BMW 116i | Sixt Bremen Nord/Aumund

Gefahren wurde oft im Sportmodus, da man sich dabei mit Handschaltung nicht mit unnötig niedrigen Gängen rumärgern muss, wie bei einer AUT. Trotzdem meist relativ vorrausschauend gefahren, und phasenweise auch mal mit Eco Pro geschaut was so beim Verbrauch nach unten geht.

Vorwort

Wie so oft bei mir, ist es kein wirklich gut durchdachter Erfahrungs- bzw. Fahrzeugbericht, sondern eher der Versuch das festzuhalten, was mir bei der Anmietung und dem Fahren so durch den Kopf gegangen ist, und was mir besonders aufgefallen ist.

Zur Anmietung

Durch einen Gutschein der Sixt Meilenspur (danke nochmal an Turbopfeifen:, für den Hinweis ) für eine Anmietung von 7 Tagen, habe ich die Gelegenheit genutzt und einfach mal 7 Tage CPMR für schmales Geld eingespielt. Der Preis von IDMR wäre nur geringfügig teurer gewesen, aber ich wollte lieber noch mal einen Kompakten Premiumwagen fahren, und habe sehr auf einen A3 gehofft.
Am Tag der Anmietung standen dann leider nur zwei 1er an der Station und nur der eine war fertig aufbereitet. Beide hatten Sport Line und waren 116i. Alternativ wurde noch ein silberner C220d, Exclusive, Halogen angeboten, aber der vorgeschlagene Upsell von 12,50 € pro Tag war nicht so verlockend, dass ich dafür ein C220 in dieser denkbar unschönen Konstellation mitnehmen wollte.
Obwohl der 116i aktuell wohl neben den A180 mein persönlicher „Zonk“ in CPMR ist (von LKZ abgesehen. Selbst die 125 PS A3 sind aktuell besser ausgestattet), war ich ganz zufrieden, da ich eh mal einen modernen "Brot und Butter"-Benziner im Alltag ausprobieren wollte.
Nun gut, so wurde es mein erster 1er, und ich hatte noch mal die Chance eines der letzten pre-LCI Modelle, die je gebaut wurden intensiv zu testen (Produktion 10.02., Beginn Produktion LCI 01.03.).

Zum Fahrzeug

Außen:

Generell hatte ich selten zu einem Mietwagen so ein ambivalentes Verhältnis wie zu diesem 116i. Ich bin generell kein Fan des 1er BMW. Schon der alte 1er gefiel mir nicht, und der F20 stieß auch auf wenig Gegenliebe bei mir. Die Optik wird ja bei recht vielen eher kritisch betrachtet (Stichwort Glubschi), welche ja jetzt beim LCI auch geändert wurde.
Der angemietete 1er gefiel jedoch durch die schwarze Außenfarbe, Xenon, Sport Line und die sehr hübschen 17“ Felgen. Für mich ist er so fast in der hübschesten Kombination, die man für den 1er bekommt. So gefällt er mir außerdem fast sogar besser als mit M-Paket, da die Optik so eher zum Kompaktwagen passt. So ohne M-Paket ist es schon irgendwie besser, als ein Auto zu haben, das nach 350 PS aussieht, aber nur 136 PS hat. Das finde ich einfach peinlich.

Innen:

Innen finde ich den 1er vom Design ganz ok, aber nicht übermäßig ansprechend, das ist aber einfach Geschmack. Die Problematik mit dem Tacho (fehlende Hinterleuchtung wenn Licht aus bzw. die fehlende Kühlmitteltemperaturanzeige) hatte ich schon in meinem Bericht zum 2er erwähnt.
Hier war es nochmal etwas verschärft, da sogar die erweiterten Instrumente (Aufpreis 150€) fehlten, und es bei einem Neuwagen natürlich noch kritischer ist diesen warm zu fahren. Scheinbar scheint man das bei der „ach so sportlich“ ausgerichteten Marke BMW nicht für sonderlich wichtig zu erachten, den Fahrer über den Zustand des Fahrzeugs zu informieren, dass man das nicht mal im M135i anbietet…

Der Platz auf den Rücksitzen ist ganz ok, aber in der Klasse nicht überragend.

Zur Qualität zitiere ich mich mal selbst:

Zitat von x-conditioner

Die Kritikpunkte könnte man also aus einem meiner F3x-Berichte Übernehmen: Eindeutig zu viel billiges, hartes und/oder unentgratetes Plastik, Fügestellen sind teilweise grausig, alles um die Bedieneinheit der Klimaautomatik und Schaltung wirkt einfach nur billig, das Leder des aufpreispflichtigen Sport-Lederlenkrades wirkt fast wie Plastik, etc.

Bei dem Fahrzeug kam noch hinzu, dass der „Neuwagengeruch“ einfach nur in extrem unangenehmem Geruch nach billigem Pastik umschlug, wenn das Auto in der Sonne stand. Zudem meine ich, dass das Handschuhfach aus Hartplastik besteht, also nicht hinterschäumt ist.

Auch im Gepäckraum kam es mir vor, als wären die Seitenwände aus billigstem Karton gefertigt. Dazu war am Boden ein Gepäcknetz montiert. Eigentlich sehr praktisch, jedoch wenn man einen etwas größeren Gegenstand (einen kleinen Rucksack) damit fixiert hat, zog das Netz die dünne Bodenabdeckung auf der Hinterseite mit hoch, welche die „Reserveradmulde“, in welcher die Batterie steckt, abdeckt. Einfach schlecht durchdacht, da zwei Befestigungspunkte auf der Abdeckung liegen, diese aber nur lose aufliegt und sich nicht arretieren lässt, wird die Abdeckung durch die Spannung des Netzes hochgezogen.
Zu meinem Glück sind ja in der Sport Line die tollen Sportsitze enthalten, dies hat viel beim Inneneindruck gerettet. Auch sie finde ich vom Material her eher unansehnlich, mit den roten Plastikaufnähern, wirken sie wirklich wenig wertig, und auch der Stoff fühlt sich weniger gut an als im A3 oder in der A-Klasse, der der Stoff keinerlei Struktur hat, wie zB die Sitz im A3.

Auch die Sitzverstellung finde ich persönlich wenig elegant gelöst. Für die Einstellung der Sitzhöhe oder Lehnenstellung muss man der Körper anspannen, bzw. Gewicht vom Sitz nehmen, da man sonst mit einem Ruck ganz unten sitzt, bzw. in Liegeposition ist. Dazu kommt, dass die 3 Hebel nicht mit Piktogrammen versehen sind, wie es zb beim E46 noch war. Man weiß also sofort nicht welcher Hebel wofür ist, selbst da hat man bei BMW gespart.

Doch bei aller Kritik, sind die Sitze erstmal eingestellt, sind sie grandios! Wirklich immer wieder verblüffend, wie Bequemlichkeit und Seitenhalt kombiniert funktionieren können. Ganz stark und natürlich um Welten besser als die grauenhaften Standardsitze aus dem F20/F30. Auch überrascht hat mich, dass eine pneumatische Lehnenwangenverstellung auch beim 1er verbaut wird, sind die Sitze identisch mit denen aus dem F30?

Erwähnenswertes zur Ausstattung

Nachdem die schicke Optik von außen mit Sport Line, den teuren Felgen (ich glaube 900 €) und Xenon-Scheinwerfern, echt nach einigem aussahen, machte sich Ausstattungsmäßig innen eher Ernüchterung breit.
Der 116i war leider eher spärlich ausgestattet – noch spärlicher als der 220d letztlich.
Klar, einige der wichtigsten Dinge hatte er, wie Klimaautomatik, Einparkhilfe (nur hinten), Navi Business und Sitzheizung.
Aber dass eigentlich alle A3 und sogar viele Fahrzeuge aus CDMR und CLMR besser ausgestattet sind, ließ einen dann doch über die Berechtigung für die CPMR Einstufung etwas grübeln.
Besonders vermisst habe ich Kleinigkeiten wie einen Tempomaten, die erweiterten Instrumente oder das HiFi-Soundsystem (das Standard-„System“ klingt einfach nach nichts), die schon für wenige 100 € ein deutlichen Zugewinn darstellen.
Auch den Komfortzugang, auch wenn er ja in der Klasse eher unüblich ist, habe ich vermisst. Ich merke einfach, dass ich oft vor dem Auto stehe und den Schlüssel noch aus der Tasche fummeln muss, da ist der Komfortzugang für mich einfach schon ein deutlicher Gewinn.
Das kleine Navi macht seinen Job ganz ordentlich, jedoch fehlt mir einfach die Splitscreen Funktion. Auch wurde mir im Verlauf der Woche deutlich, dass das kleine Navi ohne erweiterte Instrumente für meine Nutzung nicht gut geeignet ist. Ich fahre fast immer mit abgeschalteten Navi-Ansagen, mit HUD, dem Navi Prof, und/oder den erweiterten Instrumenten ist das problemlos, da es im HUD, im Instrument und im Splitscreen angezeigt wird, wenn zB eine Abfahrt erreicht wird. Wenn all dies fehlt, und man die Navikarte angezeigt hat, macht der überhaupt nicht auf sich aufmerksam, dass zB eine parallel verlaufende Abfahrt kommt. Nur wenn man gerade in einem anderen Menü ist, erscheint im Control Display eine Anzeige mit der Kreuzung oder Abfahrt. Schade, denn zumindest eine primitive Pfeilanzeige hätte selbst im kleinen Instrumentendisplay Platz.
Erstaunt war ich, dass sich selbst das kleine Navi mit Onlinefunktionen ausrüsten lässt, so konnte ich zumindest die BMW Online Dienste wie Sonderzielsuche oder die Clever-tanken App nutzen. Das tolle RTTI war hingegen leider nicht gebucht.

Zum Fahren

Jetzt kommen wir zum interessantesten Punkt. Hatte ich den 116i immer als „bessere Gehhilfe“ angesehen, war ich doch überrascht, dass der Motor mit den 136 PS doch ganz gut ging. Klar, der braucht Drehzahl, aber oberhalb von 2.000/min entwickelte der Motor schon einen ganz angenehmen Schub, das ging mitunter auf Landstraßen schon fast in Richtung Spaßempfinden.
Man merkte halt recht schnell, schon wenn man nur einen Mitfahrer dabei hatte, wie die Beschleunigung schlechter wurde, aber sonst war ich positiv überrascht von der Kraft. Der Wagen ging auch schneller als gedacht auf ca. 160 km/h, erst danach wurde es etwas zäher. Allerdings waren mehr als Tacho 210 nicht drin, ich vermute fast, dass er abgeriegelt ist, da es sich anfühlte, als könnte er zumindest noch ein paar km/h schneller.
Vor allem die Handschaltung hat den Eindruck bei mir wohl gerettet. Steinigt mich ruhig, aber der 116i auf SR hat mir fast mehr Spaß gemacht als der 220d AUT auf WR…
Klar ist der viel langsamer, hat um Welten weniger Kraft und Drehmoment, aber die Leistungsabgabe mit Handschaltung ist einfach eher mein Geschmack. Da kann man so auch noch das Turboloch spüren, wie erst ab 2000/min richtig der „Boost“ einsetzt, während die Automatik bei Kickdown immer für maximale Fahrleistung runterschaltet, und dann die Gänge bis zum bitteren Ende ausdreht.
Der Motor klang zudem auch ganz nett, besser als viele andere schwache Benziner, und vor allem für mich besser als fast jeder 4-Zylinder Diesel. Bei offenem Fenster hat man dazu immer das laute Zischen vom Blow Off Ventil, was sich auch schon witzig anhört.
Das Fahrwerk ist gut gelungen wie ich finde. Obwohl die Felgen so gut ausschauen, sind es „nur“ 17“, was dem Federkomfort zugutekommt. Dieser ist wirklich besser als erwartet, m.M.n. viel ausgewogener als beim eher sportlich-hart ausgelegten A3. Trotzdem liegt er gut in den Kurven, auch wenn er zu relativ starker Seitenneigung tendiert.
Den wirklichen Vorteil von Heckantrieb, also dem Fehlen von Antriebseinflüssen auf die Lenkung, spüre ich beim 116i im Alltag kaum, und auch beim sportlichen Fahren, sind moderne Fronttriebler kaum im Nachteil. Ich sehe die Umstellung beim nächsten 1er auf Frontantrieb nicht so katastrophal. Ich persönlich finde: Bei Kompaktwagen deutlich unter 200 PS ist es eigentlich eh egal welche Achse angetrieben wird, und darüber nehme ich für Alltagsfahrzeuge eh lieber einen Allradler, der die Kraft auch vernünftig auf die Straße bringt.
Klar macht BMW damit noch ein Stück mehr den „Sell Out“, aber unfahrbar werden die kleinen 1er dadurch (höchstwahrscheinlich) nicht.
Da erachte ich das elendige Downsizen von fast allen R6 auf R4 in 3er und 5er als deeeeeutlich kritischer.

Zum Verbrauch

Dies war ein Bereich, der mich besonders interessiert hat. Bisher hatten meine Mietwagen entweder Dieselmotoren, oder eher Hochleistungs- bis Sportliche-Benziner, von V12 über R6 und die 2.0 T(F)SI war schon einiges dabei. Auch einen schwachen 1,6 Liter R4 im C180 hatte ich schon, jedoch war dieser nur für 24h gemietet, und in einer Mittelklasse Limo mit einer suboptimalen Automatik war der Test wenig repräsentativ für die Alltagsnutzung.
So ambivalent meine Haltung gegenüber dem Fahrzeug an sich ist, so ambivalent ist auch der Verbrauch.
Im normalen bis leicht spaßigen Alltagsbetrieb mit 60% AB (Limit 120) 20% AB (Limit 80) und 20% Stadt, landet man bei 6,3 – 6,6 Litern:

Bei ähnlichem Streckenprofil aber sparsam gefahren kam ich auf 5,1-5,5 Liter, bei voller Eco-Pro Bewertung:

Bei mehr Autobahn und ohne Limit ist man sehr schnell in hohen 8er, oder eher 9er Bereich. Hier war noch recht viel ruhiges Fahren bei und nur etwa 20 km Autobahn Feuer frei:

Dann wollte ich mal schauen was so nach unten geht. Also bis zum 2. Abschalten Vollgetankt; eine Tankstelle rausgesucht, die ~100 km entfernt ist; und nur über Stadt und Landstraßen zu 100% im Eco Pro Modus losgedaddelt. Das war wirklich fast Schleichen, zum Glück war wenig Verkehr, dass ich niemanden behindert habe. Als ich dann nach 97 km an der Tanke ankam, passten nur 3,6 Liter bis zum 2. Klick in den Tank. Das würde einem unglaublichen Verbrauch von 3,7 Litern entsprechen. Der BC zeigte trotzdem satte 5,0 Liter an. Also habe ich zum 3. Klick vollgemacht, das waren dann 4,36 Liter, was 4,5 Liter/100 km entsprechen würde. Das erschien mir realistischer, aber was jetzt genau stimmt lässt sich selbst mit Klick zu Klick nicht sagen, da man nie weiß ob die Zapfpistolen beim gleichen Füllstand abschalten. Auf der kurzen Strecke macht das dann einen hohen Fehlerbereich aus.

Unterm Strich kam ich bei errechneten 7,26 Litern an bzw. 7,0 laut BC. Ich schätze es sind reale 7,1.
Das haut mich wirklich nicht um. Zum Vergleich: Den Golf VII GTI MAN mit fast 90 PS mehr, bin ich mit 0,8 Litern mehr gefahren. Und bei dem bin ich sehr viel weniger sparsam gefahren, da ich ihn nur ein WE hatte und nicht eine Woche u.a. zum Pendeln in die Uni benutzt habe, bei gleichzeitig natürlich noch viel besseren Fahrleistungen und deutlich mehr Spaß.

Fazit

Wo wir gerade vom Golf GTI reden, ich hatte es schon im BLP Thread erwähnt: ein nahezu identisch ausgestatteter Golf VII GTI MAN 5-Türer kostet gerade mal 100€ mehr als der gefahrene 116i, bei deutlich besserer Materialwahl und Verarbeitungsqualität, fast 90 PS mehr und einer nochmals höheren Alltagstauglichkeit.
Auch wenn ich den Golf sehr bieder finde, da würde mir die Wahl nicht schwer fallen.

Ist der 116i also ein schlechtes Auto?

Nein, er ist gut geeignet für Leute, die gerne etwas individuelleres als einen Golf fahren möchten, das Prestige eines Premiumwagens schätzen und dafür auch zahlen wollen/können - jedoch nicht die allerbesten Materialien erwarten und generell eher sparsam fahren. Wenn man will, kann der 116i aber auch ziemlich flott und fast spaßig sein, das muss man sich aber über höhere Drehzahlen und damit einem rasch steigenden Verbrauch erkaufen.
Bereut habe ich die Anmietung nicht, und auch nicht, dass ich das Upsell auf die C-Klasse ausgeschlagen habe, die ich auch noch mal mit einem Diesel testen wollte.

PS: Als ich am Abend vor der Abgabe an meiner Station vorbei schaute stand da ein 118i, der ansonsten exakt so aussah und ausgestattet war wie meiner. Der hätte mich dann doch noch mehr interessiert…