Rund um Island im unnötigsten aller Hybride: Wrangler 4xe bei Enterprise

  • Buchung



    Die abenteuerliche Geschichte dieser Miete begann mit meinen Mitfahrern, die sich gegen einen Wohnwagen für Island entschieden haben, weil dieser nicht komfortabel genug sei. Gleichzeitig wollten sie unbedingt ihre erste Zelt-Erfahrung gleich in Island machen. Nein, beides passt absolut nicht zusammen, aber für die Mitfahrer hat´s irgendeinen Sinn ergeben und ich habe irgendwann nachgegeben. Das Irgendwann war eigentlich genau der Zeitpunkt, an dem ich ein PFAR-Fahrzeug zum unglaublich niedrigen, gerade noch dreistelligen Preis bei Enterprise/National/Alamo entdeckt habe. Es war offensichtlich eine Art Error Fare, denn die Konkurrenz wollte für die 10 Tage eher einen vierstelligen betrag, dessen erste Ziffer fast schon eine 3 war und bei Enterprise kostete die gleiche Miete mit Abholung am darauffolgenden Tag auch um die 3 k. Und ein Avensis war teurer als PFAR. Also musste man das einfach buchen.


    Zur Erklärung an diejenigen, die sich noch nicht mit einer Island-Reise beschäftigt haben: 4WD hat vor Ort immer einen großen Wert, da viele Strecken im Landesinneren nur mit 4WD befahren werden dürfen. Und da dies nicht ohne Grund geschieht und das befahren diese Straßen unter anderem Furtenüberquerungen erfordert, ist natürlich PFAR, insbesondere das Beispielfahrzeug Toyota Land Cruiser, einfach der große Traum.


    Aus diversen verfügbaren Optionen habe ich die Direktbuchung mit Vorauszahlung bei Enterprise gewählt in der Hoffnung, dadurch meine Chancen zu maximieren, das Fahrzeug auch tatsächlich zum Buchungspreis zu erhalten.



    Ankunft & bisschen Bella Italia



    Für die Reise habe ich nicht gerade die einleuchtende Option gewählt - Umstieg und Übernachtung in... Neapel. War einfach günstig. Außerdem war ich eigentlich nicht so weit in Italiens Süden und war auf Eindrücke gespannt.


    Außerdem konnte ich auch zum ersten mal ein Kapsel-Hotel ausprobieren.



    Die Idee fand ich, übrigens, richtig genial. Das Kapselhotel ist in Neapel zwar nicht im Flughafengebäude, aber ca. 4 Fußminuten vom nächsten Ausgang entfernt, in einer Art Industriezone. Und der schnelle Weg bei knapp 30 grad draußen und Klamotten für Island an und bei mir war deutlich mehr wert, als jeglicher Komfort, den ein Hotel bieten könnte. Ein winziges abschließbares Einzelzimmerchen, klimatisierter Raum, in dem die Kapseln stehen, Dutzend Duschkabinen - eigentlich alles vorhanden, was man für eine Übernachtung braucht.


    Dann wollte ich noch was von Italiens Küchen haben. Logisch wäre eine Pizza gewesen, aber stattdessen fand sich der magische Ort Tripperia O'Russ Napoli. Die Idee, dass es Lokale geben kann, wo alles aus Kuttel zubereitet wird, fand ich so faszinierend, dass ich mich auf den Weg zu Fuß durch das malerische Vorort Ponti Rossi auf den Weg machte.



    Zugegeben, es gab unterwegs auch einige Straßen, wo ich mich nicht getraut habe, das Smartphone aus der Tasche zu ziehen. Ein bisschen habe ich aber immerhin festhalten können. Es kam sogar ein bisschen Heimweh aus - ich bin in einem Vorort von Donezk geboren und ungefähr so stelle ich mir das Heimatvorort nach 8 Jahren Krieg vor


    Immerhin bin ich sicher hin- und zurück angekommen, das Essen war sehr lecker und bargeldlos zahlen funktioniert in einer Gegend, wo man das Bargeld wohl auf ganz unterschiedliche Art und Weise loswerden kann.


    Am nächsten Morgen ging es dann mit Wizzair nach Keflavik. 5 Stunden Flug - und schon war ich unverspätet im kühlen isländischen Nachmittag angekommen. Um zu erfahren, dass DHL Express meine Kreditkarte auch beim 2. Anlauf nicht zustellen konnte.


    Kurz zusammengefasst - es begann alles mit der tollen Idee, dass ich die physische Kreditkarte eigentlich gar nicht brauche. Schon gar nicht Außerhalb Deutschlands.

    Nun, das hätte tatsächlich ganz gut gepasst bis auf die Fahrzeugmiete. Ich hätte vor dem Abflug noch genug Zeit, um die Karte von zu Hause abzuholen, aber stattdessen habe ich mich leider auf DHL Express verlassen. Dies führte zu mehreren komischen Effekten:


    1) DHL verfrachtete die Sendung nach Hamburg statt Nürnberg


    2) Ich fad den Ausweg aus dieser Situation - DHL hat die Sendung von Nürnberg nach Köln umadressiert, von wo meine Mitfahrer 2 Tage später starteten. Am nächsten Tag käme die Karte an, hat man mir versichert.


    3) Statt die karte nach Köln zu schicken, brachte DHL sie doch nach Nürnberg verschickt. Der Postbote hat übrigens nicht mal geklingelt, sondern gleich ne Benachrichtigung reingeworfen, dass man die Sendung an einer Poststation abholen könne. Ja, liebe DHL, genauso stellt man sich die Express-Lieferung vor!


    4) Tracking funktionierte nicht, Kommunikation seitens DHL funktiuonierte nicht, mehrere anderen Abmachungen, die ich mit dem Support vereinbart haben, wurden einfach ignoriert


    5) Ich bin gespannt, was aus meiner Schadenersatzforderung (Extra Versicherung, die ich letztendlich zahlen musste) geworden ist



    Also ging es zum Schalter wohlwissend, dass ich das Fahrzeug laut den AGBs von Enterprise Island nicht abholen darf.



    Fahrzeugabholung



    Ein kleiner Abschweifer - in Island bilden wohl EC, Hertz und Avis die Creme de la Creme der Autovermieter, da sie eigene Parkplätze und Stände direkt am Flughafen haben. Andere Anbieter verschiffen die Kunden mit Shuttlebusen zu den Standorten. Ich bin die 500 m zu Enterprise gelaufen.


    Bei Enterprise angekommen und mein Problem geschildert, wurde ich damit vertröstet, dass man vielleicht nen Ausweg findet. Eigentlich hätte ich noch nen Plan B, einen Tag warten, bis der 2. Fahrer ankommt mit seiner Debitkarte (prinzipiell zulässig, aber nur mit Extra-Versicherung ohne SB) - aber mal will ja nicht so einfach einen Tag in Island am Flughafen verbringen. Ich habe um die 1.5-2 Stunden gewartet, während der mein Schutzengel mal über mein Anliegen telefonierte und mal andere Kunden empfang, aber letztlich hat man mir das Fahrzeug doch nach der Zahlung der Zero-Excess-Versicherung (ziemlich genau 40 EUR pro Tag) aushändigen können. Fragen wegen dem Buchungspreis kamen glücklicherweise auch nicht auf.


    Leider gab es keine Land Cruiser vor Ort, auf die ich so gehofft habe. Dafür aber 2 PFAR-Fahrzeuge: Wrangler 4XE PHEV und leider auch nen Diesel-Touareg. Wäre der Touareg nicht da, hätte ich nen LR Discovery/Defender bekommen können, da PFAR bei der Buchung mit Diesel angegeben war. So musste ich aber die Kröte schlucken und mich mit dem Wrangler 4xe zufrieden geben (der ist ja ein Hybrid und verbraucht sowieso wenig - Zitat von RSA).



    Das Fahrzeug



    Vermutlich hätten viele von euch viel mehr zum Fahrzeug sagen können, aber ich beschränke mich auf das Wesentlichste mangels Fähigkeiten, ausführlich über Fahrzeuge zu schreiben.


    In den Wrangler 4xe Rubicon ist bei der ganzen äußeren Brutalität lediglich ein 2.0-Benziner verbaut. Vorne weg, der reicht auch völlig aus, gerade in einem Land, wo man nicht über 90 kmh fahren darf.


    Darüber hinaus bietet er viel an Offroad-Spielereien: echte Differenzial-Vollsperre der beiden Achsen, Kriechgang, zuschaltbaren permanenten Allradantrieb, ausklinkbaren Stabilisator. Davon kann ich leider (oder glücklicherweise) recht wenig sagen, da ich keine Straße erwischt habe, wo auch ansatzweise mehr als Allrad von Nöten gewesen wäre.


    Markant am Fahrzeug ist natürlich da abnehmbare Dach. In der Praxis könnte man aber unterwegs höchstens zwei Dachteile über dem Fahrer und dem Beifahrer abnehmen und sie irgendwie hinten verstauen. Den Rest kann man eigentlich nur dann abnehmen, wenn man das Dach auch irgendwo lassen kann und davon ausgehen kann, dass es demnächst nicht regnet. In Island also nie.


    Diese an Cabrio angelehnte Konstruktion hat auch ihre Schattenseiten dadurch, dass der Gepäckraum durch den eingebauten Rahmen extrem schrumpft:



    Für 4 Personen mit Handgepäck und bisschen Lebensmitteln war das Platzangebot im Gepäckraum schon hart an der Grenze. Im Touareg hätte der Platz absolut locker gereicht, schätze ich mal.


    Der Verbrauch war letztendlich bei schonender Fahrweise, größtenteils 2WD-Betrieb un 70-90 kmh, eigentlich doch recht niedrig und hat sich bei genau 10 Litern eigependelt.


    Ach ja, außerdem ist das Fahrzeug ja ein Hybrid! Diese Funktionalität hat Jeep aber wirklich gut geschützt dadurch, dass das Fahrzeug mit dem mitgelieferten Kabel nur von einer Schuko geladen werden kann (und mit einem anderen Kabel vermutlich auch höchstens im Schuko-Tempo). Eigentlich sehr schade ausgerechnet in Island. Der Strom ist billig, Ladesäulen sind überall - also hätte man mit einem gescheiten PHEV tatsächlich bei fast jedem Halt an einer AC-Säule für 14 Cent laden können (zumindest war das ein Tarif, an den man recht einfach rankommen konnte - vielleicht geht es auch günstiger). Wäre eine angenehme Abwechslung zum Benzin für umgerechnet ca. 2.35 EUR.


    Ansonsten war der Innenraum robust und nicht besonders Anspruchsvoll gestaltet. Aber man erwartet eh keinen Luxus in so einem Fahrzeug. Wirklich klasse war die Ausstattung zum Laden von mobilen Geräten - USB-C und konventionelle USB-Buchsen hinten und vorne plus eine 240 V-Steckdose. 4-5 Passagiere könnten da alle problemlos gleichzeitig laden.



    Das Auffälligste am Fahren war die extremst schwammige Lenkung. Da musste man wirklich aufpassen, um in der eigenen Fahrbahn zu bleiben. Habe ich so nicht mal in günstigsten M***-Zonks erlebt. Spurhalteassistent natürlich nicht vorhanden.


    Island


    Eins muss ich zugeben: auch wenn ich ziemlich viel gereist bin, ist Island etwas ganz, ganz Besonderes, was man gesehen haben muss. Am liebsten so schnell wie möglich, denn die Touristenmengen wachsen stetig, aber noch ist es in vielen abgelegenen Ecken ziemliuch einsam. In vielen Hinsichten einfach ganz anders als der Rest der Welt. Ich lasse hier vielleich ein paar Fotos sprechen, aber zunächst noch der Hyperlapse zur einzigen F-Straße, bei der ich die Ehre hatte:


    Die Bilder geben nicht viel her, da ich das meiste über Kurzvideos aufgenommen habe und zu faul bin, um das zu systematesieren und bei YT hochzuladen. Aber zumindest reicht es vielleich als ein Vorgeschmack für diejenigen, die eine Island-Reise in Erwägung ziehen.

    4 Mal editiert, zuletzt von shachtyor ()

  • shachtyor

    Hat den Titel des Themas von „Rund um Island im unnotigten aller Hybride: Wrangler 4xe bei Enterprise“ zu „Rund um Island im unnötigsten aller Hybride: Wrangler 4xe bei Enterprise“ geändert.