Die automobile Perfektion? | Mercedes-Benz S450d 4matic lang (V223) | Sixt Bremen Flughafen

  • Disclaimer

    Ich merke beim schreiben, dass das hier irgendwie ausufert. Wenn euch die Geschichte der S-Klasse nicht interessiert, dann könnt ihr den Part überspringen. :D


    Vorweg

    Ich war aufgeregt. So lange habe ich schon versucht einmal selbst eine S-Klasse zu mieten. Den A8 als vorFacelift und den 7er als Vorgängermodell war ich bereits gefahren, die S-Klasse fehlte mir jedoch immer noch. Ich war schon zwei Mal S-Klasse gefahren, aber für mich zählt es am Ende sowas auch selbst zu mieten, da das Auto sonst nicht in meiner Statistik auftaucht (ja ich weiß, ist komisch :D) An das alte Modell war aufgrund meines Alters bei Sixt kein rankommen, das neue Modell war lange Zeit nicht verfügbar. Ob es einem 700€ bei MB-Rent wert sind darf jeder selbst entscheiden, mir war es das jedoch nicht.

    Irgendwann kam die neue S-Klasse dann auch zu Sixt, jedoch nur in den Ballungszentren Frankfurt, Stuttgart und München. Über die Zeit verteilten sich die Autos dann doch vereinzelt in kleinere Regionen und plötzlich stand eine in Bremen.


    Bei einer solchen Gelegenheit heißt es schnell sein, keiner weiß ob und wie lange sich solch seltene Fahrzeuge hier halten. Und so hielt ich innerhalb von 24 Stunden nach Sichtung den Schlüssel für die hier gezeigt S450d in den Händen. Somit habt ihr nun das Glück (oder Leid) euch hier meinen Eindruck über eines der prestigeträchtigsten Fahrzeuge der deutschen Automobil-Industrie und den Vorreiter für technische Innovationen durchzulesen.


    Historie

    Anders als sonst möchte ich heute auch ein wenig mit der Vergangenheit der S-Klasse vertraut machen. Und beginnt quasi schon bei den Anfängen der Marke Mercedes-Benz.


    Auch wenn die Fahrzeuge zu der Zeit noch nicht als S-Klasse bezeichnet wurden, begann Mercedes-Benz um 1903 herum mit dem Mercedes-Simplex 60PS immer auch hochmotorisierte und komfortable Limousinen anzubieten, auch wenn offene Tourenwagen zu dieser Zeit eher das Sinnbild von luxuriösen Fahrzeugen waren.


    Dieses Bild wandelte sich im Laufe der 1920er Jahre, wo der Schutz vor der Natur aufgrund des nicht schnell genug wachsenden Straßennetzes wichtiger wurde als eine möglichst hohe Motorleistung. So setzen sich Stück für Stück (Pullmann-)Limousinen gegen die offenen Tourenwagen durch. Für Mercedes-Benz ist unter anderen der 140 PS (1924) ein wichtiges Fahrzeug dieser Epoche.


    Im Jahre 1926 fusionierten Carl Benz und Gottlieb Daimler ihre eigenständigen Unternehmen zur Daimler-Benz AG, die 1928 mit dem Typ Nürburg 460 (W08) den ersten Mercedes-Benz Serienwagen mit 8-Zylinder-Motor herausbrachte. Nach unten rundete der 6-Zylinder 12/55 PS das Oberklasse-Segment der Marke ab.


    Simplex-60, Typ Nürnberg


    Nach dem zweiten Weltkrieg begann Mercedes-Benz ab 1951 wieder mit der Produktion von Luxusfahrzeugen, startend mit dem Mercedes-Benz 220 (W187). Diesen gab es als offenen Tourenwagen, Coupé und Cabriolet. 1954 folge der Mercedes-Benz 220(S) als Baureihe W180 als Limousine, Coupé und Cabriolet. Als "großer Ponton" wurde er mit 6-Zylinder Motoren angeboten. Ab hier spricht man historisch gesehen auch von der S-Klasse und beginnt mit dem Zählen der Generationen Der W187 ist somit die erste Generation, der W180 die zweite Generation.


    W187, W180


    Den Start der 1960er Jahre bezeichnete Mercedes mit den Heckflossen-Modellen. Allen voran das Topmodell W112 mit 3-Liter-Motor und Luftfederung. Darunter rangierte der W111 ohne Luftfederung und 2,2-2,3l-Motoren. Der W111/112 werden als dritte Generation bezeichnet.


    W111


    Nachfolger der Heckflosse wurden W108 (keine Luftfederung) und W109 (Luftfederung) als Topmodelle der Marke angeboten. Spitzenposition nahm hier der 300 SEL 6.3 mit einem 6,3l V8 ein, der ab 1967 mit 250PS Leistung und 4-Gang Automatik angeboten wurde. Für den W108 war das Topmodell der 280 SEL 4.5 mit 4,5l V8 Motor und 198PS (3-Gang Automatik). W108 und W109 werden als vierte Generation der S-Klasse bezeichnet.


    W108


    Im Jahre 1972 wurde die Baureihe 116 vorgestellt und offiziell die Bezeichnung S-Klasse ins Leben gerufen. Angeboten wurde weiterhin eine Version mit kurzen (W116) und eine mit langem (V116) Radstand. Das Motorenportfolio umfasste neben den R6 und V8-Ottomotoren auch erstmals einen Reihen-5-Zylinder vom Typ OM617 mit 3-Litern Hubraum. Das Modell 300SD wurde von 1977 bis 1980 gebaut und leistete je nach Baujahr 111 oder 121PS. Auf der Otto-Seite war der 450 SEL 6.9 das Topmodell. Der 6,9l große V8 leistete 286PS.


    Die Baureihe 116 war das erste Modell weltweit, das mit dem Antiblockiersystem (ABS) lieferbar war.


    W116


    Ab 1979 gab Bruno Sacco der S-Klasse als Baureihe 126 einen deutlich moderneren Touch. Sie ist mit knapp 900.000 produzierten Exemplaren zwischen 1979 und 1991 noch bis heute das am meisten Produzierte Oberklasse-Fahrzeug. Mit 12 Jahren war hier der Produktzyklus auch ungewohnt lang (Regel sind eher 7-8 Jahre). Während der Bauzeit wurde die BR126 immer weiterentwickelt, ab 1985 sprach man von der zweiten Serie (heute: Modellpflege).


    Der 450 SEL 6.9 erhielt keinen Nachfolger, da ein solcher Antrieb aufgrund seiner Verbrauchswerte als nicht mehr zeitgemäß angesehen wurde. Das neue Topmodell war der 500 SE(L), welcher rund 240PS aus einem V8-Motor lieferte. In der zweiten Serie ab 1988 wurde jedoch wieder ein V8 mit rund 300PS als 560SEL und 5,5l Hubraum angeboten.


    Als Vorreiter wurde ab 1981 optional ein Airbag (damals noch Luftsack) angeboten, ab 1988 zusätzlich auch ein Beifahrerairbag. Die Antriebsschlupfregelung (ASR) wurde ab Modelljahr 1987 optional angeboten. Außerdem wurde die Baureihe 126 als erstes Fahrzeugbaureihe der Welt dem sogenannten Offset-Crash-Test unterzogen (Aufprall mit 55km/h und maximal 40% der Fahrzeugfront), welcher seit Anfang der 2000er zu den verpflichtenden Crash-Tests gehört.


    W126


    Auch in den 90er Jahren prägte Bruno Sacco die Fahrzeuge von Mercedes-Benz. 1991 wurde die Baureihe 140 eingeführt. Als technische Innovationen gelten hier:

    -Vernetzung der Steuergeräte über das CAN-Bus System

    -ab 1996 die Einführung der Sprachsteuerung "LINGUATRONIC" zur Sprachsteuerung des optional verbauten Autotelefons

    -ab 1995 die Ultraschalleinparkhilfe PARKTRONIC (optional, serienmäßig beim S600, Markeinführung von Ultraschalleinparkhilfe durch Toyota 1982)

    -ab 1995 Einführung des Elektronischen Stabilitätsprogrammes (ESP) in Zusammenarbeit mit Bosch


    Im März 1994 wurde eine erste Modellpflege eingeführt, hier wurde die Nomenklatur offiziell von xxx S(EL) zu Sxxx angepasst.

    Zu zweiten Modellpflege im Jahre 1996 wurden ASR und Fahrer/Beifahrer-Airbag zum Serienumfang und es gab optional Xenon-Scheinwerfer.


    Neben den bekannten 6- und 8-Zylindern gab es in der Baureihe 140 auch erstmals einen V12-Ottomotor, der um die 400PS leistete.


    W140


    Von 1998 bis 2005 war die Baureihe 220 am Markt. Da die Baureihe 140 für den europäischen Markt als zu groß empfunden wurde, schrumpfte das neue Modell in den Abmessungen und im Gewicht. Als technische Neuerung galt hier das "Active-Body-Control"-Fahrwerk, welches einen Wankausgleich bietet. Außerdem wurde ab 1999 erstmals eine AMG-Version der S-Klasse angeboten. Den Anfang machte hier der S55 AMG mit 5,5l V8 Motor und 360PS (ab Facelift 500PS). Ab 2001 stieß der S63 AMG mit 6,2l V8 und 444PS und ab 2004 der S65 AMG mit 6,0l V12 Motoren und 612PS dazu.

    Auf der Diesel-Seite gab es neben den 6-Zylindern nun auch einen V8-Diesel (S400 CDI) mit 250(260)PS.


    Ab der Modellpflege 2002 bot Mercedes fahrdynamische Multikontursitze an, der Notbremsassistent PRE-SAFE gehörte zum Serienumfang und für die Modelle S350, S430 und S500 gab es optional den permanenten Allradantrieb 4MATIC.


    W220


    Als Nachfolger der BR220 betrat ab 2005 die Baureihe 221 das Licht der Welt. Nachdem der Vorgänger in den Abmessungen schrumpfte, wurde hier an den Außenmaßen nicht viel verändert, das Auto jedoch optisch größer designt.

    Als technische Neuerung der BR221 gelten das Infotainment-System COMAND, das adaptive Bremslicht, die elektromechanische Feststellbremse und ab 2009 der Aufmerksamkeitsassistent. Optional erhältlich waren der adaptive Tempomat DISTRONIC PLUS, ein Nachtsichtassistent und ab 2009 ein adaptiver Fernlichtassistent, Verkehrszeichenerkennung, Spurhalteassistent und ein Seitenwindassistent.


    Motorenseitig gab es ab 2009 einen Hybrid-Antriebsstrang, der sich aus einem V6-Ottomotor und einem 20PS starken Elektromotor zusammensetzt.


    W221


    Nach 8 Jahren Bauzeit wurde es dann wieder Zeit für ein neues Modell. So folgt der Baureihe 222. Wobei so ganz neu vielleicht nicht. Zu dieser Zeit behalfen sich die Hersteller mit einem Trick, um weiterhin das Kältemittel R134a und nicht das neue R1234yf verwenden zu müssen. So steht das neue Modell auf der gleichen Bodengruppe wie das alte Modell und verwendet auch dessen Typenzulassung. Formal gesehen ist die Baureihe 222 also eine Variante der Baureihe 221.


    Infolgedessen sind auch die Radstände identisch mit denen des Vorgängers. Mit der Baureihe 222 wurde auch das noch mal längere Maybach-Modell als Variante der S-Klasse eingeführt. Um weiterhin Vorreiter auf technischer Seite zu sein erhielt die BR222 eine Vielzahl von neu entwickelten Assistenzsystemen.

    Auf Wunsch ist nun auch ein Geisterfahrerwarnsystem (mit Continental entwickelt) erhältlich, dass über eine Kamera in der Frontscheibe die entsprechenden Schilder erkannt und bei Bedarf mehrstufig Warnsignale ausgibt.

    In Kombination mit dem weiterentwickelten Spurhalteassistenten und dem Abstandstempomat DISTRONIC ist nun eine Stop&Go-Funktion in Stau-Situationen möglich.

    Um die Fondpassagiere mehr zu schützen ist ab der Baureihe 222 optional der BELTBAG, ein Sicherheitsgurt mit Airbag, erhältlich.


    Neben der serienmäßigen AIRMATIC Luftfederung ist für alle Modell ab dem S500 (ohne Allrad) das vorausschauende Fahrwerk MAGIC BODY CONTROL erhältlich, welches anhand einer Stereokamera Fahrbahnunebenheiten vor befahren ausgleichen kann.


    W222, hier als Maybach


    *Bildquellen und weitere Infos: https://jesmb.de/3757/


    Technisches

    Und nun sind wir im Jahre 2020 angekommen. Mercedes-Benz stellt die 11. Generation der S-Klasse vor.


    Gebaut wird sich in der Factory 56 in Sindelfingen, einem Produktionsstandort nach neuestem Standard und mit der modernsten Technologie. Die S-Klasse, intern Baureihe 223, wird in 4 Varianten angeboten:

    -kurzer Radstand (W223)

    -langer Radstand (V223)

    -Maybach (X223)

    -S680 Guard


    Angeboten wird die S-Klasse mit 4 Ottomotoren (381 - 612PS), 2 Dieselmotoren (313 - 367PS) und 3 Plug-In-Hybriden (408 - 802PS).


    Das Topmodell stellt dabei der S63 E Performance mit einer kombinierten Leistung von 802PS dar. Hier wird ein 612PS starker V8 Biturbo mit einem 190PS starken Elektromotor kombiniert. Die elektrische Reichweite liegt bei 33km.

    Die Maybach-Variante und das Sonderschutzfahrzeug GUARD sind als einzige mit einem V12-Motor erhältlich.

    Die 6-Zylinder-Dieselmotoren sind ausschließlich für die "normalen" Varianten erhältlich.


    Zu den Technischen Highlights zählen erstmalig eine 10°-Hinterachslenkung, das Augmented-Reality Head-Up Display und erstmals in der Industrie ein Fondairbag.


    Mit eine Bruttolistenpreis von 180.576,55€ ist hier unter anderen auch alles an technischen Highlights geboten, was man in der Oberklasse erwarten darf. Die genaue Ausstattungsliste könnt ihr hier finden:
    Bruttolistenpreise von Mietwagen


    Elegantes äußeres

    Da steht sie vor uns, in ihrer ganzen Schönheit. Auch in der 11. Generation bleibt die S(onder)-Klasse sich treu und Mercedes-Benz wagt nur weniger Experimente im Design.


    An der Front fällt als erstes der Große, recht runde Kühlergrill auf der (ungewöhnlich für die heutige Zeit) keinen Zentralstern enthält. Der Haubenstern ist ein Erkennungsmerkmal der S-Klasse und ist, abgesehen von der AMG Version, immer dabei.



    Im Kühlergrill befindet sich mittig, im oberen 2/3, ein glänzendes Element. Hier verbergen sich unter anderen der Radarsensor und die Frontkamera für das 360°-System. Hier muss ich leider auch einmal meckern:

    Mercedes, warum spart man die 2,50€ in der Entwicklung und lässt die Frontkamera nicht (wie beim Vorgänger und auch am Heck des Autos) einfahren, wenn sie nicht gebraucht wird. So ist sie Steinschlägen und Dreck restlos ausgeliefert und optisch wirkt es fast wie ein kleiner Pickel an der Front. Schade!



    Deswegen Schade, weil ich das Frontdesign ansonsten verdammt gelungen finde. Gerade in der hier verbauten AMG Line mit A-Wing Stoßfänger, da passen auch die Chrom-Akzente wirklich gut in Kombination mit dem obsidianschwarzen Außenkleid.


    Zur Darstellungsqualität der 360°-Kamera generell muss ich aber glaube ich fast nichts mehr sagen. Ich kenne kein System, was eine noch bessere Darstellungsqualität hat.



    Komplettiert wird die Frontansicht vom hier verbauten DIGITAL LIGHT mit Projektionsfunktion. Pro Scheinwerfer wird hier mit einer Auflösung von 1,3Mio. Pixeln gearbeitet, was für ein Ultra präzises Leuchtbild bei Dunkelheit sorgt. Ich bin wirklich noch kein Lichtsystem gefahren, bei dem ich mir öfter unsicher war, ob der Gegenverkehr wirklich ausgeblendet wird oder nicht, da die Fahrzeugkanten hier so präzise ausgespart werden. Die Projektionsfunktion konnte ich leider nicht testen, obwohl ich mit meinem Me-Account im Fahrzeug angemeldet war, hat sich die Funktion nicht bei Dunkelfahrt aktiviert.



    Im Seitenprofil zeigt sich die S-Klasse einfach und elegant. Es gibt keine unnötigen Sicken und Kanten, es passt einfach alles für mich. Lange Motorhaube, kurzer Kofferraum, noch längere Fahrgastzelle. Wir haben hier eine Langversion der S-Klasse, was in einem Radstand von 3216cm resultiert (kurzer Radstand wären 3106cm). Insgesamt sehen wir 5,29m Auto vor uns. Das dürfte somit auch das längste Auto sein, was ich bisher gefahren bin.

    Ich will den Antriebs-Part nicht zu sehr vorweg nehmen: Das Auto fährt sich kleiner als ein BMW i4.



    Was auf den Bildern durchaus mal auffallen wird: Manchmal sind da Türgriffe, manchmal nicht. Wenn man bei der BR223 das Keyless-Go System bestellt, erhält man flächenbündige Türgriffe, die beim Annähern an das Fahrzeug ausfahren und den cW-Wert noch ein ganz bisschen senken. Finde ich als Techie ganz cool, vor allem da sie auch im Dunkeln beleuchtet sind - das Geräusch wenn sie nach dem losrollen einfahren finde ich jedoch nicht schön.


    (hochkant)


    Am Heck hat die Rundung der Kofferraumklappe schon fast Ähnlichkeit mit dem Vorgänger. Was jedoch komplett neu ist sind die Rückleuchten. Mercedes hat viele Jahre hochkant ausgerichtete Rückleuchten verbaut, das hat sich hier geändert. Die Rückleuchten ziehen sich sehr breit über das Heck und mit dem Knick nach unten sehen sie fast aus wie ein Dreieck. Die Blinker sind hier dynamisch, was finde ich nicht unbedingt zu einem Mercedes passt. Beim Ver- und Entriegeln gibt es eine kleine Animation des Rücklichts. Schick!



    Luxoriöses inneres

    Take a seat...

    Ich bin ja nun schon die aktuelle C-Klasse und auch den GLC gefahren. Daher kenne ich den Innenraum so schon sehr gut. Wie bei Audi und BMW ist die Sitzposition in der S-Klasse aber noch mal anders, man fühlt sich gleich irgendwie - erhaben?



    Die Sitze sind hier mit schwarzem Nappa-Leder bezogen, dazu beheizt, gekühlt und eine Massagefunktion gibt es auch. Mein eigentliches Highlight sind aber die Flauschekissen, die es mit der 223-S auch für die vorderen Sitze gibt. Das war eine Sache, die es für mich direkt ganz anders hat anfühlen lassen.



    Was hingegen nicht ganz so mein Fall war, war das Lenkrad. Leider wurde innen nicht die AMG Line konfiguriert, dafür das MANUFAKTUR Lenkrad mit Holzbeschlag. Natürlich in Wurzelholz. Da fühle ich mich gleich 40 Jahre älter. :P Trotzdem ist das Lenkrad beheizt und das fühlt sich durch das Holz auch noch relativ gut an. Trotzdem wäre das AMG Line Lenkrad hier meine präferierte Lösung (und dunkles Holz als Dekor).



    Das Infotainment basiert auf MBUX 2.0 mit Zero Layer und ist denke ich den meisten hier bekannt. Bei Bedarf schaut in die Berichte von GLC und E-Klasse, da gehe ich genauer auf die Funktionen ein. Für mich bisher unbekannt war das Massage-Menü, in dem (ich glaube 9 Waren es, davon 4 mit Wärme) verschiedene Massage-Programme ausgewählt werden können. Das Ganze geht natürlich auch über "Hey Mercedes"



    Der Rest ist halt... bekannt? Bei CarPlay gefällt mir weiterhin die tolle Integration in diesem Displayverbund.



    Was für mich neu war, war das 3D-Fahrerdisplay. Diese Funktion lässt sich über einen Shortcut im Zentraldisplay deaktivieren, aber ich fand das (abgesehen von der Sport-Ansicht) echt gut gemacht, wie die verschiedenen Ebenen eine ganz Art von Tiefe in das Display gebracht haben. Das lässt sich leider nicht fotografieren, daher hatte ich es für Fotos deaktiviert.



    Die verschiedenen Anzeigestile kennt man auch.



    Ebenfalls neu: das Augmented Reality Head-Up Display. Das war die Sache, auf die ich mich mit am meisten gefreut habe. Erkennbar ist es an dem RIESIGEN Loch vor dem Fahrer im Armaturenbrett. Auf die Straße wird hierbei ein Bild projiziert, dass der Größe eines ca. 80"-Fernsehers entspricht. Da man es nur als Fahrer sieht, kann ich auch das relativ schlecht einfangen. Ich hänge dazu einfach ein Video an:


    Die Darstellung ist grandios. Das dürfte auch das erste Mal gewesen sein, dass ich bewusst mit dem Fahrzeug-Navi gefahren bin, weil ich unbedingt die Navigationspfeile fliegen sehen wollte. Dieses Head-Up Display ist meiner Meinung nach ein Must-Have in dem Auto und ich hoffe, dass das vielleicht auch bald in die kleineren Klassen runter wandert.


    Kommen wir noch mal zum wichtigsten Platz in einer S-Klasse. Hinter rechts. Auch dort sind die Sitze (natürlich) komplett elektrisch verstellbar, beheizt, gekühlt UND mit Massage versehen. Durch das Chauffeur-Paket lässt sich von hinten auch der Beifahrersitz verstellen und in einer Art Liege-Position bringen. Das ist echt reisen auf Niveau.



    Aber selbst wenn man nicht liegt, ist hinten in dem Auto verdammt viel Platz. Alles andere wäre vermutlich auch eine Schande. Ich kann mehr als bequem hinter mir selbst sitzen, was in einer E-Klasse bspw. bei weitem nicht so ging.


    Ich habe bei meinem Ausflug nach Rotterdam auch die Mittagspause hinten im Auto verbracht, das Einzige was mir da fehlte war TV oder die Möglichkeit das Carplay-Streaming nach hinten zu übertragen. Denn, um das Paket rund zu machen, war hier auch das High-End Fond-Entertainment verbaut. Das dazugehörige Tablet fehlte leider.



    MBUX gibt dir hier die Möglichkeit, Elemente zwischen den Bildschirmen (vorne und hinten) hin und her zu schieben. Du kannst auch eigene Kopfhörer (oder die, die dem Auto beiliegen) mit dem Fond Entertainment verbinden und dort unabhängig von der ersten Reihe Medien genießen. Das finde ich klasse.



    Um die Medien auch ohne Kopfhörer genießen zu können ist hier das Burmester 3D-Soundsystem an Bord. Zu gehyped wäre ich auf das 4D-System gewesen, aber ich will ja nicht meckern! Da gibt es beim 3D-System aber sowieso nichts meiner Meinung nach. Grade mit den individuellen Klangprofilen lässt sich dieses Soundsystem so passend abstimmen, dass da jeder seinen eigenen Tune findet. Und egal was ich ihm bei welcher Lautstärke an Musik gab: Kein Verzerren, kein Ausreißen, super klarer Sound. Die paar male, wenn ich Tipps zur Mercedes-Konfiguration gegeben habe, habe ich auch immer das Burmester System (immer SA810) empfohlen und es hat denke ich keiner bisher bereut.



    Antrieb - Praise the Diesel

    Kommen wir von der Unterhaltungstechnik mal noch zur Fahrtechnik.


    Das Meisterwerk im Motorraum der S450d heißt OM 656 M und liefert bei 2989m³ sagenhafte 367PS. Unterstützt wird er von einem 23PS starken Elektromotor, der im Getriebe als ISG und Booster fungiert. Somit ist die S-Klasse ein Mild-Hybrid.

    Das Drehmoment von 750Nm liegt von 1200u/min(!) bis 3200u/min und bei Bedarf kann der ISG 250Nm dazu boosten. Übertragen wird die Kraft mittels 9G-Tronic Wandlergetriebe an den 4matic Allradantrieb.


    Ich schrieb es im Verbrauchsthread glaube ich schon mal, aber ich muss es hier dennoch erwähnen: DANKE Mercedes. Dieser Antrieb ist meinem Popometer nach in allen Belangen ein Meisterwerk. Keine Anfahrschwäche, super Durchzug, keine unnötigen Schaltvorgänge und trotz kombiniert knapp 400PS lässt sich das Auto im Alltagsbetrieb mit knapp über 6 Litern Diesel auf 100km fahren.



    Die Werksangabe liegt laut Mercedes bei 6,2l/100km und ich habe diese bei dem Wochenende unterboten. Sicher spielt da auch mit rein, dass ich die Hälfte der Zeit in den Niederlanden unterwegs war, dennoch ein Hammer wert.


    Gleichzeitig gleitet das Auto dank dem Luftfahrwerk wie eine Göttin über die Straße, kurze Wellen sind manchmal nicht so toll, lange Wellen hingegen perfekt. Es fühlt sich, wenn ich den Vergleich zu 5er/7er und A6/A8 ziehe tatsächlich nicht so viel Unterschiedlich an im Vergleich zur E-Klasse, das Auto vermittelt dir aber einen ganz anderen Wert. Ich fände noch den Vergleich zum E-Active-Body-Control Fahrwerk interessant, welches ja aktiv und vorausschauend arbeiten sollte. Aber das wird sich wohl nur durch einen Kauf erfahren lassen. :D



    Ich erwähnte vorhin die Länge des Autos und auch die Hinterachslenkung. Hier war (auch ein Highlight für mich) die große Hinterachslenkung mit 10°-Einschlagwinkel verbaut. Dies verkleinert den Wendekreis in Parksituationen um 2 Meter, also von 12,5 auf 10,5 Meter. Es fühlt sich noch komischer an als in Autos mit kleinerem Lenkeinschlag, aber man gewöhnt sich schnell daran und ich habe es nach dem Umstieg zurück in den 5er vermisst. Denn das Auto fuhr sich plötzlich wie ein Schiff.



    Sobald man in den P-Modus geht, stellt sich die Hinterachse leider gerade, warum auch immer.


    Es sieht im Fahrbetrieb von außen ulkig aus, halt als ob das Auto kaputt wäre, es bringt aber so viel, dass es für mich auch eine Pflicht-Ausstattung wäre. Generell finde ich, dass man die S-Klasse dynamischer bewegen kann als sie es vermuten lässt, was mich überrascht hat. Einen Stammtisch würde ich vermutlich trotzdem nicht damit fahren. :D

    Fazit

    Was bleibt mir groß zu sagen? Ich bin verliebt. Ich habe so lange versucht endlich mal eine S-Klasse zu fahren und jeder einzelne Meter hat sich gelohnt. Leider stehen (in meiner Konfiguration) 200t€ zwischen diesem Auto und mir. Ein Traum wird es trotzdem bleiben und vielleicht begegne ich der S-Klasse ja noch ein paar Mal als Mietwagen. Ich würde mich freuen und es mir wünschen!


    An dieser Stelle auch noch ein Danke an Sundose, der sich für ein paar fixe Fotos spontan mit mir getroffen hat und unter anderen auch die Bilder von der eingeschlagenen Hinterachse dazu gesteuert hat. Leider hatte es an dem Wochenende nicht für mich gereicht. :(



    Zum Abschluss noch ein Tipp von mir: Wenn ihr mal mit einem Mercedes mit MBUX unterwegs seid und eine längere Strecke fahrt, dann sagt mal "Hey Mercedes, aktiviere Tourguide". Der Tourguide ist ein Feature vom MBUX, bei dem Mercedes dir immer, wenn so ein braunes Infoschild an der Autobahn steht ein paar interessante Hinweise dazu gibt. Ich fand das sehr spannend, selbst bei mir in der Heimat.

    Fotos

    Wie üblich noch ein paar Bilder, die toll sind aber keinen Platz im Fließtext fanden. Irgendwie müssen wir das Forum ja ausreizen :P


  • Vielen Dank - sehr informativ für meinen letzten Tag mit dem S400d morgen.


    Das einzige was mich am Design stört, ist das glänzende Element im Kühlergrill. Ansonsten alles echt top. Mein Sohn hatte hinten viel Spaß über den Bildschirm der Navi zu folgen.

  • Schade dass du die Projektionsfunktion nicht testen konntest, dass ist ein Punkt der mich immer wieder aufs neue erstaunen lässt.


    Ansonsten natürlich hammer Bericht, fehlt nur noch ein persönliches Ranking der Oberklasse Limousinen ^^