An zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden habe ich mir via Sixt Bremen Überseestadt ein Tesla Model Y und via Hertz Bremen Hansator einen Polestar 2 besorgt um mit beiden den Alltagscheck zu machen.
Zunächst ein paar Eindrücke zum Model Y und meine persönliche Meinung.
Die Bilder vorweg:
Was hat mir gefallen:
- Der Antrieb: Als Long Range mit Dual Motor ist allzeit ausreichend Leistung vorhanden, Nackenschlag bei spontanem Vollgas inklusive. Im Alltag bräuchte ich die Leistung jedoch nicht umbedingt, aber Haben ist bekanntlich besser als Brauchen.
- Der Verbrauch: Über das gesamte Wochenende lag der Verbrauch bei 18,5 kWh/100km. Bei gemischtem Fahrprofil einschließlich einiger Autobahnkilometer und Beschleunigungsphasen wirklich gut im Vergleich zu anderen E-Autos. Die knappen 15 Kilometer zur Abgabe habe ich ohne Heizung mit 11,2 kWh/100km absolviert. Das kann sich sehen lassen.
- Ladeleistung/Infrastruktur: Durch die verfügbaren Supercharger und die guten Schnellladefähigkeiten braucht man sich auch für längere Strecken wenig Sorgen machen. Dies ergänzt sich natürlich super mit dem Punkt Verbrauch.
- Soundsystem: Das System hat mir deutlich besser gefallen als ich es erwartet habe. Klang war gut, egal ob Musik oder Podcast.
- Platz/Größe: Auf der Rückbank kein Mitteltunnel, ein großes Fach unter dem Ladeboden und ein Frunk. An Platz mangelt es nicht. Von außen wirkt das Model Y relativ groß, aber besonders in der Breite merkt man dies nicht. Damit auch für die Stadt relativ praktisch.
- Spielereien/Infotainment: An die Geschwindigkeitsanzeige in der Mitte gewöhnt man sich schnell. Das Infotainment bietet viele Einstellungsmöglichkeiten und Spielereien zur Unterhaltung während man an der Ladesäule hängt. Einiges wie Furzkissen und Lightshow nutzt man vermutlich eher selten. Die integrierten Kameras finde ich hervorragend und durchaus sinnvoll auch für andere Autos.
Was hat mir nicht so gut gefallen:
- Assistenzsysteme: Einem Autopiloten würde ich auf gar keinen Fall trauen. Schilder werden falsch erkannt, ACC macht Phantombremsungen und auch der Spurhalteassistent ist unterdurchschnittlich.
- Sitze: An sich bequem, aber mir fehlt es an Seitenhalt. Zudem ist die Sitzposition sehr hoch. Man sitzt gefühlt auf dem Auto und nicht darin und von dem Auto umgeben.
- Türgriffe: Man findet irgendwann eine Routine die zu öffnen, aber ich finde sie trotzdem nervig und unnötig.
- Fahrwerk: Die Dämpfer sind arg hart und stößig. Ich werde nie verstehen warum bei so vielen SUV und SUVartigen Autos solche Dämpferkennlinien verwendet werden. Absolut nervig im Alltag. Auf rauen Oberflächen und auf Betonfahrbahnen dringen viele tiefe und unangenehme Vibrationen sowohl physisch als auch akustisch in den Innenraum.
- Lenkung: Selbst auf Komfort wenig leichtgängig und mir persönlich zur hart. Zudem ist auch der Wendekreis recht groß
- Außenspiegel/Umsicht: Das Verhältnis von Spiegelfläche zum Gehäuse passt nicht. Die Spiegelfläche ist wirklich klein und man sieht sehr viel Rahmen. Das geht deutlich besser (siehe gleich Polestar). Durch die Heckscheibe sieht man zudem auch nicht viel nach hinten.
Fazit:
Kurz und knapp ist das einfach nicht mein Auto. Ein Freund von mir schrieb so schön: Auto einer sehr okayen Softwarefirma mit mittelmäßigen Maschinenbauern.
Kommen wir nun zum Polestar 2 (Standard Range):
Was hat mir gefallen:
- Design: Besonders von vorne finde ich den Polstar klasse. Beim Heck bevorzuge ich zwar eine Kombiform, aber mit der durchgehenden Heckleuchte habe ich mich mittlerweile auch an das limousinige Heck gewöhnt. Generell stimmiges Konzept und Design.
- Fahren: Generell ist das Fahren gerade im Vergleich zum Tesla eine ganz andere Welt. Das Fahrwerk ist komfortabel und auch wankstabil. Lenkung sehr leichtgängig und präzise. Wendekreis vollkommen in Ordnung. Antrieb auch sehr angenehm. Die 231 Elektro-PS sind für den Alltag ausreichend und stärker als erwartet. Hier bin ich sehr auf das neue Modelljahr gespannt mit Heck- statt Frontantrieb und 160 zusätzlichen Newtonmeter Drehmoment. Kann nur gut sein.
- Bedienung: Gerade im Vergleich zum Tesla merkt man schnell, dass ein paar mehr Knöpfe absolut nicht schaden. Alles lässt sich intuitiv bedienen und es gibt für die wichtigen Funktionen Schalter und Hebel. Auch der Touchscreen lässt sich besser bedienen, da man seinen Handballen auf dem Schalthebel ablegen kann.
- Infotainment: Könnte zwar mehr Funktionen haben (Netflix und co wie Tesla), lässt sich aber als Android-User sehr gut nutzen. Man kann sich zudem einfach mit dem Google Account anmelden und damit Maps und Spotify nutzen.
- Außenspiegel: Die rahmenlosen Außenspiegel sind absolut sexy und bieten gute Sicht nach hinten. Zudem hatte ich auffallend wenig Probleme mit Wasserflecken trotz Regenwetters.
- Man kann zwischen ACC und Tempomat wechseln. Bitte in jedem Auto so, danke!
Was hat mir nicht so gut gefallen:
- Platz: Im Vergleich zum Model Y gibts weniger Platz auf der Rückbank und auch einen Mitteltunnel. Ansonsten ist aber der Kofferraum ausreichend groß und auch ein Frunk ist vorhanden.
- Verbrauch: Bei sehr ähnlichem Fahrprofil wie dem vom Tesla lag ich bei 22,5 kWh/100km. Meiner Meinung nach etwas zu viel. Aber auch hier bin ich auf das neue Modelljahr gespannt, da der Antrieb hier etwas effizienter sein soll.
- Ladeleistung: Die maximale Ladeleistung habe ich leider nie erreicht und war zumeist bei maximal 80 KW. Damit ist das Laden nicht ganz so schnell wie es sein sollte und könnte.
- Einstieg: Ich muss immer sehr bewusst und leicht verrenkend einsteigen. Der Mitteltunnel vorne ist recht breit, so dass ich mein Bein nicht so galant zwischen Lenkrad und ebenjenen bekomme. Gleichzeitig bleibe ich dann mit meinem Hintern an der B-Säule hängen. Dieses Problem scheinen aber mehrere zu haben.
Fazit:
Das wichtigste bei einem Auto ist, dass es gut fährt und das kann der Polestar wahnsinnig gut. Das lässt einen auch schnell über einige negative Punkt hinweg schauen.
Insgesamt ein tolles (E-)Auto, welches große Begehrlichkeiten in mir weckt und mich deutlich mehr überzeugt hat als das Model Y.