Als mir letzte Woche auffiel, dass mein Kalender für das jetzige Wochenende noch fast leer war und die Pläne für einen Sommerurlaub dank Corona dieses Jahr eh eher mau ausfallen, war der Entschluss gefasst: Es musste mal wieder ein schönes Auto über das Wochenende her, mit dem sich was erleben lässt.
Also nach einer längeren Pause erst einmal wieder auf MWT in alles „eingelesen“ und einen Weg gesucht, wie ich an den teils völlig überzogenen Sixt-Mondpreisen für eine recht spontane Resi im Sommer vorbei komme. An dieser Stelle mal ein Danke ans Forum und alle aktiven User für zahlreiche detaillierte Erfahrungsberichte und Tipps!
Buchung & Abholung
Gebucht wurde dann bei Sixt Düsseldorf Zentrum/Hbf ca. eine Woche vorher LDAR mit UNL und dem REQ „Bitte keinen Audi!“ und der Spekulation auf einen gut motorisierten und ausgestatteten 5er. Bis Mietbeginn Freitag früh war nichts in der App geblockt, beim Blick ins Parkhaus kurz vor Mietbeginn schwante mir Böses: Einziges klassengerechtes Fahrzeug war ein A6 50 TFSIe auf WR in rentnersilber… Als ich dann in die Station bin - einen kurzfristigen Storno und Alternativpläne fürs WE schon im Hinterkopf – erwartete mich eine freundliche Mitarbeiterin. Auf die Frage, ob es (klassengerechte) Alternativen gäbe, da ich mit einem LDAH Fahrzeug nicht warm werde, gab‘s recht zügig den Alternativvorschlag: 530dT LCI in saphirschwarz – zwar auf WR, die waren aber bis 240 zugelassen. Also kurz nachgedacht und ein paar Bedenken gehabt, da am Wochenende deutschlandweit Temperaturen von weit über 30 Grad angesagt waren und WR dafür nun mal ziemlicher Mist sind – dennoch recht zügig ein „Ja, ich will!“ über die Lippen gebracht. Ein Angebot für SB auf 0€, die Frage nach geplanten Auslandsaufenthalten, Führerschein + KK vorgelegt und los gings. Vorschäden gab’s in Form von ein paar Steinschlägen, die ich allerdings nicht gesehen habe (wahrscheinlich wurde die Scheibe inzwischen mal getauscht, die Vorschädenbemerkungen aber nicht gelöscht).
Kurze Fakten zur Miete
Vermieter: Sixt Düsseldorf Zentrum/Hbf |
Gebuchte Klasse: LDAH |
Erhalten(s) Klasse/Fahrzeug: LWAR // 530dT LCI |
Kilometerstand Übernahme: 10.033 |
Kilometer inklusive/gefahren: UNL // 2030 |
BLP: 85.220 € (selbst nachkonfiguriert: https://configure.bmw.de/de_DE/configid/9wr65hbn) |
Verbrauch Ø: 8,4l /100km |
Ausstattung
Bei der Ausstattung des Fahrzeugs war vieles dabei, was das 5er-Herz so begehrt:
- Außenfarbe „Saphirschwarz“ (eher ein sehr dunkles grau, gefiel mir sehr gut)
- M-Sportpaket (mit u.a. 8-Gang Sportautomatik, Sportfahrwerk, 18“er LMR)
- Business Package (mit u.a. Rückfahrkamera und großem Infotainment)
- HUD + Verkehrszeichenerkennung
- Laserlicht
- Pano-Dach
- Driving Assistant Systeme mit ACC, Spurhalteassi & Co
- Keyless Go inkl. elektr. Heckklappe
- Stand- und Lenkradheizung (bei 34° einfach ein Must-Have…)
- Anhängerkupplung
- Hifi-System
- M Sportbremse
- Einziges ziemlich sinnbefreites Feature (mMn): Raucherpaket (Wer raucht bitte in so einem Auto?)
War nicht mit an Bord (u.a.):
- Harman Kardon oder Bowers & Wilkins
- Adaptives Fahrwerk
- Sitzbelüftung und Massagefunktion
- Allradlenkung
Ich persönlich habe im Fahrzeug eigentlich nichts an Ausstattung vermisst. Eine BMW-typische vernünftige Konfiguration, die dem L*** absolut gerecht wird. Das HUD ist immer noch ungeschlagen, das Panodach bei sommerlichem Wetter ein Genuss, und das Laserlicht bringt einen gut erleuchtet durch den Abend und die Nacht. Auch die Fahrassistenzsysteme arbeiten alle nahezu tadellos und machen ein absolut entspanntes „Gleiten“ möglich, bei dem man kaum noch eingreifen muss.
Bei aller netten Ausstattung, durch die ich mich mit Freude „durchprobiert“ habe, war das Highlight trotzdem nach kurzer Zeit gesetzt:
Motor / Getriebe / Fahreindruck: Liebe auf den Ersten Tritt
Ich persönlich habe mich extrem schnell in das butterweiche ZF 8-Gang-Sportgetriebe in Verbindung mit dem laufruhigsten Motor, den ich bisher gefahren bin, verliebt: den BMW 3 Liter R6 Diesel mit der Typenbezeichnung B57. Denen, die in einem 530d(T) [LCI] schon auf dem Fahrersitz Platz nehmen durften, muss ich das sicherlich nicht mehr sonderlich schmackhaft machen. Dank der neuen Mild-Hybrid Technologie leistet der Motor mittlerweile 286 PS mit in den Sitz dieselnden 650 Nm – und das auch bei niedrigen Drehzahlen ohne Turboloch (Gruß an die 45/50er TDIs). Kraft in jeder Lebenslage und ein Getriebe, das in jeder Fahrsituation den richtigen Gang mit ggf. der meisten Leistung parat hat – das macht einfach Spaß. Gefahren bin ich 70% Autobahn, 20% Landstraße, 10% Stadt. Autobahnstrecken teilweise mit knappen 500km am Stück waren kein Problem – der 5er ist wie erwartet absolut langstreckentauglich, kann aber auch durchaus sportlich sein, wenn der Diesel-befeuerte Hinterradantrieb einen beim Überholmanöver auf der Landstraße am Rest-Verkehr mühelos vorbeidrückt.
Verbrauchstechnisch bin ich mit dem guten Stück nach 2000 km bei 8,4 Litern Diesel im Schnitt gelandet, was ich vor dem Hintergrund, dass ich sowohl längere Strecken mit weit über 200km/h bestritten als auch mal zügig beschleunigt habe und insgesamt sportlich unterwegs war, doch überraschend wenig fand. An der Zapfsäule habe ich über das Wochenende dennoch genug Zeit verbracht (und Geld gelassen, teuren Spritpreisen sei Dank)
Die von mir anfangs mit Skepsis aufgenommene Winterbereifung hat sich auch bei den warmen Temperaturen verhältnismäßig gut geschlagen, auch wenn das Fahrgefühl in schnellen Kurven und bei starkem Bremsen etwas schwammig war. Unsicher habe ich mich trotzdem zu keinem Zeitpunkt gefühlt.
Infotainment: Wenn der Praktikant für die Systemstabilität verantwortlich ist
Eine Sache hat mich dann aber doch gravierend gestört: Das Infotainmentsystem. Und zwar nicht das System und die Bedienung an sich – denn mit denen war man BMW-typisch schnellstens vertraut und alles lief so weit flüssig. Den Weg von BMW (anders als die VAG Kandidaten), einige physische Knöpfe im Cockpit und der Mittelkonsole beizubehalten und diese mit Displays clever zu ergänzen, finde ich im Übrigen einen perfekten Kompromiss.
Allerdings: Bei überschaubaren 3 Tagen Mietdauer ist das komplette Infotainment-System während der Fahrt mehr als 15-mal ausgefallen und musste neu gestartet werden. Dauer: Rund 20 Sekunden. Auch das HUD war dann kurz weg, startete neu und hatte die letzte Geschwindigkeitsbegrenzung ebenfalls nicht mehr gespeichert. Ärgerlich! Dass das alles nicht an den heißen Außentemperaturen von 30°+ lag, weiß ich, weil ich nicht der erste mit dieser Problematik bin. Für mich ist das ein No-Go in dieser Preisklasse! Wieso BMW das nicht auf die Reihe bekommt bzw. so etwas beim Testing nicht auffällt, ist mir ein Rätsel. Möglicherweise ist das auch mittlerweile per Software-Update behoben, welches mein Begleiter aus M-YW aber noch nicht drauf hatte.
Die Erleuchtung: Laser-Licht und Fernlichtassistent
Die optional verbauten Laser-Scheinwerfer werten das Gesicht des 5er mMn extrem auf. Die etwas aggressivere Optik mit den blauen Akzenten im Schweinwerfer und den beiden „L’s“ auf jeder Seite gefällt mir extrem gut und sorgt auf der Autobahn lediglich schon mit Tagfahrlicht außergewöhnlich schnell für eine recht freie linke Spur
Im Dunkeln spielt die Flutlichtanlage dann ihr volles Potential aus: Die Fahrbahnausleuchtung ist – gerade an den Rändern - hervorragend, die Schweinwerfer geben ein sehr helles, aber angenehmes Licht ab. Andere Verkehrsteilnehmer werden bei der Ausleuchtung automatisch berücksichtigt und nicht geblendet, sodass man zumindest außerorts quasi kontinuierlich mit Fernlicht unterwegs ist. Den Kamera-basierten Fernlichtassistenten habe ich allerdings innerorts meistens manuell ausgeschaltet, da dieser dort nicht immer so zuverlässig reagiert hat wie ich mir das gewünscht hätte. Trotzdem: Licht im Dunkeln bedeutet vor allem eins: Sicherheit. Und davon kann man eigentlich nicht genug haben.
Fazit: 530dT LCI - Papa’s Liebling
Der 5er ist in LWAR bzw. LDAR das Geschwisterkind, das von Papa immer bevorzugt wird, während der A6 C8 etwa oft auf der Strecke bleibt. Aber was ist schon dabei, wenn der 5er nunmal als objektiv „besseres“ Kind da steht und Papa das Leben um einiges leichter macht, während der Audi einem in vielen Punkten Kopfschmerzen bereitet?
Und achja - hatte ich schon erwähnt, dass die Münchener auch beim Thema Auspuff(-blenden) komplett gegen den VAG-Strom schwimmen? Zwei hübsche, verchromte Endrohre links und rechts gibt es bereits in der 5er Grundausstattung(!) unters Gesäß montiert – ein beispielhaftes Zeichen dafür, dass BMW beim LCI Facelift genau da ansetzt, wo die Kunden funktionale und designtechnische Verbesserungen sehen wollen. Chapeau BMW! Danke Düsseldorf!