An welche Autovermietung packt VW sein Logo? Die möglichen Kandidaten

Kauft VW SIxt?

VW und Sixt? VW und Europcar? VW Euromobil? VW und Enterprise? Verschiedene Medienberichte sprechen von einem umtriebigen Autohersteller auf engagierter Suche nach einem beständigen Vertriebsweg - einer hauseigenen Autovermietung. Der jüngste Kandidat scheint laut einem Bericht im Manager Magazin Deutschlands gesündeste Autovermietung Sixt zu sein. Aber auch Europcar und andere Lösungen sind im Gespräch. Wir listen die Kandidaten auf und geben eine Wahrscheinlichkeitswertung ab.

Lösung 1: VW kauft sich bei Sixt ein

Oft werden zwischen Sixt und VW Hände zur Begrüßung geschüttelt - aber noch nie zu Vertragsabschlüssen. Statt einer Zusammenarbeit (wie bei Audi on demand angestrebt) oder einer kompletten Übernahme von Sixt durch VW, strebt Volkswagen dieses Mal wohl eine Beteiligung an, von 15% in Vorzugs- und Stammaktien ist die Rede. Sixt bereitet eine Kapitalerhöhung vor, damit die Familie als Haupteigner keine Anteile opfern muss. Warum Sixt eine gute Partie für VW wäre? Die orangene Autovermietung ist bisher vergleichsweise glimpflich durch die Corona-Krise gekommen. Man reagierte extrem schnell mit einer drastischen Flottenreduzierung, einer breit angelegten Zusammenlegung, Schließung und Anpassung der Öffnungszeiten von Stationen - unterm Strich einer groß angelegten Sparmaßnahme. Andere Autovermietungen waren hier deutlich schwerfälliger.

>>> Wahrscheinlichkeit? Da es sich "nur" um einen Aktienkauf handelt, ist die Machbarkeit nicht komplett unrealistisch. Da zwischen Sixt und VW in der Vergangenheit schon Gespräche zur Zusammenarbeit auf den letzten Metern gescheitert sind, könnte auch hier eine Laune gegen den Abschluss den Ausschlag geben.

Lösung 2: VW kauft Europcar. Und zwar komplett.

Ende Juni 2020 berichten verschiedene Medien übereinstimmend von Gesprächen zwischen Europcar und VW bezüglich einer Übernahme. Wie auch bei Sixt sieht VW in der grünen Autovermietung mögliche Absatzwege für seine Autos - sowohl im Carsharing als auch im klassischen Vermietgeschäft. An der Börse ist Europcar deutlich günstiger als Sixt. Für ca. 390 Millionen Euro könnte Europcar den Besitzer wechseln.

>>> Wahrscheinlichkeit? VW sollt zwar Einsicht in die Bücher von Europcar bekommen haben, mehr scheint aber seitdem nicht passiert zu sein. Wie alle von der Reisebranche abhängigen Unternehmen kämpft auch Europcar mit der Coronakrise. Die Zahlen könnten VW also abschrecken. Ganz vom Tisch ist die Option aber nicht. Zumal - wenn richtig aufgezogen - VW und Europcar samt Händlerstandorten ein einzigartig dichtes Stationsnetz anbieten könnten.

Lösung 3: VW macht Euromobil oder VWFS endlich richtig.

Kenner werden sich fragen: Warum kauft VW eine Autovermietung? Die haben doch eine? Oder sogar zwei? Euromobil ist die Autovermietung der VW-Autohäuser als 100%-ige Tochter von VWFS (Volkswagen Financial Services) - letztere richtet sich an Privat- und Geschäftskunden während Euromobil eher Werkstattersatzmieten bedient. So ganz klar ist das aber nicht. Da lokale Händler auch an Privatkunden Euromobil-Mietverträge herausgeben - mit der gleichen Flotte, die auch VWFS-Mieten bedient.

>>> Wahrscheinlichkeit? Die Gefüge sind festgefahren, die Marke(n) vergleichsweise unbekannt und für den Endkunden zu kompliziert. Hier haben klassische Autovermieter einen jahrelangen Vorsprung in Sachen Reservierungsprozess, -anmietung und Flottenmanagement. Der Internetauftritt von Euromobil und VWFS hat bei Weitem nicht die Möglichkeiten, wie sie Europcar oder Sixt bieten. Bonusprogramme, Logins, Usability und der Buchungsablauf sind entweder nicht vorhanden, werden nicht klar kommuniziert oder laufen ruckelig. Es wäre also an allen Fronten massive Umarbeitung und Optimierung nötig. Und dann müssten auch alle Händler ein Preis- und Flottenkonzept unterstützen, ein Ding der Unmöglichkeit.


Lösung 4: VW wartet auf den richtigen Moment.

Aus Corona gestärkt hervorgehen? Das würden im Augenblick nicht einmal die optimistischsten Wirtschaftsweisen für die Reisebranche prognostizieren. Viele Autovermietungen melden Umsatzrückgänge von mehr als 60% im Vergleich zum Vorjahr. Im Gegensatz zu Sixt konnten die meisten Vermieter ihre Kosten nicht so radikal kürzen, sind nicht von einem Monat auf den nächsten aus Flottenverträgen herausgekommen. Hertz ist in den USA nach wie vor in einem Insolvenzverfahren. Europcar machte zuletzt zwar rund drei Milliarden Euro Umsatz, erzielte dabei aber nur ein Netto-Ergebnis von rund 38 Millionen Euro - nicht unbedingt das, was nachhaltiges Wirtschaften wie etwa bei Sixt ausmacht. 2020 wird diesen knappen Erlös einfach überrollen. Seit Mai musste Europcar rund 300 Millionen Euro Kreditvolumen aus verschiedenen Quellen aufnehmen, um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten. Immerhin: von Enterprise, Starcar oder anderen national agierenden Autovermietungen sind bisher keine beunruhigenden Meldungen zu vernehmen.

>>> Wahrscheinlichkeit? Falls es aber soweit kommt, müsste VW beim Kauf einer möglichen Konkursmasse schnell sein - was bei einem Konzern wie VW nicht unbedingt zu den Kerneigenschaften gehört.

    Kommentare 1

    • Option 5: Buchbinder, und zwar komplett. Wieso? Weil Buchbinder vor allem für Nutzfahrzeuge beliebt ist, und das ist wahrscheinlich auch sehr interessant für VW.