Da denkste: Kennste einen, kennste alle.
Ist aber nicht so.
Über die unterschiedlichen Charaktere von zwei Mal 184 PS.
Die Ausgangslage stellt sich so dar: Zwei mal zwei Wochen mit dem gleichen Auto, dem BMW 5er. Klar, der eine war ein Kombi, hatte helles Leder innen. Der andere wurde als Limousine samt schwarzem Leder innen vom Dingolfinger Band geschoben. Von außen sind beide in schlichtem schwarz gehalten und werden durch die neue Ausstattungsvariante "Modern Line" aufgehübscht. Den größte Unterschied merkt man aber erst nach dem Drücken des Start-Knopfs. Der eine rumpelt los wie ein Trekker. Der andere pustet fröhlich und sonor seine Jugendlichkeit aus dem Doppel-Endtopf. Hier offenbaren sich zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. In Zeiten turboaufgeladener Downsizing-Triebwerke mit wenig Hubraum erwarte ich viel Drehmoment, wenig Verbrauch und Spritzigkeit auf dem gesamten Drehzahlband. Nun, keiner der beiden Triebwerke vermag vollends zu überzeugen. Was der eine hat, fehlt dem anderen. Nach kurzer Eingewöhnung und langen Autobahnetappen spielt sich der Diesel dann aber doch kräftig in den Vordergrund.
Aber der Reihe nach. Fangen wir mal beim Benziner an. Mit dem 20i hat BMW dem Fünfer ein ganz passables Einstiegs-Motörchen mit auf den Weg gegeben. Dank Direkteinspritzung, variabler Turbinen-Geometrie des Laders ("Twin-Scroll") und verstellbarer Ventile ("Valvetronic") geht der kleine Vierzylinder munter zur Sache. Er reißt keine Bäume aus und spurtet auch nicht, wie die schlichte Zahl von 184 PS vermuten lässt. Aber entspanntes Reisen auf Landstraßen und Autobahnen beherrscht er wie der Bäcker das Brote backen: sauberes Handwerk. Bemerkenswert ist jedoch die Antwort auf Gaspedal-Befehle. Jedes kleine Zucken im rechten Fuß wird umgehend in motiviertes Hochdrehen umgewandelt. Dabei schafft die 8-Gang Automatik von ZF die perfekte Anschlussgarantie jeder einzelnen Fahrstufe. Wenn man ihn aus einer Kurve heraus manuell schaltend dem Drehzahlbegrenzer entgegen beschleunigt, kommt schon etwas Grinsen in die Mundwinkel. In der Stadt verschluckt sich der 20i dagegen manchmal kräftig. So als würde man ihn bei vehementen Ampelspurts aus Versehen abwürgen. Da offenbart sich dann die Schwäche des Alublocks. Die Feinabstimmung der Einspritzung scheint nicht konsequent vom dick aufgeplusterten 28i auf die kleinere Ausbaustufe angepasst worden zu sein. Das hat auch zur Folge, dass das Trinkverhalten eher der großen Maschine entspricht. Und die sind nicht von schlechten Eltern.
Kommt der 20i nämlich einmal in Fahrt, lässt er sich gehen wie aufgeregte 'Murica-Teenies in der Prom-Night. Er kippt sich ordentlich einen hinter die Binde. Konkret: Auf der Autobahn muss man spätestens alle 550 Kilometer zur Zapfsäule. Und dann ist man noch nicht einmal zügig unterwegs. Der Diesel schafft ohne Anstrengung die doppelte Reichweite. Und wirkt dabei wesentlich entspannter und deutlich kräftiger. Die fast schon nebensächliche Arroganz, mit der der Motor auch hier mittels zwei Liter Hubraum Diesel in Fortbewegung umwandelt, vermag auch das harsche Verbrennungsgeräusch zu kaschieren. Klar läuft der Benziner seidiger und ruhiger. Das Knurren zeugt aber von anderen Qualitäten, die sich auf Dauer doch zu einer gewissen Überlegenheit gegenüber dem Schnurren des Benziners summieren. Anfangs noch sehr angetan vom 20i verpuffte diese Begeisterung zusehends vor der schwindenden Tanknadel. Der BMW 5er ist ein Reiseauto, wie es im Buche steht. Und dazu passt der kleine Motor im Bug schlichtweg nicht. Die Maschine muss sich regelrecht zerreißen, sprich hochdrehen, um passablen Vortrieb zu erzeugen. Von sportlichen Fahren wollen wir hier gar nicht reden. Die satte Drehmoment-Keule des 20d hingegen kann man immer wieder bedenkenlos auspacken. Weil er auch unter schweren Füßen auf dem Gaspedal nicht einknickt. So macht das Abreißen vieler Autobahnkilometer richtig Spaß. Man genießt das Prestige einer schicken Business-Limousine und kann sie dennoch mit Kleinwagen-Trinksitten bewegen. So kommt man entspannt ans Ziel und muss noch nicht mal Tanken.
Wer es also vermeiden kann, lehne den 520i ab. Viel Spaß macht er nicht und der 520d kann fast alles besser. Laufruhe ist zwar nicht seine Stärke. Aber wer den 25d kennt, wird den 20d als Flüster-Triebwerk ansehen.
BMW 520i (hier als Touring mit Automatik)
_184 PS zwischen 5000 - 6250 rpm
_270 NM Drehmoment ab 1250
_0-100 Stundenkilometer in 8,2 Sekunden
_225 Stundenkilometer Vmax
_Verbrauch nach Norm: 6,3 Liter Super/100 Kilometer (im Leben nicht)
_Verbrauch im Alltag: je nach Fahrweise zwischen minimal 7,9 bis 13,5 Liter. Nach oben bis 20 Liter offen.
BMW 520d (hier als Limousine mit Automatik)
_184 PS bei 4000 rpm
_380 NM Drehmoment ab 1750
_0-100 Stundenkilometer in 8,2 Sekunden
_224 Stundenkilometer Vmax
_Verbrauch nach Norm: 4,9 Liter Frittenfett/Diesel je 100 Kilometer (machbar)
_Verbrauch im Alltag: je nach Fahrweise zwischen minimal 4,5 bis 7,9 Liter.
Beide hatten Schiebedach, Leder, Sportlederlenkrad, Xenon (Serie seit LCI), Telekom-Hotspot, Sitzheizung und das grandiose Navi Professional.