie bereits erwähnt halten sich die E300d Ausstattungsmäßig eher zurück, verbaut war in meinem Fahrzeug:
040 - schwarz uni
601 Stoff/Kunstleder Kombination
14U Smartphone Integration
30P Ablagepaket
414 Schiebedach, elektrisch, in Glasausführung
448 Touchpad mit Controller
4R7 Winterkomplettrad 18"
550 Anhängevorrichtung mit ESP Anhängerstabilisierung
736 Zierelement Holz Esche offenporig schwarz
737 Mittelkonsole in Holz Esche offenporig schwarz
840 Privacy-Verglasung
868 Media-Display
873 Sitzheizung vorne
875 Scheibenwaschanlage beheizt
P31 AMG-Line Exterieur
P29 AMG-Line Interieur
P44 Park-Paket mit Rückfahrkamera
R65 Ergonomie-Paket
U26 AMG-Fussmatten
Das ergibt einen Bruttolistenpreis von ~74.000€
Für einen etwas ruhigeren Puls sorgte die verbaute AMG-Line, wodurch die E-Klasse gleich deutlich besser aussieht.
Erkennbar ist die AMG-Line an den sportlich gestalteten Stoßfängern vorne und hinten, den Kühlergrill mit zwei Lamellen sowie dem Zentralstern im Kühlergrill. Daneben gibt es noch die Avantgarde, ebenfalls mit Zentralstern, sowie die Exclusive-Ausstattung mit Plakettengrill und Stern auf der Motorhaube.
Links und Rechts neben dem Kühlergrill finden wir die High-Performance LED-Scheinwerfer vor. Diese sind ab Modelljahr 2019 Serie, vorher gab es Halogen-Scheinwerfer in der Basis. Top-Notch ist hier aber das Multibeam-LED, welches 84 LEDs pro Scheinwerfer bietet und so der Verkehr dynamisch aussparen kann.
In der Seitenansicht fällt direkt die lang gestreckte Seitenlinie mit dem wirklich Kombi-Artigen Dachverlauf auf. Verglichen mit bspw. dem Audi A6 ist die Seitenlinie nicht so dynamisch, das sorgt aber für einen riesigen Kofferrau, welcher normal bereits 640l Volumen bietet. Klappt man die Rückbank um, erhält man sagenhafte 1820l Kofferraumvolumen. Damit ist die E-Klasse der Lademeister in seiner Klasse.
Am Heck finden wir die Diamant-Rückleuchten vor, die ich nach wie vor echt hübsch finde.
Da wir hier einen Diesel haben, sind beide Auspuffblenden FAKE, aber das macht Mercedes ja schon seit Jahren. Ansonsten ist das Heck klassisch für einen Kombi. Die Heckklappe lässt sich elektrisch öffnen.
Ungewöhnlich finde ich die Position des Schalters für die Anhängekupplung. Dieser ist oben in der Heckklappe verbaut und nicht wie bspw. bei Audi oder BMW rechts/links im Kofferraum.
Der Motor
Hier im E300d ist der OM 654 D20 SCR (OM = Oelmotor (Diesel), 654 = Baureihe, D20 = Hubraum gerundet, SCR = Abgasnachbehandlung). Dieser stellt hier 180kw (245PS) und 500NM Drehmoment bereit.
Angeflanscht ist der Motor an das Mercedes 9-G-Tronic Wandlergetriebe.
Bei diesem Fahrzeug wird die gesamte Kraft an die Hinterräder geleitet.
Wenn man den Motor startet bekommt man erst einmal so ein typisches Taxi-Feeling. Einigen wird das vermutlich aufstoßen, aber ich war fein damit. Der Motor harmoniert wirklich sehr gut mit dem Wandlergetriebe und tut seinen Dienst ohne irgendeine Form der Anfahrschwäche.
Das Triebwerk lädt sehr zum entschleunigten Fahren ein, was dann auch mit Verbräuchen von um die 5 Liter/100 km belohnt wird.
Bei Tempomat 130km/h nimmt der Motor sich 5,5l/100km, bei Landstraßentempo mit 90km/h sind es sogar nur 3,5l/100km! Dazu eine lustige Anekdote: Am Samstag habe ich frühs getankt. Da man in Dänemark meistens eh nur 80-90km/h auf der Landstraße fahren darf, stieg die Restreichweite unermüdlich an. Bei 1124km war dann Schluss (wohlgemerkt: zu dem Zeitpunkt war ich bereits ca. 120km gefahren).
Bei normaler Fahrweise auf deutschen Straßen sehe ich realistische 5-6l im Verbrauchstacho.
Wenn man schnell fahren möchte erlaubt einem der Motor das natürlich. Allerdings merkt man dann irgendwann doch das hohe Gewicht des Kombis, so dass es oberhalb von 200km/h doch zäh wird.
Insgesamt bin ich mit dem Motor aber sehr zufrieden und es hat sich gelohnt, ihn mal zu fahren!
Der Innenraum
Der Innenraum ist Mercedes-Typisch.
Das AMG-Line Lenkrad ist meiner Meinung nach das momentan das zweischönste Lenkrad überhaupt (davor rangiert nur das richtige AMG-Lenkrad). Es befinden sich sehr viele Knöpfe darauf, da auch der Tempomat darüber bedient wird. Links und rechts auf dem Lenkrad befinden sich zwei kleine Touchpads, mit denen der Bordcomputer sowie der Media-Screen bedient werden können.
Hinter dem Lenkrad befindet sich links der Blinkerschalter, über den auch das Fernlicht und die Scheibenwischer-Funktionalitäten gesteuert werden. Rechts befindet sich der Wahlhebel für die Automatik, die einen direkt an amerikanische Autos denken lässt. Das sorgt dafür, dass in der Mittelkonsole mehr Platz für den Controller und Staufächer ist.
Apropos Bordcomputer: Hier ist der serienmäßige, analoge Tacho verbaut. Aufgrund der Optik wird dieses auch gerne "Brezeltacho" genannt. Mit der Optik und der Integration in das Auto bin ich absolut nicht einverstanden, da sieht das Widescreen-Cockpit deutlich eleganter aus. Die Anzeigen lassen sich aber super ablesen und der Bordcomputer stellt alle wichtigen Infos bereit.
Rechts vom Tacho befindet sich der Media-Screen. Hierrüber wird das verbaute Audio-20 mit SD-Karten Navigation (korrekt, hier ist nicht das Comand Online verbaut) bedient. Der Bildschirm verfügt über keine Touch-Funktionalität, weshalb er (bis zu dem Zeitpunkt als mein Beifahrer darauf rumtouchen wollte) Fingerabdruckfrei ist.
Darunter befindet sich die Bedienung für die THERMATIC 2-Zonen-Klimaautomatik, eine Eben tiefer noch Shortcuts für die wichtigsten Infotainment-Funktionen. In der Mitte befindet sich die Analog-Uhr, welche perfekt in das Auto passt.
Was die Mercedes-Ingenieure nur versaut haben ist die Anordnung des Warnblinkschalters. Der befindet sich ganz rechts in der Button-Leiste, wo er für den Fahrer zum einen schwer zu erreichen und zum anderen auch absolut nicht vermutet wird. Ein solch wichtiger Knopf muss meiner Meinung nach MITTIG im Fahrzeug angeordnet werden.
Die Mittelkonsole finde ich immer noch etwas zu breit geraten. Darauf platziert sich der Dreh-Drücksteller mit Touchpad. Davor finden wir ein Staufach, welches mit einem Deckel versehen ist. Hierzu sei gesagt, dass die Mittelkonsole aus einem Stück Holz besteht und der Deckel dort rausgeschnitten wird. Das sorgt dafür, dass die Maserung fortlaufend ist. Nachteil der Geschichte: Geht der Deckel kaputt, muss das komplett Teil neu.
Hinter dem Touchpad (man darf es auch gerne "Handschmeichler" nennen) befindet sich noch ein sehr großes Staufach, ebenfalls mit Deckel. Dort befinden sich zwei USB-Ports, einer davon für die Smartphone Integration.
(ich bin hochkant)
Die AMG-Line Sitze mit Stoff/Kunstleder-Bezug empfinde ich als sehr bequem. Leider hier auch nur teilelektrisch verstellbar.
Fahrassistenzsysteme
Diesen Abschnitt können wir heute so kurz halten wie noch nie. Bis auf einen Tempomaten, PDC vorne/hinten, eine Rückfahrkamera mit Einparkassistent und den Tot-Winkelassistenten gab es NICHTS.
Das erkennt man auch schon von außen, da der Stern hier nicht in flacher Glanzoptik ausgeführt ist.
Fazit
Hat sich das Auto gelohnt? Auf jeden Fall! Zum einen bin ich froh, mal keinen A6 mitgenommen zu haben, zum anderen bin ich froh über über so ein großes und relativ sparsames Auto. Da man in Dänemark eh nicht schnell fahren darf, hatte ich gegenüber dem A4 50 TDI von HerrVorragend auch keinen wirklichen Nachteil.
Einzig einen Abstandstempomaten hätte ich mir noch gewünscht, aber sonst war ich sehr zufrieden mit dem Wagen.
Ich bedanke mich wie immer bei euch fürs Lesen. Wenn ihr Fragen/Anregungen/Kritik/Wünsche habt, immer her damit! 
Bilder
Hier wie immer die Bilder, die es nicht in den Bericht geschafft haben (dazwischen auch ein oder zwei vom Roadtrip selber. ).
