MB EQA 250 - Kurzeindruck

  • Probefahrt mit dem EQA 250

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    Nach den vermehrt zu lesenden Berichten und Erfahrungen über rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge, konnte ich die momemtane Sternauto-Aktion, die EQ-Modelle von Mercedes für 24 Stunden Probe zu fahren, nicht einfach so verstreichen lassen. Nach einem kurzen und freundlichen Telefonat mit dem Dresdner Sternauto- Autohaus, stand ein Termin für das Fahrzeug der Wahl schnell fest. Die vorgegebenen 100 Freikilometer konnte ich ohne Hürden verdoppeln und freute mich auf die ersten, rein elektrisch zu fahrenden Stunden mit einem weißen, vollumfänglich mit Werbung bepflasterten, EQA 250, der letztlich auf dem GLA basiert und sich abgesehen vom Antrieb und der Leuchtstreifen auch nicht großartig unterscheidet. Man möge mir verzeihen, dass ich auf die Bearbeitung von Kennzeichen usw. verzichtet habe, sonst wäre am Ende nicht mehr viel vom Fahrzeug selbst zu sehen gewesen :106:


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    Mit 4,46 Metern Länge, 1,83 Metern Breite und 1,62 Metern Höhe, gesellt sich der EQA in die seltsame Gruppe der Kompakt-SUV's. Er ist dadurch eben nicht richtig lang, nicht richtig hoch, nicht richtig breit, aber auch nicht klein. Zielgruppe? Jungegebliebene, dynamisch hippe Rentner? Biedere Millenials? Boomer? Vielleicht auch alle zusammen?


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    Zwischen allen Telefonnummern, QR-Codes und anderen Stickern, fällt einem dann spätestens beim Nachkonfigurieren auf (Neupreis müsste so bei rund 55.000 Geld liegen), dass das weiße, etwas scheinheilig anmutende, ökoligische vertretbare Unschuldslamm in der, neben der Progressive oder Electric Art, teureren AMG-Line daherkommt und ein paar nette Spielerein mit sich bringt. Anbei nur ein paar High- und Lowlights:


    • HP-LED-SW mit überbrückendem LED-Band quer über die Front (schon ganz cool und ein defintiv ein Blickfänger!)
    • Widescreen-Cockpit (fraglich, wer wirklich mit dem 7" Basis-Screen zufrieden wäre, der einfach nur schräg aussieht)
    • Induktive Ladeschale
    • Spurverlassenswarner
    • Totwinkel-Assistent
    • Rückfahrkamera
    • 18" Leichtmetallräder
    • GRA und Limiter
    • Zwei-Zonen Klimaautomatik
    • Manuelle Teilledersitze

    Die Rückseite des EQC gestaltet sich relativ steil abfallend, wirkt aber durch das ebenfalls querverbindende LED-Band doch breiter als gedacht.


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    Warum man die kleinen "Verschnörkelungen" eingefügt hat, anstatt die Leiste bis zu den Rückleuchten scheinen zu lassen? Berechtigte Frage. So wirkt es einfach "auf Krampf" verspielt sportlich, anstatt dezent und durchdacht.


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    Die Frontpartie wirkt da schon aufgeräumter und passender. War ich beim durchgängig in Klavierlackoptik anmutenden Grill (Kann man überhaupt noch von Grill sprechen?) zunächst skeptisch, freundet man sich doch relativ zügig damit an. Am Ende kann ich für mich sagen: Ja, das sieht schon irgendwie gut aus!


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    Hat man sich mit den Linienführungen vertraut gemacht, steigt die Vorfreude auf den Innenraum. Öffnet man die Tür, die sonderbar kurz und hoch wirkt, offenbart sich der Blick in die Fahrgastzelle und man stellt schnell fest: Willkommen in der A-Klasse. Sicher, das ist beim Namen auch erwartbar gewesen, trotzdem wünscht man sich doch irgendetwas besonderes. Gefunden habe ich es nicht. Trotzdem ist das Interieur bis auf ein paar Ausnahmen gelungen und altbekannt. Und falls man es bereits vergessen hat (vielleicht also doch eher die Zielgruppe Ü60?), sagt einem die Einstiegsleiste auch nochmal, worin man sich gleich befindet.


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    Alles ist dort zu finden, wo man es kennt. Lediglich die Mittelkonsole hat eine neue Ablage. Für meinen Geschmack sind die Turbinen in der Mitte ein wenig zu groß geraten, dafür haben sie immer wieder ein äußerst komisches Surren von sich gegeben.

    Nach meinen ganzen Corsa-Erfahrungen der letzten Hertz-Wochenenden könnte man meinen, dass ich gerade so hart geerdet bin, dass mir quasi alles vorkommt wie purer Luxus. In diesem Fall leider nicht. Halleluhja. Die Materialverarbeitung ist bestimmt in großen Teilen ganz hervorragend. Aber was zur Hölle hat man sich, und ich habe es schon in meinem ersten Bericht einer A250 erwähnt, mit den billigen Tasten und Schaltern der Mittelkonsole und der Fensterheber gedacht? Nein. Einfach nein. Es will einfach so überhaupt nicht passen. Selbstverständlich ist es Jammern auf einem fast hohem Niveau. Aber ganz ehrlich: Hier hat man definitiv am falschen Ende gespart. Corsa-Feeling inklusive.


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    Man schaut also besser wieder zur Seite oder nach hinten. Dort erwartet man halbwegs wertig anmutende Materialien, wobei die Beifahrerseite von einer Mauer aus weichem Kunststoff mit ein paar Alcantara- und Alu-Elementen gespickt ist. Rote Ziernähte runden das Ambiente ab. AMG-Fußmatten. Passt!

    Die Rundumsicht ist, und das nicht nur durch die Rückfahrkamera, durchaus weiträumig. Beim Rückwärts fahren ertönt ein wahrnehmbares, aber nicht penetrantes Piepen für die Fußgänger oder andere Lebewesen die den EQA nicht hören könnten. Im Übrigen, und das wurde an vielen Stellen schon zurecht gelobt: Die Auflösung der Kamera ist eine pure Wonne.


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    Sitzt es sich vorn bequem und entspannt, so bietet der Fond zwar noch ausreichend Platz für kürzere Touren, für lange Strecken ist er nur bedingt empfehlenswert. Das liegt nicht zuletzt an der eher knapp bemessenen Beinfreiheit, sondern auch an den absurd hohen Türkanten und dem komplett schwarzen Dachhimmel inkl. getönter Scheiben. Man fühlt sich ein bisschen wie in einem kleinen Panzer. Bloß lautlos. Ähnlich beengt habe ich es nur im Evoque und im X4 empfunden, wobei das natürlich immer Geschmackssache ist. Außer auf einen USB-C Anschluss und zwei Turbinen wurde quasi auf alle Annehmlichkeiten der hinteren Reihen verzichtet.


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    Unschwer zu erkennen ist das Ambientelicht, was selbst am hellsten Tage noch ordentlich schimmert, und zwar an allen Nischen und Kanten. Das sorgt bei manchen sicher für Protz-Charakter, mir gefällt's, und zwar sehr :106:


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    Doch wie ist es nun, das elektrische Fahren mit 190 PS Systemleistung und einer offiziellen Reichweite von über 400 Kilometern?

    Zunächst mal Still. Und zwar so absurd schön, dass man das Radio ausstellt um das leise elektrisierende Rauschen beim Beschleunigen zu hören. Davon ab ist das Standard-Soundsystem wirklich mit Abstand das schlimmste der ganzen Klasse. Da kommen wirklich gar keine wohlgeformten Töne heraus.

    Mit Hilfe der Rekuperation, die sich durch die Schalt-Paddels in ihrer Intensität einstellen lässt, macht das Fahren dann nach kurzer Eingewöhnung enorm Spaß. Wäre da nicht die Begrenzung auf 160 km/h und ein äußerst schwammiges Fahrwerk, was den ganzen Bock oft an eine Seefahrt erinnern lässt. Vielleicht lag es auch nur an den 235er Bridgestone Turanza-Reifen. Aber Traktion geht anders. Die klassische Beschleunigungsmarke erreicht der EQA 250 nach gut 9 Sekunden, die sich leider sehr träge anfühlen, trotz der quasi reibungslosen Beschleunigung, die schon irgendwie besonders ist. Die Beschleunigung beim Fahren ist dann wiederum sehr viel Stärker als aus dem Stand.

    Während man also leise vor sich hin gleitet, kann man sich im Navibildschirm im EQ-Menü alle möglich Informationen anzeigen lassen.


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    Das MBUX macht dabei einen hervorragenden Job. Die Spracherkennung funtioniert super, und auch das Navi mit seinen vorgeschlagenen Routen inkl. der einzuplanenden Ladepausen scheinen gut durchdacht zu sein. In den wenigen Stunden und 150 Kilometern hatte ich tatsächlich keine Zeit für einen Ladeversuch. Die Restkapazität betrug bei Abgabe aber noch knappe 50% und gute 200 Kilometer Restreichweite. Welches Kabel dabei war, und welche Anschlüsse an welchen Säulen mit welchen Apps oder Karten verfügbar gewesen wären? Ich weiß es nicht :109:

    Habe mir aber vorgenommen mich, insofern eine längere Zeit und Strecke zur Verfügung steht, intensiver damit auseinanderzusetzen.


    Schauen wir zum Schluss noch in den Kopf und den Po des EQA. Die Kofferaumklappe öffnet elektrisch, und zwar durch das Drücken des Mercedes-Sterns. Feine Sache!

    Die Kamera ist also auch ordentlich versenkbar bei Nichtbenutzung. Das Platzangebot ist für die groß anmutende Karosserie dann aber mit 340 Litern doch gar nicht soooo groß.


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    Leider kommt auch wieder Corsa-Feeling auf beim Anblick der Kofferaumabdeckung, die nur lose eingesteckt wird und an billigen Plastikhalterungen fixiert wird.


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    Bei umgeklappten Sitzen sollte mit 1320 Litern Ladevolumen aber einiges ohne Probleme hineinpassen.


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    Vorn ergibt sich dann ein äußerst interessantes Bild, wenn man bisher nur Verbrenner unter Motrohauben gesehen hat.


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    Was bleibt nun nach einem kurzen Tag elektronischer Mobilität?

    Definitiv die Begeisterung am Antrieb und des Fahrens an sich. Dafür dann aber gerne mit einem passenderen Modell. Der EQA ist so vieles, und zeitgleich auch wieder nichts. Dennoch hat er mir viel Freude bereitet und ich würde ihn auch jederzeit als Mietwagen nutzen. Ob und in wie fern die ganze Technik und Infrastruktur ausreichend ausgebaut ist, darüber wird an anderen Stellen ja schon reichlich diskutiert. Daher an dieser Stelle nur ein kleiner Einblick in die emotionale Ebene: Man fühlt sich doch irgendwie etwas weniger schlecht in so einem SUV und, ob es an der Werbung lag sei mal dahingestellt, er zieht defintiv interessierte Blicke auf sich.

    Der Verbrauch pendelte sich nach ca. 50 Kilometern Autobahn, 70 Kilometern Bundesstraße und 30 Kilometern Stadtverkehr bei 20,4 kWh/100km ein. Ich habe allerdings keinen Vergleich ob das nun viel oder wenig ist. Privat wäre mir der Preis für den EQA aber deutlich zu hoch, trotz Prämien und staatlichen Subventionen. Spaß hat es trotzdem gemacht, und es war ein solider Einstieg in die Elektromobilität. Nächstes Mal dann gerne für längere Strecken mit Ladepause am Stecker und nicht nur im Grünen :thumbup:


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  • Daumen hoch für den Bericht definitiv.


    Aber


    Nachdem ich den Polestar, Hyundai Kona, Mazda MX-30 und EQC auf der Langstrecke bewegt habe, bin ich von der Antrieb und Reichweite so gut wie nicht begeistert. Auf der Langstrecke ist es nichts, obwohl es schon versucht wird mehrere Ladesäulen aufzubauen kann das keinerlei den Verbrenner ersetzen. Klar, bei EQC und Polestar hat man ein Grinsen im Gesicht wenn man den Kickdown drückt, wird auf die Dauer auch langweilig.