Elefantenrennen auf der A1 - Kurzbericht BMW iX 40 / Nextmove Überführungsfahrt

  • Das Vorwort.


    Nextmove ist im MWT zwar grundsätzlich bekannt, dank recht ambitionierter Preise aber eher selten Vermieter der Wahl. Ab und an tauchen jedoch, ähnlich wie bei Starcar, interessante Fahrzeuge zur Überführung auf. So auch in diesem Fall, in Kombination mit einer für mich interessanten Strecke.

    Die Reservierung erfolgt unproblematisch über ein Anfrageformular, im Anschluss erhält man ein Angebot per Mail, welches unterschieben zurückgesendet wird. Nach der Miete kann noch das Bahnticket zur Erstattung eingereicht werden. Insgesamt also ein durchaus rundes Paket.


    Am vergangenen Wochenende konnte ich daher für mich einmal eine solche „kostenlose Testfahrt“ aka Überführungsmiete in Anspruch nehmen. Dazu sollte es in einem grauen Elefanten BMW iX 40 xDrive von Hamburg ins Rheinland gehen.


    Hinweis: Viele der nachfolgenden Bilder sind hochkant, es darf also gerne die Vorschau angeklickt werden.



    Die Miete.


    Samstagmorgen ging zunächst von Düsseldorf per Springer-ICE nach Hamburg und dort zur Nextmove-„Station“. Vor Ort angekommen, entpuppte sich diese eher als Hinterhof-Karosseriewerkstatt in einem Wohngebiet, nach außen erstmal keinerlei Hinweise auf eine Verbindung zu Nextmove. Die Nachfrage beim in der Werkstatt arbeitenden Mechaniker ergab jedoch, dass ich wohl am richtigen Ort sei. Gemeinsam ging es ins Büro, dort sollte alles für die Miete vorbereitet werden. Leider verweigerte das Tablet von Nextmove seinen Dienst, bzw. die Reservierung ließ sich zwar aufrufen, jedoch nicht auslösen. Verzweifelt wurde so durch den Mechaniker und mich versucht, Kontakt zu Nextmove aufzunehmen – an einem Samstag leider vergeblich. Eine Hotline scheint Nextmove nicht zu haben, die vorhanden Kontaktpersonen waren nicht erreichbar. So sah ich mich bereits wieder im ICE zurück nach Düsseldorf sitzen, doch tatsächlich fand der Mechaniker nach Rücksprache mit seinem Chef noch ein Blanko-Übergabeprotokoll von Nextmove, welches dann eben händisch ausgefüllt wurde. Überraschend saß ich dann nach ein paar Minuten doch im BMW, zwar ohne offiziellen Mietvertrag und damit wahrscheinlich auch ohne Absicherung der Selbstbeteiligung durch die LWV. Andererseits wurden durch den fehlgeschlagenen Start der Miete die ausgewiesenen 2.000€ Kaution auch nie geblockt…



    Der Elefant.


    Der BMW iX ist optisch erstmal nicht unbedingt ein Highlight, auch wenn er sich hier mit M-Paket und in grau-blau (storm bay) noch von seiner besseren Seite zeigt. Ich habe versucht, ihn in ein paar Fotos gut aussehen zu lassen, doch zumindest das Exterieur mit der „Nieren-Platte“ und den schmalen Scheinwerfern an der Front und dem insgesamt schweren und massigen Auftreten, irgendwo zwischen SUV und Van, machten dies zu einer schwierigen Aufgabe:




    Aber die meiste Zeit verbringt man als Mieter zum Glück im Innenraum, welcher durchaus seinen Reiz hat. Für BMW durchaus nicht selbstverständlich, ging es hier sehr luftig und zudem hochwertig zu. Zwar war mein Exemplar nur mit dem Standard-Interieur ausgestattet, doch auch dieses machte einen sehr soliden und gediegenen Eindruck. Beispielsweise war das Armaturenbrett bis in den Fußraum mit Stoff bezogen, hartes Plastik praktisch nicht vorhanden:




    Insgesamt war die Ausstattung ziemlich rund, neben dem kleinen Motor und kleinen Akku (knapp über 70 kWh) der 40er-Version wurden zahlreiche Häkchen gesetzt, unter anderem beim vollständigen Driving Assistent Paket, Laser-Licht, H&K oder elektronisch dimmbaren Glasdach. Für die gesamte Ausstattung à hier entlang. Der BLP lag nachkonfiguriert bei knapp 96.000€.



    Mein Exemplar war ein Ausflotter aus August 2022 mit lediglich 6.000 km auf dem Tacho.



    Die Fahrt.


    Seit den ersten G30 bei Sixt war dies nach langer Zeit mal wieder ein neuer BMW für mich, das Meiste, was mich positiv überraschte, sollte daher hier im Forum gut bekannt sein. Sehr überzeugend fand ich den Driving Assistent Professional, gemütlich mit kleinem Finger am Lenkrad und unterstützt durch flüssige, automatische Spurwechsel ging es die meiste Zeit ohne manuellen Input über die Autobahn, selbst in Baustellen hielt der iX stoisch die Spur, insgesamt sehr souverän. Zusammen mit dem ausgesprochen niedrigen Geräuschniveau ein brauchbarer Autobahngleiter.


    Elektroauto-spezifisch ebenfalls recht angenehm fiel die dynamische Rekuperation auf. Neben dem One Pedal Driving (B-Modus) kann der iX abhängig von den Straßen- und Verkehrsverhältnissen im D-Modus unterschiedlich stark rekuperieren, von Segeln bei freier Strecke bis hin zur mittelstarken Bremsung, wenn etwa eine Kurve, ein langsamerer Verkehrsteilnehmer oder eine rote Ampel in die Quere kommen. Klinkt ein wenig nach Bevormundung oder „Auto macht was es will“, funktioniert in der Praxis aber wirklich gut.


    Die Beschleunigung des iX 40 ist bis ca. 50 km/h für so ein massives Auto beeindruckend, der Schlag in den Nacken gefühlt stärker als z.B. im Model Y LR, darüber lässt der Vortrieb im Vergleich aber deutlich nach. Hier ist beim 50er oder 60er garantiert noch Luft nach oben.



    Der Verbrauch.


    Angegeben ist der iX 40 mit einer WLTP-Reichweite von 420km. Nach Übernahme mit einem SoC von rd. 95% konnte musste ich nach gut 280km zum ersten Boxenstopp, wobei allerdings der anfängliche Stadtverkehr, wie auch eine für Elektroverhältnisse erhöhte Reisegeschwindigkeit von 140-150 km/h mit einzelnen Sprints auf 200 km/h dabei waren. Das ergab dann ca. 23,5 kWh/100km. Bei konstanten 200 lag der Verbrauch übrigens bei ca. 58 kWh/100km, daher wären so nur 120km mit einer Akkuladung machbar. Dennoch finde ich die Performance absolut in Ordnung, dafür, dass es sich um ein nicht ganz schlankes Vehikel handelt.


    Die maximale Ladeleistung gibt BMW mit 150kW an, diese konnte auch problemlos erreicht werden und ging dann bis 45% SoC auf gut 95kW runter. So konnte es nach 18 Minten Zwischenstopp wieder weiter gehen.





    Auch am Ende der Fahrt stand ein Verbrauch von 23 kWh/100km im Display, für die „Verbrenner-mäßige“ Reisegeschwindigkeit und die Größe des Autos ein sehr guter Wert, wie ich finde.



    Das Nebensächliche.


    Nun soll ja das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden werden. Einerseits bekommt Nextmove sein Auto dorthin, wo es hin soll, andererseits habe ich die Möglichkeit, BMWs Elektromobil ausgiebig zu testen und zudem weitestgehend kostenneutral noch einen kleinen Hamburg-Trip zu unternehmen.


    In diesem Sinne schlenderte ich zunächst gemütlich bei frühlingshaftem Wetter durch die schönen Viertel rund um die Außenalster, bevor der Tag in der Hafencity seinen Ausklang fand.




    Am Sonntagmorgen stand dann noch ein kurzer Zwischenstopp in Bremen an.



    Das Fazit.


    Der holprige Start der Miete trübte die Erfahrung zunächst etwas. Im Nachgang stellte sich heraus, dass es an einem Fehler des Nextmove-Mitarbeiters lag; ich hätte noch eine finale Auftragsbestätigung mit Link zur Hinterlegung der Kaution erhalten sollen. Dennoch wurde von allen Beteiligten sehr flexibel reagiert und die Miete konnte ihren Lauf nehmen, auch die Kosten des Bahntickets wurden zügig erstattet.



    Der BMW gefällt mir optisch immer noch nicht, konnte aber mit seinen inneren Werten positiv überraschen und als solides Elektroauto überzeugen. Sehr komfortabel, verhältnismäßig sparsam, stabile Ladeleistung, perfekt abgestimmte Fahrerassistenzsysteme, so lässt sich auch im E-Zeitalter die ein oder andere längere Strecke problemlos bezwingen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Solimar ()