2 Herzen: 520i vs. 520d | Sixt Düsseldorf Flingern

  • Da denkste: Kennste einen, kennste alle.

    Ist aber nicht so.

    Über die unterschiedlichen Charaktere von zwei Mal 184 PS.



    Die Ausgangslage stellt sich so dar: Zwei mal zwei Wochen mit dem gleichen Auto, dem BMW 5er. Klar, der eine war ein Kombi, hatte helles Leder innen. Der andere wurde als Limousine samt schwarzem Leder innen vom Dingolfinger Band geschoben. Von außen sind beide in schlichtem schwarz gehalten und werden durch die neue Ausstattungsvariante "Modern Line" aufgehübscht. Den größte Unterschied merkt man aber erst nach dem Drücken des Start-Knopfs. Der eine rumpelt los wie ein Trekker. Der andere pustet fröhlich und sonor seine Jugendlichkeit aus dem Doppel-Endtopf. Hier offenbaren sich zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. In Zeiten turboaufgeladener Downsizing-Triebwerke mit wenig Hubraum erwarte ich viel Drehmoment, wenig Verbrauch und Spritzigkeit auf dem gesamten Drehzahlband. Nun, keiner der beiden Triebwerke vermag vollends zu überzeugen. Was der eine hat, fehlt dem anderen. Nach kurzer Eingewöhnung und langen Autobahnetappen spielt sich der Diesel dann aber doch kräftig in den Vordergrund.


    Aber der Reihe nach. Fangen wir mal beim Benziner an. Mit dem 20i hat BMW dem Fünfer ein ganz passables Einstiegs-Motörchen mit auf den Weg gegeben. Dank Direkteinspritzung, variabler Turbinen-Geometrie des Laders ("Twin-Scroll") und verstellbarer Ventile ("Valvetronic") geht der kleine Vierzylinder munter zur Sache. Er reißt keine Bäume aus und spurtet auch nicht, wie die schlichte Zahl von 184 PS vermuten lässt. Aber entspanntes Reisen auf Landstraßen und Autobahnen beherrscht er wie der Bäcker das Brote backen: sauberes Handwerk. Bemerkenswert ist jedoch die Antwort auf Gaspedal-Befehle. Jedes kleine Zucken im rechten Fuß wird umgehend in motiviertes Hochdrehen umgewandelt. Dabei schafft die 8-Gang Automatik von ZF die perfekte Anschlussgarantie jeder einzelnen Fahrstufe. Wenn man ihn aus einer Kurve heraus manuell schaltend dem Drehzahlbegrenzer entgegen beschleunigt, kommt schon etwas Grinsen in die Mundwinkel. In der Stadt verschluckt sich der 20i dagegen manchmal kräftig. So als würde man ihn bei vehementen Ampelspurts aus Versehen abwürgen. Da offenbart sich dann die Schwäche des Alublocks. Die Feinabstimmung der Einspritzung scheint nicht konsequent vom dick aufgeplusterten 28i auf die kleinere Ausbaustufe angepasst worden zu sein. Das hat auch zur Folge, dass das Trinkverhalten eher der großen Maschine entspricht. Und die sind nicht von schlechten Eltern.


    Kommt der 20i nämlich einmal in Fahrt, lässt er sich gehen wie aufgeregte 'Murica-Teenies in der Prom-Night. Er kippt sich ordentlich einen hinter die Binde. Konkret: Auf der Autobahn muss man spätestens alle 550 Kilometer zur Zapfsäule. Und dann ist man noch nicht einmal zügig unterwegs. Der Diesel schafft ohne Anstrengung die doppelte Reichweite. Und wirkt dabei wesentlich entspannter und deutlich kräftiger. Die fast schon nebensächliche Arroganz, mit der der Motor auch hier mittels zwei Liter Hubraum Diesel in Fortbewegung umwandelt, vermag auch das harsche Verbrennungsgeräusch zu kaschieren. Klar läuft der Benziner seidiger und ruhiger. Das Knurren zeugt aber von anderen Qualitäten, die sich auf Dauer doch zu einer gewissen Überlegenheit gegenüber dem Schnurren des Benziners summieren. Anfangs noch sehr angetan vom 20i verpuffte diese Begeisterung zusehends vor der schwindenden Tanknadel. Der BMW 5er ist ein Reiseauto, wie es im Buche steht. Und dazu passt der kleine Motor im Bug schlichtweg nicht. Die Maschine muss sich regelrecht zerreißen, sprich hochdrehen, um passablen Vortrieb zu erzeugen. Von sportlichen Fahren wollen wir hier gar nicht reden. Die satte Drehmoment-Keule des 20d hingegen kann man immer wieder bedenkenlos auspacken. Weil er auch unter schweren Füßen auf dem Gaspedal nicht einknickt. So macht das Abreißen vieler Autobahnkilometer richtig Spaß. Man genießt das Prestige einer schicken Business-Limousine und kann sie dennoch mit Kleinwagen-Trinksitten bewegen. So kommt man entspannt ans Ziel und muss noch nicht mal Tanken.


    Wer es also vermeiden kann, lehne den 520i ab. Viel Spaß macht er nicht und der 520d kann fast alles besser. Laufruhe ist zwar nicht seine Stärke. Aber wer den 25d kennt, wird den 20d als Flüster-Triebwerk ansehen.




    BMW 520i (hier als Touring mit Automatik)
    _184 PS zwischen 5000 - 6250 rpm
    _270 NM Drehmoment ab 1250
    _0-100 Stundenkilometer in 8,2 Sekunden
    _225 Stundenkilometer Vmax
    _Verbrauch nach Norm: 6,3 Liter Super/100 Kilometer (im Leben nicht)
    _Verbrauch im Alltag: je nach Fahrweise zwischen minimal 7,9 bis 13,5 Liter. Nach oben bis 20 Liter offen.


    BMW 520d (hier als Limousine mit Automatik)
    _184 PS bei 4000 rpm
    _380 NM Drehmoment ab 1750
    _0-100 Stundenkilometer in 8,2 Sekunden
    _224 Stundenkilometer Vmax
    _Verbrauch nach Norm: 4,9 Liter Frittenfett/Diesel je 100 Kilometer (machbar)
    _Verbrauch im Alltag: je nach Fahrweise zwischen minimal 4,5 bis 7,9 Liter.


    Beide hatten Schiebedach, Leder, Sportlederlenkrad, Xenon (Serie seit LCI), Telekom-Hotspot, Sitzheizung und das grandiose Navi Professional.

  • Hi pieet, toller Bericht, hab den 520i auch ähnlich erlebt.


    Etwas zur aufmachung des Berichts: Auch wenn ich die zwei-Teilung der Bilder thematisch verstehen kann, erschwert das subjektiv das Lesen. Die Augen werden vom Fixpunkt irgendwie abgelenkt. Aber vielleicht bin ich ja auch nur der einzige dem das stört.

  • Schöner Bericht!


    Den 520i bin ich noch gar nicht gefahren, nur mal den 523i und natürlich auch den 520d. Insofern kann ich deinen Vergleich gut nachvollziehen und mich dem Fazit mit voller Zustimmung anschließen.
    Mit dem 520d ist der 5er perfekt für die Langstrecke gerüstet - denn mal ehrlich: klar gibt es immer mal Gelegenheit für zügige Passagen aber ist es wirklich wichtig, schneller auf 200km/h zu sein, als der Audi oder Jaguar von nebenan? Dafür sind mit dem 520d utopische Reichweiten von mehr als 1.000km ohne weiteres möglich, für die man einen 30d oder gar 40d schon sehr zärtlich behandeln müsste, wenn es überhaupt möglich ist.
    Und ein Lächeln an der Tankstelle ist - genau wie ein Lächeln beim Beschleunigen - auch was schönes.


    Im Übrigen gefällt mir die Einbindung, Formatierung (wie auch immer) der Bilder sehr gut! Verdeutlicht den Anspruch des Beitrages.

  • Naja. Also das waren die Spannen, die ich auf bestimmten Etappen vom BC abgelesen habe. Die 13,5 stammen von einer Tempomat 180 Tour auf der A13 Richtung Süden. Der 20d brauchte hier 7,9. Das allerdings zu einer anderen Uhrzeit und es herrschten andere Temperaturen. Und zwischen Limo und Kombi gibt's auch noch mal Unterschiede.

  • Sind nicht alle unsere Empfindungen subjektiv. Selbst wenn man immer die gleiche Strecke fährt, gibt es doch immer wieder Unterschiede im Verkehrsgeschehen und selbst hat man sich auch nicht 100prozentig unter Kontrolle. Wir sind ja schließlich keine Prüfstände. Ich finde den Vergleich sehr gut und kann als 520d Fahrer sagen, dass Pieeet den Nagel auf den Kopf getroffen hat mit seinem Bericht. :)

  • Toller Bericht.


    Finde auch der 520d ist von der Leistung absolut ausreichend. Aber es kommt mit dem Motor einfach kein richtiges BMW-Feeling auf.


    Ich sage mir immer bevor ich mir einen 3er oder 5er mit 4-Zylinder Diesel kaufe, kaufe ich lieber einen gut ausgestatteten Passat (auch wenn das jetzt bei dem alten auslaufenden Modell viell. nicht mehr so verlockend klingt).


    Da ich beruflich viel miete freue ich mich aber natürlich wenn ich anstatt eines Passats auch mal ein Upgrade auf 520d bekomme, vom 530d ganz zu schweigen. ;-)


    Außerdem finde ich, dass BMW bei der Lautstärke und Laufkultur der 4-Zylinder Diesel mittlerweile dringend Nachholbedarf hat! Aber die spielen da in etwa in einer Liga mit den 4-Zylinder Dieseln von Mercedes. Von der Akustik sind die VW/Audi 4-Zylinder Diesel deutlich angenehmer.


    Bei den aktuellen BMW 4-Zylinder Benzinern wird ein großer Aufwand betrieben. Aber ich finde in der Praxis merkt man davon leider nicht sehr viel und es wirkt für mich eher ernüchternd.


    Den EA288 TSI in meinem VW Golf VII finde ich spitze! :122: