Vermieter: Sixt
Abholstation: Bonn-Bad Godesberg
Rückgabestation: Bonn-Bad Godesberg
KM-Stand Abholung: ca. 8.500
Gefahrene Kilometer: bisher rund 800
Gebuchte Klasse: SWMR
Erhaltene Klasse: IWMR
Leistung: 88 kW (120 PS) / 6300
Ausstattung: Trend, Linie, Winter-Paket (u.a. Regen- und Licht-Sensor), Geschwindigkeitsregelanlage, Park-Pilot-System, beleuchtete Außenspiegel elektr. anklappbar, LED-Tagfahrlicht, Radkappen, Raucherpaket, Audiosystem Sony
Preis laut Konfigurator: 28.000 Euro
Durchschnittsverbrauch: BC 7,6 l
Dauer: 7 Tage (19.12 - 26.12)
Anmietung
Meine kurzfristige Wochenanmietung begann mit einem Sprint durch die Bonner Innenstadt. Zugausfall auf meiner Linie, Schließung der Station um 18:00 Uhr, Ankunft am Godesberger Bahnhof laut meinem Notfallfahrplan: 18:01 Uhr. Dann die Entwarnung durch die Hotline, denn die Rücksprache mit der Station hatte ergeben: Man wartet auf mich - so lange wie ich eben brauchen würde. Sehr nett!
In der Station angekommen war der Blick auf den Parkplatz schon etwas ernüchternd und so bekam ich dann auch vom RA – unter einem Schwall von Entschuldigungen - den Schlüssel für einen Ford Mondeo Kombi überreicht. Der RA versuchte noch – aus eigenem Antrieb – den Preis zu verringern, konnte aber nichts gegen die ADAC-Preise ausrichten. Also gab es als Tipp von ihm die Mail an den Kundenservice (für mich übrigens sehr guter „Kundenservice“. Andere Stationen haben da in der Vergangenheit gerne mal das Maximum an Geld rauszuholen versucht). Alternativ hätten einige VW Multivan zur Auswahl gestanden, aber die waren für meine Zwecke unnötig groß. Außerdem ein Citroen C3 Picasso, aber… nunja, ihr könnt es euch denken!
Exterieur
Jetzt also endlich zum Auto. Von außen steht der Mondeo echt super da, vor allem die LED-Rücklichter haben es mir wirklich angetan. Dazu gab es LED-Tagfahrlicht vorne und akzeptable Halogenscheinwerfer. Ich würde immer Xenon kaufen, aber die verbauten Scheinwerfer waren in den meisten Fällen ausreichend. Wer damit Überholprestige erwartet, wird aber leider enttäuscht. Ist halt eben auch "nur" ein Ford, wenn auch ein sehr sportlich aussehender.
Interieur
Nachdem ich Anfang des Monats eine C-Klasse ebenfalls für eine Woche fahren durfte, habe ich im „Meine aktuelle Miete“-Thread davon gesprochen, dass mir der Mondeo deutlich besser gefällt. Jetzt verkrieche ich mich mal schnell in meine Ecke und rufe ganz leise: Naja, war vielleicht doch nicht so die ganze Wahrheit.
Die verbauten Standard-Sitze sind zwar deutlich angenehmer als die Standard-Mercedes-Sitze, aber wirklich bequem sitzt es sich auch hier nicht. Nach spätestens zwei Stunden schmerzt der Hintern und ruft nach einer Pause.
Dafür hat Ford in meinen Augen – zumindest in diesem Exemplar – bei den verwendeten Materialien und der Verarbeitung ein gutes Stück aufgeholt. Am Lenkrad und in der Mittelkonsole schmeichelt sogar ein bisschen Metall den Fingern und das Billig-Plastik ist – bis auf wenige Flächen - verschwunden.
Dass der Klimaregler immer noch aussieht wie ein schwarz lackiertes Überraschungsei mit Chromrand, sei dann mal ignoriert. Und wenn wir beim Ignorieren sind: dass sich das Leder am Handbremsengriff nach 9000 Kilometern ablöst, ist sicher als Gimmick gemeint. Da kann man sich im Stau damit beschäftigen, es wieder festzunähen.
Auch dass man den Zigarettenanzünder in der Front nicht zur Stromversorgung vom portablen Navi nutzen kann, ist eher nebensächlich. Gut, wenn man dort etwas einsteckt, blockiert der Stecker den Schaltknüppel. Aber im Fond gibt es ja noch eine Buchse. Dann sorgt das Kabel wenigstens auch für eine sichtbare Trennung von Fahrer und Beifahrer.
Aber nun genug der Kritik: das Platzangebot ist gut, auch im Fond lässt es sich bei angenehmer Beinfreiheit für eine längere Reise aushalten. Und der Kofferraum schluckt dann auch noch Unmengen an Gepäck – das gefällt.
Gegen die aufdringlich lauten Motorengeräusche auf der Autobahn hilft übrigens das anständige Radio von Sony. Bluetooth, USB, AUX und CD funktionieren einwandfrei und auch der Sound kann überzeugen. Ein Navi – für mich ein Must-Have - fehlt aber leider. Aber warum eigentlich laute Motorengeräusche?
Motor + Getriebe
Der prüfende Blick in den Fahrzeugschein auf dem Sixtparkplatz zeigt: 88 KW (120 PS). Joa, hatte der Mini Cooper damals auch. Das war zwar ein Diesel und ungefähr halb so schwer, aber dann kann der Ford ja mal zeigen, was er drauf hat.
Also aus der Stadt geflüchtet, ab auf die Landstraße und schön bei 70 in den 5ten Gang (von fünf, mehr braucht man ja auch nicht). In knapp 100 Metern beginnt eine kleine Steigung, also wollen wir mal nicht so sein: Rückschalten in den dritten Gang… Aber was ist das? Das Getriebe klemmt, der dritte Gang geht nicht rein. Nehmen wir also notgedrungen den vierten. Oben am Berg angekommen steht der Tacho auf 50, der Corsa I im Rückspiegel – der wohl den dritten Gang benutzen konnte - macht es sich schonmal in den Weiten des Kofferraums bequem und ich wische mir den Schweiß von der Stirn. Na, das kann ja heiter werden.
Und das wurde es auch: Für ruhiges – sehr ruhiges – Fahren ist der Motor sicherlich ausreichend, für etwaige Überholvorgänge sollte man sich jedoch eine drei Kilometer lange Gerade aussuchen. Berge sind zu vermeiden, ebenso wie Beschleunigungsstreifen, Ampeln oder Stoppschilder.
Dafür zeigt einem der Ford Blumen im Display, je nachdem, wie sparsam man unterwegs ist. Meine Blumen sind allesamt gefüllt, der Verbrauch pendelt sich damit bei 7,6 Litern ein (50% Land, 30% Autobahn max. 140km/h, 10% Stadt, 10% Schnee/Stau) – ein anständiger Wert. Bei 140km/h auf der Autobahn ist der Momentanverbrauch aber locker im zweistelligen Bereich angekommen.
Dazu kommt ein abartig hakeliges Getriebe. Zurückschalten vom fünften in den dritten Gang ging nur mit einiger Übung: in die Mitte, dann ein gutes Stück nach links und nach oben. Vielleicht ist das aber auch die Belohnung von Ford für langjährige Mondeofahrer, die das schon aus dem Eff-Eff beherrschen.
Übrigens, meine ehrliche Reaktion beim Blick in den Fahrzeugschein war: „Was zur Hölle…?“ Was im Nachhinein relativ treffend war.
Fazit
Ich fahre privat einen Renault Clio und weiß also, was „fehlende Motorenleistung“ bedeutet. Wenn ich aber 90% der Fahrt mit Schalten beschäftigt bin, damit mir das Auto am Berg nicht absäuft, kann ich nicht zufrieden sein. Vor allem, wenn die Schaltung dann auch noch so hakelig ist, dass man pro Schaltvorgang 10 Sekunden benötigt.
Großes ABER: Spendiert man dem Wagen ein paar Extra-PS (ich denke da an minimum den 1,6 l EcoBoost mit 160 PS und anständigem 6-Gang-Getriebe), wäre ich wohl positiv überrascht. Schickes Aussehen, anständige Verarbeitung und sehr viel Platz. Navi und Xenon rein und dann könnte man bei einem attraktiven Preis sicher über einen Kauf nachdenken.
Was ich dafür aber bemerkenswert finde: Die Station macht richtig Lust aufs Mieten. Man kann sich gut mit den RAs über die Fahrzeuge unterhalten und man merkt, dass sie mit Spaß an ihre Arbeit gehen. Wenn dann auch noch wie hier der Service stimmt, komme ich im nächsten Jahr gerne wieder.
So, als Ausgleich für den langen Text gibt's jetzt noch ein paar Fotos aus dem verregneten Bonner Umland:
